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339 dieses Gemisch von Gutem und Bösem vor: neben Allem, was den Menschen entwürdigt, Alles, was ihn am meisten begeistert. Die Journale spiegeln getreu den National-Charakter dieses Frankreichs ab, das keine künstliche Hierarchie zur Bestimmung der Rang-Unter- schicdc besitzt, und wo die Stellung des Journalisten, scy cß nun, daß er auf der Oberfläche wandle oder im Kothe hcrumwühlc, nur durch seine eigene spezifische Schwere bestimmt wird. ES bestehen in England tief eingewurzelte Vorurthcile gegen die Journalisten. Ausgezeichnete Staatsmänner haben erklärt, daß irgend eine nähere Verbindung mit dem Journalismus, sey cs ciuc^gegcn- wärtigc oder vergangene, von ihnen für ein bcklagenswerthcs Hinver- niß bei jeder Anstellung im höheren Staatsdienst würde betrachtet werden. Man schreibt Herrn Canning die Meinung zu, dgß dem Staate kein Dienst außer im Parlamente geleistet werden könne. Sollte dieser Grundsatz, der hier dem Manne beigclcgt wird, welcher den „Anti-Jakobiner" geschrieben hat, wohl jetzt noch auf Zeiten wie die unsrigcu anwendbar sepn- wo unsere Repräsentanten sich haupt sächlich änstrengcn sollen, die Ansichten ihrer Konstituenten zu crra- thenk Ein einziger Publizist, der die Feßler der Gegenpartei aufzu- deckcn und die Grundsätze der seimgen klar ans Licht zu stellen ver mag, ist nützlicher als zwanzig aufs Gerathcwohl herauSgehobene Mitglieder des Unterhauses; und wenn wir uns fragen, wer die denkwürdige, gegen das jetzige Ministerium gerichtete Drohung Lord Stanley's: „Wir werden jeden Eurer Schritte, jede Eurer Maßregeln, iedeu Eurer Fehler bewachen", am besten in Aus übung gebracht hat, so ist eS sicher nicht der Oberst Sibthorp, noch Herr Liddell, noch Sir Robert Peel, noch selbst Lord Staulep, wohl aber die „Morning Post", der „Herald", der „Standard" oder die „Times". Unfähigkeit kann, also nicht der wahre Grund sepn; diejenigen, welche solche Eiuwürsc erheben oder wiederholen, sind nur von dem gewöhnlichen Vorurtheil angcstcckt oder fürchten die öffentliche Mei nung, die bloß darauf begründet ist. In beiden Fällen ist Vorurtheil immer die Wurzel des Uebels, und kein Lehrsatz, keine Sentenz, keine Ansicht, mögen sic nun direkt oder indirekt ausgesprochen werden, scheinen uns verwerflicher als die, welche die Erniedrigung einer Klaffe bezwecken, die doch der größeren Halste der Nation ihre geisti gen Elemente svendct. Einer der bedeutendsten Englischen Staats männer, der eben so cbrcnwcrth wie über alle kleinliche ÄuskunstS- mittel der Politik erhaben ist, bcurthciltc die Sache ans demselben Gesichtspunkte. Lord Lyndhurst selbst äußerte sich darüber, wie folgt, am letzten Jahrestage der ZcitungSdrucker-Gcscllschaft, im Juli I8ZU: „Möchten doch alle, welche die Macht dieser Maschine richtig zu schätzen verstehen, nichts verabsäumen, um die Personen, welche dieselbe in Bewegung setzen, in der allgemeinen Achtung zu heben; möchten doch diese Männer selbst bemüht sepn, mehr cinc Annäherung, als ein Ver meiden der Gesellschaft zu verdienen, damit sie überall mit der Höflichkeit und den Rücksichten bthandelt werden, zu welchen sic ihre Stellung und ihre guten Eigenschaften berechtigen. Die Presse ist nach und nach eine wichtige Beschäftigung geworden; demjenigen, der behaup ten möchte, daß sic ein leichtes Gewerbe sep, will ich zurulen: So kommt uno versucht es! denn wenn diese Personen cs wirklich ver suchen wollten, cinc» politischen Artikel zu schreiben, so möchten sie wohl schwerlich fernerhin darüber so leichtsinnig aburthcilca." Und wirklich kann man den Journalisten Fähigkeit für die Ge schäfte zusprcchen. Mögen die Thoren und Dummköpfe auck lächeln, der Schriftsteller, der täglich von mehreren tausend Personen gelesen wird, muß »othwcndig das Bcwusitscpn seiner Befähigung besitzen, und sicherlich, ist es nicht jedem gegeben, die verschiedenartigsten Nach richten in einen Brennpunkt zu vereinigen. Aus einer Rcihcfvlgc wohlauögcwähltcr Thatsachcn die richtigen Schlüsse ziehen, eine Menge von wichtigen Gegenständen verknüpfen, ausführen, znsam- mendrängcn, erläutern, jeden Augenblick bereit sepn, einen Artikel zu redigier», ohne lange darüber nachzuveuken, ohne lange zu prüfen und abzuwarten, das Alles erfordert doch gewiß einen hohen Grad von geistiger Bildung und sollte wohl einen rechtmäßigen Anspruch auf die Belohnungen und Ebrcnstcllen begründen, über welche die Regierung zu verfügen hat. Die Whigs haben ein gutes Beispiel gegeben; zwei oder drei ihrer Häupter haben die Achtung vor der geistigen Uebcrlegcnheit zur Richtschnur ihrer Politik gemacht, wäh rend die anderen wenigstens so viel Verstand besaßen, glauben zu lassen, daß sie derselben Meinung wären. Lord Palmerston ist Mi nister der auswärtigen Angelegenheiten trotz dbr Artikel im „Globe", die man ihm zuschrcibt, und mehrere Personen haben einträgliche Aemter erhalten, obgleich sie mit den Londoner Zeitungen in Verbin dung stehen. Viel ist in dieser Hinsicht noch nicht geschehen, aber doch schon einigermaßen der Grundsatz ausgestellt worden, daß Män ner von Talent für daS Publikum schreiben können, ohne dadurch ihre Zukunft bloßzustellcn, oder ihren Rang in der Gesellschaft zu gefährden. Wir verlangen gewiß nicht Unbilliges, wenn wir wünsch ten, die irrige Meinung Englischer Staatsmänner vernichten und die Journale des Tages auf gleichen Fuß mit den anderen periodischen Schriften stellen zu können, für die zu schreiben doch nie gefährlich ober entehrend war. (liuurteil) Uovwvo). G r i e ch e n l a n d. Die Gebirge im Königreich Griechenland. (Aus einem noch uiuudnickten Deutsche» Werke.) Die Gebirge Griechenlands geben durch ihre zahlreichen Ver zweigungen dcm Lande feine zerrissene, durchschnittene Gestalt und bilden durch ihre Vorsprünge in die See eine Menge großer und kleiner Meerbusen und Buchten, wie sie vcrhältnißmäßig fast kein anderes Land Europa's hat. Der Hauplbcstandthcil dieser Gcbirge ist fast durchgehend Kalk stein; ost bieten sie nur nackte uubcwachsenc Felsmasscn dar, oft aber auch — und namentlich im nördlichen Griechenland, dcm sogenannten Livadicn, oder vielmehr Aumclicn, wie cS in Griechenland allgemein genannt wird, und in Negropont — sind sie mit den schönsten Wal dungen bedeckt. Kein Berg abcr hat ewigen Schnee, wiewohl der selbe auf den höchsten Gipst!» bis zum Juni und Juli liegen bleibt. Nur in einzelnen Höhlen und Schluchten in den höchsten Gebirgs gegenden schmilzt der Schnee nicht. Eine Menge kleine und größere Thaler öffnen sich zwischen diesen Bergen, durch ihrc Fruchtbarkeit häufig den lieblichste» Äon- trast gegen die nackte» Felsenwänvc derselben'bildend. Doch nicht überall sind diese Vertiefungen von immer fließenden Bächen durch strömt; im Winter werden zwar diese Schluchten durch mächtige Bergströme überschwemmt, im Sommer sind sic aber fast alle auS- getrocknct. Diejenigen Thäler aber, welche mit Flüssen, die stets Wasser haben, versehen sind, sind auch auSgczcichnet durch ihre Frucht barkeit und ihre blühende üppige Vegetation. So das Kcphiffus- Thal in Böotien, das KepbissuS-Tbal in Attika, das Thal des Eurotas in Sparta, das vcs Alpheus in Arkadien und Elis, das des Pamisus in Messenien, das große und weite Thal des Sperchios oder Hcllada zwischen dcm Oeta und Othrys: ferner die weiten Gründe von Actolicn, wo die waldige» Gebirge l» zahlreichen Bächen ihrc Gcwässcr zu dcm Scen und durch diesc zm» Aspropotamos oder Achelous, dcm größten Flusse Griechenlands, schicken; dann das Thal des JnachuS bei Argos und Nauplia; endlich die Thäler der Hoch ebene Arkadiens. Dic Hohe der einzelnen Berge crgiebt folgende Rangordnung: Vorgebirge. Dic Gcbirge Griechenlands, mit ihren schweren Massen gewöhn lich bis an das Mcer vortretend, bilden cinc Menge Vorgebirge, welche ost steil uuv schroff in gewaltiger Höhe aus dcn Fluchen emporsteigcn. Die merkwürdigsten derselben, Vic'auch schon bei dcn Alten häufig genannt worden, find folgende: In Rumclien. DaS Kap Stavrö (Possivium) beim Eingänge des Golfes von Polo; daS Kap Lithada (Cennöum), dic innerste Spitze Euböa's am Golf von Malöa oder Zeituni; das Kap Ehcrronöse an der Ostseitc dieser Insel; daS Kap Düro, der östlichste Punkt derselben, die bei den Alten ver rufene Landspitze Kaphareus; zwischen beiden letzteren lag die un- wirthbare Küste Cuböa's, dic Höhlung Euböa's, wo Agamcmnon's und Zkcrres' Flotte» scheiterten. DaS Kap Mantcllo, dic Südspitzc der Insel, gegenüber von Andros, im Älterthume als Vorgebirge Gerästus, auf dessen Nvrdscite sich ein Hafen befindet, wo zu jener Zeit ein Tempel des Neptun stand. Das Kap Kolonne, das allbekannte Kap Sunium, die Südspitze Attika's und Rumelicns überhaupt, berühmt durch seinen Tempel, »och stchcuvc Säule» dem Vorgebirge seinen jetzige» Namen Im innersten Winkel vcs Golfes von Lcpanto, Korinth gegenüber, das Kap Mana-jcr»> auch Malaugara (Olmiä) genannt, wo einst der Tempel der Juno Akräa stand. Auf der Nordseitc dieses Golfes dic stark vorspringciwcn Kaps: Belanidia, Hagios PaScalis, Audromachi und Vctcrnitza; dann dic flache Landspitze von Autirrhium mit seinem Fort (Chateau de Nonmili), gegenüber der Spitzc Nhium, mit welchem cs den Ein gang zu dem Golft von Lcpanto ovcr Korinth bildet, der oft auch die klcmcn Dardanellen genannt wird. Dic Landspitze SkrophcS bei dcm Ausflusse dcS AspropotamuS, ein Thcil vcs LandcS, vaS sich seit Jahrtausenden nm die im Altcr- thume bekannten Echinadcn-Insel» angesetzt hat. Die Spitze Punta, gegenüber von Prcvesa am Eingänge dcs Am- bracische» Golfes, worauf die Ruine» vo» Aetium liege». Diese Landspitze gehört indeß, obwohl auf der Griechischen Seite, zu dem Türkischen Gebiete. Im Peloponnes. Die Landspitze Rhion mit seinem Fort (Chateau de Moröc); cs bil det, wie bei Antirthion bemerkt, mit diesem dcn engen und flachen Eingang zu dem Golft vo» Korintb. Beide Schlösser nennen die Franke» auch die kleinen Dardanellen. ES ist, wie Antirrhion, häufigen Erdbeben unterworfen. Das Kap Papas (AraruS) am Eingänge dcs Golfes von Patras. Das Kap Glarentza, und gleich dabei das Kap Torncse (EhelomteS), letzteres der westlichste Punkt des Peloponnes; beide Vic nördlichen Spitze» eines breiten Berges, der sich einzeln an dcm Ufer des flachen Elis erhebt. Etwas süvlichcr das Kap Katakolo (Jchtys), das mit dem Kap Apidaglia (dem Kpparissium Prom.) de» Golf von Arkadi» (Kpparissta) entschließt. Das Kap Gallo (Acritas), dic Südspitzc von Messenien; das Kap Grosso (Thyrives), ein breiter, jedoch nicht sehr hoher Vor sprung des Taygctus in der westliche» Maina, mW gleich darauf das Kap Matapan oder Tacnaruin, die Südspitzc von Griechenland und zugleich von ganz Europa, woraus im Alterthum ein Tempel stanv, welcher der Mythe gemäß von Eingang in den Hades um schloß. Bei der Fahrt um dicses Vorgcbir'gc genießt man dic herrlichste Aussicht über dic Thürme' der Maina. «