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sammen, sondern es durfte auch keiner seine Thür befestigen oder irgend etwas in seiner Zelle einschlicßeu; nichr ein Apfel ini Garten durste ohne Erlaubniß des Superiors abgepflückt werden. Man lächelt jetzt über solche Begriffe, aber Herr Owen, mit seinem Schauder vor allem Eigcnthum, mit seiner Nebcrzeugung, daß dasselbe, wie er sich ausvrückt, einen von der Trinität ver mensch lichen Flüche bilde, er muß die Weisheit der Mönche bewundern. In seiner „geistigen Unabhängigkeits-Erklärung" (veolurntinn ok Mmitnl lmlepouäeuoo) sagt Owen: „Ich erkläre jetzt vor euch und der Welt, daß der Mensch bis auf diese Stunde in allen Erv- theilcn der Sklave einer Trinität gewesen ist, der monströsesten, die sich ersinnen ließ, um seinem ganzen Geschlecht geistiges und physisches Uebel auszubürden. Ich meine das Privat- over persönliche Eigen- thum, — abgeschmackte und unvernünftige Religions-Systeme — und die Ehe, die sich auf persönliches Eigenthum und auf irgend eines dieser unvernünftigen Religions-Systeme stützt. Es ist schwer zu sagen, welche von diesen Hauptquellen alles Verbrechens zuerst und welche zuletzt gestellt werden soll, denn sie sind durch die Zeit so innig mit einander verwoben und verkettet, daß man sie nicht trenne» kann, ohne sie zu zerstören; ein jedes ist nöthig, um die anderen beiden ausrccht zu erhalten. Diese furchtbare Trinität, gemischt aus Unwissenheit, Aberglauben und Heuchelei, ist der einzige Dämon oder Teufel, der das Menschengeschlecht jemals gequält hat und cS wohl jemals quälen wird." (Fortsetzung folgt.) Charakteristik Georg'S III. Von Archibald Alison.°) Obgleich weder die Anlagen, noch die geistige Ausbildung Gcorg's Itl. ausgezeichnet waren, so war doch kein Monarch mehr geeignet für die schweren und wichtigen Pflichten, zu denen er be rufen war; wie kein anderer, besaß er Eigenschaften, die ganz den Schwierigkeiten entsprechend waren, mit denen er während seiner langen Negierung zu kämpscn hatte. Zn England geboren und er zogen, war er, wie er selbst sagte, stolz auf den Ramen eines Briten. Zn den Grundsätzen der protestantischen Religion erzogen, hielt er die Aufrcchthaltung derselben nicht bloß für seine Pflicht, sondern für die einzige Schutzwchr seines Throns. Einfach in seine» Gewohn heiten, mäßig in seinen Wünschen, allen Prunk scheuend, zog, er dem Glanz des Palastes die Reinheit und die Tugenden des häuslichen Lebens vor. Seine Erziehung war vernachlässigt worden, seine Kenntnisse waren von geringem Umfang, seine Ansichten über manche Gegenstände beschränkt, dagegen besaß er jenen natürlichen Verstand und Takt, dessen Mangel keine geistige Bildung ausglcichen kann und der so oft die glänzendsten und solidesten Kenntnisse ersetzt. Er erbte von seinen! Vater den angeborenen Muth und die Festigkeit seines Hauses. Bei wiederholten Gelegenheiten, wo auf sein Leben Angriffe gemacht wurden, legte er eine seltene persönliche Uner schrockenheit an den Tag, und als er bei den furchtbaren Aufruhr- SccNcn von I78V sich erbot, an der Spitze seiner Garden mitten in die gährcndc Hauptstadt hincinzurcitcn, so that er nicht mehr, als was sein gerader Sinn ihm als seine Pflicht vorschricb. Obgleich lebhaft im Gespräch, wie Könige gewöhnlich sind, so konnte'man doch nicht sagen, daß er einen sehr lebendigen Geist Halle, und doch deckte er sofort jede Sophisterei auf, welche der richtigen Ansicht, die er immer von seinen öffentlichen oder religiösen Pflichten batte, widersprach. Als Herr Dundas bei einem Gespräch über die katho lischen Forderungen, noch vor Pitt's Rücktritt auS demselben Grunde im Jahre I8liv, das oft wiederholte Argument vorbrachte, der Krönungs-Eid sey nur in Bezug auf seine exekutiven Pflichten von ihm geleistet worden, antwortete er sofort: „Gehen Sie, gehen Sie, Herr'Dundas, lassen Sic uns mit Ihren Schottischen Spitzfindig keiten in Ruhe." Aber seine Festigkeit und Konsequenz waren nicht bloß das,Re sultat physischer Entschlossenheit. Niemand besaß moralische Ent schlossenheit in höherem Grade, oder war geneigter, wenn er fül lte, daß er Recht hatte, seinen vollen Antheil von der Verantwortlichkeit zu tragen, die man auf sich nahm, indem man eine Maßregel von Wichtigkeit unterstützte oder ihr entgegcntrat. Die Festigkeit, die er bei Gelegenheit des Angriffs auf die Bank und der Meuterei von 1797 zeigte, führte die Nation glücklich durch die gefährlichste Krisis der neueren Zeit. Sein unbeugsamer Entschluß im Jahre I8l>7, sich keinyn Kompromiß mit den Katholiken in Bezug auf den KrvnuugS- Eid gefallen zu lassen, hielt jene Erschütterung des Kirchen- und StaatSgcbäudes, von der die Nation seitdem so viel gelitten, noch um zwanzig Jahre auf. Als er im Jahre 1783 fast allein der Forschen India-Bill widerstand, erklärte er seinen Entschluß, eher die Krone nicderzulegcn und sich nach Hannover zurückzuzichen, als dieselbe zum Gesetz werden zu lassen, und die Folge hät bewiesen, sowohl daß er bei dieser Gelegenheit sich in den Gesinnungen des Englischen Volks nicht geirrt, als auch daß er die wahrscheinliche Wirkung der vorgeschlagcncn Maßregel auf unser östliches Reich und die Zukunft der Englischen Verfassung richtig erkannt habe. Er wär hartnäckig und zuweilen rachsüchtig von Temperament, fest au seiner Macht haltend, und er bemühte sich seine ganze Negierung hindurch, 'l Aus Lessen Geschichte Eurova'S seit der Französische» Revolution, S- Nr. 81 LeS Magazins, Art. „Mannigsalliges". einen größeren Antheil wirklicher Autorität in seine Hände zu be komme!,, als gewöhnlich in coustitutioncUcn Monarchieen den Königen zufällt. Aber er hatte nichts Graulanies unv Tyrannisches in seinem Charakter; er vergab gern denen, vic seinem Leben nachgestellt, und war bei jeder Gelegenheit ein warmer Vertheidiger aller Maßregeln, die eine humane over wohlthätige Tendenz hatten. Jene Festigkeit artete aber zuweilen in ungebührliche Hartnäckigkeit aus, und sein bekannter Entschluß, sich i» keinen Vergleich mit den Amerikanischen Insurgenten cinzulassen, dehnte jenen unglücklichen Kampf noch auf Jahre hinaus, selbst nachdem auch seine Minister sich von der Hoff nungslosigkeit desselben überzeugt; doch selbst ein solcher Entschluß zeugt von einer gewissen Großherzigkeit. Es ist jetzt ausgemacht, daß ohne die Unfähigkeit der Generale, die seine Armeen «»führten, seine Festigkeit von Erfolg belohnt worden wäre, und Jeder wird gestehen, daß seine erste» Worte a» den Amerikanischen Minister, der nach dem Frieden an seinen Hof kam: „Ich war der letzte Manu in meinen Staaten, der eure Unabhängigkeit anerkannte, aber nun, da sie zugestaubcn ist, werde ich der Erste seyn, der sie ver- theidigt", des Svuvcrains eines großen Reichs würdig waren, dessen moralische Entschlossenheit bas Unglück nicht beuge» und dessen ehren haften Sinn das Glück nicht schwäche» konnte. Mannigfaltiges. — Gaye und die Deutsche Kunstforschung inJtalien. AuS Florenz ist kürzlich die Kunde nach Deutschland gekommen, daß ein wackerer Landsmann, einer der gelehrtesten und unermüdlichsten Deutschen Kunstfreunde, die den Himmel unv noch mehr die Museen und Archive Italiens aufsuchtcn, Nr. Johann Gaye, dort im kräftigsten Maunesalter und mitten im thätigsten Wirken für die Kunst und ihre Geschichte dem Leben entrissen worden. Kurz vorher hatte er noch den ersten Band eines großen Werkes über die Künstler des täten, loten und Ulten Jahrhunderts, meistens auS eigenen Briefen derselben bestehend, herausgcgcben, und auch das Manuskript zu zwei folgenden Bände» soll er bereits-fertig hinterlassen habe,,.") Für Deutsche Blätter, uamcutlich für die Preußische Staatszeitung unv das Stuttgarter Kunstblatt, hat Herr l)r. Alfred Reumont in Florenz eben so anerkennende als dcS Gegenstandes würdige Anzeigen von Gayc'S Arbeit geliefert. Gegenwärtig finden wir auch in einer Jtaltänischen Zeitschrift, in der lilvi»iu bäw<g>ea (Ang. >840), einen trefflichen Artikel über den Deutschen Gelehrten und sein Werk. Es ist dieser, von Herrn P. Selvatico unterzeichnete Artikel um so schätzcnswcrther, als sich die Jtaliäncr nicht leicht entschließen, die Verdienste des Auslandes um die von ihnen selbst nur allzusehr ver nachlässigte Kunstgeschichte aiizuerkenuncn. Gaye lebte damals noch, als dieser Artikel geschrieben ward; cs ist also auch nicht eine jener posthumen Lobpreisungen, in welchen man um so stärker aufzutragen pflegt, je schwerer man eS über sich gewann, den Lebende» neidlos zu beurtheilen. Der Jtaliänische Kritiker sagt von dem Deutschen Gelehrten: „Zu den verdienten unter uns lebenden Fremden, die Italien in jeder Beziehung ehren, eine kindliche Liebe zu demselben hegen und seimn Ruhm vermehren und ausbreitcn, gehört vor Allen Herr Dl. Gaye, einer der gelehrtesten Männer, deren sich jetzt das wissenschaftliche und hochgebildete Preußen rühmt °°). Seit mehreren Jahren auf der Halbinsel verweilend, erlernte er ihre eben so har- mouischc als schwierige Sprache in dem Maße, daß er sie jetzt mit großer Korrektheit schreibt; was bekanntlich ein seltenes Verdienst auch unter unseren Laudsleutcu ist, deren nur sehr Wenige nach vicljährige» Mühen cS dahin bringen, daß sie eine gute Prosa schreiben. Ausgerüstet mit dieser Kcuntniß und mit der noch weit selteneren der Theorie der Kunst und ihrer Bedeutung, entwarf Herr Ike. Gaye den großartigen Plan zu einer Geschichte der schönen Künste in Italien. Zu diesem Zwecke hat er mit unendlicher Geduld und großem Scharfblick eine neue Musterung der besten öffentlichen und Privat-Archive vorgcnommcn, in denen sich Aktenstücke befinden, die als Grundsteine zu seinem Gebäude dienen können. Reiche Früchte haben ihm seine Forschungen getragen, denn cS ist ihm gelungen, Dokumente aufzulmdeu, durch die so mancher Jrrthum über die Ge schichte der Kunst, der bereits durch Jahrhunderte eine Art von Autorität gewonnen, berichtigt wird Den größten Theil dieser Aktenstücke hat Herr Gaye in den Archiven dcS glücklichen Toskana aufgefunden, wo ihm der Schutz einer aufgeklärten unv seine Ab sichten nach Verdienst ehrenden Regierung zu Theil wurde. Manche Leute in Italic» tadclu vielleicht den freisinnigen Fürsten, der einem Fremden gestattete, die Handschriften von Florenz und Siena mit verständiger Hand zu ordnen; ja. Einige wcrvcn gar so weit gehen, diese meine Worte zu verdächtigen und sie als unpatriotisch zu be zeichnen, weil sie einen Mann beloben, der, jenseits der Alpen geboren, sich bei uns niedergelassen, um, wie jene Leute behaupten, unsere li terarischen Schätze zu plündcrn. Was soll man solchen fanatischen VatcrlandSfrcundcn antwortens Nichts; so lange sie uns nicht be weisen, daß dcS Fremden Forschungen und Verdienste um die Kunst geschichte durch diejenigen unserer Landsleute entbehrlich gemacht scycn." ') Jener erste Band ist in Floren; bei Motini edl'Unenen unter Leni Titel tlartrknw-uralt» al -Vnlitl ö-l -rroU XII", XV , XV l; M'udUoiUv «a lUnatrato "> Herr I>r! Ga»e war kein «eborner Prcnne, löndern ein Holsteiner, -alt jedoch, weil er bauotsachlich mit Laude-leuten aus Preußen in Verbindung stand, ebenfalls dafür- HcrauSgegeben von der Rebaction der AUg. Prcuß. SlaalS-Zcilung. Rcdigirl von Z. Lehmann. Erdrück! bei A. W. Hayn.