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für dic ^4/ 184«. Man prSnumerirt aus dieses Lueramr-Blatt in Berlin ist der Expedition der AUg. Pr. Sraaie-Aeirung (gricdrichsgr. Ke. 72); in der Provinz so wie im Auslände bei den ÜöobUSdi. Peg > Acnttcrn. aus der crstcn Luflrcgioi! vertreiben, so wie ferner das Gchcnl und Gc'chrci Aller, die aus den Straßen Grünzeug, Milch, Obst, Lumpen, Sand, Besen, Fische, Wasser und tausend andere zum Leben uoihwcud.gc Singe nuseusen, und inan wird auf den Ge danken kommen, raß cs keinen Taubgeborenen auf der Welt gicbt, der so wenig sich selbst liebt, daß er um diesen Preis, d. h. um ein so diabolisches Tintamara zu hören, das Gehör wieder er langen wollte. Das gemeine Volk berausch, sich nur an den Festtagen, wo cs nichts lhnt, arbeitet aber desto fleißiger an den Wcrkcltagcn. Es giebt kein Volk in der Welt, das fleißiger ist und doch weniger erwirbt, weil es Alics seinem Bauch und seinen Kleidern giebt, und doch ist es immer zufrieden. Die Frauen. Die Frauen lieben hier besonders leidenschaftlich die kleinen Hunde, und sie liebkosen sic io zärtlich, als wärcn sie von dem Geschlecht oes Hundes, der rem Tobias folgte. Sie sind der schönste und der häßlichste Schmuck vcr Stadt, weil die schönen selten sind; aber in Anmuth und Lebhaftigkeit übertreffen sic alle Frauen,der Welt, und bas macht, da? cs ihnen so leicht ist, zu überreden^ Alles für sich zu gewinnen und nie etwas ;n ver lieren. Sic haben auch bas Vorrecht, ihre Männer zu beherr schen und Niemanden zu gehorchen. Die Freiheit dieses Ge schlechts ist bier größer als die der nomadisirenbcn Araber, welche niemals des Abends an dem Or:e schlafen, wo sic des Morgens anfgcstanbcn sind. Sie sind gleich schlau und bcredt; sie ver kaufen öffcnllich in bcn Läden und auf den Plätzen und geben den Männern weder in der Kunst, zu rechnen', noch in der, zu ehikaaircn und theucr zu verknusen, etwas nach. Die, welche mit ihrer Gelehrsamkeit prunken, geben Nie manden Pardon, und wenn sic die Marimcn bcs Anünthaü und Coriscus im Kopfe haben, so ist kein Xcnokratcs so streng, Ler sich nicht überleben läßt. Einige besteigen bcn Parnaß in Gesell schaft der Dichter, und da man einem hier die llnkcnntniß selbst in unnützen Dingen übel nimmt, so rühmen sich tast alle Franc», Lehrer gehabt zu haben und aus einer Schule hcrvorgcgangen zu scon: so sind einige darunter, vic Büehcr machen; bic Klügsten .gebären Kinder, und bic Frömmsten rröstcn r.c Betrübten; bic Nüchternsten essen täglich eben so oft, als die Muselmänner be ten, da cs die Sitte des Landes ist, die ausgehende Sonne mit rem Brod in vcr Hand ;n begrüßen. Sic kleiden sich alle sehr zicrlich; man sicht sic zu jeder Stunde: sic lieben die Unterhaltung munterer Personen; sic wan deln durch dic Stadt, wie cs ihnen gefällt; dic Thür ihres Hauscs ist denen, dic cs einmal betreten haben, stets offen. Sic hassen Nicmanbcn, anßcr wenn man sie mit solchen Dingen aufzieht, von denen Lamia dem König Demetrius zu verstehen gab, baß sic für dieses Geschlecht bclci'digcnv wärcn, d. h. wenn ein Mann sich dessen rühmt, was er nicht lhut, und daß er sein Wort nicht hält. Sic wechseln oft die Mode in ihren Kleidern, so wie sie oft ihr Gesicht wechseln. Es giebt Einige unter ihnen, die, wen» sic ihr Hans ver lassen, den Dieben zum Trotz die Thür zu verschließen vergessen, weil sic ihr ganzes Eigenthum bei sich tragen. Dic Vornehmsten ziehen einen langen Schweif von Gold oder Seide nach sich, womit sie die Kirchen und Garten kehren. Sic haben allc das Vorrecht, zu jeder Zeit maSkirt zu gehen, sich zu verbergen und sich zu zeigen, so ost es ihnen gefällt, und oft kommen sic mit «incr Maske von schwarzem Sammet in dic Kirchen, wie zum Ball und in dic Komökic, Gott und ihren Männern unbekannt. Die schönsten herrschen über die Menschen wie Königinnen, über ihre Ehemänner wie übcr Menschen und über ihre Liebhaber wie über Sklaven. Sie wissen nicht, was cs heißt, ihre Kinder zu säugen, zurückgezogen in ihrem Hause zu leben, das Gcwcbc Pene lopc's zu machen; und indem sic mit dieser Freiheit leben, rübmcn sic sich, Eapitaine und Litcratcn zur Wclt ru bringen, woran dieses Land bcsondcro reich ist, indem man hier mehr Soldaten und Gelehrte findet, als in Judien und Afic» Abergläubische und Astrologen. H r a n k r e i ch. Paris und dic Pariser nm I7W. In den -Areliiveü eurim»,'- üe I'llGtnira üe ssraiwo vv» Danjou findet man einen Ftaliänischen Brief aus bcn letzten Jahrcn des I7tcn Jahrhunderts, bcr eine Schilderung von Paris und bcn Parisern enthält, bic für bic Geschichte bcs Französischen National- Charakters nicht ohne Werth ist. Der Verfasser ist cm SiciUancr, AZ bcr sich sehr lange in Paris aufgehaltcn hat und seine Bcmcr- H .xkungcn in etwas abgerissener Form einem Freunde miriheilt. A« Wir wollen bas Interessanteste daraus für unsere Leser ans WW ziehen. MH „Die Fremden", sagt unser Jtaliäncr unter Anderem, „sind diesem Lande wohl ausgenommen, wen» sie nur nichts vcr- ÄA langen. Sie haben hier nichts weiter zu thnn, als sich zu WÄ amufircu, und Einige auch, den Nuß von Len Kaminen al^n- M, kratzen, was das Vorrecht der Savopardcn ist, die man auf bcn Straßen schwärzer als bic Acthtopicr sicht. Da man in diesem PH Lande fortwährend und viel ausgicbl, wenn man nicht zwei " 'Schutzengel hat, einen für dcn Körper und bcn anderen sstr die MW Börse, so bringen unS die eigene Sinnlichkeit und dic Habsucht Anderer erst auf bcn Hund, und dann führen sie uns ins Hospital. Ä^Wenn ich das, was ich besaß, anSgegcbcn habe, so scde ich mich im Besitz eines neuen Guts, das ich nie hatte: ich bin Schmeichler WD geworden. Man muß hicr Alles und immcr loben, und dic sHP schlechten Dinge mehr als bic guten, ja mau ist gezwungen, selbst oW das Laster zu beklatschen, wenn man mit bcn mngcn Leuten in leben will. Nur der Scheinheiligkeit habe ich vcn Kricg HA erklärt, da ich nicht leiden kann, baß man Gott und die Menschen HD betrügt, um die Teufel zu ehren. Ich habe mich zum Doktor in WP dcn Komplimenten gemacht, besonders in bcr Kunst, nm Berge Ml, bung zu bitten; diese Arcen von Ccremouien sind in Frankreich noch H'L gewöhnlicher als die Seufzer in Italien. Kein Kompliment und DA keine Artigkeit kann man sich erweisen, ohne daß inan um Vcr PD gcbung bittet; unter solchen Umstanden können Sie sich wohl 'M denken, baß man alle Beleidigungen verzeiht, und wenn Jemand Pssk sich crinncrtc, daß er beleidigt worben, so wäre cr kein gntcr ,M Franzose. Was Paris betrifft, so weiß ich nicht, wo ich mit der Tchil- HH^dcruug einer Stabt anfangcn soll, vcrcn Bewohner bis auf die iLz Brücken reS ZlusscS und die Dächer der Häuser wohnen, und wo l^dic Frauen, dic nur Tapfere zur Welt bringen, mehr gebieten P als die Männcr. Diese große Stakt ist der Sitz des TumuliS, KP Zünd ba ich Dir eine Beschreibung derselben geben soll, so will ÜcP s ich mit der rastlosen Bewegung, bic hicr Tag und Nacht herrscht, WH anfangcn. Als Nero's Lehrer von der Ruhe seines Lebens schrieb, dachte cr wahrscheinlich an die Micthkutschen scincr Zeit, indem cr die Rube mit kcm beständigen Geräusch verglich, das dieselben in W Rom machten. ES giebt deren hicr eine unendliche Zahl, die nur W dazu gemacht scheinen, nm die Lcbcndcn zu tövtcn; die Pferde, »die sie ziehen, fressen im Gehen, wie die, welche Scncka aufs Land führten, so magcr und abgezehrt sind sie. Die Kutscher sind so brutal, ihre Stimme ist so heiser und unangenehm, und das Klatschen ihrer Peitsche vermehrt dcn Lärm auf eine so schreck liche Weise, daß cö scheint, als jenen alle Furien in Bewegung, nm ans Paris eine Holle zu machen. Dieser grausame Wagen wird nach Stunden bezahlt, eine Sitte, die offenbar erfunden worden, um dic Tage abzukürzcn, in einer Zeit, wo das Leben so kurz ist. .Wenn früher ein Kaiser, um sich cincn Beging von der Aus dehnung RomS zu verschaffen, so thörickt war, allc Spinnen gcwcbe im ganzen Umfang dieser großcn Stadl sammeln und wiegen zu lassen, so könnte inan die Größe von Paris viel trcf- A sender nach der außcrordcntlichcnxMcngc von Lakaien, Pscrkcn, Hunden, Prozeßführcrn und Filous, dic man daselbst findet, er' messen; alle diese Leute bilden cin Drittel der Bevölkerung. Nimmt man dazu die große Zahl von Glocken, die, an unzäh ligen Thürmen hängend, mit ibren kläglichen Klängen vic stcuhe WdchenMch crubeinen drei Nummern. PränumerationS- PrciS 22, Tgr. Wr.) KtrttÜ.'.brNÄ, Z Thir. sür das ganze Liuhr, ohne Er- hödung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie.