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426 Dürre Wüsten gesehen, sehr erquickend. Der Geschmack des Wassers ist übrigens außerordentlich bitter. Von Wan begab sich der Verfasser durch eine nül vielen Armenischen Dörfern prangende Gegend nach dem See und der Stadl ttramia. Bei Dilman sah ec die Ruinen einer Armenischen Stadl und mehrere in den Felsen gehauene Bildwerke, die einer sehr frühen Zeil anzugehören scheinen. I» ttramia befinde! sich eine Amerikanische Mission«-Gesellschaft, deren Zweck die Be kehrung der Nestorianer ist. Die Erlebnisse des Herrn Wilbra- Ham auf seiner weiteren Rückreise nach Teheran -find von ge ringer Bedeutung. Das Werk des Herrn Spencer, enthält, in epistolarischer Form, die Früchte seiner Wanderungen durch Tscherkessien, Mim grclicn und andere Asiatische Länder am Schwarzen Meer- Wir beginnen unseren Bericht über diese Reise mit dem 22sten Briefe, in welchem der Reisende von dem General-Statthalter Süd- Mußlands eingeladen wird, ihn auf einer Küstenfahrt um das Schwarze Meer zu begleiten. Oie Landschasl an den Küsten der Krimm Hai etwas Erhabenes und Romantisches; Weinpflanzun gen, in Terrassen abgeiheili, schmücken die Anhöhen und mischen ihr helleres Grün mil dem Dunkel der Fichtenwälder am Berge, während aus lieblichen Thälern Talarische Hünen-Dörfer und allerliebste kleine Moscheen, hervorblicken. Zu Kertsch (einst die Residenz des Miihridal) war der Vers, beim Aufgkaben eines amiken Tumulus zugegen. Nach unsäg licher Arbeit fand man in einer Tiefe von 30 Fuß zwei unge heure Steinplatten und unter denselben einen viereckigen Trog aus behauenem Stein, in welchem eine hölzerne Kiste stand. In der Kiste befand sich eine ttrnc aus vergoldeter Bronze von sehr zierlicher Arbeit, und Lie ttrne war mit Asche gefüllt. Ls gicbt unzählige große Grabhügel in der Krimm, deren Inhalt die Museen von Kerisch und St/Petersburg bereichert Hal. Anapa war der erste Theil Tscherkessiens, dessen unser Verf. ansichlig wurde. Am frühen Morgen wecklcn ihn die Matrosen mit dein Geschrei: „Tscherkeß! Tscherkeß!" Ec eilte aufs Ver deck' und erblickte die Vorkette des Kaukasus in ihren mannig fachen Formen. Die Sonne stieg hinter einem fernen Pik her vor und vergoldete nach nnd nach alle Zinnen des majestätischen Gebirges. Die Anhöhen rings nm Anapa waren von Tscher kessischen Kriegern besetzt. Mit Hülfe eines scharfen Fernrohrs sah Herr Spencer die dichten Wälder an dec Käste und die Ab hänge dec Hügel von Bewaffneten wimmeln, die der Mann schaft des Schiffes eine herzliche Begrüßung zudenken mochten, im Falk sie sich über die Mauern der Festung hinaus gewagt hätte. Von Anapa fuhr man weiter nach Sndschuk-Kaleh (d- h. Bratwurst-Festung), einem anderen Fori, das die Aussen cinnah- ww, nachdem es zu Trümmern geschossen war. Die Lage dieses les ist dem Handel sehr günstig; auch ist er zu niililairischen Operationen sehr geeignet, wenn die umliegenden Höhen besetzt und befestigt sind. Obschon die Tscherkessen keine andere Waffen, als Büchsen, Säbel und Bogen, und keine andere Brustwehr hatten, als die eigene Brust, so widerstanden sie hier doch mit wahrem Löwenmulh einem Corps von 12,000 Mann, das einen regelmäßigen Artillerie-Train mit sich führte und von einem erfahrenen Offizier befehligt war. Der Russische Ober-General Wsliamincff versicherte unserem Autor, er Halle die Eroberung des ganzen Osmanischen Reiches für eine leichtere Aufgabe, als die ttmcrwei fung der kriegerischen Stämme des Kaukasus. Ei» vor-' nehmer junger Tschcrkesse war in Sudschuk-Kalch zu den Russen übergegangeu. „Sein Haupt und seine Physiognomie, beides rein Griechisch geforml, waren von ungemeiner Schönheit. Oec reich genährte Barl, dec dunkle Schnurrbari und die lurbanarttge Mütze vom feinste» schwarzen Astrachan vollendeten sein männ liches Ansehen; seine herrliche Alhlelen-Gestatt hätte einem Phidias als Modell dienen können." Man hatte übrigens diesen junge» Tscherkessen im Verdachte, daß er ein Spivn sey und nur darum Die Rolle eines ttcbccläuferr spiele. Die Nachrichten über die Tscherkessen, welche Herr Spencer hier cinsammcltc, waren sehr widersprechend. Die Offiziere des Russische» Lagers charaklcrisirlcn sie als geborene Räuber von unbezähmbarer Wildheit und wahrhaft Punischec Treulosigkeit; wogegen Herr Taitboul de Marigny, der Holländische Konsul in Odessa, welcher Tscherkessien im Jahre 1823 besuchte, diesem Volke'alle Tugenden beimißl, die ein halbwilder Menschenschlag nur besitze» kann. Die Wahrheit dürfte wohl, wie gewöhnlich, in Der Mitte liege». Dag Tscherkessische Küstenland ist freundlich anzuschaucn und jeder Fleck mil großem Fleiße angebaut. Herr Spencer behaup tet, man habe die Bevölkerung Tscherkessiens viel zu niedrig an geschlagen. „Wenn wir", so sagt ec, „bedenken, welch bcdeulcn- Des Areal dieses Volk bewohnt, und wie viele Hände erforderlich find, um nur eine» jener ungeheuren Berge zu kuliiviccn, die vfl bis an SOVO Fuß hoch und — eine Bemerkung, die ich sonst nirgends gemacht — bis zum Gipfel angebaut sind, so werden wir die Tscherkessische Nation nicht bloß für sehr zahlreich, son dern auch für unermüdlich betriebsam halten müssen." Zu Pitzunda angelangi, befand sich der Reisende am Saume Des oberen Abasiens. Der Stamm, welcher diese Gegend bewohnt, stand in gutem Vernehme» mü Rußland. Oie Tscherkessen mischten sich unter die Russischen Soldaten, mit denen sie wegen ihrer symmetrischen Formen und regelmäßigen Züge in schneiden dem Kontraste standen. Bei Jskau-ria beginn! die Provinz Min- grellen, die, im Vergleich mit Tscherkessien, einen kraucigen Anblick darbietet. Die Bewohner haben eine ähnliche Kleidung wie die Tscherkessen, sind aber in physischer Hinsicht mehr verwahr lost. Man behauptet, daß sic den Unternehmungen der Tscher- keffen heimlichen Vorschub leisten. Von Iskauria kehrte die Reise-Gesellschaft wieder »ach der Krimm zurück. Herr Spencer reiste durch die Halbinsel »ach Odessa, und dann durch Bessarabien und die Moldau nach Ga- lacz, von wo er zu Schiffe nach Trapezunl abging. Hier traf ec Vorkehrungen zu einer Wanderung ins innere Tscherkessien, — eine schwierige ttmcrnehmung, da die ganze Küste blokict war. Es gelang ihm endlich, umer dem Charakter eines Genuesischen Arztes in einer Türkischen, Brigantine nach dec Tscherkessischen Küste hinüberfahren zu können. Das Schiff haue Salz und Kriegs-Bedürfnisse — also Comrebande — für die Tscherkessen an Bord. Als man bei Ptschad, ungefähr dreißig Engl. Meilen von Sudschuk-Äaleh, Anker warf, erschienen auf ei» gegebenes Signal Tausende von bewaffneten Männern am Strande und an den Abhängen des Berges. Der Verfasser verstand die Tscherkessische Sprache nicht und wollte sich daher wenigstens durch Annahme ihres Kostüme den Sitten dieses Volkes anbcquemen. Er begab sich nach dem Hause des Häuptlings dieser Gegend, Mahmud Indar Oglu, umgeben von wild ausschcndcn Kriegern, die ihm jedoch zuvorkommende Artigkeit bewiesen. Die Landschaft ist schön und das Land fruchtbar; die kleine» Hütten an den Abhän gen der Berge und an de» ttfccn der Bäche kamen an Zierlich keil de» Senncnhütten der Tyrolct und Schweizer Alp^n sehr nahe. Je weiter der Verf. ins Jmicre vordrang, desto üppiger fand er den Graswuchs, desto fleißiger die Bestellung des Bodens; und diese Erkursion bestärkte ihn noch mehr in der ttcberzeugung, daß die Tscherkessen eine zahlreiche und mit den meisten Bequem lichkeiten des Lebens versorgte Nation sind. Sitten und Lebensweise der Tscherkessen sind aus Len Reisc- bcrichlc» der Herren Tausch und Tailbout de Marigny schon hin länglich bekam», weshalb wir uns hier mit der Andeutung be gnügen, daß Herr Spencer im Wesentlichen mit den erwähnte» Reisenden übcreinstimnu. Auch ihm erscheine» die Tscherkessen in einem besseren Lichte, als dein, in welchem wir gewohnt sind, sie zu erblicken. Er fand sie gutherzig, gefällig, großmüihig und gastfrei. Einen Hang zu Raub und Plünderung gesteht er ihnen zwar zu, allein er moiivirl ihn mit der Macht uralter Gewohn heit, welche die Sitte heiligt, daß jeder Ausländer, der es ver säumt, sich unter de» Schutz eines Häuptlings zu begebe», dem erste» Tscherkessen, dec ihn zum Sklaven mache» will, als Eigen- ihum angchön. England. Die Vergnügungen der Engländer jetzt und ehedem. (Fortsetzung.) „Wer kann die Beschreibung dec Spiele und Belustigungen von London, wie sic noch im Anfang des letzten Jahchunderis waren, lesen, ohne sich über den Gegensatz zu wundern, den London in seinem gegenwärtigen Zustand darbieiei, wo cs, wie ein Französischer Reuender bemerkt, — „nicht mehr eine Stad«, sondern eine mit Häusern bedeckte Provinz ist." In der ganzen Welt giebi cs vielleicht keine große Stadt, die der Masse der Bürger so wenig freien Naum für gesunde Erholung bietet. Jeder leere und grüne Fleck ist in eine Straße verwandclt'worden, ein Feld nach dem anderen hat der Baumeister sich angemaßl; Plätze, die zum Ballspiel, zum Kegelschieben, Bogenschießen nnd anderem Zeitvertreib gedient haue», wurden in Alleen und Qua drate zerschnitten; das Verlorene anderweitig zu ersetze», wird bei dem steigenden Wcrih des Bodens und der Ausdehnung der Siadi unmöglich, uiid-die niederen Klaffen, die sich nach dem Anblick eines Feldes oder »ach dem Genuß frischer Luft sehnen, muffe» auf diese Dinge fast verzichten, wenn sie nicht mit dem Verlust von Zeil und Geld eine Reise zu den; Zweck unternehmen. Selbst in unsere Parks, die man nicht mit Unrecht die Lungen der Hauptstadt genannt Hai, ist der Alles verschlingende Bau meister hingedrungen, während diejenigen Plätze, die noch frei sind, nicht mehr zu Spiel und Scherz dem Volk offen stehen. Ist es daher ein Wunder, daß die Leute ihre müßige Zeil auf de» Kegelbahnen der Bierhäuser und Schnapsläden verbringen, oder daß ihre Unsittljchkeil gestiegen ist mil der Vergrößerung der Stadl und der daraus hervorgegangeiien ttniecdrückung der gesunden, harmlosen Erholungen, die sie früher hatten? Es wäre gut, dieselben wieder ins Leben zu rufen, statt sie ferner zu unterdrücken; noch bester wäre es für die körperliche wie für die moralische Gesundheit des Volks, wenn das Gesetz bestimmte, daß überall, wo neue Bauteil angelegt werden, ein offener Raum bliebe, auf dem das Volk sich erholen könnte." , „Bei einer allgemeinen Musterung der jetzt herrschenden Ver gnügungen wird man finden, daß man zwar viele, wenigstenSJN der Hauptstadt, fallen gelassen Hal, deren Beibehattung wun- schenswerlh gewesen wäre, aber baß auch viele aufgcgebe» wur den, deren Verlust wir nicht beklagen können, während die, welche uns geblieben sind, an dem Fortschritt der Civilisatton Theil nehmend, ihcils geistiger ihrem Wesen nach geworden sind, «Heils elegantere, menschlichere Forme» angenommen haben. Bär- und Siierhetzen, Hahncnkampf und Hahncnwersen und ähnliche barbarische Belustigungen sind schon lange im Mißkredit und werden hoffentlich bald ganz verschwunden sey», Daß Damen