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Wich«»tlich erscheinen drei Nummern. PränumeralivnS- Preis 22^ Sgr. lj TtXr.) vierteljährlich, 3 Thlr. für Lai ganze Jahr, ahne Er- HSHung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Man prSnumerirt auf diese« Literatur-Blatt in Berlin in der Expedition der Mg. Pr. Staate-Zeitung (Friedrichogr. Nr. 72); in der Provinz so wie im ÄuSlante bei den WohNSbl. Post - Aemtern. Literatur des Auslandes. 49. Berlin, Mittwoch den 22. April 1840. Frankreich. Paris im Jahre 1700. 3m Jahre 1697 wurde der Ryswicker Frieden geschloffen. Der Chrgeiz des Königs Wilhelm von Großbritanicn war erst zur Hälfte befriedigt, und vielleicht würde es ihm gelungeu scyn, in noch einigen Feldzügen den Stolz Ludwig'S XIV. ganz und gar zu demüthigen. Aber nach einem so langen Kampfe war das Englische Volk vcS Krieges müde. Und überdies feierte der Stathoudcr von Holland doch immer noch einen persönlichen Triumph, indem ihn der Be schützer der Stuarts als König von Eugland anerkannte. Wilhelm ernannte den Grafen von Portland zu seinem Gesandten in Paris. Dieser war ein vornehmer Herr, der sein Haus auf eine überaus glanzende Weise einrichtete. Unter Anderem wühlte er zu seinem Leibärzte einen ausgezeichneten Mann, den Doktor Martin Lister, der sich als Naturforscher einen Namen gemacht hat. Für uns wird er jedoch gerade durch das unbedeutendste seiner Werke bc- merkcnSwerth. Der Doktor war schon früher einmal zur Herstellung seiner Gesundheit in Frankreich gewesen. Er liebte dieses Land und ergriff mit Vergnügen die Gelegenheit, seine Freunde wiederzusehcn. Seine Neigungen waren einfach, er liebte die Wissenschaft und Vic Gelehr ten, die Künste und Künstler; er war wißbegierig und nahm über alle Gegenstände, die ihn anzogcn, Notizen auf. Als er nach Eng land zurückkchrtc, brachte er seine Notizen in Ordnung und machte ein Buch daraus, welches jetzt ziemlich selten ist. Der Doktor be nachrichtigt seine Leser gleich in der Einleitung, daß er nicht darauf ausgegangen scy, den Glanz des Französischen Hoses zu schildern. Seine Aufmerksamkeit, bemerkt er weiter, scp eben so wenig durch die religiöse« und bürgerlichen Ecrcmonicn angczogcu worden. Auch um die Geschäfte der Gesandtschaft habe er sich nicht gekümmert, eben so wenig wie um die Leitung des Schiffes, das ihn nach Frank reich übergeführt. „Es machte mir mehr Vergnügen", sagt er, „Herrn Brcman in seiner weißen Weste im Königlichen Garten arbeiten zu scheu, als die glänzende Pracht beim Empfange der Ge sandtschaft zu bewundern; auch wurde es mir leichter, ein Hundert Pflanzcnnamcu zu lernen, als die Ramen eines halben Dutzend Prinzen zu behalten- Alles wohl erwogen, wäre mir ein halbstün diger Spaziergang in der schönen Sonne Languedocs und im be scheidensten Garten lieber gewesen, als das Aufundabgchc» in den prächtigen Alleen der Gärten von Versailles und Saint-Cloud. Sv viel lieber ist mir eine schöne Natur und ein blauer Himmel, als alle Werke der Kunst in einem kalten und unfreundlichen Klima." Der Doktor begann seine Beobachtungen, noch ehe er den Fuß auf das Pflaster von Paris gesetzt hatte. Roch im Wagen sitzend, in welchem cr sich mit Sr. Erccllcn; dcm Gesandten unterhielt, stellte er Vergleiche zwischen der Gleichgültigkeit des Londoner Volks gegen alle neue Erscheinungen ««d der ungemeffcncn Neugierde der Pariser an. „Daß die Neugierde übrigens nicht bloß die unteren Volks- klafscn charaktcrisirt, beweist schon der Umstand, daß mehrere hundert Wagen vornehmer Herren, unter dcncu selbst die einiger Bischöfe, Herzoge und Pairs, in den Straßen sich an einander drängten, und daß die vornehmen Besitzer die Geduld hatten, Stunden lang auf uns zu warten. Der Doktor Lister stellt hierauf einen allgemeinen Vergleich zwischen Paris und Loudon an. „Die Hauptstadt Frankreichs ist ^volkertcr als die Englands, natürlich ün Vcrhältniß zur geringeren - < "'8 d» erstere«. 3» Paris haben die Paläste und Klöster die Wohnungen des Volts verschlungen und sich des größten Theils des Tcrrams bemächtigt. 3u London hat dagegen das Volk die Palaste zuruckgcdrangt „„h an ihrer Stelle seine Häuser gebaut; jedoch lst cS dabc; auf ganz gesetzliche Weise verfahren, da cs die Paläste gekauft und thcucr bezahlt hat." „Alle Häuser der vermögenden Leute haben hier EinfahrtSthore. Man zählt deren mehr als 7oo, und die meisten sind nach den besten Mustern der alten Architektur gebaut. Die Fenster der Erdgeschosse sind mit eisernen Gittern versehen, was sehr kostspielig scpn muß. Wenn die Häuscr von außen prächtig lmzuschcu sind, so sind sic im 3nncrn nicht weniger schön ausgestattet, „nd die bis ins Kleinste gehende Eleganz der Möbel entspricht ganz dein äußeren Schein. Ucberall sicht man Vorhänge von kostbaren Stoffen, welche von goldenen und seidenen Schnüren gehalten werden; Betten von karmoisiurothcm Damast mid Sammet, oder gar von goldenen und silbernen Stoffen; Schränke von Elfenbein oder mit Schildpatt aus- gclcgt und mit Gold und Silber verziert; Kandelaber von Krpstall, vorzüglich aber werthvolle und seltene Gemälde. Der Aufwand in Gemälden hier und in den Landhäusern dec Umgegend geht so weit, daß man das Haus keines Mannes von irgend einiger Bedeutung betreten kann, ohne solche zu finden; sch> häufig ruinircn sic sich durch diese Liebhaberei. Zeder, der einiges Geld hat, strebt nach dcm Besitze cincs guten Gemäldes oder ciiics Bildwerkes von einem großen Künstler. Man kann sich keine Vor stellung von dein Vergnügen machen, welches die Fremden erwartet, wenn sic Vie Gärecu besuchen, in denen vie Wunder der Kunst auf- gehäuft sind. Sobald in diesem Lande ein Mann reich wird, ver schwendet er sein ganzes Vermögen in Gebäuden oder in Gemälden- Bei dem-Allen habe ich hier eine Menge von Geräthschaftcn und Dingen, die zur Bequemlichkeit dcs Lebens gehören und die man in England findet, vermißt. Ein Pariser sagte mir letzthin, cr habe ein Vcrzcichniß dieser Dingc, K>ic den Parisern fehlten, ausgenommen, und dasselbe belaufe sich auf mehr als sechzig Nummern. Die Straßen sind mit viereckigen Stcmcu von 8 — 10 Zoll Dicke ge pflastert. Jeder Stein kostet, ehe cr noch gelcgt wird, 12 SouS, so daß dic Pflasterung einer so großen Stadt ungeheure Kosten verur sacht haben muß. Die Wege, welche zur Start führen, sind eben falls bis zur Entfernung von einigen Meilen gepflastert. Die Straßen sind sehr cngc, und dic Fußgänger können kaum den Wagen aus dem Wege gehen, vie sehr rasch fahren. Nach diesen vorläufigen Bemerkungen geht der Doktor zu einer umständlicheren Betrachtung dieser großen Stadt über, wobei cr von dcn Straßen und öffentlichen Plätzen, von den bcmcrkcuSwcrthcn Häusern und Menschen, von den Bibliotheken, die cr besucht hat, von ,vcr Lebensweise und dcn Vergnügungen vcr Pariser, von den Gärten und endlich von der Luft, und den" Gesundheits-Verhältnissen der Stadt ausführlich spricht. — „Die Wagen", sagt er, „sind sehr zahlreich; sie sind prächtig vergoldet und bemalt, und wenn sic auch den uusrigcu an Schönheit nicht gicichkommcn, so übertreffen sic die selben durch die Vollkommenheit vcr Sprungfedern." (Schluß folgt.) Italien. Die Insel Sardinien und ihre Bewohner. (Schluß.) Die Flora Sardiniens entfaltet großen Rcichthum; wir scheu bier das Laubwerk der Tropculändcr mit dcm dcs Europäischen Nordcn's gepaart. Besonders prächtig ist dic Vegetation der Berge und der Hochcbcncn. Die Fichte, der Kastanicnbaum und der Nuß baum werfcu auch auf Sardiniens Felder ihren kühlendcn Schatten; in dcn Wäldern findet man dcn Ahorn, das Pantoffclholz, die grüne Eiche, die Stechpalme und dcn Wachholderstrauch. Der TaruS er reicht cinc erstaunliche Höhe; dic Mprthcn sind schöne Bäume; die Erdbccrbäume erheben sich zuweilen bis an 7 Mctrcs; der Birnbaum mit Mandclblättcru uud der wilde Oclbaum überdecke» ungeheure Räume auf den Hügeln, wo das Spanische Pfricmcnkraut mit dcn schönsten Haidckräutcrn sich mischt, unter welchen dic eriea urbaren zu einer bedeutenden Höhe cmporwächst. In einigen feuchten Thälcru sieht man dic zierliche geni-au aoeuoii-ils (Ginster vom Aetna) mit ihren prächtigen goldgelben Blütheu; Fclsenrvscn, Mastirbäumc und Tcrcbinthcn wachsen an jedem Orte, dcn dic Kultur vcruachlässigt. Die Lorheer-Nofe schmückt alle kleine Thälcr; die Tamarinde wächst mehr in der Nachbarschaft der Küste, wo man auch Zwergpalmen und dcn Dattclbaum aus Afrika antrisst. Zitronen und Orangen werden fleißig kultivirt; Feigen, Granatäpfel und Weintrauben gedeihen ganz ohne Pflege vortrefflich. Dic Zuses hat viele ihr cigenthümlicbc Vcgeta- bilien; sic bringt schöne Gcmüsc-Sortcn in reicher Mannigfaltigkeit; prächtige purpurne Digitalicu bekleide» dic Berge, und OrchiS- Blumcu schmücke» dic lachende» wvhlbeschattctcn Landschastc». Unter Pc» Pflanze» mit zusammcngcsetztc» Blumen (Dolden?) bemerkt man dic verschicvcncn Arten des Tausendgüldenkrautes (Eentaurecn), und eine Art Distel, deren Stengel eine wohlschmeckende fleischige Substanz enthält. Diese Substanz ist dcn Bauer» eine willkom mene Speise. Dic Waffervögcl i» Sardinien sind sehr merkwürdig: vor Allen verdient der Flamänder oder Flamingo Erwähnung. Wenn man in dcn letzten August-Tagen dic Bastion besteigt, welche den