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mit den Galeeren oder dem Tode zu bestrafen. ZörLmc ließ fich da durch nicht abschrecken, allen Bersaminlungen, weiche damals von ver triebenen Pastoren in den Wäldern oder auf den Bergen gehalten wurden, beizuwohnen. Er sprach dem König weder die Macht, noch das Recht ab, die waffenlosen Protestanten, welche das Wort ihrer Geistlichen hören wollten, umbringcn zu lassen; aber er meinte, die Protestanten hätten die Freiheit, sich schlachten zu las sen, ohne sich zu verthcivigen, und so durch Märtyrerthum die ewige Seligkeit zu erkaufen. Daher tadelte er auch die große Zahl derje nigen, welche auswanderten, um in der Fremde ihre Religion frei zu bekennen. Er sah in dieser freiwilligen Verbannung eine schwäche und eine stillschweigende Billigung der ungerechten Befehle, welche die Gewissensfreiheit verlegten. „Als rcchtichagener Mensch und als treuer Unterthan in meinem, Batcrlandc und in meinem Glauben leben", sagte er, „ist mein Recht, und dieses Recht will ich nur mit dem Tode aufqebcn." Daher benutzte er auch sein Ansehen im Flck- ken dazu, die Gemüther derjenigen, welche die neuen Verfolgungen täglich mehr erbitterten, zu beruhigen. Als die beiden Kinder in der Meierei anlanglcn, saß ihr Vater auf einer steinernen Bank unter einem großen Kastanwnbaum, der den Ein gang der Meierei beschattete. Reben ihm saß ferne Frau, in einen Man tel von schwarzer Serge gehüllt. Sic hielt auf den Knieen einen großen ledernen Geldsack, in den ihr Mann von Zeit zu Zeit hineingriff, um seinen Arbeitern, wie cs jeden Sonuabend Sitte war, ihren Wvchen- lohn zu zahlen. Diese Arbeiter waren alle Reforminc: mochte ihnc! bi« Gegenwart ihres Herrn imponircn, oder mochten sie an ein stil les, geletztes Wesen gewohnt scpn, ihre Gesichter trugen einen nach denklichen, fast leidenden Ausdruck. Beweglich und kräftig, wie alle Bergbewohner, verriethen ihre Blicke eine kalte, aber energische Ent schlossenheit. In große Zacken von weißer Leinwand gekleidet, die Füße nackt oder nnt Sandalen bedeckt, die mit Riemen befestigt wa ren, bas Haupt ehrsurchisvolt enwloßt, rralen sie Einer nach vcm Anderen mit ihren Filzhüten in ver Hand vor den Pächter hin, der bei Austheilung des Geldes einige Fragen oder Bemerkungen über die Arbeiten der Jahreszeit an sie richtete. (Fortsetzung folgt.) Bibliographie. V i- petiUre- e» Iti-Niire so l» peilliure — Diese von Ekienne Huard berauSgegibene Gclchichtc der Ldauischcn Maleeiwulc dar ihr« Keranlanunz durch die in neuerer Zett von »vanien nach Arantreich viel gekommenen Gematde erhallen. Eine historische Nederstch« ist vier aber um so noihwendiger, als es mehr al» durch ihre Wert« betau» l gewordene Svsnttwc Maler giedt, und die dcrühm- ieren Namen, wie Siibera, Murillo, Nibalre und Zurbaran, von L, ir, 8 und m verschiedenen Personen geinhrk worden, deren Werke jetzt, ohne gleiche Berechtigung, doch gleichen Ruhm genießen. Süd-Amerika. Die Patagomcr und das Feuerland. (Schluß.) „So viel ich weiß", sagt Eapitain Fitzroo, „ist in den letzten Zabre» kein Patagomer gesehen worden, ver höher war, als N Fuß und einige Zoll." Unter zwei- oder dreihundert Eingebornen sieht man kaum ein halbes Dutzend, deren Hohe sünf Fuß neun oder zcb» Zoll übersteigt. Eapitain Fitzroy fügt indessen hinzu, er habe nirgends einen Haufen Männer und Frauen gesehen, Vie an durchschnittli cher Höhe und Lcibesstärke den Palagoniern gleichkämen. Eapitain King meint, die durchschnittliche Höhe sey zwischen Ü Fuß lO Zoll und 6 Fuß. Die unverhällnißmäßige Große veS KopfcS und des Leibes dieser Leute hätte die falschen Angabe» der früheren Reisenden veranlaßt, doch vermuthct er auch, daß vielleicht die frühere Generation ein größerer Menschenschlag gewesen und durch Veränderung der Lebensart oder durch Vermischung mit den südlichen Stämmen oder den Feuerländern, welche bekanntermaßen stattgcfundcn hat, in der Größe auSgeanct sey und die Ansprüche auf den Ramen der Riesen verloren habe. Auch erzählt er, daß die Kimmung, oder der dicke 'Rebel, ver bei sehr schönem Welter und an heißen Tagen durch die rasche Ausdünstung der in der Meer enge so reichlich vorhandenen Feuchtigkeit entstehe, eine optische Täuschung erzeuge, welche die Eingebornen, in einer kleinen Entfernung gesehen, lehr groß erscheinen lasse. Auch dies mag daran Schuld seyn, daß sie von früheren Reisenden für Riesen gehalten wurden. Die Farbe der Patagonier ist «in reiches Rochbraun, zwischen dem des rostigen Eisens und deS blanken Kupfers, dunkler als Kup fer, aber nicht so dunkel als echtes Mahagony. Die Farbe modisi- zirt sich aber „ach dem Alter. Der Kopf ist mehr breit als hoch, und der Vorderkopf ist meist niedrig und klein. Die Stirn ist her vorragend, und die Augen klein, schwarz und sehr beweglich. Sie haben runde Gesichter Mit hervorstedenven Backenknochen, etwas ein gedrückte Nasen und einen große» plumpe» Mund mit dicke» Lippen. DaS grobe, schwarze Haar trage» sie bloß und binden es über-den Schläfen mit einem Band von geflochtenen Sehnen. Das Haar an Gesicht und Körver entfernen sie sorgfältig, so daß der Mangel an- Backen- und Schnauzbart den jungen Männern ein sehr weibisches Ansehen giedt und Viele dem Äeußercu nach von den Frauen kaum zu unterscheiden find, außer durch die rigcnthümliche Art, wie sic das Haar tragen und sich in ihre Mäntel hüllen. Sie bcmalen sich die Gesichter mit rother, schwarzer oder weißer Farbe, und eben so den ganzen oberen Körper, indem sie die Farben ganz plump, ebne Kunst und ohne Plan, austragen. Zm Kriege hüllen sich die Reiter-Indianer in drei ihrer dicksten Mäntel; die Außenseite ist ohne Haar und bunt bemalt. Einige tragen einen breitrandigen Hut oder Helm von doppelter Stierhaut und einen Rock mit hohem Kragen und kurzen Acrmeln, aus mehre ren zusammengenähten Häuten gemacht, der Pfeilen oder Lanzen widersteht und einen Steinwurf unschädlich mach«, aber für Flinten- Kugeln nicht undurchdringlich ist. Zu Fuß haben sic ein Schild von Fellen. Ihre Waffen sind Lanzen, Bogen, Pfeile, Keulen und Kugeln oder Lassos, womit sie die Pferde fangen. Ein furchlbarcS Wurfge schoß ist eine einzelne Kugel, ungefähr cin Pfund schwer und an eine» Riemen von der Länge einer Ruthe befestigt, die sic um den Kops schwingen und mit der Gewalt eines Schusses auf ihre Gegner schleu dern. Wenn sic einen Angriff machen, tobten sic alle Manner, die Widerstand leisten, und die Frauen lind Kinder führen sic als Skla ven davon. Zbr Rcicklhuin besteht hauptsächlich in Pferden und Hunden; die Reicheren unter ihnen besitzen 40 oder üo Pferde und eine große Anzahl Hunde — die Aermercn dagegen haben nur l oder 2 Pferde und nur einen Hund. Die Reicheren haben auch drei, vier, fünf oder noch mehr Weider, die Armen nur eine. Die Ehen werden mehr durch Kauf und Verkauf als durch gegenseitiges Uebercinkommcn geschlossen. Statt eine Mitgist zu empfangen, muß der Mann den nächsten Ver wandten deS Mädchens einen großen Preis bezahlen. Die Mämier heieathen nicht vor ihrem zwanzigsten Fahre, die Mäochcu früher; vom vierzehnten bis rum funfzcbmcn Zähre gelten sie schon als käuf liche Waarc. Die Männer thun Nichts als jagen, Nahrung besor gen und kämpfen; alles Uebrige machen die Frauen. Mannigfaltiges. — Aus vcm Leben Goethe's. NIirsivec>nck'-i 41ax.-irmo, diese vom Professor Wilson herausgcqcbene Edinburger Monatsschrift, die sich von jeher durch gründliche Mitiheilungen über die Deutsche Literatur ausgezeichnet, giedt jetzt zahlreiche Auszüge aus einer Ucbersctzunz von Goethe's Sclbstbicgraphie. Besonders deS DichierS Schilderun gen deS reichsstävtischcii Lebens und der alten Gcwobnbeitcn Frank fnrt a. M.'S im vorigen Zahrhuudcrt scheinen in England mit In teresse gelesen ;n werden. Hat sich das Publikum aber erst mit Goethe's Persönlichkeit näher befreundet, so ist auch wohl zu hoffen, daß cS seine .Z'ni-i-e*pn»ä<>nre wild » okilä" (Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde), die bekanntlich noch wenig gekauft wurde, mehr goutiren und so auch seinerseits dazu beitragen werde, daß das dem Dichter von der geistreichen Herausgeberin zugedachle Denkmal wirk lieh zu Stande komme. — Themas Plater. Auch von der Seldstbiograpdic dieses Schweizer Schulmannes a»S dem lllten Zadrbmidcrt, die sich durch ihre Einfachheit, Herzlichkeit und Vertrautheit mit einem wichtigen Zeitabschnitte der Retormationsgeschichlc anSzeichnet, ist eine Eng lische Ucbersctzung erschienen.") Thomas Plater ward als der Sohn eines armen Zicgeuhirtcn in der Schweiz geboren, hütete auch selbst in der Fugend das Meb, brachte es aber, allerdings nach uneud- lichcn Mühsalen, durch Fleiß, Liebe zur Wissenschaft und Trefflich keit deS Charaktere dahin, daß er im Kästen Zabre seines Alters als Professor an der Hauptschule zu Basel und als ein wohlhabender Bürger dieser Stadl starb. Am den Wunsch seines als medizinischer Schrislstcllcr berühmien Sohnes i>e. Felir Plater (Professors an der Universität Basel) hatte er die Geschichte seines Lebens niedcrgc schrieben, die in ver neueren Zeit durch den Druck veröffentlicht wurde. Zn Deutschland ist das treffliche Büchlein bis jetzt weniger bekannt und verbreitet, als in der Schweiz; vielleicht trägt aber nunmehr die Uebersetzung desselben ins Englische und die beifällige Aufnahme, die das Leben Plater'S in England findet, dazu bei, ihm auch bei uns die verdiente Verbreitung zu verschaffen. — Chiwa oderKhiwa? Den Namen dieser Asiatischen Land schaft, die jetzt durch die Erpedition der Russen unter General-Lieute nant Perowsky die Aufmerksamkeit Europa'- aus sich ziebt, findet man bald aus die eine und bald auf die andere Weise in Deutschen Zeitungen gedruckt. Welches ist nun die rechtes Wir können bei Vieser Gelegenheit zugleich die Frage in Bezug auf alle andere ori entalische Worte entscheiden, die man abwechselnd mlt Eh und Kh gedruckt findet, wie Edan und Kdan, Scheich und Scheikh, ChoSrew und Khosrew, Bochara und Dvkhara u. s. w- Die Antwort darauf ist, daß, da wir durch die fraglichen Buchstaben einen Kedllant der Orientalen und zwar denselben harten Kehllaut bezeichnen wollen, den die Spanier durch s und X, die Deutschen aber da, wo er'in ihrer Sprache vvrkömmt, wie in den Wörtern Ach, Buch, machen re. ourch nn Eh auSbrücken, wir natürlich auch vieseS lctztgcdachte Zeichen in jenen orientalischen Ramen beiznbchälten hahcn. Das Kh ist über Frankreich und England in Deutschland cingeschmnggelt worden. Franzosen und Engländer, die dcn gedachten Kedllant in ihren Sprachen gar nicht besitzen nnd bci denen da» l'll entweder wir unser Sch (rir.i-mr) oder wie Tsch (murl>) gelesen wird, baden dafür das kl, substituirt und schreiben daber Axtralll»,», Kliive», K»llZ> w. Machen wir cs nun ihnen nach, so hälisen wir dadurch, im wahren Sinne des WottcS, einen Fehler auf den anderen. "j ok l'bowLK Elster, a ot tkk from tUc VerutUA tbe traaikurr vt L-ivster'» Ori«io«U NInx!«"«. ^ouüott, Heeausgegeben von der Redaclion der Allg. Prcusi. Staats Zeitung. Redigirl von Z. Lehmann. Gedruckt dei A. W. Hah».