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4W Mei" Sttibengenosse, der länget ausbiieb, war dafür nachher seekrank, während ich mil frohem Muihe mein Margen, nnv Abendbrad genoß. So harre ich Tage, wo nur ganz wohl war und wo ich die Seckrankheir überwunden za haben glaubte. Dies kam aber-mehr daher, weil wir wenig Wrnd Hanen; an Tagen, wo der Wind hefiig blies und das Schiff staik schaukelte, ging das Lied wieder von vorn an. So blieb es bis zum zwölsicn Tage, und ich Hane nach gerade darauf verzichtet, am Bord ge sund zu scyn: da heißr cs, Heine scy sehr schönes Wener; ich kleide mich an und bleibe auf, ohne die geringfte Anwandlung zu verspüren. Zum erstenmal nahm ich an diesem Tage das Diner an der Tafel ein. Jndeß wurde ich nochmals krank und hüreie wieder aus Furcht mehrere Tage das Ben, indem ich es vorzog, auf meinem Lager zu bleiben und gelund zu scyn, als außer dem Ben mich unbehaglich zu fühlen. So war ich in den Zustand geraihen, in welchem sich Menschen befinden, von denen man sag!, sie seyen Jahr aus Jahr em krank. Doch kann ich jetzt aus eigener Erfahrung bestängen, daß dies bei der See krankheit wohl uneist die eigene Schuld des Kranken ist; denn Leute, die dabei so viel als möglich auf dem Verdeck bleiben und sich nicht legen, sind gewöhnlich in einigen Tagen von dem Uebel befreit, während ich aus Bequemlichkeit lieber im Beu lag und daher, wenn ich aufftand, des Ausbleibens »ngewohm, mich krank fühlte. Am siebzehnten Tage war ich dcn ganzen Tag auf und so auch die folgenden; obgleich mir auch da anfangs nicht ganz wohl zu Muche war, fühlte ich mich doch von Tag zu Tage bester, und der Seekrankheit folgie eine v'osikommene Gesundheit mit einem wahren Löwenappem, welchen ich, au» langer Weile und durch eine sehr gut besegle Tafel aufgemumcn, auch ohne Zurückhaltung in vollem Maße befriedig,«. Da ich nun gerade auf das Kapitel vom Essen gekommen bin, so wäre cs wohl an der Zeil, die Ari zu schildern, auf welche wir am Bord genährt worden sind; ich will dies aber noch ein wenig verspüren und gelegentlich bcibringen, da es doch alle Tage so ziemlich dasselbe war. Dagegen mag hier die Erzählung eines Ereignisses folgen, welches wir nur einmal auf der Reise erlebten und das beinahe dasselbe geworden wäre, was man nur einmal im Leben erfährt, und zwar am Ende der Lebcnsreise: der Tod. Diesmal war cs aber nicht der Tod sel der, sondern nur seine gute Freundin: die Lebensgefahr. Doch ich eile lieber ohne viele Andeutungen in nwäil>8 res. Am 17. Juni also hatte ich die Seekranksten glücklich über standen und fing an, mich wie alle andere Passagiere zu verhal ten. Am ISien, Morgens nach 8 Uhr, — inan haue zum Äuf- stehen geklingelt, denn um S Uhr wurde das Frühstück eingenom men, — also zwischen 8 und 9 Uhr, lag ich noch im Bei! und wendete mich, wie man zu sagen pflegt, zum leyienmalc nm, halb wachend, halb träumend, als plötzlich ein heftiger Kiach geschah, auf welchen bald neue Stöße folgten, so daß ich, etwas unsanft im Ben gerüttelt, zur völlige» Besinnung kam. Die Stöße, von Krachen begleite«, wähnen fort, und über uns auf dem Verdeck emstand ein Lärmen und Geschrei, als stäken Alle am Spieße; man Höne hin und her laufen und schreien, dazwischen Äommandowonc, das Rollen der Leitern mit Rädern und ande res Getöse. Alles deutete auf etwas Außergewöhnliches; ich hörie, wie Einer nach dem Anderen aus der Kajüte die Treppe hinauslief aufs Verdeck, und noch zweifelnd, ob man nur die Segel anders richte oder dergleichen, kam mir doch nach gerade der Gedanke an eine Gefahr: wie, wenn das Schiff auf eine Klippe gerannt wäre! Da ich jedoch wußte, daß wir auf offenem Meere waren, so wollte ich mich schon wieder beruhigen u»S auf den Lärm nicht achten. Jetzt steigt aber ein Passagier, ein Franzose, der mit seiner Frau und Tochter die Reise machte, die Treppe herunter, und indem seine Gatlin ihn ängstlich frag«, was denn sey, höre ich ihn hastig sagen: 0 man äieu, »ous -mumies poräus, I« navire sombre! Daß wir verloren scyn sollten, halte ich ihn verstanden, aber der Grund blieb mir unklar, denn ich wußte damals noch nicht, was >>omhrvr hieß. Ich richtete mich auf, um von meinem Slubenkameraden Aufschluß zu er hallen, der mir indeß nur durch seine Gebcrden wurde, denn er sprang au« dem Bell, fuhr in die Kleider und sprach ganz un zusammenhängend, nur darauf bedacht, so bald als möglich die Kajüte zu verlassen. Der Lärm nnd das Krachen währicn immer fort. Jetzt machte auch ich mich aus dem Beo, und im Nu war ich angekleide«. Während ich rasch vor dem Spiegel meine Kra« vatie umlegte, um nicht unordentlich auf dem Herdeck zu erschei nen, dachte ich ganz ernstlich an den Tod und warf mir die Frage auf: Sollst du wirklich jetzt sterben ? E« ist ein ganz eigen Ding, der Tod, und noch dazu so plötzlich, aber ich kann doch sagen, daß ich bei weitem nicht das Gefühl hatte, wie man es gewöhn lich schildert; ich war auf Alle« gefaßt, verlor aber die Hoffnung noch nicht, und in dem Moment, wo ich aufs Verdeck stieg, um zu sehen, ob ich verloren sey oder nicht, dachte ich mehr an meine Verwandten und Freunde, als an mich selbst- (Fortsetzung folgt.) Ostindien. Die Frauen der Hindus. (Schluß.) Gleich bei seiner Ankunft in Indien findet derselbe Reisende Veranlassung genug, die sträfliche Ausführung der Europäer, im Kontraste mit dem sittlichen Betragen der Eingebornen, zu rügen. Die Wärme und Offenheit, womit er dies thut, lassen uns an der Wahi heil seiner Berichte keinen Zweifel. Er schreibt: ,,E» muß jenen fühlenden Menschen bitter kränken, daß viele Natur« klnder und ungläubige Heiden mehr Treue und Wahrhaftigkeit, mehr Rechtlichkcu und Ehrbarkeit, mehr Menschenliebe und Barm« hel jlgkeil besitzen, als eine Menge von Damen, die sich zur Lehre Jesu bekennen." In der Periode von 16K0 bi» 1706 haben verschiedene Reise« beschreibcr des abscheulichen Lebenswandels gedacht, den die Eur»< päer in Ostindien zu führen pflegten; besonders reich an betrü benden Beispielen dieser Ari sind: Souza's Geschichte der Porlu« giescn in Indien — die Reisen der Jesuiten, des Herben, Ber nier uild Tavernier — und Hamilion's Neue Beschreibung von Ostindien. Der letztgenannte Auior erzählt uns umer Anderem eine Begebenheit, die jeden Menschenfreund mii Grauen erfüllen inuß. Senhor Thoma Pereyra, ein Portugiesischer Abenteurer, erwarb sich durch seine Schlauheit und Gefügigkeit die Gunst des Kölligs von Pcgu m solchem Grade, daß dieser ihn zu seinem ersten Feldherr» machte. Er hatte seine Pracht-Llephamen und eine eigene L-ibgatde, die ebenfalls aus Portugiesen bestand. Als dicicr gllck.nhe Emporkömmling eines Tages aus einem großen Elephamen i» Gala von Hofe kam und seinem eigenen Palaste zurni, Hölle er im Hause eines Bürgers Musik. Die Tochter dieses B ngcrs, ein sehr schönes Mädchen, war selbigen Marge» einem Jüngling aus der Nachbarschaft angetraut wor den. Der General verweilte vor dem Hause und ließ den Ael« lern sagen, sie möchten ihm die Braut vorstellen. Beide Aeltern fühlte» sich sehr geehrt und beeiferien sich, seinem Wunsche nach« zukommen; kaum aber halte das Mädchen die Schwelle ihrer Wohnung überichritlcn, als Pereyra, von wilder L ist embrannt, sie ergreife» und nach seinem Hause schleppen ließ. Der unglück liche Bräutigam nahm sich aus Verzweiflung da» Leben; die trostlosen Aeucrn aber zerrissen ih,c Kleider und liefen heulend und wchkiugend durch die Straße» bis zum Palaste des König« uild flehien ihre Göller und Milbürger an, den Bösewicht zu be strafe». Ganze Haufen Volkes versammelten sich und erhoben ei» Zetergeschrei, das bis zu den Ohren des Königs drang. Die ser ichickl« sogleich einen Bolen, um die Ursache des Tumulte» zu erfahren, und forderte, sobald er von dem Vorfall unlerrichici war, Sen General zur Rechenschaft. Pereyra, der die Frucht seiner Frevelihai ungestört gemeßen wollte, entschuldigte sich mit Unpäßlichkeit. Der König gerieih über diese Ausflucht in Wuth: er befahl sämmilichsn Bürgern, die Waffen zu ergreifen und jeden Portugiesen ohne Gnade niederzustoßen, und sein Befehl wurde so schleunig vollstrcckl, daß in wenigen Stunde» fast kein Portu giese mehr ain Leben war. Der ruchlose Pereyra wurde leben dig ergriffen und, an die Hmiersüße eines Elephamen gefesselt, durch die Straßen geschleift, bis kein Fleisch, mehr an seinen Knochen war. Drei Mann von seiner Leibwache, die sich zu fällig i» den Vorstädten am Flusse befanden, emkamen bei nächt licher Weile in emem kleinen Booie. Sie schifften die westliche Küste entlang, bis sie Malakka erreichten. Auch Tennant, der im vorigen Jahrhundert nach Indien reiste, war Zeuge von der sträflichen und schamlosen Ausführung der Europäer un Osten. Er sagt: ,,Ueberall sand ich in ihren Tiuen eine Mischung von Habsucht, Grausamkeit und ungezü gelter Sinnenlust. Die Meisten Hanen sieben bi« acht Konkubinen, die sie mit tyrannischer Strenge zur Arbeit anhieltcn, um den Er trag dieser Arbeit zu verprassen." Der Abbe Dubois urtheilt im Ganzen, wie Terry und Tennant; aber sein Raisonnemem ist »ichi frei von Vorunhcilen, sein politischer Eifer verleitet ihn zu maiicher Ungerechtigkeit, und wir möchten ihn daher nicht gern zu unserem Verbündete» machen. Nur Eine Stelle seines Buches erlauben wir uns hier anzuführen, weil wir im Vorau« über zeug, sind, .daß ihre Wahrheit jedem unparteiischen Leser einleuch« ten wird. „Wenn Du einem verständigen Hindu von unserer höheren Moralität und Ctvilisaiion Etwa« vorsagst, so mache Dich darauf gefaßt, daß er Dir folgende Fragen stellen wird: ,,Jhr rühm. Euch Eurer moralischen Ueberlegenheit; wie soll ich aber damit in Einklang bringen, daß in Euren Hauptstädten Pari» und London, wie Ihr selbst in Euren Zeitschriften sreimülhig ein- gesteh«, gegen §0,006 öffcmliche Buhldirnen leben? Erkundige Dich einmal in Kalkutta, Madras und Bombay, ob die mora lische Entartung unter der dicht gedrängten Bevölkerung dieser großen Städte auch nur in gleichem Maße um sich gegriffen hat — und dann lasse uns weiter von der Sache reden." So viel lieg« klar am Tage, daß der sittliche Werth de« weiblichen Geschlecht« in Ostindien da, wo Europäer sich nieder gelassen haben, am tiefsten gesunken ist; und mit Recht können sie ausrufen: Vse nobi-i m>-«erw, ,ä guus ?aganoru»> viria trunsieruvt! (Xsiatic äoarnul.) Türkei. Die Raja's in der Türkei. Vierter Artikel- Die Griechen. Zwischen den Muselmännern und den Armenischen cder jüdischen Raja's staben wir hinsichtlich der Religion und der Sitten manche Berührungspunkte wahrgenvmmen; zwischen den Muselmännern und Griechen weide» sich dagegen nur Verschie denheiten aufzeigen lassen. Die Griechen, die durch ihre Lrinne-