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Wöchemtich erfchcincn deci Nummern. PrSnumerauenS- Preis 22; Szr. (Z Wr.) vierteljährlich, 3 Tylr. für daS ganze Jahr, ohne Er Höhung, in allen Tbcilen der Preußischen Monarchie. M a g a z i n für die Man xuwumerui auf dieses Beiblatt der Allg. Pr. Staat«, Zeitung in Berlin in der Expedition (ZriedrichS-Straße Nr. 72); in der Provinz so wie im 'Auslande bei den Wohllödl. Pest-Aeintern. Literatur des Auslandes. 127. Berlin,, Mittwoch den 23. Oktober 1838. A s i e n. Die orientalischen Angelegenheiten. Für kescr, welche mit Geschmack für auswärtige Geschichte einen erklecklichen Sinn für den Reiz politischer Neuheit verbin den, wird obige Nebcrschrift verführerisch genug seyn, sich da durch auf Befriedigung irgend einer Seite ihrer Wißbcgierdc ge faßt zu machen. Vielleicht, glaubt Mancher, ist hier in Erfah rung zu bringen, wdnn und zu welcher Stunde man den Hafen von Alexandrien verbrennen wird; vielleicht steht hier deutlich geschrieben, glaubt ein Anderer, daß bei den Zwangs-Maßregeln, wie bei vielen anderen Regeln, starke Ausnahmen stattsmden; ein Dritter wird Aufschluß vermuihen über den Inhalt der Konfe renzen, die Chosrcw Pascha mi, den Europäischen Gesandten ha», und ein Vierter endlich mochte gern wissen, ob die Erschöpfung der Aegypiischcn SiantS-Kasse, von der die Korrespondenten der Allgemeinen Zeitung schon so lange sprechen, noch nicht erschöpft ist. Doch wir bedauern, den Erwartungen dieser Leser »ich, cm, sprechen zu können. Die allwissenden Zeitungsschreiber mögen erralhen, was die Großmächte zur Losung des Räthsels mit der Aegypiischen Sphinx thun werden; die allweiscn mögen ralhen, was diese Mächte ihun sollen; wir mischen uns nicht in diese orientalischen Angelegenheiten, wir iheilen hier weder dem Pyramiden-Pascha Kronen, noch dem Türkischen Reiche seine längst verlorenen Provinzen zu. Dennoch wird man sehen, daß obige Nebcrschrift dem In halte des folgenden Aufsatzes vollkommen entspricht. Ganz un blutige, ganz von der Diplomatie fernliegcnde orientalische An gelegenheiten meinen wir nämlich, und zwar die Studien über Sprachen, Geschichte und Sitten des Morgenlandes, die im Schoße oder durch die thäiigc Aufmunterung eines edlen Vereins wettberühmier Männer stattfinden und befördert werden. Im Jahre 1822 bildete sich zu Paris eine Gesellschaft von Gelehrten, wobei Namen wie Silvestre de Sary und Abel Re- musat glänzten, zur Beförderung aller Kenntnisse, die entweder im Orient ihre Hcimmh habet» oder sich darauf beziehe»». Ihr erster Zweck war, die Spracheukunde, sowohl des alieu wie des neuen Morgenlandes, durch alle mögliche Hülfsmittel allgemeiner zu machen. Zu diesem Ende seyie sie sich in Verbindung mit gelehrten Gesellschaften in Asien selbst, ernannte korrespondirende Mitglieder in Europa und suchte sich Manuskripte aller Art zu verschaffen, um sie auf dem Wege des Druckes vollständig, oder in Auszügen, oder in Ueberseyungcn zu verbreiten. Wenn der Name G elehmen - Rep ublik irgend auf die Verfassung und Gebräuche von Pflegern der Wissenschaft anwend bar ist, so verdien, ihn gewiß die Asiatische Gesellschaft zu Paris. Ihre Einrichtungen waren und sind ganz republikanisch, Kaiser und Könige aber verschmähten es nicht (sich selber dadurch ver herrlichend), sie mit Beifall und Gunst zu krönen.I Ihr erster Ehrenpräsident war ein Fürst, der früher selbst als Privatgclehr- »er im Auslände wirkte. Er Hai de» Sitzungen der Gesellschaft persönlich präsidirt und seine Beiträge als Mitglied fürstlich ge leistet. Gehäufter Geschäfte halber — er ist nämlich jetzt König der Franzosen — mußte er die Präsidentenstelle nicderlegcu, aber er ist unter dem Namen „Proteclcur" Mitglied geblieben. Ei»» von der Gesellschaft durch Stimmenmehrheit gewähltes Conseil mit einem Präsidenten an der Spitze (jetzt Ainöd. Jauben) ist beauftragt, die literarischen Arbeiten, die in den Plan der Ge sellschaft aufgenommen sind, zu leiten, die Fonds zu verwalten, die von ihm nützlich erachteten Schriften drucken, auszichen, oder übersetzen zu lassen: es er,heilt Aufmunterungen; es ernennt die korrespondirende» Mitglieder ic. Es hält monatlich wenigstens eine Sitzung, bei der »edes Mitglied der Gesellschaft Zutritt hat, und giebl in einer Sitzung jedes Jahr Rechenschaft von seiner Verwaltung- Seit 1833 gieb« die Regierung aus den Fonds des öffentlichen Unterrichts Zuschüsse, welche aber dieses Jahr aus Mangel an Mitteln bei diese»« Ministerium ausbleibeu mußten. Die Gesellschaft hat zwei Klaffen von auswärtigen Mitglie dern. Mitglieder der ersten Klasse, inomhre* -in-ioelö.« ötrimxer-;, ') Tin Schreiben voller Königlicher Huld und Theilnahme an den Bestre bungen der Gesellschaft staben Se. Maj. der König von Preußen an den Brandente» derselben unterm 26. Oktober lMj erlassen - eS ist in, Sone- «»> .^ialiquo diese« Jahres abgedrncf». oder meiubre-- honnrmro« sind diesen Augenblick 52. Die Bedin gungen der Aufnahme sind — wohlerivorbcner Ruhm im Fache der orientalischen Literatur. Durch die Statistik der Mitglieder dieser Klasse kann man sich einen Begriff von der Verbreitung der orientalischen Studien in den verschiedenen Ländern bilden. Wenn man die Verhältnisse genau würdigt, so muß man den günstigsten Schluß für Preußen ziehen. Es hat neun Affociös dabei: in Berlin drei (Bopp, Jdeler, Wilken), in Bonn drei (Freytag, kaffe», Schlegel), in Breslau einen (Habicht), in Greifswald einen (Koseganen) und in Halle einen (Gesenius). England Hal zwar 15 und Rußland nur eines weniger, aber die Beziehungen dieser Länder zu Asien, in welchem der größte Theil ihrer Umenhancn leben, lassen vielmehr eine Verwunderung zu über die verhättnißmäßig sehr geringe Zahl von Miigliedern- Oesterreich zählt zwei Mitglieder (Joseph v. Hammer-Purgstall und Graf Castiglioni) und Bayern ein Mitglied (Othmar Frank). Die zweite Klasse besteh, aus Mitgliedern, die schon weniger Schwierigkeiten bei ihren» Eintritt finden. Sie brauchen nur von zwei Mitgliedern zur Aufnahme vorgeschlagen und dann durch Stimme»-Mehrheit angenommen zu werde». Man heißt dann membre snu.-icrimeur, zahlt 30 Franken jährlichen Beitrag, wofür inan das .lobrnal ^iatigue gratis und alle auf Kosten der Socieiäl herausgegcbcne Werke zu billigere» Preisen erhalt. Wir wollen jetzt von diese»» Journal und von de» durch die Gesellschaft publizinen Werken näher sprechen. Gleich bei ihrer Gründung beschloß die Asiatische Gesellschaft, sich in einer periodischen Schrift umer dem Namen Journal .^üttigue ein Organ zu gebe». Von 1822 a» erschien monatlich ein Heft von ä Bogen und mehr, und 12 Hefte bildeten 2 Bände. Mit dem Jahre 1828 begann eine üccomle körie und mit 183Ü eine troi«löine -wisse, aber alle drei Serien sind unter dem Ein- siusse einer gleich wissenschaftliche»» Richtung redigirt. Mit ihm kann kein Journal früherer Zeit, kein gleichzeitiges eine Ver gleichung bestehen. Die meisten Zeitschriften dieser Art (wie z. B. in Deutschland das treffliche Repertorium der morgenlän dischen Literatur von Eichhorn, oder die Orientalische Bibliothek des in spätere» Jahren so spitzfindige»» und aus Eigennutz geschwätzigen I. D- Michaelis) sind der biblische» Sprachkuude ausschließlich oder überwiegend zugclhan. Die von Jos. v. Hammer hcrausgcgebencn Fundgrube» des Orients halten eine»» zu beschränkten Kreis von Kräften und Bestrebun gen") Das .^imie Journal der Engländer, ist eigentlich mehr ein Journal der Ostindischcn Compagnie zu nennen, als ein Jour nal für die Lrkennmiß des Geistes, wie er sich im Oriente durch Sprache, Sitten und Geschichte ausdrückc. Die Idee der mer kantilen Zwecke spielt eine größere Rolle darin, als die Entwicke lung dessen, was dein Gedanken, dem Gcschmacke und der Ver gangenheit des Orient« angehön.") Als dis Grüuder des Journal ^iatssgue sich mit dem erste» Hefte a»'S Publikum wandten, konnten sie nur die Englische Zeitschrift als etwas der ihrigen dem Namen nach Achnliches anführei» (die Fundgruben waren schon wieder verschüttet^ und mit vollem Rechte behaupten, daß sie einem gefühlten Bcdurfniß abhclfen. Daß aber neben diesem Journal kein anderes auftrat, wodurch cs paralysirt worden wäre, ist schon ein Beweis seiner Vortrefflichkeil. So sehr auch seil 1822 der Aufschwung der Wissenschaf,, besonders in Demschland, sich diesem Zweige der Literatur mitgeiheilt ha, und ei» größeres Publikum sich dafür imeressine, so wagte doch der Unterneh mungsgeist »ich,, mit dein Pariser Institut rivalisircn zu wollen. Schon dis Sprache, in der cs erscheint, Hal ihren eigenchüm, liehen Reiz für die Mitarbeiter und Leser dieses Journals. Der Gelehrte, Hai er auch nicht genug Eitelkeit, gern seinen Namen in der ganzen civilisirien Wett gelesen zu sehen, so Hal er doch Vorliebe für seine Leistung genug, diese überall gebilligt oder wenigstens geprüft zu sehen. Französisch aber versteh! jetzt jeder Orientalist; viele Deutsche schreiben darin, sogar mit Eleganz, wie dieses von den Mitgliedern Schlegel, Munk u. A. bekannt ist. Wie Ludwig RlV. die Höfe sind Diplomaten zur Kcnnmisi ') Sic erschienen »u Wien 1810—13 und lieferten vieles Schöne von der Hand ihres Herausgebers. ") Das vor kurzem entflandciie Journal: Kunde des Morgenlandes, bei dessen Rcdaction Ewald und Rödiger wirken, libertrifft alle vorb-rqc. aangcne Zeitschriften dieser Art in Deutschland. Ob es aber so alt wie da- Journal ^»iakigu» werden wird, ist leider sehr zu bezweifeln.