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Wtft^nlllch «rfidcivm tret Rummkrn. PrSniiMir^tionk- Prn« 22j E«r. <j Tdlr.) «icrMLtrück, z Tdlr. sllr da» ganze Jahr, ohne Er- HSbung, in allen Theilen Ler Preußischen Monarchie. für die Man rrinnmerirt aus dies«» Lite-alur-Blatt in Berlin in ter Eroeoiilon der AUg. Pr. Claai?-Zeitung sFrietrichastr. Re. 72); in der Prorinj s» nie im Äu»laude bei den Wohllddl. Poft - Remtern. Literatur des Auslandes. Berlin, Freitag den i. Januar 1840. Italien. Rom im Sommer. °) AuS den Mittheilungen eines Deutschen. Wann cs den ersten Schnee in Rom giebt, dann ist es Sommer, d. h. den ersten Schnee zu kaufe; Schnee „aeve" nennt man näm lich jene gefrorenen Stücke, welche zum Kälten des Getränkes aage- wendet wervcn. Dann beginnen die Wasserverkäufer sich überall in der Stadt dicht an den Quellen anzusiedcln; die Sorbctiere -äugen gekräuselte Schnitzel von Citrouenschalen aus, zum Zeichen, vast sie Morgens Limonaden und Granaten, Abends Sorbet und Schaum-GS, -elulu uuo seil baden. Ailes lechz« nach frischem Wasser, seufzt nach Kühle. Der Mittage bcmcistert sich alsbald der Kott de» Schlascü; die Abende werden Bewegung und Verkehr. Wer die Physiognomie der einzigen Stadt abzuschildern unter nähme, müßte einem der anmulhigsteu Züge in ihrer Bildung, ihren lustig, lieblich, überall lebendigen Wassern, eine vorzügliche Aufmerk samkeit widmen. Boni einfachen Strahl, den ein fchllchteS Rohr in irgend ein Becken wirft, dis zum prächtigen mit den sinnreichsten Er findungen »nd Bildwerken in Stein und Metall ausgeführten Spring brunnen, spielt in unzähligen Formen uuo Wirkungen das beherrschte Element. Da ist nicht Prachtgedäuve, nicht Straße, noch irgend ein freier Platz, denen nicht die emsigen Brunnen mit ihrem unermüd lichen Rinnen und Rauschen Reiz verliehen. Entweder in geräumi gem Becken springt die Zluth bald ungesehen unter vir Oberfläche, die in flammige» konzentrischen Ringen erzitternd und wallend durch die Wirkung die verborgene kraft vcrrätb, bald wenig hoher steigend, um sogleich in kristallenen Klocken zurückzufallen. Oder cs fliegt der Strahl hoch aus, bald einzeln uuv wiegt sich als eine Silberfeder flatternd in der Luft, bald bündelweise und zerstäubt in breiter Krone, von Regenbogenfarben im Sonnenschein umgaukett. Hier wie ein zarter Flor weht die Welle in breitem Schleier herab, dort über den gefurchten Rand der Marmor Schale sich zcrtheilcnd, webt sie ein blin kendcS Retz um deren Fuß; hier hüvfi sie tändelnd von Stufe zu Stufe, dort schießt sic in mächtigen Strömen hervor, lärmt und zer schlägt sich zwilchen Klippen und künstlichen Felsen; an anderem Orte wird, gleich Blitzen, der geschossene Strahl wider Strahl geschleudert; sie treffen einander hart im Kampfe, zerschellen und scheinen, indem die Trümmer sich zerstreuen, zu einem flirrenden Sterne geworden. Fe schöner und üppiger diese Nymphen sind, desto mehr beschränken sie sich in gewöhnlichen Feiten auf ihr kokettes Spiel, ohne dem Bewunderer eines Tropfens Kunst zu schenken, aber in den heißen Tagen laoen sie nicht mit müßigen Reizen, sondern gewähren dein Schmachtenden Genuß. Die Kühlung, welche sie weil umher verbreiten, ist dann hoch willkommen und wird, wo nur irgend der Ort cS begünstigt, ausgesucht. Den beliebtesten Sammelplatz ver Römer aus dein Mittelstände bildet alsdann in den Abendstunden die Terrasse der Angus l'aul». Hier schüttet den Reichthum Vieser stolzen Leitung der Prunkbau des Kastells in prächtigen Güssen aus unv bringt in dem weiten Bassin, welches den Schatz empfängt, ein starkes Wogen, täuschend ähnlich dem ver offenen See, hervor. Hier auf der Höhe deS Janiculus vereinigt sich mit dem leisen Zug der Abcndluft und dem erfrischenden Hauch des Wassers die wunder bare Aussicht aus Stadt, Fluß und Gebirge, uin den cntzük- kendsten Aufenthalt zu schaffen. Die vornehme Welt inzwischen, in glänzende Karossen dicht gepackt, rückt Tritt für Tritt den Corso hinauf, hinab, prahlt mit Plattirung, Schönheit, Lack und Moden und genießt der Kühle, so gut sie es weiß und darf. Ein Theil der Kutschki biegt auf dem Platz del Popolo, am Ende des Lorso, in die Nebenstraße Babuina ein und nimmt Sie Richtung nach dein Spanischen Platz. ES gilt, vor demjenigen Cafe, welches in IR-stst-m ist, uuv deren grebt es zwei i„ Rom, das eine auf gedachtem Platz, das andere auf dem Corso, die letzte unv Vie angenehmste Aufgabe de» schuldigen Tagewerks zu lösen. Mit Gebrüll stürzt sich vom Knl ichcniritt der dmUiero ladenwärtS, und als ein heiseres Echo sein Gebot nach Kräften wiederbrüllend, heischt drinnen der Camcricre es, gualteo, >>oi la l'arvikza, indem er dir Gattung des EiskS hin zufügt und das letzte Wort (Air»»» mit einem heulenden Mclisma verziert. Noch cin paarmal echot dieser Ruf dct der Bestellung Hin term Lavcntifch und bei ver Uederlieferung des Verlangten. Dann ') Vgl- Nr- 1« dct MagaflnS von IM stürmt der betreffende Diener mit dem silbernen Präsentirtcller hin aus and kredenzt am Schlage. ES ist hier übrigens anzumcrkcn, daß man in jedem irgend anständigen Cafe-, auch um die gewöhnlichen 2 Kupferheller einer Kaffee-Portion, stets silbern bedient wird, Fuß volk gewöhnlich zwar nur dann, wann et nicht außen auf der Straße Platz genommen. Dann wiederum ist anzumerken, daß von der Thür deS Cafe aus in langer Zeile weithin auf dem schmalen Trottoir, das Zweien einander auSzuwcichen schwer macht, dicht an den Häusern Stühle gesetzt sind, und auf die Stühle Herren und Damen in bunter Reihe, die Einen mit ihren Gläschen und Löffel chen, die Anderen mit Geschwätz und Kaffen sich vergnügend. Hier schießen ein Paar höllcntiefe Äugen unter dem Flordäch eines Som- merhütchenS Blitze hervor, neben den grünen Fenstern, durch welche cm stelzenbein ger Abbate über die violette Traufrinnc seiner Nase schielt; dort ist neben das zierliche Schnürsticfclchen eines allcrliebsten Fußes die schwere Schnallschicne eines mastigen Vignarolen gepflanzt. Wo ver Flor der Schönen dichter gesäct ist, schlänkelt und schwänzelt die parfümirte Hoffnung des Jahrhunderts in rother Halsbinde und weißem Bcinklew, oaS LorgncltcnglaS ins Äug' geklemmt, vorüber. Die Hellen Farben der Fraucnkleivcr, der Schein der Lampen aus den Läden, die sich Thür an Thür drängen, und der Lichter, welche Krämer bei ihren auf dem Pflaster auSgebreitcten Waarcn ausge stellt bade», die eleganten Kutschen, die hin und wieder lausenden Livree-Bedienten, tue schwatzenden und lachenden Spaziergänger und die gemächlich sitzende Gesellschaft auf ihren im Freien ausgestellten Stühlen, geben der Straße das festlichste und heiterste Ansehen. Musik und schallender Applaus lade , uns zu dem Cafe dcS Schach spiels. Dort vor der Thür schlllpt sich ein dichter KrciS um cm Paar Virtuosen, von denen vcr Eine, der einer bcsscren Bühne werth scheint, die Gerge mit leichtem kecken Bogen streicht, indem er nicht ohne Prätensivu jetzt seinen delikaten Vortrag, jetzt seine Fingerfer tigkeit geltend machst; dem Änderen, der ihn auf der Guitare akkom- paguiet, hat sein Genius die besondere Gabe verliehen, mit dem toni schen uns dem Quartserleugriff sür alle, auch die intrikatsten Fälle auszareichcn, nur daß im süßen Taumel ver Begeisterung seine Fin ger, durch die Saiten irrend, wo irgend eine verlaufene Dissonanz sich erhaschen läßt, dicseibige gefällig mitgchcn beißen, ganz unbesorgt nm Vie Auflösung veS Rächfe iS, dessen Knoten zu zerhauen er Held genug ist. Auch von feiner Originalität unleugbare Proben gjebt ver Mann, indem er, seine beiden Universal-Akkorde tn mancherlei Ordnung kombinwenv, hartnäckig seinen eigenen Weg verfolgt, ting, tang, taug, ting, was immer dazu für Kapriolen dle Geige mache. Genug, die Enthusiasten umher, in Sammetjacken, schwarzen und brau nen, kassarolsormigeu uns Kegelbütcn, Spenzern und Schnürmiedern sind euchantirt und klatschen und stehen wie angewurzelt, bis daß cs zum Sammeln kommt. Dann gehen Viele aus Bescheidenheit bei Seite. DaS ist wie allerwegen. Nur in Neapel auf dem Molo fleht man sein Linardosäuger Jeden der abgerissenen hingerissenen Hörer dankbar und gern von der eigenen Armuth spenden. Je inchr die Raum und llebersicht versperrenden Kutschen, nach dem die Stunvc ves EisgcnusseS verronnen ifch sich aus der Straße verlieren, desto freier und fröhlicher flattert der Schwarm der Spazier gänger über ven Corso hin, junge Burschen unv Mädchen, ^linonti, d. h. Stutzer nach romancskem «chnitt, unv liaini, modische Zicr- bengcl, Alt und Jung, Arm in Arm, vereinzelt, zu Mehreren und paarweise, nach Gefällen) Glück oder Gunst, wandelnd, verweilend, eilend, sich thcilenv, sich gesellend, sich mehrend, kommend, gehend, kehrend. Wer veil weißen Schmetterlingen je zugeschaut hat, welche Sommers über vem dunkeln Grün ves Wiesengruudcs gaukeln, auf und ab, herum und her und hin, über und unter und durch einander, rastlosen Webens und Schwebens, der mag sich so den abendlichen, von Anfang bis zu Ende mit weißen Kindern überstreuten Cors» vorstelleu; denn die Römerinnen der oberen und Mittelklasse lieben in vieler Zerr even so allgemein das Weiße, sonderlich zur Abend Promenaden Toilette, wie die Weiber und Mädchen aus Trastevere und die vom nievern Stande in Rom selbst nicht leicht eine andere Farbe als Rosa in mancherlei geblümtem Kattune sich zum Putze wählen. Bis gegen lt Uhr in der Nacht litt oder 11 nach unserer Zeit) bleibt sie Straße velebt. Ist etwa Mondcnschcin, so hat auch manche Familie, manches Pärchen sich allmälich von der größeren Masse abgclvst, um einsamer sich aus dem Campo Vaccino, unter den ernstcn Trümmern de-S Forums unv der «aiserpalästc zu ergehen, over des ChiaroScuro, wie sie die Alles verwandelnde Beleuchtung nennen, im Riesenraum deS Colosseo zu genießen. Dort in der Mitte