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tr><enn-n drei Nummern. Pranumeranond- Prei» 22z S-r. l! Tbir.) viermjakrti». Z TKIr. <ur da» -an;» Habe, ebne S r- bübuna, in allen teilen Ler Preustlschen Monarchie. Magazin für die Man vrLnumerirt au« diese» Liicraiur-Bla« in Berlin in der Eroedinon der ANg. Pr. Slaai»-Acilung sssriedrndsftr. Nr. 72); in der Provinz so wie im Auolande del den Wodlldd«. Pog llemiern. Literatur des Auslandes. 94 Berlin, Mittwoch den 5. Rugust Spanien. Ein Blick auf die Baskischen Provinzen und Navarra. November 18M. Von einem Deutschen Reisenden. Ain lo. November 1839 kam ich, begleitet von dem Advokaten N-aus Toulouse, mit dem ich Geils in Gescheuten, thrils zum Vergnügen das Departement ver BasscS-Pyr,-nöeS durchstreift butte, in Bayonne an. DaS ausgezeichnete Klima der Pyrenäengegenven, die Nahe vcS Oceans und des Seebades Biaritz, die große Heerstraße nach Spanien, die bereits merkliche Verschmelzung Spanischer und Französischer Sprache und Sltte machen die Stadt zu einer der an genehmsten des südwestlichen Frankreichs. Der Advur, den Hafen dildend, und die Nive vurchströmcn die Stadt, beide haben noch Ebbe nnd Flutb; am linken Ufer des ersteren liegen die als Promenade berühmten nmrinox, am rechten liker, auf sanften Hügeln, die Juven-Vorstadt St. Esprit und die Citavellc. Die Stadt hat, ohne die Menge Spanischer Flüchtlinge zu rechnen, die zur Zeit fast alle Hotels überfüllten, «4,mm Einwohner. Die Kathedrale im Gothischcn Stil und ein noch nicht ganz vollendetes, mit Arkaden umgebenes Theater zeichnen sick voriheilhaft vor allen anderen Gebäuden aus. Für einen Franken besteigt man an der l'orr., o*p.>trn!> einen Omnibus nach Biaritz. Sobald man die lange Reihe von Landhäusern hinter sich hat, hort man schon das Donnern der Brandung; bald bebt sich der Pharc von Biaritz mit seiner Glaskuppel über den Horizont, bald sieht man die grüne Fläche vcS Oceans, und inan ist in den brillanten Hotels dcö freundlichen Dörfchens gastlich empfangen. Rach eingenommener Erfrischung treibt tS uns hinaus, das nie ruhende Meer in seiner nächsten Nahe zu sehen; durch Sand und Muscheln watend, von der neckenden Brandung verfolgt, endlich über einige Felsen kletternd, erreicht man den Leucktthnrm. Wie beloh nend ist die Mühe des Steigens, welche umfassende, reizende Aus sicht! Vor sich das gefährliche Meer von BiScana, rechts die unab sehbare sandige Küste der Landes, nur von der Mündung des Adour unterbrochen,' links die felsigen Ufer von Biaritz, die Häsen von St. Jean ve Luz, PassageS, St. Sebastian; ein scharfes Auge ent deckt sogar die Hohen von Bilbao. Treten wir auf die andere Seite des Pharc, so haben wir die schönste GebiegSlandschast. Die Fran zösischen Pyrenäen bieten sich dem Auge nicht in ihrer ganzen Aus dehnung dar, inan sieht nur die Berge von Sarre, das Montagne de Baygura, darüber die Pointe de Jacca; dagegen prangt die Spanische Seite in allem Glanz mit ihren »onrox n« rrex < »eonax, mit den Spitzen von Hcrnani" und Anvoin — dazu die milec Lust, dieser tiefblaue Himmel — welche reizende Aussicht in dieses un glückliche Land, dessen Gränzc ich mit dem morgenden Tage über schreiten wollte. Nur die schriftliche Versicherung eines Bayonner Kaufmanns, daß ich zu den Angelegenheiten der stierst".»* in keiner Beziehung stände, verschaffte mir und meinem Begleiter von dem Unterpräfcklen, einem überaus artigen fungen Manne, Pässe nach Spanien, die außerdem noch einem zu bezahlenden Visa veS diesseitigen Spa nischen Konsuls unterworfen wurden. So traten wir, mit wenigem Gepäck, Waffen und gutem Muth versehen, am Morgen vcS 18. No vember mit ver Diligence von Vittoria unsere Reise an. An der I'mm so wie in Bioart, abermalige Revision der Pässe. Der Vertrag von Bergara gestattete die Rückkehr vieler Flüchtlinge, und so war auch heute die Diligence mit Rcfugii'-S, deren Frauen und Kindern beseht. Nachdem wir die wellenförmigen Hügel ver am Meer sich hmziehenvcn Straße verlassen, gelangten wir über St. Jean de Lu; nach Bchobia, dem diesseitigen Gränzort, wo unsere Pässc nochmals streng geprüft wurden. Die Bivassoa, in deren Mitte dic oben so kleine als berühmte Fasanen-Jnsel, von hohen und steilen Ul'crn cingeschwssen, bildet dic Gränzc. Am rechtrn llfer derselben liegen reizende Dörfchen und Landhäuser, umgeben von reichen Maiskelvern — Welcker Kontras) mit dem anderen llfer, das Felo liegt unbebaut, die Dörfer und Mcierhosc in Ruinen, und während rieSscitS die Franzosisckcn Truppen und die Douaniers von einer gewissen Wohlhabenheit zeugen, schien es unS, nachdem wir die röche Gränzbrücke passtet, alS waren wir von einer Schaar Bettler oder B mviteu umlmzert, so armselig, zerlumpt peäscntirten sich die Truppen Lheer katholischen Majestät Isabella ll. Der Alkalvc von Irun, dem ersten Spainschcu Städtchen, visietc abermals gegen Zah lung von 2 PcsoS unsere Pässe. Gegenüber der Fonda sahen wir an der Kaserne große Zubereitungen zum morgenden NamenSfest der Königin; in das Innere VeS ziemlich stattlicken Gebäudes cingetre- tcn, bemerkten wir zu unserer Verwunderung Christinische Ossiziere, beschäftigt, mit Pinsel und Farbentopf einen durch Kugeln und Feuer sehr beschädigten Saal zu einer sestli een theatralischen Vorstellung herauszuputzen; und so sollte kaS Lokal, daS vor wenigen Wochen noch mit Blut und Leichen angefüllt war, zum Schauplatz der Freude umgewandclt weroen. Die Ertrcmc berühren sich. Für den Anblick der schmutzigen, halb verwüsteten Stadt entschädigte uns reichlich die Aussicht von der Höhe auf Fuentarabia nnv Henvaye, zwischen beiden Orten daS Meer. Die Bespannung und Leitung unserer Diligence wurde von nun an auf echt Spanische Art besorgt. Acht bis zehn Maulesel, schöne große Tbiere, zogen den schweren Wagen über die bergige Straße, die sich nicht rühmen durste, binnen einem Jahr- zehenv auSqebesscrr worden zu seyu. Zwei Männer zum Antreibcn der Maulesel, vier Mann bewaffnete Eskorte, dic vor der Imperiale Platz nahm, der Kutscher, der die Thicre mit Namen rief, der Con- dueteur hinten auf seinem Brettchen machten alle zusammen einen ohrenbetäubenden Lärm, der freilich gegen Spanische Ruhe und Grandezza gewaltig abstach. Bon 2 zu 2 LeguaS waren Relais. So passirten wie, immer dic herrlichen älnnio* No »ro* e<>e»nux zur Linken, Oyarzun, Ästigarraga mit dem zerstörten Schloß deS Marquis BalveSpina, Hcrnani, links Vie berühmten befestigten Linien, rechts das auf einer Felsenipitzc erbaute uneinnehmbare Fort, sovann Urnicta. Noch mc habe ich rin solches Bilv der Zerstörung gesehen, daS ganze Städtchen war fast der Erve gleich gemacht, kein Stein auf dem anderen geblieben; in den Ruinen wohnren noch Menschen, Haufen von Kindern, mit Feuerbränvcn in den Händen, umgaben bettelnd den Wagen. Die zunehmende Dunkelheit Machte daS Bild nur noch düsterer, nnv bei dem Gedanken, wie so namenloses Elend über ein mit allen Segnungen der Natur so reich begabtes Land ergehen könne, konnte ich mich ver Lhräncn nicht enthalten — ich warf meine sämmt- liche kleine Münze unter dic Unglücklichen. Hier war der Schau platz aller Gräuel eines erbittcricn Bürgerkrieges gewesen, jeder Hügel, jeoe Brücke war Zeuge blutiger Gefechte. AbcnvS langten wir IN Tolosa an, wo wir in der neuen Fonda ein Unterkommen sanden. Die wtavt ist die größte, die je in Karlistischc Gewalt gekommen, noch gut erhalten, in einem engen Thalc gelegen. Am mbll- U'llmo waren alle Nationen zu finden; cs war ein buntes Durchcinanvcr aller Sprachen. Zu unserer morgenden Reisc nach Pampclona sanvcu wir einen Engländer zum Gcscllschaftcr, er hatte aber bereits das einzige in der Stadt aufzntrcibenvc Kabriolet in Bescklag genommen, und wir waren genöthigt, die Maulthicrc zu besteigen und den Arriero mitzunehmen. Am 19. November früh .1 Uhr brachen wir auf; unser Führer benutzte daS hintcr dein Kabriolet befestigte Brett chen zum Aufsitzen, nnd bald war das Fuhrwerk in der Dunkelheit unseren Blicken entschwunden, bald hörten wir nicht mehr die Schellen deS Gespanns, nur dic zur Feier VcS TagcS ertönenden Gloacn von Tolosa riefen unS eine glückliche Reise zu Berg nach. DaS Thal verengte sich balv mehr und mehr, Hobe schroffe Felswände begränz- tcn den Weg, der, durch eine niedrige Maucr von dem tiefcrflirßenveu Gebirgsbach (der Lijarza) getrennt, nnS nach einer Stunde anhal tenden, der Dunkelheit wegen unsicheren Reitens nach Oreja, dem ersten Dorfe, brachte. Ein Mann, auS einem Hanse heranSspringcnd und trotzig vor uns hermarschirend, init cinem Stocke versehen, den wir bei znnehmcndem Licht des Tages als eine Flinte erkannten, war unS eine weder gcforverte, noch erwünschte Begleitung. Der schärfste Trab, ja Galopp, war nicht vermögend, unserem Begleiter den Weg abzugewinncn; kein Wort wurde zwischen unS gewechselt, dock waren wir test entschlossen, nnS im Fall ves Angriffs nach Mög lichkeit zu vcrtheivigcn. So wurde cS endlich Tag, nnv zu unserer Zreuve hörten wir, um eine FclSecke biegend, dic Schclleu dcS Ka briolets, daS wir in cinigcn Minuten auch erreichten. Zu unserem nicht geringen Schrecken sahen wir ein zweites verdächtiges Jnvivi- dunm mit cincr Muskete vor dem Wagen hcrtrabcnd — doch bald löste sich vas Näthscl;'jcne Beivcn, dic wir mindestens für Gucrillas hielten, sollten uns vor denselben beschützen — es waren die vom Gouvcrncment gestellten ttmirünm <1,1 l'aminn, und «vir belohnten jeden derselben nach zweistündigen« unausgesetzten Trab, der sie nicht im geringsten zu ermüden schien, mit einem Peso. Sie überlieferten uns zwei ähnlichen Subjekten, Vic, mit hellbraunen Jacken bekleidet, die Baskische Mütze auf vem Kopf, die rothe Faja um den Leib, eine wollene Decke über dic Schulter, dazu die übcrgcwölmlich lange Muskete tragend, freilich nicht sehr cmpsthlcno oder Zutrauen cm-