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77 Berlin, Freitag den 26. Juni Besonders rührte ihn WWMMj ür die Man prönumerirr auf dieses Literatur-Blatt in Berlin in der Expedition der Allg. Pr. Staats-Zeitung (FriedrichSflr. Nr. 72); in Ler Provinz so wie im AuSlande bei den Wohttötll. Post > Aemtern. Ludwig XIV. benutzte die nach dem (163U) cintrctende Periode der Ruhe, um Krieg in seinen Staaten veranlaßt hatte, zu abzuhelscn. Er schenkte Allem, was einer Herstellung bedurfte, seine Aufmerksamkeit. Pyrcnäischcn Frieden die Uebel, welche der untersuchen und ihnen Reform oder Wicdcr- man weiß, welche lärmende Rolle sie bei Gelegenheit nationaler Feste spielen. die traurige Lage so vieler braver Offiziere und Soldaten, die, nachdem sie Werkzeuge seiner Siege gewesen und seine Feinde zum Frieden gezwungen hatten, zum Lohne dafür dem Elende vreisgcgcbcn waren. Er nahm die Idee eines eigenen Gebäudes für ausgediente Krieger wwdcr auf; es war aber seinem Geiste Vorbehalten, dieses Etablissement eben so danerhaft zu gründen, wie seinen Ruhm. Am ZO. November 1671 legte Ludwig den Grundstein zu seinem Jnvaliven-Hospitalc, und in weniger als acht Jahren stand das prächtige Gebäude, ungefähr so wie wir eS heute sehen, fertig W da. Liberal Bruant hatte den Plan dazu gezeichnet. Das Haus liegt am linken Ufer der Seine und in der Parallele des Flusses. Eine große, an den Seiten mit Bäumen bepflanzte und von Innen mit ungeheuren Rasenplätzen geschmückte Esplanade erstreckt sich vom Ufer bis zu den Borgebauden; und eine sehr elegante Brücke, eines der ältesten Modelle der heutzutage so be liebten Hänge-Brücken, führt von der Esplanade nach den Elysäischen 8 Feldern am jenseitigen Ufer. Der äußere Hofraum des Jnvalidenhauses ist mit Gärten und Gebüschen bepflanzt, die im Geschmackc des I7tcn Jahrhun derts spinmetrisch angeordnet sind. Diesen Hofraum beschützt oder ziert vielmehr ein trockener mit Quadersteine» ausgelcgter Graben, der seiner Länge nach mit Kanonen, Feldschlangen und Haubitzen, lauter beredten Zeugen der Siege Frankreichs, besetzt ist. Diese Feldstücke werden nur von Invaliden bedient, und 1840. liven die »ai^vn rovalo üe tu Olmritö clwöcionuv in der Vor stadt St. Marceau als Aufenthalt an und dotirte die neue An stalt vorläufig mit dem Uedcrschussc der Fonds aller anderen barmherzigen Stillungen. Einem Dekrete vom Maimonat I6OZ gemäß sollten die In validen aus ihrem Mantel ei» blau gesticktes Kreuz aus weißem Atlas tragen, uns außerdem ein rundes Wappenschildchcn aus blauem weißgcstickttn Sammel, mit einer Lilie von orangenfar bigem Attas in der Mille. Eine vierjährige Erfahrung bewies, daß die erwähnten Fonds M zur Unterhaltung der neuen Anstalt nicht ausrcichten; daher der M- König im Juli I60V noch die Einkünfte von Stellen der Laien-KM brüdcr (rvtigioux lai») vver Oblate hinzufügte. Die ganze Anstalt konnte nicht lange bestehen, Sa aus der Revision der Rechnungen der Hospitäler nur geringer Ucbcrschuß U sich ergab. Der König war am Ende in die Ätothwendigkeit versetzt, zu verfügen, daß die verstümmelten Krieger nach wie vor in den Klöstern Unterkunft erhalten sollten. Dabei blieb csß mehrere Jahre hindurch. Aber die Offiziere und Soldaten wurden ihrer erneuten Ver bannung in Klöster herzlich überdrüssig, und dieser Ucberdruß bewog Ludwig Xlll., denjenigen MilitairS, die aus den Mauern der geistlichen Stifte erlöst seyn wollten, eine Pension von UM Livres anzuwcisen. Der Klerus ersuchte den König, diese Pension auf W LivreS zu reduzircn, fand aber kein Gehör. Die Wirkungen der neuen Einrichtung waren ganz anders, als >nan erwartet hatte: die meisten pensiönirtcn Invaliden Han delten und spekulirtcn mit ihrem Gnadengehalte, verpraßten den Gewinn und sanken in ihr voriges Elend zurück. Jetzt glaubte Ludwig Xlll., da§ Projekt Htinrich'S IV. wieder aufnehmcn zu müssen; er stiftete einen Ritterorden des heiligen Ludwig, inF welchem alle urkundlich lcgitimirte Invaliden Unterkunst und Ver pflegung finden sollten. Die Abteien und Priorate, deren Ein künfte 2000 Livres überstiegen, waren gehalten, den Ueberschuß H in die Kasse des Etablissements abzuliefcrn. Diese Fondö ergaben sich als vollkommen unzureichend, und die neue Anstalt ging wieder zu Grabe, gleich der Hein-8 rich's IV. Ws»<'nma> ernd einen drei Nummern, P.-anumeranonS- Preis 22^ Sgr. li Mr.) surttllöLrU-v, Mr. kür das ganze Jahr, ohne Er ¬ höhung, in allen Meilen der PreuöisScn Monarchie. Das Invalidetchaus von Paris. Sein Leben und sein Glück im Interesse des Fürsten und des Vaterlandes aufs Spiel setzen, ist ein Opfer, vas unsere Könige jederzeit mit ihrem besonderen Sckmtze geehrt haben, ist ein Lvclmuth, Ser sie dankende Anerkennung aller Klassen ver dient. Ls war in der That sehr gerecht uns der frommen Ge sinnung unserer Fürsten würdig, dah sie Kriegern, die ihre langen Strapazen und ihre Wunden außer Stand gesetzt hatten, dem Vaterlande noch ferner zu dienen, ein Aspl für den Abend ihres Lebens sicherten. Die ersten Asple solcher Art waren Abteien und Priorate, k^vou Frankreichs Königen gestiftet, wo der ausgediente Soldat Wsein Lebelang auf Kosten der Klöster unterhalten wurde. Die Kirche brauchte über diese Last nicht zu klagen; cs war ja ihr Patron und Wohlthäter, der ihr seine Untcrtpanen, seine Kinder zuschickte, die nm den Preis ihres Blutes das Eigenthum der Kirche beschützt und dem Klerus Vie Ruhe, deren er benöthigt ist, gesichert hatten. Das Recht der Französischen Könige, einen Offizier over Solvaten, ven man Oblat (obllmui, v. h. einen Dargebo tenen) nannte, den Aebten und Priorcn in unentgeltliche Kost und Pflege zu geben, ist uralt; schon zu Anfang der zweiten Dynastie findet man Spuren davon. Nach Geissel, in seinem Leben Ludwig'-» XU.", erhielt sich unter den Mönchen einer Abtei in Languedoc vie Sage, vaß Karl der Große einen ihrer Aebte bestraft habe, weil er einen Solvaten, den dieser Kaiser KD ihm zur Verpflegung überschickt, nicht hatte annchmen wollen. Gleichwohl glauben einige Französische Historiker, dieses so genannte Oblaten-Rechthabe erst unter vcr dritten Dynastie seinen Anfang genommen. In den Zetten der ersten und der zweiten Herrscher-Familie — sagen Einige — mußten die Abteien eine Anzahl Kriegsvolk stellen; die Könige der dritten Dynastie befreiten sie ums Jahr 1->7Z von vieler Verpflichtung; va es aber eine übel berechnete Gnade gewesen wäre, so reiche Stiftungen aller Lasten des Krieges zu entheben, so legte man ihnen dafür die Verpflichtung aus, verwundete over verstümmelte Krieger (Iae.-i0.-i milnei) zu verpflegen. Andere Autoren behaupten (was die Geschichte ebenfalls bestätigt), die Könige der beiden ersten regierenden Häuser hätten die Abteien an^ Krieger und zwar als lebenslängliche Leben übergeben; Vieser Gebrauch schien den Königen der dritten Dynastie nicht kanonisch genug; sic ließen den Mönchen die Freiheit, ihre Aebte zu wählen, behielten sich Z aber zum Ersätze für das veräußerte Recht ein anderes vor, welches eben darin bestand, daß sie verstümmelte Offiziere oder Soldaten in die Abteien schicken dursten. Die Kanonistcn endlich leiten dieses Recht von dem Pa tronats-Rechte her, vas die Könige über die großen Kirchen vcs Reichs besaßen. Da Vie Kirche in Fällen der Noth ver pflichtet ist, dem Schutzherrn oder seinem Sohne die Bedürfnisse des Lebens zu liefern, so dürfen auch Vie Könige Frankreichs den Abteien oder Prioraten, welche von Königen gestiftet sind, einen Krieger schicken, der zum ferneren Dienste unfähig ist. Als nun sämmtlichc Abteien und Priorate mit Invaliden angefüllt waren, gaben unsere Könige den Offizieren und Sol daten, vie nicht mehr in diesen Gebäuden untergebracht werden konnten, Gnadengehalte. So Karl V., dem seine Staatsklngheit ven Beiname» deS Wersen erwarb. Die Sitte, invalides Mili- tair in den Abteien und Klöstern zu versorgen, bestand bis ins. Jahr >600. Abänderung oder Veränderung eines alten Brauches ist gewöhnlich eine Frucht der Erfahrung. Die Herren Aebte und Priore vertrugen sich selten mit dem ihrer Pflege befohlenen Militair und klagten oft über das rohe Betragen der Invaliden; während Letztere darüber Beschwerde führten, daß man sic in den Klöstern schlecht verpflegte. Diese gegenseitigen Beschwerden brach ten Heinrich IV. auf die Jvee, ein besonderes Etablissement zu gründen, in welchem Offiziere und Soldaten zusammen wohnen könnten. In einem Evikte voin April 1600 wies er den Jnva-