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618 brauch fühlen lern«; so namenilick mere, welche Präposition z. B. in Verbindung mir lmllsni (hören) dem Begriffe nicht» hinzulhut, ihn nur etwas energischer hervorhebn') Endlich an die Talarische Sprachenklaffe reiht sich das Ungarische durch den Ausdruck der doppelten Transitton, der Passivität und Möglichkeit der Hand lung, ebenfalls vermittelst angesügler Silben, z. B- umlraiii, lehren; ranlrüilni, unterrichtet werden; rannst,», lehren lasse»; cani'tksttii, lehren können. Ls würde demnach ram'taiklNmn heißen: ich kann ihn lehren lassen (bewirken, daß er lehre). Auf mannig fache und sehr gefällige Leise bilden sich Verba von Nominen und umgekehrt, z. B-nroz-ni, stehlen (or, Dieb); üralni, als Herrn behandeln (ür, Herr); kot^ülvi, Ehre beweisen (Kern, Ehre); almoävi, träumen (slom, Traum); -uw, Steuer, Gabe, säns, schuldig, aäössÜK, Schuld u. s. lv. (von Uilni, geben); esmöret. Äcniitniß, o-uni-re», Erkenniiiiß, o»mvrvt--ög, Bekannt schaft u. s. w. (von esmürm). Wie >n der Ableitung, so ist das Magyarische auch in der Zu sammensetzung unerschöpflich, mögen die Komposiia nun materielle Dinge oder abstrakte Begriffe bezeichnen. Beispiele: jü--rivü, gut herzig, kivszlvü, ireuherzig (vongut; luv, neu; --zlv, Herz); nzlltsz-lvö, vssenherzig (uv>In>. öffnen); nagz-Ielküsog, Scelengröße (nsM. groß, lölek, Seele); cürvönxrinla, RechtSgeiehrier (rörvönz, Recht, luäni, wissen); vroilorivulö, Urwescn (ereäot, Ursprung, vslo, seyend); reriui-szotvizsgulü, Naturforscher (torinö-izot- Namr, vi^xalni, forschen); ki-ltösteliot-n-x, Dichicrgabe; k<g>r,:ci«I>i-«!iög, Einbildungskraft; vixz-izs-'-zerztztolioisög, Reprodueiionsvermögen u. s- w. ViEzs-,zo;-z.<'ni heißt zurückwirken; das Lor« rokotsög, welches die drei letzten Komposita schließt, bedeutet Vermögen, wörtlich Wachenkönnung, von rokelni, machen können.") Der interessanten Eigenihümlichkeiten des Magyarischen, so fern sie in das Gebiet der grammatischen Beziehung gehören, giebi es noch so viele, daß wir in dieser Skizze nur auf eine Auswahl derselbe» Hinweisen können. Vielleicht einzig in ihrer Ar« ist die Erscheinung, daß jedes aktive Verbum zwei Conju- ga nonen hat, von denen die zweite das Objekt der Handlung virtuell einschließt, d. h. nicht etwa (wie z. B- die Scmnischcn Sprachen) als Suffix dem Verbum anhängl, B von Iütn> (sehen): läwk, ich sehe, ohne Beziehung auf einen Gegenstand meine» Sehen»; aber lürnm, ich sehe es (ihn, sie), mag nu» der Name des Gegenstandes «xpliriw folgen oder im Sinne bleiben. Eben so: Kn.--?, du siehst; aber lüroä, du siehst e«; lür, er sieht; aber lärss, er sieht es u. s. w. Ferner besitzen die Magyaren eine dem Griechischen Medium sehr analoge Eonjugatton, nach welcher, außer den Passiven, größientheils solche Verba gehen, di« eine Rückwirkung, einen Zustand, oder wenigstens eine Handlung aus drücken, welche mehr >m Subjekte bleibend gedacht ivird, z. B- sich gräme»; scheinen; springen; Jemand bemitleiden; »»flehen u- s. w. Die sehr zahlreichen Präpositionen werden, sofern sic nicht Theile des Verbums (s. oben), dem von ihnen regierten Lone immer angehängt, sind also im buchstäblichen Sinne Postpvsi- nonen, gleich denen Partikeln, welche die Beugefällc anderer Sprachen vertreten müssen. Einige derselben schwinden bei dieser Operation zu wahren Kasuszeichen ein, und zwar gerade die jenigen, die ihrem Gebrauche nach dem Lokativ und dem Instrumental mehrerer Indisch-Germanischen Siammsprachen korrespondiren. Beispiele: üttz»n (auf der Straße), von ürrzs, Straße; aber merün (auf dem Felde), von »wr.ö, Feld — Kürzel (mit der Hand), von kür, Hand.'") Ist aber das regierte Objekt Personal-Pronomen, so wird cs der Präposition, die alsdann ihre Rechte als ursprüngliches Substanlivum wieder geltend macht, in Form eines Suffixum» des Besitze« angehäiigl, z. B- von Kor, zu: ko/züm, zu mir; kozz-ää, zu dir u. f. w. Eben diese Susfigirung finde« bei jedem Substantive statt, z. B- von lo, Kopf: legem, mein Kopf; lege, sein Kopf; lezünk, unser Kops u. s. w. Ja, das Magyarische gehl hierin noch einen Schrill weiier als die Semilische Sprachenklaffe: man kann de» Gegen stand, der im Besitze eines anderen, von einem drillen Gegen stände besessenen stehl, dem Suffixe, das jenen repräsentier, wieder in der Form eines Suffixe« beigeben; so z. B- h«iß> vlrüxu seine Blume (virüg, Blume); aber virag-gü, seiner Blume ihr (ihres) und bezieh« sich dann auf «inen Theil der Blume oder sonst einen Gegenstand, der als ihr angchörrnd gedacht wird. Natürlich müssen der mittelbare und der unmittelbare Besitzer vorher genannt scyn. Endlich bemerken wir noch, daß die Ungarische Sprache ihre Partizipien und echten Gerundien (nicht bloß formelle Kasus de» Jnfimttvs) besitz«, und daß sie in syntaktischer Hinsich« eben so weil, wie die Lateinische, über alle conveniionelle Steifheit er haben ist. Ihre gleich große Fähigkeit zu energischer Kürze und rednerischer Dehnung des Ausdrucks eignen sic zu jeder An von Prosa, wahrend sie wegen ihres harmonischen Baus, wegen der Fülle von Synonymen, von Reimlauien und charakteristischen Naiurlau«en, wie die Erfahrung schon gelehri, auch ein «reffliches Organ poelischer Eingebungen seyn kann. Preisen wir also den Ungarn vielmehr glücklich, wenn man ihm gestatten sollte, an der Stelle schlechten Latein« gutes Ma- '> In anderen Fallon ist die Modifikation wieder viel einleuchtender, z. P- jugeden, von »0l>>, geben; m°g»Ua»>, stoben bleiben, von LItznk stehen- "> Iss Lenen KomvosttiS, deren inteqrirende Theile ein Nicnitiv-Berdaltnlß bilde», ergieb« sich diese» nur Lurch gegenseitige Stellung und Einheit der Betonung; so z. B- steht »apt-Iet für »»push x-t-eo, der Sonne ihr Ausgang (a-p, Sonne; Helm, ausstehenk i Die Vostvosttu n mit ist eigentlich ral tret). . gyarlsch zu schreiben, die Sprache seiner kraftvollen ruhmgekrkn» ten Väter, die ihn, niag er nun verständig raisonnirend oder dem Herzen Stimme leihend sein Inneres erschließen wollen, niemals im Stiche lassen wird. W- Scholl. Aegypten. Mehmed Ali und Aegypten. (Fonsetzung.) Mehmed Ali Hal eine große Abneigung gegen Proselyten und ladeii offen diejenigen — und deren giebi cs viele — welche au« rein gcwinnsüchttgcn Beweggründen sich der Beschneidung unterwerfen und dem Schein »ach Muhammedaner werden. Ais der berühmte Burckhart nach seiner Rückkehr aus der heiligen Stadt Mekka, wo er den Charakter eines Anhängers des Pro pheten aus eine geschickte Weise behauptet haue, ihm vorgestellt wurde, nahin ihn der Pascha freundlich auf, bemerkte aber zu gleicher Zeit ganz ruhig: „Ihr habt Jedermann getäuscht, Herr, aber mich habt Ihr nicht getäuscht." Er Hai mehr al« einmal mehrere Renegaten au» seinem Dienste entlassen, indem er mit Recht bemerkte, daß inan aus Menschen, welche de» Glkwinnes wegen ihren Glauben verlassen, kein Vertrauen segen könne- Der Pascha ist mehr spekulaüver Kausmann als Fürst; kein Funke von hohem ritterlichem Gefühl beleb« je seinen Busen; keine Spur von Hochherzigkeit oder edler Grvßmuih bezeichnet seine Bahn. Er benutzt die Menschen, wie er da» Vieh benutz«, indem er sie liebkose« und ihnen schmeichel«, so lange sie seinen Zwecken dienen, und indem er sie zuletzl von sich flöß«. Herr und Meister von Allem, was ihn umgiebl, üb« er seine Mach« au» nur zu seiner Vergrößerung und zur Aufhäufung von Reichlhümern, ohne einen Gedanken an die allgemeinen Menschenrechte. Er duldet Europäer um sich, nicht weil er sie liebt, sondern weil er sie benutz«: seine Jnieresse» fordern ein herzliches Zusammen wirken mir ihnen; denn ihre» Beistandes und ihrer Hülfe im Raihe und im Felde beraub«, würde er bald in sein ursprüngli ches Nichis zurücksinkem Er nimmt sie aus, schmeichel« ihnen und ehr« sie; er hör« auf ihrs Eingebungen, ihre Bedürfnisse oder Wünsche: versprich« Alles und hält nicht«, außer wozu er durch Umstände wirklich gcnöihig« wird- Seine Einkünfte sind durch Europäer um das Vierfache vermehr« worden; aber keiner von ihiien Hai einen verhältmßmäßige» Vonheil davon geärndie«; im Gegeiiihcil, sobald der Zweck erreich« war, wurden ihre Dienste sogleich abgcwiesen, of« ohne die bedungene ^Belohnung. Er besitz« große Schlauheit, welche bei ihm das wirkliche Talent ersetzt, und ist in den Angelegenheiten und JmrigueN des Lebens sehr erfahren; nichts entgeht ihm; auf seinem Divan sitzend, lausch« er mit scheinbarer Gleichgültigkeit dem müßigen Geschwätz seiner Umgebung, doch nicht ein Won entschlüpft seinen Ohren, nicht eine nützliche Hindcutting geht verloren, und früher oder später giebi er sie für seine eigene aus. In seinem Benehme» gegen die Gesandlcn der auswärtigen Mächte emsaltei er ein Meisterstück von Jnirigue, indem er ihnen zu der Meinung Raum giebi, als regelten ihre Wünsche sein Verfahren , obgleich er in Wahrheit sie beherrsch«. Während sie um die Weile suche», sich einander zuvorzukommen, bcirüg« er sie alle. Eine Quelle von Mehmed Ali's Größe besteht in der Auf- rcchihaltung der Eifersucht der Repräsentanten der maritimen Mächte, wodurch die wahren Absichten und Instructionen eines Jeden ihm offenbar« werden. Die Armee des Paschas ist groß, doch sie besteh« aus fremdarti gen und verschiedenen Elemente» — au» Türken, Arabern, Armc- nicr», Griechen, Maltesern, Jtaliänern und Franzosen. Sie ist die Zufluchtsstätte unzufriedener Menschen und der Kanal, in welchen sich die Europäische und Astatische Verderbtheit ergießt. Der Soldat hat den Vorrang vor dem Bürger, und da er besser genährt und gekleidet ist als die Fc.'lahs, so ist er demnach auf sein Handwerk stolz; außerdem Hal er volle Freiheit, zu plündern, wo er nur plündern kann. Eine An von Disziplin ist einge, führt worden, die in der Thar hinreichend ist, seine Soldaten de» halbnackten, unbewaffneten Stämmen des Berge« Libanon oder Arabiens furchtbar zu machen, die aber vor einer Europäi schen Mach« von geringem Nutzen seyn würde. Die Einführung Äongrevischer Rakete» durch einen Engländer war ihr.cn von großem Nutzen bei ihren Arabischen Feldzügen, indem eine ein, zige Rakete, die in die erbärmlichen Arabischen Fori« fiel, hin, reichend war, den größten Theil ihrer halbnackten und zusammen, gekauer-en Vertheidiger zu tödlen. Die Flotte Mehmed Ali's ist, wie seine Armee, bloß dem Anschein nach furchtbar. Er Hai zwar einige Linienschiff«, ver, schieden« Fregatten und viele kleinere Fahrzeuge, und diese Schiffe sind, den Zahlen zufolge, gu» bemannm; doch seine Schiffe find, was da« gewöhnliche Resultat des Kroniraki« ist, schlecht gebaut and wenhlo«, schwere Segler und unzureichend sowohl für den Krieg gegen die Elemente, als gegen die Menschen. Eines seiner besten Schiffe erster Klasse, von l2v Kanonen, das in dem Hafen von Alexandrien gebaut ist, liegt noch bis heute dort, als ein Denkmal der Thörheil seiner Erbauer, indem dort da» Wasser nicht die gehörige Tiefe Hai, um e« auf die hohe See zu tragen; in der Thai, man muß gestehen, daß der Pascha von denjenigen, welche diese Angelegenheiten zu besorgen hatten, sehr schlecht bedient worden ist. Im gegenwärtige» Augenblicke würden einige Äongrevische Rackrien, wenn sie im Nothfalle vernünftig ange wandt würden, in wenige» Gnmdcn das vereinie Türkische und