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47V die Vonheile der Geistesbildung und Civilisation in Uebereinstim- mung gebracht werden mil der Freiheit und den reinen Freuden des Lebens nach der Natur? Wie können wir erlangen die Vor, iheile und vermeiden die Uebel eines Systems, weiche« gegen, wänig mit allen Fasern unseres Seyns verwachsen ist? Ich glaube, daß die Einhaltung von ihierischer Nahrung und spiruuö, sen Getränken uns in großem Maße zur Auflösung dieser wichti gen Frage fähig machen würde. Es ist wahr, daß geistige und körperliche Entartung zum Theil anderen Abweichungen vom richtigen Wege und von der Natur, als denen, welche die Nahrung betreffen, beigemessen werden muffen. Die von der Gesellschaft gepflegten Uebelflände beziehen sich: auf die Verbindung der Geschlechter, woraus das Eiend und die Krankheiten unbefriedigten GeschlcchtStriebee, genußloscr Unzucht und die allzu frühe Pubertät noihwcndig cm, springen; auf die faulige Atmosphäre volkreicher Städte; die Ausdünstungen chemischer Prozesse; die Einhüllung unserer Kör per in überflüssige Gewänder, die sinnlose Behandlung der Kin der — alle diese und unzählige andere Ursachen tragen ihr Theil zu der großen Masse menschlicher Uebel bei. Die vergleichende Anatomie lehrt uns, daß der Mensch den sruchlcssendcn Thiercn in jeder Hinsicht, den fleischfressenden in keiner ähnelt; er Hai weder Krallen, um seine Beule zu ergreifen, noch auch besondere scharfe Zähne, um die Sehnen zu zerbeißen- Ein Mandarin erster Klasse, mit Nägeln von zwei Zoll Länge, würde diese wahrscheinlich noch unzulänglich finden, um auch nur einen Hasen festzuhalten. Um der Schwelgerei zu dienen, muß der Stier zu einem Ochsen verstümmelt werden, der Schafbock zu einem Hammel durch eine unnatürliche und unmenschliche Operation, damit die schlaffe Fiber der empörten Namr schwächeren Widerstand leisten möge. Es rührt einzig von der Weichmachung und Veränderung durch das Kochen und die Zubereitung her, daß man im Stande ist, rodles Fleisch zu kauen und zu verdauen, und daß der Anblick seines blmigen Sasles und seines rohen grauenvollen Aussehens nicht unerträglichen Ekel und Widerwillen erregt. Laßt den Veriheidiger der ihier-schen Nahrung sich selbst zwingen zu einem entscheidenden Experimente seiner Tauglichkeit, laßt ihn, wie Pluiarch empfiehlt, ein lebendiges Lamin mit seinen Zähnen zer, reißen und, seinen Kopf in die Eingeweide desselben rauchend, seinen Durst mil dem dampfenden Blute löschen; noch naß von der Schrcckcnkihal, laßt ihn zurückkchren zu den unwiderstehlichen Trieben der Natur, welche sich gegen sie zu Gericht erheben wollten, und sagen: die Natur Hai mich für solch' ein Umerneh, men, wie dieses, gebildet. Dann, und allein dann würde er so Recht daran lhun. Der Mensch gleicht nicht dem fleischfressenden Thiere. Es giebt keine Ausnabme, wenn eben der Mensch nicht allein eine ist, von der Regel, daß die frnchlecssenden Thiere zellenariige Grimmdärme haben. Oer Orang-Utang gleicht dem Menschen vollkommen, sowohl in der Ordnung, als auch in der Zahl seiner Zahne- Er Hal mil dem Menschen die meiste Aehniichkcil unter dem Geschlecht der Affen, die sich alle bloß von Früchten nähren. Es giebt keine andere Gattung von Thiercn, die von verschiedener Nah rung leben, bei welchen diese Analogie sich vorfindn. "j Bei manchen früchiceffenden Thiercn sind die Hundszähne weit spiyer und hervorireiender, als die des Menschen. Auch der menschliche Magen Hai mit dem des Orang Mang weil größere Aehnlichkeil, als mil dem irgend eines anderen Thiercs. Die Eingeweide des Menschen sind auch denen der pflanzen essenden Thiere gleich, welche eine breiie Aukenöffnung zum Einschluckcn zeigen und weile und zellenariige Grimmdärme haben. Auch das Ooccum, obgleich kurz, ist breiter, als das der fleisch fressenden Thiere; und gerade hier bieiel der Orang-Utang wieder seine gewöhnliche Aehnlichkeil dar. Die Bauart des menschlichen Leibes in jedem wesentlichen Theile ist die eines Geschöpfes, das nur auf vegetabile Nahrung angewiesen ist. Es ist wahr, daß das Widerstreben, von chieri- scher Nahrung abzustehen, woran wir durch die Lockerheit dersel ben so lange gewöhnt waren, bei manchen Personen von schwachem Geiste so groß ist, daß es schwerlich besiegt werden dürfte; aber hierin liegt auch nicht im entferntesten ein Beweis für die Zweckmäßig keit jener. Ein Lamm, welches einige Zeit lang von der Mann schaft eine« Schiffes mit Fleisch gefüttert worden war, wies am Ende der Reise seine natürliche Nahrung zurück. Es giebt zahl reiche Beispiele von Pferden, Schafen, vom Rinde und sogar von Waldtauben, die man so lange von Fleisch leben lehrte, bi« sie ihre natürliche Speise anwiderie. Junge Kinder ziehen offenbar Orangen, Aepfel und andere Früchte dem Fleisch der Thiere vor, bis, durch die allmälige Verschlechterung der Verdauungs-Organe, der freie Gebrauch der Vegciabilien eine Zeit lang bedeutende Beschwerden verursacht: eine Zeit lang, sage ich, da cs seit her kein Beispiel gab, wo eine Vertauschung spirituöser Gelränke und ihierischer Währung mit Vegetabilien und remem Wasser nicht zuletzt dahin geführt hätte, den Körper zu erkräftigen durch Mildmachung und Verbesserung der Säfte und dem Geiste jenen Frohsinn und jene Spannkraft wiederzuverleihen, welche nach dem jetzigen System unter Fünfzig nicht Einer besitzt. Liebe zu star ken Getränken bringt man Kindern auch nur schwer bei. Wohl Jeder erinnert sich der schiefen Gesichter, welche da« erste Glas ') ssuvier, -I'änst. Comp. Bd. Ul. S. «g, Z7Z, 1«, «r, 4S0. Rees' Enc»klovädie, Art. „Mensch". Porter verursacht. Unverfälschter Instinkt irrt sich durchaus nie mals; aber sich für die Zweckmäßigkeit ihierischer Nahrung wegen der verderbie» Gelüste zu emscheiden, welche die erzwungene Annahme jener erzeugl, daß heiß« einen Schuldigen zum Richler in seiner eigenen Angelegeuheil machen; gerade als wollie man bei einer Umersuchung über die Heilsamkeit des Branmiveins sich auf einen Trinker von Profession berufen. Was ist die Ursache krankhafler-Aeußerung im animalischen System? Nichl die Lufi, welche wir aihmen; denn alle Milge schöpfe in der Namr achmeu dieselbe ohne Schaden ein; nichl das Wasser, welches wir winken, wenn es nichl durch den Men schen und seine Erfindungen verdorben ist"), denn die Thiere winken es auch; nichl die Erde, auf welche wir wewn; nichl der unenistellle Anblick der Natur in Wald und Feld, oder die Aus dehnung des Himmels und Oceans; nicht das, was wir gemein sam sind oder lhun mit den gesunden Bewohnern des Waldes. Nein, etwas, worin wir uns von ihnen unterscheiden; unsere Kleidung, unsere durch Feuer bereitete Speise, so daß unser Ge lüst nicht länger mehr ein wahres Kriterium für das zu seiner Befriedigung Zweckmäßige ist. Ausgenommen bei den Kindern, bleiben nirgends die Spuren jenes Instinkts zurück, der bei allen anderen Thiere» bestimmt, welche Nahrung natürlich, welche es nicht sey; und sie sind so vollkommen verwischt bei den mit Ur- theil begabten Erwachsenen unseres Geschlechts, daß es nolhwendig geworden ist, Gründe aus der vergleichenden Anatomie zu entleh nen, um zu beweisen, daß wir von der Natur zur Pflanzenkost bestimmt sind. Verbrechen ist Wahnsinn. Wahnsinn ist Krankheit. Wenn die Ursache der Krankheit entdeckt ist, so wird die Wurzel, aus welcher alle Laster entsprungen, der Axl bloßliegen. Alle An strengungen des Menschen können von diesem Augenblick an als auf den klaren Vonheil seines Geschlechis abzweckend bcirach- lei werden. Kein gesunder Geist in einem gesunden Körper ent schließt sich zu einem wirklichen Verbrechen. Nur ein Mensch von heftigen Leidenschaften, blutunterlaufenen Augen und strotzen den Adern kann dar Messer des Mordes ergreifen. Da« System einer einfachen Nahrung verspricht nicht Utopische Vonheile. Es giebt keine völlige Reform der Gesetzgebung, so lange die wilden Leidenschaften und bösen Neigungen de« menschlichen Her zens, denen jene eben ihren Ursprung verdankt, noch nicht besänf tigt sind. Jenes Hal es auf die Wurzel alles Uebels abgesehen und ist ein Versuch, welcher mil Erfolg nichl nur von ganzen Nationen, sonder» auch von kleinen Gesellschaften, Familien und Individuen gemacht werden kann. In keinem Falle Hal die Rückkehr zur Pflanzenkost auch nur da« geringste Uebelbefinden verursach!; in den meisten ist es von unleugbar wohlihäiigen Fol gen begleitet gewesen. Sollte je ein Arzt geboren werden mit Locke'« Genius, so bin ich überzeug», er würde alle körperliche und geistige Zerrüttungen verfolgen bi« zu unserer unnatürlichen Lebensart, so deutlich, wie dieser Philosoph all' unser Erkennen bis zur sinnlichen Empfindung verfolgte. Welche reiche Quellen von Krankheit sind nicht jene mineralischen und vegetabilischen Gifte, die eben als Heilmittel eingeführi sind! Wie viele Tausende sind Mörder und Räuber, Fömmler und Haus- tyrannncn, liederliche und verworfene Abenteurer geworden durch den Gebrauch gegohrener Flüssigkeiten; Tausende, welche, wären sie, um ihren Durst zu stillen, beim bloßen Wasser geblieben, nur gelebt hätten, um die Wonne ihrer eigenen unverdorbenen Gefühle zn verbreiten- Wie viele grundlose Meinungen und absurde Einrichtungen haben nicht eine allgemeine Billigung erhalten durch die Trunksucht und Nnmäßigkeit Einzelner! Wer wird behaupten, daß die Bevölkerung von Paris, hätte sie ihren Hunger an der immer bestellten Tafel der Pflanzennaiur gestillt, je ihre übermüihige Beistimmung zu den Proscripiions - Listen Robespierre'» gegeben haben würde? Könnte ein Geschlecht von Menschen, deren Neigungen nicht durch unnatürliche Antriebe verdorben worden, mit kalter Ruhe auf ein Autodafe Hinblicken? Ist c» glaublich, daß ein Wesen von Zartgefühl, indem es von seinem Mahl von Wurzeln aussteh«, an blutigen Spielen Vergnü gen fände? War Nero ein Mann von mäßiger Lebensweise? Würdet ihr auf seinen von dem unbändigen Hang zum Menschen haß glühenden Wangen milde Gesundheit haben erblicken können? Schlug Mulcy Ismael'« Pul« gleichmäßig, war seine Haut zart durchsichtig, strahlten seine Augen von Gesundheit und ihren steten Begleitern, Frohsinn und Wohlwollen? Obgleich die Geschichte keine dieser Fragen entschieden Hai, so würde doch ein Kind »ich, anstehen, mi« „Rein" zu antworten. Sicherlich sprechen die von Galle unterlaufene Wange Bonaparte'«, seine zusammengczogenen Brauen, sein gelbes Auge und die unauf hörliche Unruhe seines Nervensystems den Charakter seines ruhe losen Ehrgeizes nicht weniger deutlich aus, al« seine Menschen- tödiungen und seine Siege. Es ist unmöglich, daß Bonaparte, wäre er au« einem Geschlecht von Vegetabilien-Essern entsprun gen, die Neigung oder die Macht gehabt hätte, den Thron der Bourbonen zu besteigen. Da» Verlangen nach Tyrannei wäre schwerlich im Individuum rege geworden, die Mach«, zu «yranni- stren, ihm von einer Gesellschaft, welche weder durch Trunk in Wahnsinn geraihen, noch durch Krankheit unfähig und vernunft- Die Nothwendtgkeit, Mittel zur Reinig«!»« de» Wassers antuwenden, um die Krankbetten, welch« in civttiUrttn "ändern durch seine Verderb»»» entstehen, zu verhüten, ist zur Genüge einleuchtend. Liebe lle. tzambe's Be richt über den Krebs. Ich behauste nicht, daß der Gebrauch de« Wassers an sich selbst unnatürlich ist, sondern daß der Unverdorbene keine Flüssigkeit, welche Krankheit zu erzeugen vermag, trinken d«rs.