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284 des Reichs in der Statistik enthält, und die vorzüglich darin zu suchen seyn dürften, daß der Herr Verf. gerade die wichtigsten Quellen, die sich für diesen Theil der Statistik darboten, nicht gekannt und benutzt zu haben scheint °), andere aber °°) ohne gehörige Kritik-Vergleichung als Basis seiner Beschreibung gebrauchte. l) Herr v. Bulgarin behauptet Seite SS, daß der Maricn-Kanal 1775 von neuem besehen, darauf 1799 der Bau begonnen und 1805 beendigt sey. — Die offiziellen Quellen aber, die dem in der An merkung zuletzt bemerkten Werke über Rußlands Wafserverbinvungcn zur Basis gedient (H. 70 daselbst), beweisen, daß das Nivellement 1785 stattgefunden, und die Inschrift bei der Peters-Schleuse besagt ausdrücklich: „durch die freigebige Verwendung der Kaiserin Marie ist dieser Kanal 1709 (also nicht 1779) auf Befehl Ihres Gemahls, Kaisers Paul I-, angefanaen und unter ihrem Sohne Alerander I. be endigt u. s. w." — Diese Beendigung geschah zur Zeit der Verwal tung des Departements der Waffcrverbindungen durch den Grafen Rumanzoff 1808, wo im Juni das erste Fahrzeug durchging. 2) Vom SjaeSschcn Kanal, der 10 Werst lang sepn soll, be hauptet der Herr Verfasser, daß er 1709 projcktirt, auch zu bauen angefangcn und 1799 beendigt sep. — Die Länge beträgt 10 Werst 8 Faden 5 Fuß, und der Befehl ist zum Beginn der Ar beiten im Ukas der Hochfeligcn Kaiserin Katharina 11. vom lOten August 1765 enthalten; unter Kaiser Paul ward er fortgesetzt und erst unter der Negierung des Kaisers Alerander glorreichen Anden kens 1802 durch den General Gerhard beendigt. 3) Vom Swirschen Kanal behauptet der Verfasser, daß er 1799 projcktirt, 1802 zu bauen angefangen und 1804 beendigt sey. — Indessen ist es bewiese» durch den UkaS des Kaisers Paul l. vom 18. Februar 1800, daß erst damals die Vorstellung des Grafen Sievers bestätigt wurde; 1803 begannen die Arbeiten, und erst 1810 wurden sie beendigt. — Unter den Stapelplätzen dieses Kanals hat Herr v. Bulgarin die wichtigsten anzuführen vergessen, als Bolvscrsk, der an der Kvnstantinschlcufc Wytegra, Pctrosawovök, Powencz u. s. w. 4) Bulgarin setzt die Beendigung des Tihwinschcn Kanals in das Jahr 1804, obgleich durch den Ukas vom 31. März 1810 erst zu dessen Beendigung 400,000 Rubel.abgelaffen wurden, 1811 die ersten Fahrzeuge ihn passirten und 1814 erst seine wirkliche Vollen dung erfolgte. — Unter den Stapelplätzcn fehlt Ust-Tschagota. 5) Der Umgehungs-Kanal am Flüßchen Surgutsch, zum Bercsina- Systcm gehörig, ist nicht 7 Werst, sondern 8 Werst und 300 Faden, und der 2te Kanal nach Ulla zu ist nicht 2 Werst lang und mit 2 Schleusen versehen, sondern 7 Werst und 36 Faden lang und hat 4 Schleusen mit I Kammer und 1 Haltschlcuse. Zur Zeit der Ver waltung des Herzogs von Württemberg wurde von 1823 — 1826 Alles an diesem Systeme rcparirt und 4 einfache Kammerschleuseu mit einer Haltschleuse so wie eine Zugbrücke ganz neu erbaut. 6) Die Anlage des Oginskischen Kanals setzt der Verfasser (pag. 76) ins Jahr 1787. — 'Es ist indessen bekannt, daß der Hei mann Graf Oginski die Anlage des Kanals auf eigene Kosten ver anstaltete und schon 1768 ihm die Nation dafür ein Denkmal setzen wollte. — Vom Grafen Sivers, dem nachmaligen General-Direktor, wurden die Arbeiten wieder ausgenommen und von 1799 — 1804 beendigt, worauf die Schifffahrt auf dem Kanal am 10. April 1804 eröffnet wurde. 7) Die Klage des Verfassers, pag. 88, daß ein Mangel an Nach richten über den Handel an unseren inneren und an schiffbaren Strö men und Kanälen belegenen Stapelplätzcn, so wie eine Unbekannt- schast in Betreff der Versendungen, Zufuhr u. s. w. eristire, ist gänz lich unbegründet, denn das Departement der Waffcrverbindungen be sitzt, bis auf wenige unbedeutende Ausnahmen, schr weitläuftige Be richte durch seine Schifffahrts-Aufseher und Polizei-Beamten über alle Versendungen auf den einzelnen Stapelplätzcn, so wic über die Preise der Lootscn, Steucrlcute u. s. w., und diese Berichte, die bei Angabe der Details in dieser Hinsicht dem obenerwähnten Werke über Rußlands Wafferverbindungen zur Grundlage dienten, werden mit jedem Jahre — Dank der Vorsorge der Negierung — immer ausführlicher und dürften der Beachtung des Statistikers nicht ent gehen, — wenn nicht, wie cs bei Herrn v. Bulgarin der Fall ist, zugleich seiner Kenutniß eine Menge der wichtigsten Stapclplätze ent zogen werden sollten, z. B. bei ÄibenSkp, diesem Hauptstapclplatze des Wolga-Handels der Tagowschtchinskysche», Butyrtky, Pcskp, Glawnajä am Flüßchen Tscheremucha und Wassilkowskaja; — an der Zna, Mokschka u. s. w. 8) Bei den Fluß-Systemen sind viele bedeutende schiffbare Zu flüsse ganz ausgelassen, z. B. n) beim Oka-Spstcm die Pronja und Sercsha, die von der rechten Seite, und der Orel-Fluß, der von der linken Seite in die Oka mündet; 1>) beim Kania-Stromgebiete fehlen die Seitenflüsse der Wjiutka, als Chalnnyza bei Slobodskoi, wo im Frühjahre ans den Fa briken Eisen verschifft wird; die Woja oder Woi, die bis 2oo Werst lang ist und Fahrzeuge mit einer Last von 4000 Pud trägt; die Jsthepza (400 Wcrst lang), die für den Getraide? '> Z. V. Packtnrln, Beschreibung der inneren Schifffahrt, Russisch, IM: --Dubcneki, Betrachtungen »der Lie Wasser-Eommnnication in RußlanL, Russisch, Ws (mir vielen Eilalen der Quellen und betreffenden Gesetzen); — Lie budragravhisLe Karle des Reicks, herausgegcben vom Departement der Wafferverbindungen: — Journal dieses Departements; — Sammlung der Russischen Gesetze UM; — lieber RunlandS Wasserverdindunqcn, vom Staatü- Rath Varon Wittenheim, Riga und Dorpat bei Franzen, IW u. s. w. "1 Kasturew, Befchrcibnng der Wasserverbindungen zwischen St. Peters burg und den Russischen Gouvernements, W9. — handel wichtig ist; die Siwa, auf der die WotkinSkischen Hütten werke ihre Erzeugttiffe nach der Kama bringen; die Obwa, auf welcher Getraide verschifft wird u. s. w. Ferner unter den zur linken Seite vcr Kama zufließenden schiffbaren Flüssen vermißt man die südliche Kiltma, welche die Verbindung mit der Dwina bewerkstelligt, die Wischers, den Jk, die Schcjchma u. s. w.; e) am Dwina-Stromgebiete sind nicht angeführt die nördliche Kiltma, bcmcrkenswerth gleichfalls als Verbindungsstraße für die Communication zwischen der Dwina und Kama; die Sysole, die von den Koschunskifchcu Fabriken große Transporte hinab läßt; der Wpm, die Pischma, Ustjuga u. s. lv. 9) Mehrere ausgeführte Kanalbauten und hydrotechnische Ar beiten an schiffbaren Flüssen sind ganz übergangen, und von den vielen großartigen Plänen zu neuen Wasser-Verbindungen ist aus Unbekanntschaft mit denselben gar keine Erwähnung geschehen. — Unter ersteren bemerken wir beispielsweise den Katharinen-Kanal bei Twer, die Kanäle nnd Dämme am Terek u. s. w.; unter die letzte ren ist zu zählen das Projekt zur Verbindung der Düna und Wilja, — der Düna und Wolga, der Düna und Liefländischen Aa, der Düna und Lowat und dadurch Riga'S mit dem Jlmen-Sce und St. Petersburg u. s. w. 10) Ucbcr die Verbindung der Narew mit vcm Niemen bemerkt Herr v. Bulgarin, daß solche durch den Fluß Bibrsha (6»üp-^u) geschehen und 1824 angefangen sey. — Der Fluß beißt Bobr süoüpB) und die Beendigung der Arbeiten au diesem Augustowschcn Com munications-Wege "war bereits 1829 geschehen und konnte mithin in der Bulgarinschen Statistik, die 1839 Deutsch erschien, wohl be merkt werden. Bei diesen Mängeln nnd Unvollständigkcitcn in vcr Bearbeitung eines wichtigen Theils der Statistik erscheint das Werk selbst mchts weniger als klassisch, und wäre zu wünschen, daß bei einer neuen Bearbeitung — wenn solche ja nöthig werden sollte — mehr Auf merksamkeit den Thatsachen und Quellen geschenkt werden möchte. — ^ion multa seil multum. — , , , Mannigfaltiges. — Urtheil eines Amerikaners über die Europäer. In diesen Blättern ist schon manches mißliebige Europäische Urthcil über die Nord-Amerikaner mitgetheilt worden; cs dürfte daher inter essant seyn, zur Vergleichung auch einmal ein ähnliches Verdikt aus Amerika über uns Europäer zu vernehmen. Der cS abgegeben, ist ein Manu von Gewicht, Herr Channing, von dessen Schriften auch im „Magazin" schon öfter die Rede war, doch scheint er in der That nur den Abschaum der Europäischen Gesellschaft, und zwar auch nur in England, kennen gelernt zu haben. In einer Vorlesung, welche 1>r. Channing vor Handwerkern m Boston hielt, wart er unter Anderem die Frage auf, ob nicht ein Land reich und zugleich ein großer Theil des Volkes eiend seyn könnte, und sagte in dieser Beziehung von England: „die reichste Ration auf der Erde, und dennoch wie elend, wie herabgewürvigt ist der Zustand der Ackerbauer und Fabrik- Arbeiter!" In Bezug auf den Plan, die Stadt Boston durch Dampf böte mit England zu verbinden, bemerkte er: „Ich frage, welche Folgen wirb eS haben, wenn man die arbeitenden Klassen Europa'S uns zweimal so nahe bringt, als sie uns jetzt sind? Ist nicht die Gefahr einer Konkurrenz zu befürchten, welche unsere arbeitenden Klassen wesentlich benachtheiligen würde? Kann der hiesige Arbeiter neben dem halb verhungerten, unwissenden Fabrik-Arbeiter aus Europa bestehen, der für jeden Lohn arbeitet und niemals daran denkt, eine Stunde darauf zu verwenden, sich geistig auSzubildcn? °) Ist cS nicht zu besorgen, daß wir mit dem zunehmenden Verkehr zugleich auch jene furchtbaren Kontraste, die dort ein Volk in getrennte Völkerschaften theilcn, bei uns cinführcn? Man sollte fast lieber wünschen, baß beständige Orkane alle Schiffe vom Ocean ver scheuchten und die beiden Hemisphären aus ewig von einander trennten, als daß unsere arbeitende Klaffe zu einem Europäi schen Pöbel würde. Der Himmel bewahre uns vor den autizipir- te» Vvrtheilcn einer' näheren Verbindung mit Europa, wenn damit die Herabwürdigung verknüpft ist, die, wic wir sehen und lesen, unter der schmutzigen Bevölkerung seiner großen Städte, unter den übermäßig angestrengten Arbeitern seiner Fabriken, unter den unwissenden und halb thierischen Landleuten stattfindet. Man sollte Alles aufbictcn, um uns vor den socialen liebeln zu bewahren, welche die alte Welt verunstalten, und um hier eine intelligente, verständige sich selbst achtende Bevölkerung zu schaffen. Wenn eö zu diesem Zwecke nothwendig seyn sollte, daß wir unsere bisherige Le bensweise änderten, unsere auswärtigen Verbindungen beschränkten, uns des Wetteifers mit Europa in Hinsicht auf Handel und Manu fakturen enthielten, wenn eS nöthig wäre, daß dic Erweiterung unscrcr großen Städte aufhörte, und daß ein großer Theil unserer handeltreibenden Bevölkerung zur Arbeit zurückkchrtc, so müßtc man Viesen Forvcrungeu gehorchen. Eines ist klar, daß nämlich unsere gegenwärtige Civilisation eine starke Tendenz hat zur inteUcktuellen und moralischen Unterdrückung eines großen ThcilcS des Gesellschaft, und diesen Einfluß muß mau studiren, ihn bewachen, ihm Wider stand leisten, mit dem festen, feierlichen Vorsatz, keine Opfer zu fchcucn, wodurch demselben cntgegcngcwirkt werde» konnte." '1 Herr Channing spricht, wie gesagt, wenn ee Europa nennt, immer nur von England. I» Deutschland ist er nie gewesen, obwohl er dessen klassische Schriftsteller sehr genau kennt. Heransgegeben von dcr Redaktion der Mz. Preuß. Slaals-Zeitung. Redigier von I. Lehman». Gedruckt bei A. W. Hayu.