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' 95 ihr widmen, sind ebenfalls jung; die meisten Schriftsteller, welche jetzt an den Journalen arbeiten, waren vor acht oder zehn Jahren völlig unbekannt. Ihr Beginnen war kühn und der Erfolg vielleicht größer, als sie wohl erwarten mochten. Dennoch haben sie in so kurier Zeit nicht die Bedeutung gewinnen können, welche sie wohl noch erlangen werden. Das Volk sieht in den Journalen zur Zeit mehr einen Bundesgenossen als eine Autorität, und . das Lcscn der selben ist mehr noch ein Vergnügen als ein Bedürfnis!. I» Däne mark hat die Presse die Censür und die Posteinrichtungen gegen sich, in Schweden und Norwegen ist die Schwierigkeit der Beförderung und die Zerstreutheit der Bevölkerung hinderlich. Wenn die Jour nale aber einen augenblicklichen und mächtigen Einfluß üben sollen, so müssen sie Schlag aus Schlag wie die Mauerbrecher wirken können. Anfänglich kann di? Wirkung der Journale nur eine langsame und allmäUge seyn. Der Anstoß ist indcß schon gegeben, und der Ruf nach einer politischen Reform hat in den Herzen der Söhne des Nordens einen Wiederholt gefunden, wie einst der Ruf nach einer religiösen Reform in denen ihrer Vorfahren. Ls fragt sich nur, ob die Eensur mächtiger scpn wird als dieses instiuktarligc Bcdllrfniß. Ucbcrdies lastet auf der Nordischen Presse doch wahrhaftig keine tyrannische Willkür, und wenn auch die Könige von Schweben und Dänemark den Ungestüm derselben durch weise Maßregeln werden zu mäßigen suchen, so gehen sic doch nicht daraus aus, sie zu knebeln oder zu unterdrücken. Die Nordische Presse wird ebenfalls ihre Mission erfüllen. Welches wird aber das Resultat scpn, und welchem Ziele strebt sie zu? Wer möchte wohl diese Frage beantworten? Haben die Journale in Schweden und Dänemark die Bestimmung, die liberalen Ideen so weit zu entwickeln, bis beide Länder mit Nor wegen auf gleicher Stufe stehen? Dies Resultat, wenn cs überhaupt je eintreten-sollte, scheint noch so entfernt, daß es nur angedeutct werden kann. Noch einige Worte über die Journalisten. Vergleicht man die Stellung derselben mit der dcr Französischen, so ist sic anscheinend bescheiden und dürftig; aber sie ist mindestens ruhig und gegen die Wechselfälle eines abenteuerlichen Lebens gesichert. Wer ui diesen Ländern schreiben will, muß in einer unabhängigen Lage sepn ober rin Amt haben, denn die Presse würde ihm nur sehr unzureichende Subsistenzmittel gewähren. Die meisten Redaktoren der Journale im Norden sind Professoren, Advokaten oder Rentiers. Der Stand rincS Literaten eristirt weder in Stockholm noch in Kopenhagen. Erst sieht man sich nach einer sicheren Stellung um, danu wird man Jour nalist, nicht des Bortheils wegen, sondern aus Neigung. Dort weiß man nicht, welchen Werth eine Lage Papier hat, die, je nach den Umständen zur Vertheidigung oder zuin Angriff cipcr Meinung ver wendet wird. Man sagt, was man denkt, und hat man einmal zu einer Fahne geschworen, so bleibt man ihr treu. Dort findet man noch Leute, welche eine politische Idee für heilig halten und nicht den Gedanken fassen können, daß sie eine Waarc scp, dcr man nach den Um ständen diesen oder jenen Namen, diese oder jene Farbe giebt, und die man auf dem großen Markte der Presse z^m Verkaufe aus bietet. Uebrigeus sind die bescheidenen Gewohnheiten dcr Männer des Nordens die beste Bürgschaft ihrer Sittlichkeit. Welche Ver führung sollte auch wohl dem Golde in einem Lande anklcdcn, wo ein Jeder nur danach strebt, ruhig im Kreise seiner Familie zu leben, wo die Minister sich mit dem Gehalte unserer klcmstcn Prä- fekte begnügen, und wo Berzelius, der berühmte BerzeliuS, nur »000 Fr. Einkünfte hat. L. Marinier. Nord -Amerika. Bilder aus Nord-Amerika.") Von Audubon. IV. Die Schildkrötenjagd. Die Tortugas sind eine Inselgruppe, die ungefähr achtzig Meilen von Kep-West liegt, die letzten von den Inseln, welche die Halbinscl Florida zu verthcidigen scheinen. Sie bestehen aus fünf oder sechs Sand- und Muschelbänken, die vorzüglich von den wrccllcrx und currler«, heu Strandräudcrn und Schildkrötcnjägern, besucht werden. Tiefe Kanäle trennen diese Inseln, welche, trotz ihrer Krümmungen, jenen Abenteurern, so wie den Befehlshabern dcr Douancn KußtcrS, die ihre Pflicht an diese gefährliche Küste ruft, wohl bekannt sind. Ungefähr acht Meilen von den Tortugas, nach dem Golf zu, ist die Ssvßc Korallenmauer, an dcr schon mancher ungeschickte oder nachlässige Seefahrer gescheitert ist. AllcS, was in diesen nnwirth- baren Secstrichen Land ist, ist mit Korallen, Seefachcrn und anderen Erzeugnissen des Abgrundes bedeckt, unter welchen zahllose Schaal- thicre kriechen, während das spiegelbelle Wasser cinc ganze Welt von kuriosen und schonen Fsschm sehen läßt. Die ^.ortugas haben ihren Namen von den Schildkröten jeder Art, die hier auf dem brennenden Sand ihre Eier nicdcrlegcn. Auch Schwärme von Wasservögeln versammelt-hier die Brütezcit alljähr lich. In ihrem Gefolge erscheinen die eggerx oder Eicrfängcr, die sich mit ihrem Raub auf ferne Märkte begeben, um die Eier gegen einige Stücke jenes Goldes einzutauschen, dessen Besitz das Ziel aller Menschen zu seyn scheint. , Der „Marion" segelte nach den TortugaS ab; ich schiffte mich mit Freuden ein, um diese berühmten Inselchen zu besuchen. Zwei Stunden vor Sonnenuntergang verkündete der freudige Rus: „Land!" daß wir ihnen nahten; aber da der Wind sich wieder erhob und dcr ')VgI-Ar. «, s und M dieses Jahrgangs. ' . Steuermann dic Krümmungen der Durch ährten nicht kannte, machten wir Halt und warfen vor der Dämmerung ven Anker. In keinem Theil dcr Welt bietet dcr Untergang dcs Tagessterns ein so glänzendes Schauspiel. Erst sicht man dic rvthc Kugel dreimal so groß als gewöhn lich; dann, wcun sie zur Hälfte unter den Wogen verschwindet, bleibt dcr Horizont ven einem Strom goldenen Lichtes überschwemmt, und dic Wol ken färben sich im Westen mit glänzenden Purpurstrahlcn. Dann und wann gleichen diese Dunstmassen Bergen geschmolzenen Goldes, bis endlich die Sonne ganz verschwindet, einen letzten Flammenstrom hinter sich zurücklaffenv, und allmälig sicht man dcu Schattenvor hang herabsinkcn, dcu die Nacht über den Erddall zieht. Die fliegende Kröte schüttelt leise ihre beiden Flügel und schwebt unbeweglich über dem MccreSwind, und dcr braune Goi-land hat sich, einen Ruhcort suchend, auf die Scgclstange des Fahrzeugs gesetzt; die trügen Schildkröten endlich kommen hervor, nur den Kopf aus dem Wasser erhebend, um ihre Eier aus den Sand zu legen. Mau er kennt ihre breiten Panzer unter dcr von ihren Floßfcvcrn kaum ge furchten Welle, und von Zeil zu Zcit hört man ihren keuchenden Athem, das Zeichen eines furchtsamen Mißtrauens. Bald beleuchtet der Mond dieses Schauspiel mit seinem Silberlicht: die Schildkröten ' landen und schleppen ihre masfivcn Panzer mühsam auf dem Sand dahin, da ihrc Schwuumpfotcn zum Schwimmen geeigneter sind, als zum Gehen. Doch gelingt cs ihnen, das Ufer zu erklimmen. Man muß sehen, wie eifrig sie graben, indem sie den Sand rechts und links bei Seite werfen. Nun legen sie ihre Eier eins nach dem anderen hin, indem sic sie mit großer Sorgfalt ordnen und dann vermittelst ihrer Hinterpfoten zudcckcn. Sobald sie mit dieser letzten Operation fertig sind, kriechen dic Schildkröten froh dic Dünen herab und springen von neuem ins Meer. Die Tortugas sind nicht die einzigen Inseln, wo die Schild kröten ihre Eier lcgcn; auch andere Inseln, so wie verschiedene Theile dcr Küsten dcs Festlandes, werden von diesen Schaalthicrcn besucht. Es giebt vier Arten Schildkröten, die „grüne Schildkröte", dic „Schildkröte mit dem Falkenschnabcl", die „Schildkröte mit dickem Kopf" und die „Koffcr-Schilvkrote". Die erste wird von den Gourmands am meisten geschätzt; sie kommt im April, nachdem sie den Winter untern, Wasser zugebracht, ans Ufer; sie legt zweimal Eier, im Mai und im Juni, das erstemal am meisten, zusammen an S4O Eier. Die „Schildkröte mit dem Falkenschnabel", deren Schaale im Handel so sehr geschätzt wird, wo sie zu so viel Kunftgegen- ständen gebraucht wirv, kommt hinsichtlich der Güte ihres Fleisches nach dcr „grünen." Sic besucht vorzüglich die entferntesten Inselchen des Festlandes, wo sic ihre Eier nicbcrlcgt, erst im Juli, daun im August. Die Durchschnittszahl ihrer Eier ist ZOO. Die „dickköpfige Schildkröte" besucht die Tortugas im April; von da bis Ende Juni legt sic dreimal Pinter einander, jedesmal ungefähr 170 Eier. Dic „Koffer-Schildkröte", dic zuwcilcu sehr groß ist und eine Tasche hat, wie der Pelikan, kommt später ans Land als die beiden anderen. Schaale und Fleisch dieser Schildkröte sind so weich, daß man, wie in ein Stück Butter, den Finger hinein stecken kann. Daher wird sie auch am wenigsten geschätzt. Sie wird selten gegessen, außer von den Indianern, die, immer bei dcr Hand, wenn die Zeit dcr Schildkröten beginnt, erst die Eier wcgnchmen und daun die Schild kröten selbst. Die Koffer-Schildkröte legt jährlich gegen 380 Eier in zweimaliger Brut. Die dickköpfige und die Koffer-Schildkröte zeigen am wenigsten Klugheit in dcr Wahl dcs Ortes, wo sie ihre Eier niederlcgen: die beiden anderen tragen Sorge, die wildesten und abgelegensten Orte aufzusuchcn. Die grüne Schildkröte bezieht sich an die Küste des Kontinents zwischen dem Kap Sablc und dem Kap Florida; sie kommt auch m dic großen Flüsse und die Baien, von wo sie dann rasch ihren Rückzug nimmt und sich aufs hohe Meer rettet. Doch eine große Zahl derselben kommt durch dic Amerikanischen Jäger und die Indianer um. Auch verschiedene Gattungen fleichfreffendcr Thicre hat sie zu Feinden, z. B. die Konguars, die Luchse, die Bären und die Wölfe. , Die Schildkröte mit Falkenschnabcl, die noch vorsichtiger und schwerer zu fangen ist, hält sich auf den Inseln des Meeres auf. Alle diese Arten bedienen sich desselben Verfahrens, um ihr Loch in den Sand zu graben, und da ich sic mehrere Male beim Eierlegen beobachtet, so kann ich diesen Pbozeß ausführlich beschreiben. Bei ihrer Annäherung an das Ufer, wenn sie 30 bis »0 Toiscn davon entfernt ist, steckt die Schildkröte den Kopf aus dem Wasser and schaut sich sorgfältig um. Gewöhnlich kömnit sie an einem schönen Mondschcinabcnd auf den llfcrsand. Wenn sie nichts Gc- sährlicheS in der Nähe sieht, giebt sie einen Hellen pfeifenden Ton von sich, um diejenigen ihrer Feinde, die nicht daran gewöhnt sind, zu schrecken, worauf auch mchbere sich entfernen, ehe sie noch die Schildkröte sehen. Wcun sic ein Geräusch hört, wenn sie irgend eine Gefahr in dcr Nähe vcrmuthct, taucht sie sogleich unter und flieht weit weg; ist aber Alles ruhig, so nähert sie sich langsam der Küste, steigt mit ausgcstrecktem Halse ans Land, und wenn sie ein paffendes Plätzchen erreicht hat, schaut sie sich still nach allen Seiten um. Ist AllcS, wie eö scyn soll, dann fängt sie an, den Sand unter sich mit ihren Hinterpfoten auSzugrabcn, und das nllt solcher Geschicklichkeit, daß die Ränder dcs Lochs selten wieder cinsinken. Ihre Pfoten ver richten die Dienste zweier großer Schaufeln, welche abwechselnd den Sand so lange aufscharren, bis er hinter ihr aufgchäuft liegt. Auf diese Weise gräbt sie ein Loch von 18 Zoll, ja zuweilen von zwei oder mehr Fuß Tiefe. Dazu braucht sie nur zehn Minuten. Das Eierlegen selbst dauert niir 20 Minute». Wenn sic damit fertig ist, schüttet sic dcn Sand wieder auf die Eier zurück, wobei sie die Ober fläche so eben macht, daß kein? Spur errathcn läßt, was eben an diesem Orte geschehen. Ist Alles nach Wunsch vollendet, so zieht