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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränumeration«. Prei« 22^ Sgr. (t Td>r.) vierteljährlich, Z Thlr. für da« ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Man prinumerirt auf diese« Beiblatt der Alla. Pr. Staat«, Zeitung in Berlin in der Erpcdilion (Friedrichs-Straße Nr. 72); in der Provinz f» >vie im Auklande bei den Wodllöbl. Post-Aemtern. Literatur des Auslandes. V3. Berlin, Montag den 27. Mai 1839. Italien. Handbücher für Reisende in Italien. Die Klage Deutscher Reisenden in Italien über die Unzu länglichkeit der vorhandenen Reisehandbücher ist ganz allgemein. Die Meisten pflegen, nachdem sie von Neigebaür sich vielfältig verleitet oder verlassen gefunden, zu dem Mailändischen Irinerairo ihre Zuflucht zu nehmen. Mit beiden Büchern neben einander, versicherten mir Diele, ziemlich gui ausgekommen zu seyn. Wem mit einem Französischen Buche nicht gedient ist, dem ist schwer zu helfen. Sonst möchten Valery'« Reisen, wie bisher, auch ferner noch viel Gunst und Dank erwerben. Dies Buch ist aller dings sehr Französisch und von allerhand Leichtfertigkeit nicht frei- zusprechen- Doch ist er reichhaltig, gewährt zugleich eine an ziehende Lektüre und liefert eine Menge von praktischen Notizen. Ich kenne fast keine Deutsche Reisebeschreibung, die in gleichem Sinne zu empfehlen wäre. Die im Bereiche der materiellen Bedürfnisse gemachten Erfahrungen miizuiheilen, ist insonderheit von den Meisten verschmäht worden. Einige unbedeutende Nach weisungen aicbl Wolfgang Menzel. Sie sind zu dürftig, um nützlich zu seyn. Was gelten überhaupt die Erfahrungen eines Solchen, der Italien einmal durchfliegt? Die Erfahrungen Er fahrener sind zu Raihe zu ziehen, damit man erfahren werde. Und wenn irgendwo, so ist in Italien ohne langen Aufenthalt und viel Gewandtheit in allen wesentlichen Dingen Nichts zu erfahren. Um dem Reisenden Zeit, Kosten, unnütze Mühe und Verdruß zu ersparen, um ihm bas Reisen, den Aufemhalt in den Städten und die Auffindung der Merkwürdigkeiten lcichi und be quem zu machen, sind die Beschreibungen einzelner Reisen natür lich nur kümmerliche Noihbehclfe, und es bedarf der eigens für solche Zwecke ausgearbeiieien allgemeinen Handbücher. In dieser Beziehung Hai Neigebanr um die Deutschen, welche Italien be reisen, sich jedenfalls außerordentlich verdien, gemacht. Doch sind die Klagen über die große Mangelhaftigkeit seines Handbuchs, wie es bis jetzt ist, vollkommen gerecht. Dem Verfasser soll sogar die eigene Anschauung des Landes, durch welches er uns zu leiten unternahm, gefehlt haben. Er Hai demselben aber in diesem Jahre wirklich seinen persönlichen Besuch abgestatler, freilich kurz genug, vielleicht aber für einen so wohl vorbereiteten Mann, als er es seyn muß, dennoch gewinnreich, besonders wenn er zweck mäßige Verbindungen im Lande selbst gesucht und angeknüpft haben sollte. Möchte denn die neue Auflage des Handbuchs, welche bevorstehi, den dringendsten Anforderungen, die der Rei sende an ein solches Werk macht, gründlicher entsprechen, al» bisher der Fall gewesen. Es wird nicht überflüssig seyn, diese Anforderungen bestimmter zur Sprache zu bringen. Doch sind zugleich «in Paar neuere Bücher zu würdigen, nämlich zuerst: Reise durch Italien und Sicilien vom Jahre 1828 bis I8Z0, von I. B- Hegemann. Münster, in Kommission bei Deiter s, 18L5. 8: XVIll und »77 Seiten. Der Verfasser Hal sein Buch so nützlich als möglich zu ma chen gesucht und ihm neben der Mitiheilung seiner eigenen Rei- schicksale auch eine solche Einrichtung gegeben, daß cs, wie er aus dem Titel hinzufügi, als „ein richtiges und in« Einzelne führende« Handbuch" dienen könne. Der Verfasser ist der ge wissenhafteste und umständlichste Mann, den man sich wünschen kann, so gewissenhaft, daß er niemals unterläßt, irgend eine hin- geworfene Bemerkung, die er von einem Reisegefährten zufällig ausgenommen, auSdrucklicb als fremdes Eigemhum zu markiren, so umständlich, daß er sich unaufhörlich zu verwahren, zu eni- sckuldigen, zu bedanken, vorwärts und rückwärts zu beziehen "oihig fi^de«. „Die mitgelheilten Charakicrzüge", sagt er, „fol gerte ich ,u« dem kurzen Umgänge mit dem Volke und au« seinem Benehmen gegen mich, woraus man wohl nicht aufs Allgemeine ichließcn könnie." Der Verfasser verschon« uns mit Bucherge lehrsamkeil. Seine Miltheilungen beruhen auf Erkundigungen, die er an Orl und Stelle eingezogen ha«, oder auf Belehrungen, welche er den in den verschiedenen Städien selbst erschienenen sfuiäox verdank«. Die Ari der Erzählung ist vollkommen naiv. Dek Verfasser erstaun« vor den Augen des Lesers einmal über das Andere und gesteh« in aller Offenherzigkeit, daß ihm Diese« vorzüglich gefiel und Jenes nicht gefallen konnte- Zum Beispiel, daß er im Pantheon einigemale Katzen über die Altäre spazieren sah, das konnte ihm nicht gefallen. (S. 177.) „lieber die vielen Eidechsen aber muß er sich einmal verwundern, und ein andermal erstaunt er über die gar allgemeine Schönheit des Frauenzim mers an Gesicht und Wüchse." (S- 228.) Wegen des Siyls biliei der Verfasser selbst um Nachsicht; „er habe geliefert", sag« er, „was er vermochte", und das merkt man dem Buche in der Thal überall an. Der Verfasser ist ein Biedermann von Haus verstand und geradem Gefühl, zum Büchcrschrciben freilich nicht Polin genug und mit seltsam veralteten Formen behaftet. Den Anforderungen, welche wir an ein Reisehandbuch zu stellen ge sonnen sind, entspricht sein Buch nicht sehr. Wir werden aber sie auszusprechcn mehr Gelegenheit finden bei der Deunhcilung des anderen ganz neuen Buches. (Fortsetzung folgt.) Frankreich. Mozart's erste Reise nach Paris. Von Feiis. Im November I76Z klopfte eines Morgen« an die Thür eines kleinen Hauses der Straße St. Honorö ein noch junger Mann in Begleitung zweier Kinder und verlangte Herrn Grimm zu sprechen, an den er einen Brief zu eigenen Händen abzuqcben habe. Dem unmodischen Schnitt seiner Kleider nach, mußte er ein Fremder seyn, und an der Hanen Aussprache erkannte man bald den Deutschen. Rach einigen im Vorzimmer zuqebrachien Minuten wurde er zu Herrn Grimm geführt, der im Lehnstuhl vor einem breiten Kamine saß, an den die Kinder des Fremden, ohne erst auf eine Einladung zu wancn, sogleich himraien, um sich ihre erstarrten Händchen zu wärmen. Der berühmte Kritiker war mit der Durchsicht der Tragödie Warwick von La Harpe beschäf tigt, die man vor einigen Tagen mit Erfolg auf dem Theaire franeai« gegeben haue, und überdachte das Referat, welches er seinen Korrspondemen darüber zuschicken wollte. Er nahm den ihm von dem Fremden überreichten Brief, sah nach der Chiffre des Siegels, um daraus den Absender zu erkennen, und sagte nach Durchlesung desselben zum Ueberbringer: x „Sie sind Herr Mozart aus Salzburg und dies Ihre beiden Kinder?" — „Ja, mein Herr." — „Und Sie kommen nach Paris, um diese jungen Künstler hören zu lassen? Ich befürchte, daß Ihnen nicht der Erfolg, auf den Sie hoffen und den ich Ihnen wünsche, zu Theil werden wird. Die Franzosen, die sich zwar einbilden, große Musikkenncr zu seyn, urihcilen doch meisten- «Heils darüber wie Taube. Sie ziehen das Geschrei ihrer Swau- spieler dem Gesang der Jialiänischcn Bufsi vor, und man gefällt ihnen mehr durch Lärm als durch wirkliche Harmonie. Sie haben Herrn Rousseau beinahe gesteinigt, weil er sie auf ihren schlech ten Geschmack aufmerksam machte. Das einzige Mittel, wodurch Sie sich einigen Erfolg in Paris sichern können, ist, die öffent liche Neugierde durch die Ankündigung der frühzeitigen Anlage» Ihrer Kinder zu reizen; das wirkt vielleicht mächtiger, als die Mach, eines schon ausgebildeten Talentes. Wir wollen wenig stens einen Versuch damit machen. Die Herrschaften vom Hofe geben 'icr den Ton für die ganze übrige Gesellschaft an; ihre Aussprüche in Bezug auf die Mode werden ohne Widerspruch von allen denen angenommen, die zur feinen Wel, gehören wollen; man muß sie also für sich einzunehmcn suchen. Ich werde mich bemühen, Alle, die mir bekannt sind, zu Ihren Gunsten zu stim me», und alle meine Freunde zur Mitwirkung auffordern; viel leicht gelingt es uns. Kommen Sie nach einigen Tagen wieder, und fassen Sie Muth." Leopold Mozart, zweiter Kapellmeister des Fürst-Bischof« von Salzburg, war Wolfgang Mozart's Vater, und eines der Kinder, welche sich an Grimm's Kamin wärmten, sollte einst der berühmte Schöpfer de« Don Juan werden. Doch blicken wir um einige Jahre zurück. In der freundlichen Stadt Salzburg steht an dem Ufer der Salza ein Hau«, dessen Mauern an der einen Seile sich in den Wellen baden, während an der anderen sich ein kleiner Garten ausbreilci, der ihm ein frisches, heileres Ansehen giebl. Es