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96 sich die Schildkröte aufs schleunigste zurück, indem sic das AuSbrüten der Eier dem heißen Sande überläßt. Mitten im Aktus des Eier legens lassen sie sich durch nichts stören: man kann sich ihr nähern, ja sogar auf ihren Rücken setzen, sic rührt sich nicht und fährt fort, was auch geschehen mag; aber fo wie sie fertig ist, macht sic cinc» großen Sprung, um sich zu retten: man müßte Herkules Kraft haben, um sie dann niederzuwerfen und sich ihrer zu bemächtigen. Wer cinc Schildkröte auf dem Ufer fangen will, wirft sich auf die Knie, steckt die Schulter hinter die vordere Schwimmpfotc des ThicrS, stößt sie dann mit Kraft und wirft sie um. Zuweilen müssen sich mehrere dazu vereinigen, und wenn die Schildkröte sehr groß ist, wie es welche an diesen^Küsten giebt, so nimmt man sogar zu Enter stangen die Zuflucht Es giebt Jäger, die kühn genug sind, bis an die Schildkröten heranzuschwimmen, wenn sie auf dem Wasser schlafen, und sie in ihrem eigenen Element umzuwerfeu, mit der Vorsicht, einen Kahn zur Hand zu haben, um fick ihrer Beute zu versichern. Wenige Schildkröten können weiter beißen, als ihre vordere Schwimmpfote reicht: so wie sic erst auf dem Rücken liegen, können sie nicht ohne Hülfe ihre natürliche Lage wieverfindcn; gleichwohl bindet man ihnen die Pfoten fest, um ihnen die Flucht unmöglich zu machen. Die Leute, welche die Eier der Schildkröten suchen, versehen sich mit einem Schilfrohr oder Flintenrohr, um den Sand, wo sie Spuren ihres Weges zurücklasscn, zu sondircn; denn cs ist nicht immer leicht, sic zu sehen, wcgcn der Winde und heftigen Regen, die sie verwischen. Zum Unglück werden die Nester nicht bloß von den Jägern, sondern auch von den Raubthiercn ausgesucht; so werden die Eier ausgehobcn oder zum großen Theil -zerstört, da an manchen Tbcilcn d» Küste Hunderte von Schildkröten in der Ausdehnung ciner Meile ihre Eier legen. So oft sie aufs neue legen, grabcu sic cin ncutS Loch, ge wöhnlich in der Nähe dcS ersten, als hätte das Thier vergessen, was da vorging. Man begreift leicht, daß die große Menge von Eiern, die Inan in einer geöffneten Schildkröte sinder, nicht alle in einem Sommer gelegt wcrdcn können; denn man zählt deren an ZMO, alle klein, ohne Schaale und eins an das andere befestigt, wie die Kügelchen an einem Rosenkranz. Ich habe eine Schildkröte gesehen, in welcher man diese Anzahl fand und die an »Ov Pfund wog. Die jungen Schildkröten suchen sich, sobald sie ausgekrochen sind, wo sie nicht größer sind als ein Dollar, ihren Weg durch ihr sandiges Nest hindurch und gehen sogleich ins Meer. Die Nahrung der grünen Schildkröte besteht hauptsächlich in Sccpflanzcn. Besonders liebt sie das Wasscrkraut (r^rers nmi-mmn), das sie an den Wurzeln abschncidet, um die zartesten und saftigsten Theile davon zu essen. Man erkennt leicht den Ort, wo sic weidet, an den längs des Ufers schwimmcndcn Massen dieser Pflanze. Die Schildkröte mit Falkcnschnabcl nährt sich von Fukus, Krebsen, Muscheln und Fischen. Die dickköpfige frißt besonders die großen Muscheln, dic sie mit ihrem Schnabel so leicht zerbricht, wie ein Mensch eine Haselnuß. Man brachte uns eine an den Bord des „Marion", welche, einem von unseren Ankern genähert, einen Biß hinein that, dessen Tiefe mich in Erstaunen setzte. Die Koffer- Schildkröte frißt Mollusken^ Fische, Krustaceen und verschiedene See- Pflanzen. Diese vier Gattungen bewegen sich im Wasser mit einer un glaublichen Schnelligkeit; aber die Schnelligkeit der grünen Schild kröte und dcS Falkcnschnabcls insbesondere erinnert an den Flug des Bogels in den Lüften. Es ist also nicht so leicht, eine von ihnen mit einer Lanze zu erreichen, und doch gelingt dies oft einem gc- schickten Jägcr. Während meines Aufenthalts in Florida brauchte ich einige Schildkröten, um meine Freunde am Bord der „Damc im grünen Mantel" zu bewirthcn, nicht aber dic tapferen Offiziere oder die Matrosen der Mannschaft, welche beiderseits der Schildkrötensuppe schon überdrüssig waren, sondern die Reiher, deren ich eine große Zahl lebendig in Käfigen hatte. Ich ging also nach einem Schild- kröten-Park, von dem Doktor Benjamin Strobel begleitet, um mich nach dcn Preisen zu erkundigen. Zu meinem großen Erstaunen fand ich, daß die Schildkröten, le kleiner sie waren, über dem Gewicht von zchn Pfund, desto mehr kosteten. Einen Dickkopf von mehr als 7M» Pfund Schwere hätte ich um denselben Preis bekommen können, als einen anderen von ZN Pfund. Beim Anblick der größten berechnete ich, wie viel Suppen ihr Inhalt zu einem Diner des Lord-Mapor liefern'würde, wie viel Eier sie enthielte und wclch' cin hübsches Wägelchen man aus ihrer Schale machen könnte, einen,Wagen, in welchem VcnuS selbst das Meer durchfahren könnte, wenn nur ihre zarten Tauben sich daran anspanncn lassen wollten und die Haifische oder Stürme nicht fürchteten. Der Jäger versicherte mir, daß, wenn auch das Ungeheuer wirklich ein besserer Bisse» scp, als eine kleine Schildkröte, er sic doch nicht loswerden könnte, wenn er sic nicht auf einen fernen Markt schicke. Ich hätte sie gekauft, aber ich wußte, daß ihr Fleisch sich nicht länger als einen Tag erhielt; ich kaufte daher acht oder zchn kleinere, welche meine Freunde, die Reiher, köst lich fanden und die ihnen lange zur- Nahrung dienten. Alle diese Schildkröten werden an dcn Küsten Florida'S oder in dcn Meerbusen und Flüsse» auf verschiedene Art gefangc». Einige Jäger fangen sie in großcn Netzen, die aus breiten Maschen bestehen, in welche die Schildkröten nur halb hineinkricchcn; jc mehr sie aber hcrauSzukommen sich bemühen, desto tiefer kommen sic hinein. Andere Jäger harpuniren sie. Jeder Turtler hat seinen crsvrl oder Schildkröten-Park, ein großes vicrcckigcs Gehege, das durch Pfähle gebildet wird, welche weit gcnug von einander abstrhcn, um das Wasser frei zirkuliren zu lassen. Hier werden die Schildkröten aufbcwahrt und gefüttert, bis man sic verkauft. Wenn sic nicht ihre Eier gelegt, ehe sie gefangen worden, so legen sic sie im Wasser, und die Eier gehen verlorcn. Die SchUdkrötcn begatten sich auf eine sehr seltsame Weise. Doch diesen Punkt und einige andere will ich mit Stillschweigen übergehen. Eine Sitte aber haben die Schildkröten, die ich nicht umhm kann zu erwähnen, obgleich ich sie nicht mit eigenen Augen beobachtet. Mehrere Jäger haben mir versichert, wenn man eine Schildkröte mitten im Eierlegen davontrage und auf cin Schiff bringe und mehrere hundert Seemeilen davon sie in Freiheit setze, so finde man sie auf derselben Stelle, wo sic zuerst gefangen worden, wieder, noch in demselben Sommer oder im nächstfolgendcn. Wenn diese Thatsache wahr ist, und ich zweifle nicht daran, muß man nicht das unveränderliche Gesetz der Natur bewundern, das der Schild kröte cincn ähnlichen Instinkt giebt, wie dcn Zugvögeln? Wcr weiß auch, ob die Schildkröte nicht, wie wir, dieselbe Sehnsucht, empfindet, ihre Familie und die Orte wicderzuschcn, wo sic geboren ist, nach dem sie fremde Gcgtnven gesehen. Bibliographie. Lotiquikir« ss Xmrrica. — Nis jetzt waren eS nur Europäische Reisende, namentiich Deutsche und Franzosen. die dic reichen Aiierthümer in Meriko und im westlichen Nord-Amerika einer wissenschaftlichen Prüfung unterwarfen. Wie bei Allem, was die gelehrte Erforschung der neuen Welt betrifft, bat auch in dieser Vejiehung Alerander von Humboldt die ersten ennchcidendcn lirtbcile abgegeben. Gegenwärtig baden sich nun auch in Amerika selbst Pereine gebildet, die sich mit der Feststellung Ler Ansicht beschäftigen, daß es dort bereits lange vor Ser Zeit des tzolumdus eivilisirte Völker gegeben. Here John Delasicid iun., Mit glied der historischen Gesellschaft von Hhto, hat zu diesem Bchufe unter obigem Titel eine Untersuchung berauSgegebcn, der als Anhang eine Ab handlung des llr. Laben belgefügt ist t „lieber die Ursachen her Ueberlegen- heit der Menschen der nördlichen über die der südlichen Hemisphäre." Mannigfaltiges. — Bibliographische Blätter. Bei der Begründung dcS „Magazins für die Literatur dcS Auslandes" wurden darin zum erstenmale in einem Deutschen Blatte fortlaufende bibliographische Mittheiluugcn unter allen Rubrikeg des Auslandes gegeben. Die Idee war wenigstens neu, sich auf diese'Wcise einen schnellen Ueber- blick aller gleichzeitigen Erscheinungen der ausländischen Literatur zu verschaffen, und so widmeten wir diesem Zwecke cincn größercn Raum, als der reichhaltige Stoff unserer umfassenden Aufgabe uns eigentlich gestattete. Dem Bedürfnisse eines Theiles unserer Leser mußten in dieser Beziehung die Reklamationen vieler Anderen weichen, denen unsere Bibliographie eine uninteressante Nomenklatur schien, welche sie regelmäßig überschlugen. Seitdem unser Blatt diese Idee ins Leben rief, sind jedoch viele andere später entstandene Journale seinem Beispiele gefolgt: wir nennen darunter nur die hiesige „Literarische Zeitung", das Leipziger „Repertorium" von Gersdorf, das „Börsen blatt für den Deutschen Buchhandel" und endlich die ausschließlich zu diesem Zwecke begründeten „Bibliographischen Anzeigen" von Brock haus. Diese Blätter, die zum größeren Theil im Mittelpunkte dcS Europäischen Büchermarktes, in Leipzig, erscheinen, wußten uns in jenen Mitthcilungcn nicht bloß zuvorzukvmnien, sondern konnten sie auch, da sic nicht mit dem Raume zu kargcn brauchten, viel voll ständiger liefern, als wir. Uns schien es denn auch in der letzten Zeit immer überflüssiger, als hinkender Bote nachzukommcn, und so beschränkten wir uns denn am Ende darauf, auf emzelne interessante Erscheinungen, die wir nicht ausführlich im Terte des Blattes z» benutzen gedachten, mit wenigen Worten unter der alten Rubrik „Bibliographie" hinzuwcisen. Hierbei denken wir cs auch in der Folge bewenden zu lassen, und zwar können wir es jetzt um so mehr, als in diesem Jahre eine Zeitschrift neu begründet wordcn, die, Alles umfassend, was die Presse st« zur« und st« facto aiigcht, auch die Bibliographie des In- und Auslandes erschöpfender und in besser geordneter Uebcrsicht mittheilt, als cs bisher irgendwo geschehen. Es ist dieses Blatt dic in Leipzig unter der Leitung unseres verehr ten Mitbürgers, des Kriminal-Direktors Nr. Hitzig, erscheinende „AllgemelnePrcß-Zeitung."") Vorzugsweise ist sie alferdingS der Sache dcS geistigen Eigenthums, d. h. der Feststellung des Be griffes dieser so vielen falschen Vorstellungen und mißbräuchlichen Deutungen unterworfenen Bezeichnung, so wie der ritterlichen Ver fechtung alles dessen, was einmal als geistiges Eigcnthum rechtlich feststeht, gewidmet; mit der eigentlichen „Preß-Zeitung" sind jedoch „Bibliographische Blätter" im engeren Sinne des Wortes verbun den, in Venen sich unter Anderem auch ein vollständiges Derzeichniß aller in Deutschen Zeitschriften enthaltenen Rezensionen von in- und ausländischen Werken befindet, was sowohl für Vas betreffende wissen schaftliche und literarische Publikum, als für Autoren und Verleger, ein besonderes Interesse hat. Wir halten eS für unsere Pflicht, auf diese Zeitschrift hinzuwcisen, die von dem Verleger, aus Liebe zur Sache, mit seltener Uneigennützigkeit ausgcstattct ist und die, ge hörig unterstützt (vom Publikum sowohl als von den aufgeforder ten Schriftstellern), ein unschätzbares Diarium für die Presse unserer Zeit werden kann. ) Allgemeine Preß-Zeitung. Plätter für Preß Gesetzgebung und RechtS- »stege, literarischen Verkehr und Bücherkunde. Nediat" unter der Leitung von vr Jul. Ed Hitzig, der Zett Vorsitzendem in dem Komgl literarischen Sachverständige»-Verein für die Preuß. Staaten in Berlin. — Leipzig, bei I I Weder Herausgegedcn von der Redaktion der Mg. Preuß. StaatS-Zeitung. Redigirt von Z. Lehmann. Gedruckt bei A. W. Hayn.