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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränumeration«. Prei« 22j Sgr. (j Lhtr.) vierteljährlich, 3 THIr. für da« ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen her Preullischen Monarchie. Magazin für die Man pränumerirt aus diese« Beiblatt der Allg. Pr. Staats- Zeitung in Berlin in der Expedition (Friedrichs-Straße Nr. 72); in der Provinz so wie im Auslände bei den Wohllöbl. Post-Aemtern. Literatur des Auslandes. 84. Berlin, Montag den 15. Juli 1839. Aegypten. Ferlini's Nachgrabungen in Nubien. vr. Ferlini aus Bologna kehrie nach 20jährigem Aufenthalt in Griechenland und Aegypten nach Italien zurück und brachte eine reiche Sammlung von Alierchümern mit, welche in Rom durch ihren archäologischen Werth, durch die Kostbarkeit des Ma terials und die Eigemhümlichkeit der Arbeit das Interesse der Kenner und die Bewunderung des größeren Publikums, dem der Besitzer sein Kabinci bereitwillig öffnete, in Anspruch nahmen: Goldener Halsschmuck, bestehend aus an einander gereihten und mannigfach durch Schaken verbundenen Knöpfchen, Tropfen, Figürchen von Menschen und Thieren, Glasperlen und emaillirten Augen in schönen Farben, Lotosblumen und Amulette von Jas pis, Armbänder mit glänzender Emaillirung und zierlichen Gro tesken in Gold, silberne und goldene Ringe, Skarabäen, Kameen, Vasen aus einer bronzearttgen Composttion mit schön gearbeiteten Henkeln und Zierrachen, metallene Geräihschafien, kleine Pfeile und Nadeln, Thierköpfe und Idole, aus cdeln Steinen geschnitten, Bildchen aus gebrannter Erde, hölzerne Büchsen und Amulette. Wie Herr Ferlini zu diesen Schätzen gelangt ist, berichtet er selbst in einer gedruckten Broschüre, aus welcher wir das Interessanteste hier unseren Lesern minheilen wollen.') Nach dem Tode Ali Pascha's von Janina, in dessen Diensten Ferlini zwei Jahre gewesen, ging er nach Morea, wo der Auf stand schon ausgebrochen war. Er begab sich deshalb nach Athen, um weiter nach Thessalien vorzudringen, fand aber Athen selbst in vollkommener Ruhe, ließ sich als Arzi nieder und heiraiheie eine Aihenienserin. Nun trat er in Griechische Dienste. Athen ward von den Türken besetzt, und er folgte nach und nach ver schiedenen Chefs. Im Jahre 1828 machte er eine Reise nach Smyrna, kam aber vor der Schlacht bei Navarin nach Griechen land zurück. Nachdem er auf Salamis seine Lebensgefährtin verloren, beschloß er 1828, in sein Vaterland heimzukehren. Doch in demselben Jahre noch trieb es ihn zum anderenmale nach Griechenland. Er wurde vom Präsidenten Cap» d'Jstrias dem General Church empfohlen, der im östlichen Griechenland kommandirte. Nach der Schlacht von Zavetda, während das Land noch nirgends in Ruhe war, kam er wieder nach Poros und bemühte sich vergeblich, den seit 182» rückständigen Sold zu erhalten. Da gedachte er, sein Glück in Aegypten zu versuchet«, schiffte sich nach Alexandrien ein und ging von dort nach Kahira. Man gab ihm im nahgelegenen Hospital von Thura eine An stellung. Das Weitere möge er mit seinen eigene» Worten er zählen: „Ich wurde 1833 zum 8ten Bataillon kommandirt. Dasselbe lag in Canum, einem am äußersten Ende der Halbinsel Sennaar von den Türken nach Eroberung des Landes erbauten Ori, am Zusammenfluß des weißen und blauen Flusses, aus denen der Nil entsteht. Dort residirie Erusul Pascha, der Gouverneur aller auf dem Landstrich Bellei-Suian dem Vicekönig unterworfenen Kolonieen. Ich suchte die Gunst des Gouverneurs zu gewinnen. Nach Verlauf einiger Monaie fand ich Gelegenheit, ihn um die Erlaubniß zu einigen Nachgrabungen unter den Monumenten des Älienhums zu bitten. Der Pascha war erstaunt über mein Vor haben und stellte mir die Gefahren vor, denen ich mich aussetzie. Ich müßte die Arbeiter bezahlen, sagte er mir, und könnte in kuezem die Früchte meiner vierjährigen Ersparungen verlieren; ich sollte mich mit dem begnügen, was ich hätte, und mich durch Gewinnsucht „jch, xjneni gewissen Tode preiögeben; denn wenn ich Kostbarketten fände, so würden meine schwarzen Arbeiter, tückisch und hartherzig, wie sie wären, mich ermorden, und um mich zu beschützen, reiche in den Wildnissen von Sabdarad seine Autori tät nicht hin. Jch ließ mich indessen nicht abschrecken, und er willigie endlich in mein Verlangen. Sobald ich erfuhr, daß mein Stellvertreter im Dienste von Kahira abgereist scy, gewann ich für mein Unternehmen einen Freund, den Albanesen Anion Sicfani, welcher im Lande IS Jahre lang Handel geirieben haue und überall herumgekommen war. Jch versprach ihm die Hälfte des Gewinnes und gab ihm vorläufig 40» Thaler, um zu Muffe« Oeooo «u^I! »oavi operati uelli» XuIÜL. Loloko», 18A7. Dasselbe Fran zösisch, vermehrt. Nom, 1838. lamiah Kameele, Geiraide, Schläuche, Seile und Handwerkzeug zu kaufen. Muffelamiah ist ein großes Dorf, drei Tagereisen von Canum landeinwärts, und es ist daselbst jede Woche Markt. Jch kaufte auch einen beträchtlichen Vorrath von Fleisch, welches ich, nach der Landessitte in Streifen zerlegt, an der Sonne dör ren ließ. Sodann nahm ich 30 rüstige junge Bursche uin Be köstigung und 2 Spanische Thaler Monatslohn in Dienst. Nach 14 Tagen kam Stefani mit 27 Kaineelen, dem Korn und den Geräihschafien zurück. Am 10. August (1834) traf mein Nach folger, Herr Gallina, ein, und gleich Tages darauf ließ ich die Dienerschaft mil den Kameelen und einigen Sklaven auf dem Landwege abgehen, während ich mii Stefani mich einschiffle. Wir erreichten das Dorf Vod-Benaga nach drei Tagen. Mein Gefährte ging nach Shendih, wo der Gouverneur residirie, um ihm die Erlaubniß des Pascha vorzulegen. Der Gouverneur er ließ an alle Dorf-Vorsteher den Befehl, mich ungehinden graben zu lassen, wo es mir beliebie, und bestimnne selbst den Tagelohn der Arbciisleuie, weil ein ähnlicher Fall noch in dieser Gegend nichi vorgckommen war. Unsere Familien, die wir von Carium miigebrachl hauen, ließen wir in Vod-Benaga, versahen uns mil Arbettern, Lebensmitteln und Waffen und drangen in die Wüste Gala-Volei-Maniui vor, 8 Siunden vom Nil, woselbst ein sehr schöner mir Hieroglyphen bedcckler Tempel steht. Der erste Tag ging damii hin, Verhaue von starkem Dorn zum Schutze vor den dort zahlreichen Löwen anzulegen. Am folgenden Tage be gannen wir, den Sand, welcher einen Theil des Tempels ver- deckic, mittelst großer Körbe, die ich in Vod-Benaga aus Rind«- haui haue machen lassen, hinweg zu räumen. Unsere Bemühun gen an der Ostseile de« Tempels waren vergeblich; wir fanden keine Thür. Auch der Versuch, von oben in das Gebäude einzu- dringen, mißlang. Wir nahmen nun an der Westseite dieselben Arbeiten vor. Umsonst. Inzwischen waren uns fünf Kamcele gefallen; die übrigen, erschöpft von dein «veilen Marsche läng» des Nil-Users, konnten sich kaum fortschleppen; Lebensmittel und Wasser wurden ungesund; die Leute litten an der Kolik, und ein kleiner Neger, der Sohn einer Sklavin, welche uns die elenden Mahlzeiten zurichtne, war schon gestorben. Wir mußten daher von unseren Versuchen abstehen und gingen nach Volel-Assan, um dein Flusse näher uns eine minder gefährliche Gegend zu wählen. Es gab dort wirklich einen anderen Tempel, etwas kleiner als der vorige, und wir errichieten unser Verhau. Nacht« hörten wir die hungrigen Löwen um unser Lager heulen. Wir arbeiteten drei Tage lang. Lebensmittel und Wasser verdarben gänzlich. Wir konmen uns nicht länger halten und verloren nur Mühe und Geld. Es war der 3. September, als wir nach Vod- Benaga zu den Unsrigen zurückkehnen. Gleich nach unserer An kunft liefen viele Leute aus den umliegenden kleine» Dörfern zu- . sammcn und verlangten Arbeit. Wir bewilligten einem Jeden -.7 Thaler. Ihre Saumihiere trugen uns Wasser herbei, und unsere Kameelc ließen wir in der Nähe des Nils weiden, damit sie wieder zu Kräften kämen. Bei Vod-Benaga stehen einige Säulen, Ueberreste eines Tempels, von sehr roher Arbeit. Ich entdeckte die alte Gräber stätte und ließ dort nachsuchen. Wir stießen unter der Erde auf einen langen Stollen, den Gängen in den Römischen Katakomben ähnlich. Es wurde aber Nicht« gefunden als wohl verschlossene Burmen, chönerne Gefäße, wie die Schwarzen ihrer sich noch heutiges Tages zum Wasserlragen bedienen. Meine Arbeiter ge- riethen bei diesem Funde in große Bewegung, denn sie vcrmulhe- >en Gold in den Krügen. Um sie zu enttäuschen, zerschlug ich den einen. Er enthielt eine kolhige Erde. Auch meine eigene Hoffnung, daß etwa ein Amulett oder eine Skarabäe darunter stecken möchte, war eitel. Nicht besser ging es mir mit den übrigen Vasen, welche ich enlzweiwarf. Am Ende des Gange» fand ich beim Schein meiner Lampe in einer Vertiefung mehrere Skelette, von denen das mittelste unter einem Steine lag und neben sich ein Schwert auf der einen und Lanze, Bogen und Pfeile auf der anderen Seite haue. Die stark oxydirien Waffe«: zerbrachen bei der Berührung, und ich brachte nur einige Pfeile, die wie mit Plaiina überzogen waren, glücklich davon. ' Nach einigen Tagen vergeblicher Arbeit beschloß ich, in der Ortschaft selbst, wo ich verschiedene Säulen-Trümmer bemerkt hatte, Nachsuchungen anzustellen. Bald emdeckte ich einen sehr fchönen viereckigen Pfeiler von rothem Granit, 18 Fuß hoch und