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334 3 Fuß breit, den ein Band von Hieroglyphen, ungefähr im dritten Theile seiner Höhe, umgab. Da der Stein zu groß war, um ihn auf unseren Kameelen fortzuschaffen, so versuchte ich, ihn zu zerschlagen, um wenigsten» die Hieroglyphen miizuneh- men, mußie aber wegen der Häne des Granne davon abstehen. Ein Stück, welches ich nach vieler Anstrengung losbrach, wollie ich unter Wasser zerschneiden lassen, aber die Säge machte nur eine schwache Rinne. Ich übergab den Pfeiler daher dem Vor» sicher von Vod-Benaga zur Verwahrung. Ich habe später dem Französischen Konsul in Äahira, Herrn Mimaut, ein Geschenk damit gemacht. Bei fortgesetzten Nachgrabungen entdeckten wir ein Pflaster von rochen Ziegeln, auf welchem in der Mine eine Säule stand, vermuihlich Reste eines Aegypiischen Hauses, denn der knappe Zuschnitt war ganz so, wie man ihn noch an den heutigen Woh nungen bemerk«. Gefunden wurde daselbst eine Maske aus soge nanntem Gaqal und weiterhin abermals ein Pfeiler aus roihem Granit, größer und besser gearbeitet, als der vorige, zuletzt ein verwüsteter Tempel mit sehr zertrümmerten Ornamenten. Dies war die ganze mit großen Kosten erkaufte Frucht unserer An strengungen während eines an Entbehrungen und Mühsalen so reichen Monais. Wir verließen Vod-Benaga und kamen nach Begaraviah, wo die großen Pyramiden sind. Niemand hatte vor mir diese Gegend durchforscht, als Herr Belzoni, und mein Sinn stand lange danach, unter den stummen Zeugen uralter Größe nach Denkmälern des dort umcrgegangenen Lebens zu suchen. Wir schlugen unsere Zelle bei dem Dorfe Begaraviah auf und mieiheicn einige Negerhütten dazu. Ein Theil unserer Leute mußte aus Ochsenhäuten große Körbe anferiigen zum Forischaffen des Sandes; die klebrigen wurden zum Hüten der Kameele ge braucht. Die Pyramiden konnten wir etwa eine Stunde weit vom Dorfe sehr deutlich liegen sehen. Unierweges in der bei nahe ganz versandeten S'adi Meroe bemerkten wir nur einige umgcstürzte und beschädigte Sphinxe von schwarzem Granit. In der Nähe lagen die Pyramiden oft gruppenweise bei einander, meist alle sehr verfallen. Ein einziger Hügel trug ihrer 2l auf seiner oberen Fläche, von denen nur eine unversehrt war. Acht kleine, aber sehr gut erhaltene Pyramiden lagen auf dem östlichen Abhänge, und mehrere andere, von denen nichts als der mit Hieroglyphen bedeckte Portikus gerettet war, am Fuße des Hügels. Ich wollie dort die Arbeiten beginnen; Stefani aber riech, zuerst an der Straße der Sphinxe einen Versuch zu machen. Vier Tage nach unserer Ankunft zogen wir unser ganzes Lager zusammen und verlangten Arbeiter von dem Scheck des Dorfes. Anfangs boien sich wenige Leute an, denn sie mißtrau ten uns; da aber ruchbar wurde, daß wir den Lohn pünktlich auszahlicn, überliefen sie uns so sehr, daß wir Viele abweisen mußten. Der Ort, an welchem wir zuerst nachsuchten, schien eine von Menschenhand zerstörte Wohnung zu seyn. Da sich nur ein paar werihlose Alierihümer aus Maste und Serpentin fanden, so überließ ich Stefani dort die Fortsetzung der Nach grabungen und begab mich mit 100 Leuten zu den großen Pyra miden. Mein Freund entdeckte nach einigen Tagen eine zweite, größere Behausung, in derselben aber nichts als ein kleines Terrakott-Figürchen Ich haue inzwischen die Trümmer einer der kleinen Pyramiden am Fuße des Hügels Hinwegräumen lasten; man stieß am Boden auf schwarze Steinplatten, welche künstlich hingelegt schienen. Bei lieferet« Eindringen mit der Pike kain eine Stufe zum Vorschein, die erste von einer ins Innere des Monumentes führenden Treppe. Es waren noch nicht alle Stufen bloß gelegt, als die Nacht einbrach. Am folgenden Tage ließ ich Stefani mit seinen Leuten und den Arabern, welche sich zu uns gesellt hauen, herbeikommen. Wir hauen nun 380 Ar beiter beisammen. Wir würden in geringerer Anzahl mit der Eröffnung der Pyramide nicht zu Stande gekommen seyn. Die Araber der Gegend, welche es als etwas Unerhörtes ansahen, daß wir jeden Tag regelmäßig auszahlien, beeiferlen sich, ihre Zellen, die sie Bir nennen, ganz in unsere Nähe zu verlegen. Die Treppe, welche neun Stufen haue, führte in einen kleinen Raum, besten Boden mit den Knochen von Kameelen und Pferden, auch kleineren Thieren, wie mir schien Hunden, bedeckt war. Tiefer hinein fand ich einen Kameel-Packsauel und einen Pferdesatiel und zuletzt einige metallene Scheiben, auf welchen Vögel und Götterbilder gravirt waren. Ein großer Stein im Grunde der Grolle verschloß den Eingang zu einer anderen Kam mer. Ich ließ den Siein wegnehmen und die Räumung der Kammer, welche ganz voll von nasser Erde war, beginnen. Die in dem feuchten Raume eingeschloffene Hige war so erstickend, daß die an die hohe Temperatur des dortigen Klimas gewöhnten Araber nicht länger als etwa 8 Minuten darin ausdauern konn ten. Ich ließ die Leute abwechseln, bis alle Erde hinweggeschäfft war. Die Groue enthielt nicht« als große Haufen von mensch lichen Gebeinen, kein Waffenstück und kein Geräih irgend einer Art. (Schluß folgt.) Frankreich. Galliens letzter heidnischer Schriftsteller, Rutilius Numatianus. (Schluß.) Bei der Geistes- und Gemüchsverfastung, in der sich Rutilius befand, kann uns feine abgöttische Begeisterung für Rom nicht wundern. Rom war für die Heiden das letzte Heiligthum de« PaganiSmus; hier widerstand er bester, als irgendwo, den Ge setzen der Kaiser, die erst lange nach dem Zeitpunkt ihres Er scheinens daselbst befolgt wurden. Theodosius Hane nn Jahre 301 bei Todesstrafe die heid nischen Opfer verboten; andere Edikte befahlen die Schließung der Tempel. Die letzte Maßregel besonders wurde nicht gleich in Rom zur Ausführung gebracht, denn Rom, das zwar keine öffentliche Opfer mehr feierte, weil sie verboten waren, bewahrte doch alle seine Tempel und seine Denkmäler; alle diese Trophäen des Heidenihums standen im Jahre 420 noch, und das kleine Gedicht des Rutilius würde schon von Wichtigkeit seyn, wenn es auch weiter kein Verdienst als die Bestätigung dieser Thatsache besäße. Rom galt den Heiden als die heilige, die göttliche Stadt, und aus derselben Ursache war Rom für die Christen die verab scheute Stadt, das Babylon, das Sodom, denn mit diesen fluch beladenen Oertern vergleicht es der heilige Augustin, und wenn er noch einige Thränen für die Eroberung Rom« durch Alarich haue, so äußern andere strengere Kirchenväter, wie der heilige Hie ronymus, Freude über dieses Mißgeschick- Rutilius vergöttert Rom in den meisten seiner Verse» die auch zugleich die merkwürdig sten, die ausdrucksvollsten und schönsten sind. Die Heiden jubeln darüber, daß ihre Tempel noch so glänzend sind, noch so von Gold strotzen; es giebl in Bezug hierauf ein Gedicht von Clau- dian, welches einige Jahre vor Alarich's Einzug in Rom ver faßt wurde; nun sollte man meinen, daß sich in einer zweimal durch die Barbaren geplünderten Stadt Alles sehr verändert haben muffe, aber die Dichtung des Rutilius bestätigt noch den selben Glanz, den die Verse des Claudian preisen. Es mag immerhin etwas Ueberircibung in diesen Schilderungen herrschen, so viel bleibt indeß gewiß, daß Rom zu Rutilius Zeil noch in großer Hcrrlichkcil prangen mußie, denn in seinem Entzücken ruft er aus: „Dank dem Golde, das die Tempel bedeckt, über trifft Roms Himmel jeden anderen an Glanz; Rom schafft sich selbst seinen eigenen Tag, einen reineren Tag." Dies durch seine Denkmäler noch so prächtige Rom, dies Rom, das Rulilius bewunderte, von welchem Symmachus, eben falls ein eifriger Anhänger de« Heidenihums, zu derselben Zeit sagte, was nach ihm so viele Andere wiederholten, daß es schwer sey, sich daraus zu entfernen, sobald man einmal dahin gekommen, dies Rom mußte doch dem neuen Rom weichen, das der heilige Prosper schon damals besang, dem Rom, welches die Welt durch die Religion sich zu eigen machte, wie einst das alte durch die Gewalt der Waffen, und welches gleichfalls von sich sagen sollte: Nur ich bin die ewige Siad«. Rulilius seinerseits glaubte an die Ewigkeit des heidnischen Roms, und er liebte es, weil er es noch so herrlich, so glänzend sah; mit Thränen schied er davon, wie von einer angebeieien Person, und rief ihm ein zärtliches Lebewohl zu: „Unzählige Küffe drückte ich auf die Thore, die ich verlaffen mußte, und wider Willen überschritt mein Fuß die heilige Schwelle." Nach diesem Abschiedsgruße besingt Rutilius in einer Hymne den Ruhm der Königin des Weltalls; seine Begeisterung eilt jenem Worte Philipp'« II. voraus: „Die Sonne gehl in meinen Siaaien nicht unter." Dann preist er Rom, weil cs Einheit in die Welt, Einheit in die Völker gebracht. Mehrere andere Heiden haben denselben Gedanken ausgesprochen, der nicht ohne Wahr heit und geschichtliche Tiefe ist. Die Christen nahmen diesen Gedanken auf und stellten ihn als ein Werk der Vorsehung dar, indem sie zeigten, wie die Hand Gottes alle Völker unter Rom's Joch beugte, um aus dem ganzen Menschengeschlechts nur ein einziges großes Volk zu bilden und um durch die Einheit der Römischen Welt die Allgemeinheit der christlichen Kirche vorzu- bereiien. Nach dem heiligen Hieronymus sprach Prudemius diesen Gedanken in einer Hymne und in seinen gegen Symmachu« ge richteten Versen au«, und Orosius hatte schon gesagt: „Wohin ich auch meine Schritte wende, ich bin ein Römer unter Römer«, ein Christ unter Christen, ein Mensch unter Menschen." Dieser große Gedanke, der von Heiden und Christen, freilich in ganz verschiedenem Sinne, gepriesen wurde, ist die nothwendige Grund lage der historischen Einheit, welche die Philosophie der Geschichte spater in der Bestimmung des Menschengeschlechtes nachzuweisen strebte- Oer Erste unter den Neueren, der schon lange vor Vico diese Einheit verkündete, war Danie. Danie, der diesen Gedan ken wohl aus den Kirchcnväiern, durch die er sich bildete, ge schöpft haben kann, Hal das Verdienst, ihn mit seltener Energie ausgesprochen zu haben. In einigen Stellen seines Gedichte« deutel er sehr beredl darauf hin, unter anderen in dem herrlichen Abschnitte „das Paradies", wo er die Geschichte und die Reise des Kaiserlichen Adler« erzählt; und in der Abhandlung über die Monarchie bespricht er diesen Punkt mit einer gewissen drama tischen Feierlichkeit, die einen lebhaften Eindruck auf die Phan tasie mächi. Hier gesteht er ein, zuerst sey er empört gewesen, als er gesehen, wie alle Völker nach einander als Opfer de« Rö mischen Ehrgeizes uniergingen, und er habe den Welt-Bedrückern geflucht; als er aber die Sache näher beleuchtet, habe er den Grund ihrer Siege eingesehen, er habe begriffen, daß die Welt ihnen von Golt aus weisen Absichten gegeben sey; und da habe er Mil dem Psalmisten ausgerufen: „Warum toben die Heiden, und die Leute reden so vergeblich i" Huaro kreumerunt gontes et popul! meciitati «unt insnis?