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Wöchentlich «scheinen drei Nummern. PränumeratienS- PreiS 22^ Sgr. (Z Ld.r.) oiertelUbrlich, 3 LYlr. kür d»S ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preußische» Monarchie, M Literatur a g a z i n für die Man vrönumerin auf diese« Literatur-Blatt in Berlin in der Expedition der Allg. Pr. Staatö-Zeitung (FriedrichSstr. Nr. 72); in der Provinz so wie im AuSlande bei den Wohllöbl. Post - Aemtern. des Auslandes. 111. Berlin, Montag den 14. September 1840 Frankreich. Die Temperatur und die Jahreszeiten am Aequator.") Unter dem Aequatvr strahlt die Sonne fast fortwährend in senk rechter Richtung das ganze Jahr hindurch eilf bis zwölf Stunden täglich Ströme von Licht und Wärme ans. Eine trockene Hitze durchbrcnnt die Luft unter dem reinsten Himmel der Erde. Die Dünste der Regenzeit vermögen nur wenig, diese Gluth zu löschen; im Gegentheil, sie ist dann dnrrb den entnervenden Einfluß der Feuch tigkeit unerträglicher als je. Unter der Linie beträgt der mittlere Durchschnittögrad der Hitze im ganzen Jahr 27 bis 2v° 6Z im Sommer 28 bis 32° 8^/ im Winter 27" 6^ und darunter, im Frühling 28" 7" mW im Herbst 26" 8^. In der neuen Welt hat diese Zone nach Vouguer und Lacondamine 31 bis 38° Normalhitze in der Mitte des Tages, und zwar von Peru längs des Litorals bis zu zwei oder drei Grad Breite. In La Guayra hält sich die Temperatur die fünf oder sechs Monate der heißen Jahreszeit hindurch, ohne von einem Tage zum anderen um einen einzigen Grad abznwcichen, auf3l". In Cumana, Havana, Vera-Ernz und einer Menge anderer Orte in der Nähe der Linie, obgleich sie nicht so heiß sind wie La Guapra, be trägt^ doch die mittlere jährliche Hitze wenigstens 2t und höchstens Im Allgemeinen sind die'tropischen Gegenden in der alten Welt heißer als in der nenen. In Pondicherp, Madras, Benares, Obcr- Aegppten und Dongola schwanken nach Humboldt die Marinia der Temperatur zwischen 40 und 46" 8^. Diese Hitze scheint nicht sehr selten vorznkommen, denn Legentil, dessen Beobachtungen sehr ge schätzt sind, versichert, in Pondicherp erreiche das Thermometer fast alle Jahre 30, 46 und 42". Er sah es 1768 in dieser Höhe in den Monaten Mai, Juli und August. Noch stärker war die Hitze 1768: da stieg sie in den Monaten Mai und Juni auf 43 und 48", wäh rend sic in den drei folgenden Monaten sich immer über 40° hielt. In Antongil in Afrika in der Vai von Madagaskar zeigte ein Thermometer unter dem Westwind nach demselben Beobachter Mit tags um I Uhr fünf Tage hinter einander 44 und 46". In Saint- Louis am Senegal würde nach Golberrp's thermometrischem Jour- nal nur der mittlere DnrchschnittSgrad der kältesten Stunden in der Mitte der Regenzeit schon 38 und der Durchschnittsgrad der heißesten Stunden über 41 betragen. . Die Wechsel der Atmosphäre in der heißen Zone sind selten, klein und nicht lange anhaltend. Die Ertreme der Temperatur weichen gewöhnlich um nicht mehr als acht oder neun Grad von einander ab. Ferner ist es merkwürdig, daß diese Veränderungen bei gleicher Breite in der neuen Welt, an den Küsten und im Westen weniger groß und häufig sind als in der alten Welt, in den Binnen ländern und im Osten. In Amerika übersteigen sic überall in der Ebene nicht mehr als zwei oder drei Grad vom Abend bis Morgen nild acht oder neun Grad vom Wintcr zum Sommer. Im Centrum der brennenden Ebenen, die der Niger benetzt, ist das Feld dieser Oscillationcn viel größer; nach dem Journal der Brüder Lander be tragen schon die täglichen Veränderungen sieben oder acht bis zwölf und vierzehn Grad- Ücbrigens kommt es natürlich hierbei immer auf die Erhebung des Bodens, die Natur des Terrains nnd die page der Nachbarländer an. So sind in La Guapra, einem platten, starker Ausstrählung unterworfenen und vor den Winden geschützten Lande, jene Veränderungen selten nnd unbedeutend, desto größer und gewöhnlicher in Caraccas, daS in derselben Zone, aber sieben oder achthundert M»trcs über dem Meer liegt; besonders stark nnd fast täglich wiedcrkehrend sind sie am Senegal, wo sie nach Thevenot'S Angabe 26" 4' während der trockenen Jahreszeit betragen, was die Wirkung niedriger und nicht sehr abschüssiger Küsten ist, die, unter dem Einstuß des Wüstensandes stehend und ganz ohne Wald und Berg, abwechselnd den Ost- und Nordwestwindcn ausgesetzt sind. Jedoch sinkt die Temperatur der Aequinoctial-Ebcncn nie unter den Gefrierpunkt; sie hält sich vielmehr im Allgemeinen zwischen 18 und 39°, daher jene Hitze, die eben so mächtig ist durch ihre Intensität, als durch ihre Dauer und Kontinuität. Das Jahr thcilt sich in der heißen Zone in zwei Theile, welche 1 Ei» Auszua aus dem kürzlich mit dem Montlwvn-Pr-is belohnten Werk eines Elsass««, NammS Finster, »der dir Keanlhetten Frankreichs in ihre» Beziehungen zu den Jahreszeiten. die Eingeborncn bald Sommer und Winter, bald trockene und nasse Jahreszeit, bald Sonnen- und Wolkenzeit nennen. Diese Jahreszeiten sind nicht überall und in jcdein Jahre gleich lang und gleich stark aus geprägt, aber die Verschiedenheiten, die in dieser Beziehung eintreten, sind am Aequator stets von geringerem Umfang als überall anderswo. Die Regenzeit kündigt sich dadurch an, daß die Nordwinde aufhören und die Süd- oder Westwinde zu wehen anfangen. Es treten nun erst kleine und seltene, mit Blitz und Donner untermischte Platzregen ein, bald wird der Regen häufiger und stärker, und auf dem Cul- minationSpunkt der Jahreszeit endlich stürzt er in Strömen mehrere Male täglich herab, von einem furchtbaren Aufruhr der Elemente begleitet, der besonders in Afrika schrecklich ist. Jedem Unwetter gehen heftige Windstöße voraus, welche die Wolken zusammentrcibcn, bis der Himmel ganz schwarz geworden; aus diesen Dunstmassen brechen unablässig Blitze hervor, welche selbst die Nacht zum Tage machen, begleitet von furchtbaren Donnerschlägen. Die Atmosphäre ist dann im höchsten Grade schwül und nicderdrückend, besonders in den ersten Zeiten. Nach einigen Momenten feierlicher Stille öffnen sich Plötzlich die Wolken, und mit einem Rauschen, gleich dem eines Wasserfalls, stürzt der Regen herab. Diese Platzregen, die zwei oder drei Stunden dauern, gleichen wahren Sündfluthen: im Nu überschwemmen sie den Boden auf mehrere Zoll Höhe. Man kann sich einen Begriff von ihrer Stärke machen durch die Menge Wasser, die sie liefern. Der Admiral Roussin sammelte davon in Capcnne innerhalb zehn Stunden mehr als 27 Centimetrcs, und vom i. bis 24. Februar gegen 4 Moires 8 CentimötrcS. Sobald der Platzregen vorüber ist, kehrt das Tages licht wieder, der Himmel wird wieder heiter, und die Hitze, die der Regen ein wenig gemildert hatte, gewinnt ihre frühere Kraft wieder bis zur Rückkehr eines neuen Sturms. Dieser Wechsel von Sturm und Sonnenschein charakterisirt die Regenzeit, während deren Dauer die Sonne nur unter einem dun stigen Schleier sich zeigt. Diese Jahreszeit bewirkt eine totale Re volution in den tropischen Gegenden: sie weckt die Vegetation, sie erregt eine allgemeine Zcugungsarbeit, aus der zahllose Heere von Insekten sich entwickeln; sie ist zugleich der Frühling und der Herbst jener Länder, die Zeit derBlüthen und der Früchte, der Saaten und der Aerndtcn. Die angcschwollencn Flüsse steigen 30 Fuß über ihr gewöhnliches Niveau; die von Feuchtigkeit gesättigte Luft greift alle Gegenstände an; selbst die Bewohner, trotz des Lurus von Vorsichts maßregeln, die sie dagegen brauchen, leben in einem beständigen Bade von lauen Dünsten. Die trockene Jahreszeit bringt wieder andere Revolutionen in dieser Zone mit sich. An die Stelle der Süd- und Westwinde treten die Ost- und Nordwinde, die alle Feuchtigkeit austrvckncn und dem Himmel seine Heiterkeit, dcr Sonne ihren Aequatorialglanz wicder- gebcn. Die Luft ist zu dieser Zeit so rein, daß das Erscheinen einer einzigen Wolke zu den außerordcntlichsten Phänomenen gehört. Afrika wird dann von dem Harmattan heimgcsucht. Man kennt die Wirkungen dieses brennenden Windes, der im Sahara-Sande sich erhebt. Sein Hauch vertrocknet und verzehrt Alles: die Bäume ver trocknen und vcrgclben, viele verlieren ihre Blätter, und das Grüne der Felder verwandelt sich in Stoppeln. Er duldet weder Regen noch Thau; er absorbirt auch die geringste Spur von Feuchtigkeit. Das Steinweinsalz, in Wasser aufgelöst und, selbst während des Nachts, dem Einfluß des Harmattan ausgesetzt, wird in wenig Stunden wieder trocken; die Bretter dcr Thürcn, die Dielen des besten Fußbodens zerspalten sich, die bestverwahrten Gegenstände, zum Beispiel sorgfältig verschlossene Bücher, krümmen sich nnd schrumpfen zusammen. Der Harmattan kehrt mehrere Male während dieser Jahreszeit wieder und weht oft mehrere Tage hinter einander. Er ist jedesmal von einem sandigen Nebel begleitet, der so dicht ist, daß er es mög lich macht, der Sonne ungestraft ins Gesicht zu sehen. So zerstörend er auch zu wirken scheint, so vereinigen sich doch alle Beobachter darin, seinen heilsamen Einfluß gegen Vic Krankheiten Afrika's zu rühmen. Besonders hat Mungo Park denselben an sich erfahren: dcr erste Hauch dieses Windes, beim Beginn der trockenen Jahreszeit, hat ihn zweimal dcr Gesundheit wiedergeacben. Trotz dcr Wüstenwkkide, ist die heiße Zone während dcr trockenen Jahreszeit überall brennend und trocken. Selten erfrischt dann der Regen die erhitzte Atmosphäre, selten stumpfen schützende Wolken, auch nur vorübergehend, die Stärke der Sonnenstrahlen ab. Die Hitze wirkt des Nachts eben so wie des Tages, des Morgens wie