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Wö^emüch crsckclncn drei Nun-mrrn. Piänunicrati-n«- Preis 22; Sgr. (; Tbir.) menclstibcllck, Z ^hlr. inr da» .Iadr, ohne Er höhung, in allen ^heilen der Preristihden Monarchie. Magazin für die Vian vränumerirt auf diese» Literatur-Plan in Berlin in der Expedmon der AUg. P:. Sraats-geimnq (grieLciaeSstr. Nr. 72); in der Proom-, so wie im AuSlande der den Wohllöbl. Poit - Aemlkrn. Literatur des Auslandes. 114. Berlin, Montag den 2l. September 1840. Spanien. Eine Spazierfahrt nach Sevilla. Bom Marquis von Londonderry. Man hat einen reizenden Anblick, wenn man sich dcm schonen Cadir nähert, das so weiß ist wie frischgesällcner Schnee und sich fast wie Venedig aus den Wogen crhcdr: ein Himmel ohne ein Wölkchen, eine See, so blau wie Aznr, während Hunderte von malerischen Fischcrbötcn auf ihr hernmschwimmen; und wenn man landet, welcher Kontrast gegen das häßliche, schmutzige Lissabon. Die Straßen sind zwar eben so enge, aber höchst reinlich und regel mäßig. Die Balkons, Vcnetianischen Jaloufieen und Vorhänge von allen Farben an jedem Stock der hohen Häuser machen einen sehr angenehmen und heiteren Eindruck. Wegen der eigcnthümlichen Lage von Caoir auf einer Landzunge giebt es keine Wägen in der Stabt; die Communicationen finden nur zu Fuß statt ober vermittelst Maul esel, unv Lastträger transportircn alle Waarcn, wie in Lissabon, auf ihren Schultern. - , Cavir ist die reinlichste Stadt, die ich in Europa gesehen habe. Früher war der Handel dieser Stadt unermeßlich, aber kcr Verlust von Sud-Amerika hat ihn sehr heruntergebracht. Die Stadt hat einen schönen öffentlichen Spaziergang auf den Mauern, womit sie umgeben ist, genannt Vie Alameva; diese und die Plaza de la Coustitücion find jetzt die einzigen öffentlichen Promenaden. Die Waaren, die hier zum Export fabrizirt werden, find gut und das Leben billig; im Allgemeinen kann man sagen, was in England ein Pfund kostet, das hat man hier für einen Dollar. Man hatte eben von Madrid aus Tc Dcums und Festlichkeiten in allen Städten anbefohlen wegen ver Ueberwindung der Karlisten und Wiederherstellung deck Friedens, doch schien man in Cadir keine große Festlichkeiten zu beabsichtigen, indem der Gcmcindcrath sich mit Ärmuth entschuldigte; desto mehr erwartete man in Sevilla. Das Landen in Sevilla ist barbarisch; man wirv nicht bloß mit allem Gepäck auf den Quais durchsucht, 'sondern hat noch eine zweite Oeffnung der Kisten und Pakete am Stabtthor zu bestehen. Dies geschieht nicht deshalb, weil sie so streng find, sondern sic wollen einem nur Aufenthalt machen, wenn man ihnen nichts in die Hand drückt. Dieses S-stcm ist in Spanien sehr auSgebilbet. Ich bemerke dies für diejenigen, die dieselbe Tour machen wollen, und rathc ihnen, so wenig Gepäck als möglich mitzunehmcn. Die Ufer des Guadalquivir finb bis in die Nähe Sevilla's sehr niedrig und sumpfig, eben so der Fluß selbst/und seine Tiefe un gleich. ES heißt, man erhebe schwere Steuer von den Schiffen, um davon die Schifffahrt in Ordnung zu halten, aber, wie bei den meisten Zwecken der Art in Spanien, Betrug und schlechte Kontrolle bringen das Geld in die Taschen der Beamten, und der Fluß bleibt wie er ist. Mag landet an einem kleinen Thurm auf der Delicias- Promcnave, Diese Promenade hat der Gouverneur, Herr Ajora (der hernach, weil man ihn Karlistischer Gesinnung beschuldigte, ab- gesctzt wurde), vor zehn Jahren an den Ufern des Flusses zum Reiten und Fahren anlcgcn lassen. Sie macht in Sommer und -Hitze diese Stadt zu einem viel angenehmeren Aufenthalt als Cadir; denn hier kann man doch Schatten, Berg, Hügel und Thal, mit einem Wort das Land genießen, während man in der schönen Stadt nichts als Sonne und vergitterte Häuser hat. Der erwähnte Gou verneur hat auch viel für die Verschönerung der Stadt gcthan, die durch die Französische Occupation sehr gelitten hatte; er baute den Palast und den größeren Theil der Plaza Isabel wieder auf, seit feiner Entfernung aber ist wenig oder nichts geschehen: das große Hemmniß ist hier, wie überall in Spanien, Geld. ES ist bekannt, daß der Hauptschmuck Sevilla's die prächtige Gothische Kathedrale ist, die größte und schönste in Europa. Wir kamen glücklicherweise am Nen an, wo Te Deum und hohe Messe gefeiert wurden und alle Behörden anwesend waren. Wir bekamen gute Plätze, um 10 Uhr des Morgens. Nichts hat je mehr den Eindruck des Erhabenen auf mich gemacht, als dieses Gebäude: Westminster-Abtei, die Kathedralen von Jork und Durham sind der Stolz meiner Heimat, aber die hohen Bogen, das gemeißelte Täfel- werk, die besonders schönen Glasmalereien, durch welche die Fenster, wenn die Sonne sic bescheint, wie illuminirte Sterne am Firmament erscheinen, vor Allem aber das herrliche Eichen- und Ebenholz- Schnitzwerk, erwecken in dem Beschauer viel mehr Erstaunen und religiöse Ehrfurcht als jene Englischen Kirchen. Das Orgelspiel war ausgezeichnet, doch wurde nicht gesungen. Die Kathedrale enthält viele köstliche Gemälde von Murillo, der aus dieser Stadt gebürtig ist, und hier ist auch Columbus' Grabmal zu sehen, mit, den Sym bolen der Entdeckung der neuen Welt geschmückt. Es war nicht leicht, die herrschende Meinung in Spanien hcr- auszufindrn. Ob die letzten Ereignisse dem Bürgerkriege ein Ende machen werden, ist nicht bloß problematisch, kaum zwei Spanier werden dieselbe Meinung darüber abgcben. Jedenfalls wird viel darauf ankommcn, wie die Königin und die Christino-Partei sich jetzt benehmen, und was für Gesetze die Cortes annchmcn werden. ES ist zuvörderst eine allgemeine Amnestie proklamirt worden, nach welcher alles bisher sequestrirte Eigenihum den Besitzern, zu welcher Partei sie auch gehören mögen, zurückgcgeben werden soll, wenn sie nur zuvor der jungen Königin Treue schwören. Eine andere eben so verständige Maßregel, die man beabsichtigen soll, ist, nicht bloß den Basken, sondern allen Provinzen ihre Privilegien wicderzugcbcn (ob dies die neuesten Vorgänge bestätigens), was gewiß viel dazu beitragen würde, die Gemülher zu beruhigen. Uebrigens wird man die Bemerkung machen, daß in allen Seestädten die modern libe ralen Ideen den meisten Fortschritt gemacht haben, während in den großen Städten des Inneren eine mehr royalistische Gesinnung vor herrscht, aber royalistisch im Spanischen Sinn, d. h. auf Erhal tung der Privilegien und Provinzial-Unabhängigkeit vorzüglich hin trachtend. Man hat die Klöster und Mönche auf eine sehr unverständige Weise und, meiner Meinung nach, zum großen Nachthcil für Spanien abgeschafft. Ich will das Benehmen dieser Klaffe nicht vertheidigen, aber jedenfalls war es äußerst grausam, sie Alle ins Elend zu treiben. ES hieß anfangs, sie sollten einen Frank täglich bekommen, was eine sehr kümmerliche Existenz ist, aber auch diese, wie alle Spanische Zahlungen, kamen in die Hände von Spekulanten, unv die unglücklichen wandernden Priester waren gcnöthigt, bei den Karlisten oder irgend einer Bande Dienst zu nehmen, um nicht Hungers sterben zu müssen. Hätte die Regierung die Klöster nach und nach mit dcm Abstrichen ihrer Bewohner aufgehoben, so hätte man selbst in Spanien nichts dagegen gehabt, da gar Vieles in diesen Stiftungen und Mönchsorden tadelnswcrth war; aber bie Vernichtung derselben im Großen ist eine von den vielen unge rechten und thörichtcn Maßregeln, welche sich die gegenwärtigen Herren des Landes haben zu Schulden kommen lassen. Die Mönche sind in alle Winde zerstreut, die Nonnenkloster werden jetzt aufge hoben, und in der nächsten Generation wird es sich zeigen, ob Ord nung, Sittlichkeit oder Religiosität durch den plötzlichen Umsturz dessen, was so lange bestanden hat, gewonnen haben. Ich habe jetzt ein Sticrgefecht zu beschreiben; ich habe eines ge sehen und wünsche nicht, ein zweites zu sehen. Diese seltsame Lust barkeit, die man zur Feier der Siege Espartero's gab, war auf den II. Oktober festgesetzt, und wir hielten uns für ganz besonders vom Glück begünstigt, daß wir so zu rechter Zeit ankamen, ein Sticrgefecht hier zu sehen, nachdem wir eben einen Monat früher an den Tournier zu Eglintoun Theil genommen. Für diese Stiergcfcchtc ist ein unge heures Amphitheater erbaut vor einem der Thore Sevilla's. Es kann ungefähr ISMO Personen fassen; bei der Vorstellung, Pie ich damals mit ansah, waren über 8000 darin, und man kaufte Billette dazu wie zu anderen öffentlichen Schauspielen. Die Nacht vor dcm Kampf werden die wilden Stiere vom Lande und den Wäldern von Volks massen in diesen Raunz hineingetricbcn; das Volk bemächtigt sich dann der Plätze und macht den erstm Angriff auf die Stiere. Dies ist ein sehr gefährliches Schauspiel; es fand um 3 Uhr des Morgens statt. Ich selbst ging nicht hi», aber einige meiner Reisegefährten. Die Stiere stürzen schäumend und brüllend hinein; das Hallo des Volks mit seinen bunten Tüchern und Vertheidigungswaffen treibt sie zurück, aber gewöhnlich kommen einige Ungliickssällc dabei vor: so wurde damals ein Mann in die Höhe geschleudert und blieb auf der Stelle todt; einem Anderen wurden Arme und Beine verrenkt, wäh rend viele Pferde getödtct wurden und noch viele kleinere Unfälle verkamen. Um 3 Uhr beginnt das regelmäßige Schauspiel. Der respektable und bessere Theil der Bevölkerung ist zu dieser Stunde in ihren Balkoncn oder Logen mit Reihen von Sitzen, die sich über einander erheben, im Inneren dieses geräumigen Theaters versammelt. In der Mitte ist die Staatsloge für den Gencral-Capitai» und die Of fiziere der Provinz: auf den beiden Seiten des Gebäudes find zwei andere bunt geschmückte Logen, wo die Richter und andere öffentliche