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14 Manges und La Plata, als Symbole ver vier Erdthelic. Die eine von diesen Gestalten, welche den Nil bedeutet, ist vorgestellt, indem sie ihr Haupt verhüllt; Spottvögel sagten dazumal, um nicht gegenüber die schlechte Fapade von S. Agnes anzublicken. Der Papst war äußerst ungeduldig, die Fontaine fertig zu haben, und als der Meister ihn endlich das vollendete, aber noch uncuthllllte Monument besehen ließ, konnte er des Vergnügens und des Lobes kein Ende finden, fügte aber, indem er sich zum Gehen wendete, hinzu: „Dies ist eine Fontaine ohne Wasser. Wann wird mau die Röhren können springen lassens" Bernini, der ein großer Hofmann war und Alles wohl veracht und vorbereitet hatte, versetzte geschmeidig: „Der Schlüssel dazu liegt in Ew. Heiligkeit Händen." Und in demselben Augenblicke vernahm man ein gewaltiges Brausen und Rauschen. Der Papst kehrte sich schnell um und sah die reichen und mannigfach vertheilten Wasserstrahlen in all' ihrer Pracht entfaltet. Da sagte er: „Bernini, Ihr habt durch diese Ueberraschung zehn Jahre meinem Leben zugesetzt." Oben auf den Felsen, an dessen Ecken die vier Flußgötter thronen, stellte Bernini den Obelisk. Bei dessen Aufrichtung gab es wieder ein Gcschichtchen. Bei Todesstrafe war verboten, einen Laut vernehmen zu lassen. Die Taue aber, in welchen die schwere Säule noch schwebte, schienen auf einmal unbeweglich und waren überdies, vermöge ver Reibung, nahe daran, in Brand zu gcratheu. In die sem bangen Aitgcnbllck, in welchem Bernini selber rathlos dastand, war es nicht, wie gewöhnlich erzählt wird, ein Wasserträger, ver, vorübergehenv, zufällig r> gua schrie; vielmehr ein Schiffs-Eapitaiu, Ramens Bresea von S. Remo, ver nahe stand, faßte ein Herz uns rief, der angcvrobien Todesstrafe uncingcdcnk: „Wasser auf die Seile!" Der übrigens strengt und unerbittliche Znnoccnz entschied diesen Fall nach vem Geiste des Gesetzes, nicht nach vem Buchstaben, und bot dem Capitain statt der Strafe Belohnung an. Der Mann erbat für sich nnv seine 'Nachkommen das Privilegium, alljährlich am Palmsonntag zur Päpstlichen Kapelle die Palmen zu liefern, denn dazumal wüchsen in ver Gegenv von S. Remo m Menge »nv be sonderer Schönheit viese evlcn Bäuinc. ' Der Platz schien nunmehr mit. seine» Palästen und der genann ten und den übrigen drei Fontaiuen zu sehr ein Prachtstück, um ihn nicht vom Unrath und Tumult vcs Marktes zu säubern, zu sehr rin Iubebür vcs Hof-Palastes, um nicht die 'Niedrigkeit und Bedürftig keit ver Alltagsweir binwegzubanncu. Balv aber kehrte das Holk zur alten Gewobnbcit zurück. Unv heutiges Tages noch, so wie vor vrittehaib bunvcrt Jahren, sinv aus dem Platz Ravona Bücher und Speck, alt Eisen und Lum gen seil, noch beute hämmern in den Läden am unteren gekrümmten Ende Kupferschmiede unv Zeugschmicve, unv Flickschuster ziehen mit sinnenvcn Mienen bedächtig ihren Draht. Roch beute häuft der Miuwock Markt aus untergcbreitetcn Matten Gebirge von Broccoli und Bologneser Kohl, thürmt auf langen Bänken Pyramiden aus von rotbsäftigen Pomevoren, gelben und rothen Wurzeln mit ihrem Laub, Rcttigcn und süßen Zwiebeln, die zu sehen eine Lust ist, speichert Säcke auf Säcke, gefüllt mit Walzen und Reis unv massiven Bohnen over Linsen unv Erbsen, drängt Bottig an Bvltig unv Korb an Korb, Vie, sc nach der Jahreszeit, von vollkommenen Früchten, von Erdbeeren, Zeigen, Trauben, Birnen, pustenden Eitroncn unv Eevro-Limonen, Granatäpfeln unv Apfel sinen strotzen, und keucht unter ver Last der Gurken, Kürbisse unv Melonen. Roch heute wirbelt ver Ranch unv werven Fische in Ocl gesotten unv Achtel geschmort unv Kastanien gebraten. Und noch beute schreien und lärmen, zanken unv lachen, feilschen nnv kaufen, lügen und trügen sie unv daben ihren Wanvel nach ver Well Brauch. Rur mag ein wenig Diebstahl mehr seither hinzugekommcn sepn. «o siebt es aus auf Plag Ravona. Wer sollte denken, all' dies bunte Gewühl übcrschauenv, daß dieselbe Fläche bald nichts als einen Wasserspiegel bieten werde, aus dem die Schale» der Fontaine» mit all' ihrem Bilvwerk wie Inseln emporragen, und dieses nicht etwa, weil, wie wobl im nassen Rovcmber geschieht, ein Gewitterregen durch dir überfchwellenden Brunne» oen Platz bewässert hätte, Kohl und Rüben, Körbe und Butten durch einander stürzend, sonder» recht im deinen, trockenen Sommer» und nur, weil dieses, wie es zu der Väter Feit gewesen, durch einen Glückssall so noch heut im Brauche ist. In Bezug auf dies Ereignis rächen die Bernerischcn Terzinen, vr, wo die Mittel, Liebe zu mache», gelehrt werde», dem Jünger unter Anderem: „Du mußt geben - Mich Platz Navena Sonntags im August. Da wirst Du Volk in Meng' umringen sehen Sin Ding, ste heißen'- einen See: allein Ein Tünivel iit'S, die Wahrheit zu geitehen Wir um den Sumvirand sich die Frösche reihn, So um Sie Pink! sie. Horch, wie die Sasse» Vor Lachen krei,chen und sich heiser schrei»' Was isi der S»aßt Das Wasser anzumsse» Und Lie «grossen, die drin kreisend sonnen, Mißglück'- 'nem Pferd das fallt, sich anfjuraffen! Da wird kein Schade» »or dem Svott beschuhen, Dem Hohngesisch, das die Erfahr noch Ueigert. In keiner «ursch , um Gold, da möcbt' ich sitze». I - S. Frankreich. Der Aufruhr in den Ceveunen. (Fortsetzung.) Bol seiner Rückkehr nach Frankreich erfuhr er durch einen Brief Jfabcau's, sie müsse Rouerguc verlassen, um ihrem Vater nach Guyennc zu folgen; vor Ense vcs Jahres müsse sic in Anduzc zu- riick sehn. Wäre Eavalier nicht so beweglich und leichtsinnig gewesen, hätte nicht Vas Wenige, was ihm Dü Serre anvertraute, seine Ge danken beschäftigt, so hätte er gemerkt, daß seine Familie, seine Freunde nie ohne eine gewisse Verlegenheit auf seine Fragen über die schöne Jsabeau antworteten. Die «Kunde einer großen Entdeckung war noch nicht erschienen. Seit einiger Zeit beobachtete Jöröme Cavalier sorgfältig das Betragen seines SohucS; er durchschaute zwar nicht sei» Verhältnis» zu Du Serre, aber an dem Schwung, den zuweilen seine "Ideen hatten, an seinem kühneren Austreten und an dem Widerwillen, den er täglich mehr gegen die ländlichen Arbeiten zeigte, merkte ver Päch ter, daß er im Begriff sep, einen gefährlichen Weg zu betreten. Die Art, wie er bei vem oben beschriebene» Abendessen von der Theilnabme seiner Vorsabren an ven Bürgerkriegen sprach, bestärkte seinen Verdacht. Die Umstände wurden immer bedenklicher, die Ver folgung, die vas arme Land drückte, immer härter. Man kündigte die Ankunft des ErzpriesterS der Ecvennen an, des Abbe vü Chapla, an ver Spiyc einer furchtbaren Macht. Dieser Priester durchreiste Languedoc: ein schrecklicher Rus ging ihm voraus. Er ließ Vie Edikte, welche die gegen die Rückfälligen verhängte Strafe auf alle Protestanten auSdedntc, unbarmherzig auSfübren. Die Letzteren sevoch blieben nach wie vor ruhig und rcsignirt; die verbannten Pastoren empfahlen ihnen besonders diese stumme Ruhe der Märty rer. Wenn cS Zeit sepn werde, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben, werde cS Gotr seinem Volk durch den Mund seiner Propheten mitthcileii. Dieser Tag konnte zwar nicht kommen, aber Jöröme fürchtete, wie viele Protestanten, irqcuv ei» unvorsichtiges Wort mochte die langoerhäuene Unzufriedenheit zum Ausbruch bringen. Er wußte aus Erfahrung, daß scver Empörungsvcrsuch das Signal zur gänzlichen Ausrottung der Languedocschcn Protestanten sepn würde. 'Lange überlegte er, was er zu thun habe, nm seinen Sohn dem Müßiggang zu entreiße», ihn an ein thätiges Leben zu gewöhnen unv von scver gefährlichen Versuchung zu entfernen. Er beschloß, ihn zu vcrheirathen. Er warf seine Augen auf die Tochter eines reichen Pächters in Menvc, machte einen Antrag unv bekam eine bejahende Antwort. Alles war zwischen den beiden Familien abge macht, während Jean noch keine Ahnung davon hatte. Gewohnt, seinen unbeugsamen Willen überall vurchzusetzen, zweifelte der alte Protestant nicht, daß sein Sohn ihm gehorchen werde. Er machte sich zwar auf einige Schwierigkeiten wegen Jsabeau's gefaßt, doch er kannte ein sicheres Mittel, dieses Hinberniß zu beseitigen. Zu dieser wichtigen Milthcilung also trat der Pächter mit strenger, muufricvcner Miene in das Zimmer, wo sein Sohn ihn erwartete. Der Protestant setzte sich: Jean blieb vor seinem Vater stehen; seine Miene war zugleich ehrfurchtsvoll und unruhig. — „Mein Sohn hat mir eben bei Tische geantwortet, wie eS einem gehorsamen Kinvc nicht ziemt", sagte der Greis mit ernster Stimme. Eavalier bemerkte nicht ohne Erschütterung, daß sein Vater in der dritten Person zu ihm spreche, was er nur bei feierlichen Gele genheiten that, daher antwortete er ihm auch mit Ehrerbietung: „Verzeihung, mein Vater, ich bereue cs."—„Das ist gut. Nie spreche mein Sohn mehr närrische Worte vor unseren Arbeitern und dem Gesinde. An »ns ist es, ihnen das Beispiel der Unterwerfung unter die" Gesetze, unter den Willen des Königs, unseres Herrn, zu geben." — „Unseres Herrn!" wiederholte Jcan mit stolzer Ungeduld. Der Pächter warf einen strengen Blick aus seinen Sohn und sagte: — „Der Hochmuth meines SohncS ist groß; aber er wird sich beu gen müssen ...." — „Was wollen Sie sagen, mein Vaters" Der Greis fuhr fort, ohne daß er diese Frage gehört zu haben schien. — „Ich werde- mit Kraft die Macht ansüben, die der Herr den Vätern über ihre Kinde gicbt, um meine» Sohn dcm gefährlichen Weg, auf vem er wandelt, zu entreißen." Es war einc so kalte, so entschlossene Rude in vem Ton des Greises, daß Jcan von dieser Einleitung, in ver sich der väterliche Wille in seinem ganzen majestä tischen Despotismus aussprach, eben so verletzt als erschreckt ward. — „Ich weiß nicht, von welcher Gefahr Sie reden, mein Vater", erwiederte er mit einem etwas weniger dcmüthigen Ton. Aber der Greis fuhr fort, ohne aus Jean's Worte zu achten: - „Seit er von Gens zu rück ist, beschäftigt sich mein Sohn mit Eitelkeiten. Ich hatte iym die Aussicht über meine Felder anvcrtraut, er hat sich nicht darum bekümmert. Er läuft nach Zerstreuungen, er verbringt seine Tage in Müßiggang, er schämt sich, scheint eS, unseres arbeitsamen Lebens; der Hochmuth, vcr Hochmuth, der ihn verderben würbe, wenn sein Vater nicht mit strengem Blick über ibn wachte, beherrscht ihn: er empört sich gegen den Gedanken, eincn König, einen Herrn zu haben; daS ist sehr böse. Der, welcher deute die Macht seines SouvcrainS leugnet, wird morgen die Autorität seines Vaters nicht anerkennen, nnv dann die seines Gottes ...." — „Können Sic vas glauben? habe ich cs Ihnen je an Ehrfurcht fehlen lassen, mein Vater?" — „Mein Sohn kann mir cs nicht an Ebrsurcht fedlen lassen; aber cs ist nicht genug, vaß er ehrfurchtsvoll sev, er muß auch den Seinigen, seinem Lande nützlich seyn; er muß arbeiten, er muß, wie ich, müh sam das Land in der Hitze des TagcS bebauen, um den Abenv ruhig und zufrieden, an der Thür seines Hauses, umgeben von seiner Fa milie, ausruhcn zu können." — „Ich achte die ländliche Arbeit, mein Vater, aber man kann auf mehr als Eine Weise seinem Lande die nen; ich habe in Genf studirt und ...." — „Mein Soh» bat in Genf Nichts gelernt, und hätte er auch viele Wissenschaft gelernt, so weiß er, daß er weder Advokat, noch Arzt, noch Notar, noch Schreiber, noch Prokurator, noch Kaufmann werden kann. Er weiß, daß er kein öffentliches Amt bekleiden kann; die Evikte des Königs verbieten eS." — „Und eben diese schändlichen Edikte empören mich!" rief Eavalier heftig aus. „Warum diese schmachvolle Ausschließung? Warum sind wir ein Volt von Unterdrückten mitten unter einem