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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. PränumcrationS- Prcis 22; Sgr. Wr.) vierteljährlich, Z Thlr. für das ganz« Jahr, ahne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. M Literatur a g a z i n für die Man pränumerirt auf diese« Literatur-Blatt in Berlin in der Expedition der Mg. Pr. StaatS-Zeitung (FriedrichSstr. Nr. 72); in der Provinz so wie im Auslände bei den Wohllöbl. Pos>° Acmtern. des Auslandes. 61. Berlin, Mittwoch den 20. Mcii 1840 Frankreich. Das Institut von Frankreich.") Die größte Verschiedenheit, welche zwischen den einzelnen Aka- deiniecn besteht, die zusammengenommen das Institut bilden, wird unstreitig durch die Eintheilung in Sectioncn bedingt. Diese Ein- theilung haben die Akademie der Wissenschaften, die Akademie der politischen und moralischen Wissenschaften und die der schönen Künste angenommen; nicht so die Französische Akademie und die Akademie der Inschriften. Um pollkommen zu begreifen, was dieser Unterschied besagen will, ist eS nöthig, auf die ursprüngliche Organisation des Instituts zurückzugehen und dasselbe in allen seinen Bildungsphasen zu verfolgen. In Gemäßheit des Gesetzes voin L. Brumaire des Jahres IV. sollte das Institut aus 144 in Paris ansässigen Mit gliedern und aus eben so vielen Theilnchmern in den anderen Theilen Frankreichs gebildet werden; überdies sollten 24 fremde Gelehrte hinzugezogen werden. Das Institut war in drei Klassen getheilt: die erste für die physischen und mathematischen Wissenschaften, welche der böutigcn Akademie der Wissenschaften entspricht; die zweite, die Klaffe der moralischen und politischen Wissenschaften, verband mft den Elementen, welche die jetzige gleichnamige Akademie bcibehaltcn hat, noch einige andere Zweige ver eigentlichen Gelehrsamkeit; unter dem Namen der Klasse der Literatur und der schönen Künste waren endlich die Akademie der schönen Künste, die Französische Akademie und ein Theil der Akademie der Inschriften und schönen Wissenschaften vereinigt. Diese Z Klaffen waren wieher in 2V Sectioncn getheilt, von denen jede aus V Mitgliedern bestehen sollte. Es waren beson dere Sitzungen und gemeinschaftliche Sitzungen für das ganze Institut angcordnet, welches, trotz des selbstständigen Wirkungskreises jeder Klaffe, so seine Einheit bewahrte. Die Wahlen vollzog das ganze Institut iy einer gemeinschaftlichen Sitzung. Wenn ein Platz er ledigt war, so wurde zunächst die Nothwendigkeit, ihn zu besetzen, in Erwägung gezogen; sodann legte die- Section, welcher der ver storbene Akademiker angehört hatte, eine Liste von wenigstens fünf Kandidaten vor, welche berathen wurde und auch geändert werden konnte. Stand die Liste der Kandidaten einmal fest, so wurde sie dem Institut eingereicht, das einen Monat darauf die Wahl in cor- poro vornahm. Diese Einrichtung, welche in vieler Beziehung sehr zweckmäßig war, hielt sich nicht lange. Der erste Konsul, welcher die Ideologie nicht liebte, schaffte die Klasse der moralischen und politischen Wissenschaften ab und thcilte das Institut in vier Klaffen, welche denen vor der Revolution entsprachen. Die Klasse der phy sischen und mathematischen Wissenschaften und die der schönen Künste wurden allein in Sectionen getheilt. Die Declamation wurde aus dein Institut verbannt; an deren Stelle traten die Schifffahrtskunde und der Kupferstich, welche früher nicht berücksichtigt worden waren. Die Bande, welche die verschiedenen Klaffen des Instituts an ein ander knüpften j wurden loser; die Wahlen wurden nicht mehr ge meinschaftlich von allen Klaffen vorgenonnnen und die allgemeinen Sitzungen, welche früher alle Monate stattfandcn, auf vier jährlich besä-ränkt. Die wichtigste Aendcrung war indeß die, welche die Wahlen traf; diese, anfangs ganz frei, wurden jetzt der Billigung des ersten Konsuls unterworfen. Nach den hundert Tagen erließ Lukwig XVIII. die viclberufene Ordonnanz, welche das Institut dezimirte und jeder Akademie wieder den früheren Namen gab. Ohne geradezu auszusprechen, daß diese große Körperschaft kein 'Gc- sammtleben mehr haben sovpx hieß es doch, jede Akademie solle ein selbstständiges, Daseyn erhalten, und damit war die Einheit des In stituts aufgehoben. Im Jahre I8:t2 wurde endlich auf Guizot'S Vorschlag die Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften wiederhergestellt. I« Folge dieser Umgestaltungen zählt das Institut jetzt 2IL ordentliche Mitglieder, welche in Paris wohnen, imd sechs beständige Secretaire, außer den außerordentlichen Mitgliedern, den Korrespondenten und auswärtigen Mitgliedern. Die Eintheilung in Sectioncn, um wieder aus diese zurückzu kommen, inag in vielen Fällen Schwierigkeiten darbietcn, dennoch sind die Vorthclle wohl überwiegend. Das wichtigste Geschäft einer Akademie ist ohne Zweifel die Wahl eines ordentlichen Mitgliedes. Hier können nicht genug Bürgschaften geboten, hier kann nicht vor sichtig genug zu Werke gegangen werden. Wird der zur Wahl ') Siche cmcn früheren Artikel: „Die Pariser Akademie der Wißen- schasten", m Ar. « und « des Magazins v- d- 2. Vorgeschlagene von den Sectioncn empfohlen, wie dies in den Aka- demiecn gebräuchlich ist, wo die Sectioncn sich erhalten haben, so wird der Kandidat zuerst von den Männern seines Fachs gewürdigt. Der mit Gründen belegte Bericht der Erörterung, die er veranlaßt, verhelfen der Akademie zur richtigen Einsicht. In den Akademieen, Lie keine Sectioncn haben, kann weder von Bericht, noch von Be- rathung die Rede seyn, und die Mitglieder sind gezwungen, entweder blindlings darauf loszustimmen, oder ihre Freunde zu Rathe zu ziehen. So kann leicht der Fall eintreten, daß ganz andere als wissenschaftliche Rücksichten den Ausschlag geben. Ueberdics gehören da, wo keine Sectioncn eingeri htet sind, nicht alle Konkurrenten demselben Fache an, und die verschiedenen Ansprüche können nicht genau gegen einander abgewogen werden. Die Eintheilung in Sectionen scheint indeß nicht nur im In teresse des Instituts, sondern auch in dem der Wissenschaft und des Publikums zu liegen. Denn das Institut soll nicht nur alle ausge zeichnete Geister aufnehmen, welche Frankreich hervorbringt, sondern eS soll auch Talente bilden und darauf fehen, daß kein Gebiet der Wissenschaft vernachlässigt werde. Wenn cs sich nun träfe, daß eine von den Wissenschaften, welche in einer Akademie repräsentirt wäre, die keine Sectionen hat, plötzlich um ihre früher^ Beliebtheit käme, und daß die Gunst des Publikums sich anderen Studien zuwendete, so würde die unausbleibliche Folge davon seyn, daß ein. wichtiger Zweig der menschlichen Kenntnisse endlich auch aus dem Institut ausgeschlossen würde. Anders in den Akademieen, die in Sectionen getheilt sind, wo die Gelehrten nieGergessen können, daß es Studien gicbt, die unter keiner Bedingung hintenangestellt werden dürfen. Die Beziehungen, welche die verschiedenen Akademieen nach' außen hin permittelst der Korrespondenten und fremden Mitglieder unterhalten, sind von großer Wichtigkeit für das Institut. Die fremden Mitglieder, der Zahl nach acht für jede Akademie, werden von den bedeutendsten Männern der Wissenschaft gewählt. ES sind dies vielleicht die schönsten akademischen Stellen überhaupt, und cS ist bekannt, daß ein berühmter Gelehrter sich „auswärtiges Mitglied dcr Akademie der Wissenschaften zu Paris, deren es nur acht gicbt", auf allen scincn Werken nannte. Die Korrespondenten sind zahl reicher. In der Akademie der Wissenschaften sind sie, wie die ordent lichen Mitglieder, in Sectionen abgetheilt, und begreiflicherweise ist die Auszeichnung, einer der acht Korrespondenten siir die geometrische Section oder der botanischen zu seyn, keine so gewöhnliche, daß sich nicht immer Bewerber in Menge finden sollten. Indeß tritt hier eine große Schwierigkeit cin, welche in dcr Akademie der Wissen schaft noch nicht gehoben ist, obschon die Akademie dcr Inschriften sie längst beseitigt hat. Diese Schwierigkeit liegt in dcr Nöthigung, das wissenschaftliche Studium in Frankreich selbst zu beschützen und denjenigen, die sich der Wissenschaft mir Fleiß und Erfolg'ergeben haben, ohne daß sie im Stande wären, mit dcn ausgezeichnetsten Gelehrten Europa'S in die Schranken zu treten, die nöthige Auf munterung angedeihcn zu lassen. In der Akademie dcr Wissenschaf ten geschieht cs öfter, daß auf dcn Antrag einer Section cin Fran zösischer Gelehrter den Vorzug vor einem fremden erhält, wenn seine Ansprüche auch nicht die begründetsten sind. Hier dürste vielleicht das Beispiel der Akademie der Inschriften zur Nachahmung empfoh len werden, denn diese hat besondere Steven für inländische und ausländische Korrespondenten errichtet. Ehe wir von diesem Gegenstände scheiden, verdient vielleicht noch eine Eigenheit erwähnt zu werden, welche sich bei der Ernen nung der Korrespondenten sür die physische und chemische Section vorsindet. Ein Beschluß vomIZahre l827 hat die Zahl der Korre spondenten für die chemische Section vermindert, um die für die physische zu erhöhen.. Seit langer Zeit ist nun ein Platz erledigt. Die Physiker beeilen sich nicht, ihn wieder zu besetzen, die Chemiker haben sich ihrer Ansprüche darauf begeben, und so kömmt eS, daß, zur großen Verwunderung aller Sachverständigen, Liebig in Deutsch land, Graham in Eügland, Balard in Montpellier nicht Mitglieder des Instituts sind. Dadurch, daß die Akademie mehrere Korrespon denten-Stellen offen läßt, leistet sic dcr Ansicht Vorschub, daß sie keinen lebhaften Antheil an dem Fortschritt der Wissenschaften in Europa nimmt, und daß sie die Arbeiten der auswärtigen Gelehrten nicht mit der gehörigen Aufmerksamkeit verfolgt. Uni bei den Wahlen mit richtiger Einsicht zu verfahren, ist cs unerläßlich, sich einen möglichst umfassenden Ueberblick.vom Zustande der Wissenschaften im Auslände zu verschaffen. Zu diesem Zwecke genügt es nicht, daß in der Bibliothek dcö Instituts alle Werke von