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sind nur Wenige übrig geblieben, und mich wunder«, wie die Beiden mögen durchgekommen seyn. Sollten sie etwa Hauptleute scyn?" — „Ei! wie kamen sie dazu", sagie Jasko; „Hal mich doch der hier vorhin einen Herrn genannt." — „Nun, das will noch nichts sagen", meinte Stanislaw; „der dumme Teufel kann nicht Polnisch, und in der Angst sagt er wohl gar einmal Lw. Gnaden zu Dir" — „Der Strauß war so leicht nicht", rief der Förster, „auch von unseren Leuten ist ein guter Theil gefallen. — Hast Du den Jungen zu Pferde gesehen, der überall voran warf Als wenn er hier vor mir stände, groß, blaß, eine lange Nase, große Augen. Alle sagten, der sey der König selbst. Die Kurpen zielten tapfer nach ihm, aber «rasen ihn nicht. Da lud ich mir meinen silbernen Knopf ein, ich legte an ...." — „Und irafst ihn?" rief Jasko. — „Sein Pferd habe ich fallen gesehen, er hat sich wieder aufgerünelt. Nachher habe ich ihn nicht wieder bemerkt. Ich Hane ihn ein klein wenig zu niedrig genommen; ein Haarbreit höher, unter die linken Rippen, und er wäre gewiß nicht wieder aufgestanden." — „No!" fiel Stanislaw ein, „auf einen Schlag fällt kein Baum. Da, trinkt einmal; der Wind gehl scharf und ist mir bis auf die Knochen gedrungen." — „Zwischen den Kugeln habe ich ihn nicht gespürt", sagte der Forster und goß das volle Glas hinunter. Indessen war Malgorzaia mit der Bereitung des Abendessens beschäftig,; sie stellte einen Topf mit Grütze und einen kleineren mit den damals noch nicht so. gewöhnlichen Kartoffeln an das Feuer. — Jasko hob einen großen mit Bier gefüllten Krug aus den Tisch. „Denk' nur auch an unsere Gäste, Malgosia", sagte Stanislaw; „Du kannst ihnen eine Wurst aufbraien. Du, Jasko, laus, hole ein paar Gebund Stroh, damit sie doch ausschlasen können." Jasko eilte in die Scheune, brachte das Stroh und breitete es auf dem Boden der Stube aus. Die Bratwürste und der Speck schmorten bereits in der Pfanne, die Grütze kochte. Boli? legte ein Brod auf den Tisch. Der Förster goß zum zweiten Male sein Glas voll, und Alle harrten der angemelseten Gaste. Der Ungar eilte dem abgelegenen Orte zu, wo der ermattete Karl zurückgeblieben war. Fast nach jedem Schrine wandle er sich unruhigen Blickes um, voll Furcht, daß ihm Jemand Nach folgen könnte, und ließ sich nicht einmal Zeit, seine geliebte Pfeife auszurauchen. Der Mond war indessen aufgegangen und leuch tete im vollen Glanze. — Bald war der Ungar zur Stelle. „Majöstäl", sagte er, seine hohe Müye vom Kopfe nehmend, „das seucn ehrlich Bauer, da kann bleib übr Nacht. Oer Wirch guter Mensch, bittet er zu Nachtlager." — Ohne ein Wort zu erwiedern, stand Karl auf und schrill voran; der Trabanl hob eilig seinen Maniel auf und folgie, indem er die Richtung des Weges andculcie. „Unsere Gäste lasse» sich noch immer nicht sehen", rief der Förster, indem er schon zuin dritten Male sich das Glas füllte. — „Ls muß weil scyn, wo er seinen Kameraden gelassen Hal", anlwonele Bonk. — „Ich habe den Soldaien auf den Kobolds hügel zugehen gesehen", fiel Jasko ein. — „Heilige Magda lena!" schrie Malgorzaia, „da komm! er mit gesundem Leibe nicht davon. Jetzt ist gerade die Stunde, in der das Gespenst aus seinem Loche hcrauskomml."") — „Unser Herrgott schütze Dich, meine Malgosia", sagte Stanislaw: „hier in der Hüne hast Du Dich vor nichts zu fürchten. Die drei Kreuze über unserer Thür lassen kein Gespenst über die Schwelle." Malgorzaia stellte sich beruhigt wieder an das Feuer, als ein Geräusch vor Ler Hüne sich hören ließ. Sie fuhr erschreckt zu rück, Jasko schaute furchtsam umher, Stanislaw aber stand auf und öffnete die Thür. — Der Ungar lkat ein, Himer ihm der König. „Wir haben lange auf Euch warten müssen", sagte Stani slaw. „Nun, aufgeschoben ist nicht aufgehoben, Ihr könnt noch mit uns essen." Karl nichle mit dein Kopfe und legte den Mamcl und Hut ab. Oer Förster schien beim Anblick seiner Gestalt überrascht und schaute ihn eine Weile unverwandt an. Er trug eine blaue Montur mit großen kupfernen Knöpfen, einen breiten Gunel, lederne Beinkleider und gewaltige Stiefeln. Seine Bewaffnung bestand ^"^m Paar Pistolen und einem langen Säbel. „No, Malgosia, gieb her, was Goll bescher! hat", sagte Stanislaw, ch^ssi den Gästen einen Platz auf der Bank an« >vies. Karl ließ sich sogleich auf der Bank nieder. Schon hatten auch die Anderen ihre Plage um den Tisch eingenommen, als der Trabanl noch umchlussig dastand; denn er fürchlcie, den König zu erzürnen, wenn er sich „eben ihn setzie- Er stellte sich also ehrfurchtsvoll hinter denselben. Karl warf ihm endlich einen finsteren Blick zu, ergriff ihn bei der Hand und zog ihn neben sich auf die Bank. , Jasko setzte einen großen mit Grütze angefüllten Napf auf den Tisch! Jeder langte ohne Umstande zu; auch Karl griff, ohne sich lange zu bedenken, nach dem hölzernen Löffel und ließ sich die dargeboiene Mahlzeit wohlschmcckcn. Der Förster, der ihm gegenüber saß, wandle kein Auge von ihm ab und merkte auf jede seiner Bewegungen. Nach dem Abendessen, das ohne weitere Unterredung zu Ende ging, winkle '> AM,„neu, verbreitet ist unter Leni Polnischen Landvolke Ler Aber glaube Lon einen, GesvenstLas des Nachts aus den, Grab« steigt, um de» reLenden Las Piut aucausaugen, deshalb auch blutroih gedacht wird. der Förster seinem Freunde in die Kammer. „Höre, Sias"^ sagte er leise, „ich wene, das ist derselbe, der draußen überall voran gewesen ist und nach dein ich mit dem silbernen Knopfe geschossen habe. Am Ende ist er gar der König." — „Was komm« Dir in den Sinn", erwiederie Bonk. „Den König habe ich auch gesehen, doch der hier ist ihm nicht im Geringsten ähm . lich." — „Nun, ich habe ihn mir wohl gemerkt; ich sehe noch sein Pferd sich bäumen und ihn niedcrstürzen. Er hat ja auch den breiten Gurt um, den er vom Teufel haben soll. 'S ist der König, ich will meinen Kopf lassen!" — „Und wenn er es wäre, er ist doch sicher. Er hat sich mir anvertraut und um ein Nachts lager gebeten. Mag er auch der Satan selber seyn." — „Da» lohnte!" brummte der Förster, ohne ein Won weiter hinzuzu- fügen. Stanislaw aber sprach, indem er aus der Kammer trat: „Er kann hier in meiner Hülle-ruhig schlafen. Draußen thu', was Du willst!" Karl ivarf sich bald, ohne sich zu entkleiden, auf da^angewie- sene Strohlager und war schon fest eingeschlafen, als Stanislaw,, dessen Frau und der Förster sich in die Kammer zur Ruhe bega ben. Der Ungar allein blieb wach; die ganze Nacht hindurch saß er auf der Bank vor dem Kamin, rauchte seine Pfeif« und legte frische Spähne zu dem Feuer, so ofl es zu erlöschen drohte. (Forisetzung folgt.) Frankreich. Moliere's Tod und Begräbniß.") Die mit Tanz durchflochienen Komödien, welche Molicre schrieb, ivurden fast alle von Ludwig XlV. selbst anbcfohlen und zu erst vor ihm auf dem Hosiheaier aufgeführt. Doch scheint cs fast, als habe der Dichter den „Kranken in der Einbildung" nickt auf Befehl des Königs, sondern aus eigenem Aniriebe verfaßl. Diese» Glück wurde den lO. Februar Iü7r zuerst auf dem Thealcr im Palais-Royal öffentlich aufgeführt. Am Eingänge des Prologes wird zwar gesagl, daß dasselbe zur Erholung des Königs, von seinen glorreichen Anstrengungen, geschrieben sey, doch wollte Molicre wohl nur die Rückkehr dieses Fürsten feiern und paßte sein Stück den Umstanden an, indem er jenen Prolog hinzufügte, in welchem die Heldenchaten des siegreichen Holländischen Feld zuges besungen wurden. Erst am l». Juli 1674, nach der Rück kehr aus der eroberten Franche-Comte, gab man den „Kranken in der Einbildung" zuerst in Gegenwart des Königs, am dritten Tage eines Festes in Versailles; doch da lebte Molicre nicht mehr. Der Tod dieses großen Mannes ist eng verknüpft mit der Ge schichte jenes trcfftichen Lustspiels; es ist gleichsam eine traurige. Episode aus diesem letzten Akte seines dramatischen und theatra lischen Lebens. Oie drei ersten Vorstellungen Les „Kranken in der Einbil dung" hatten Moliere's Kräfte gänzlich erschöpft; sein Brustübel verschlimmerte sich auf erschreckende Weise; am Tage der vierten Aufführung war Moliere ganz vom Schmerz übermannt und seine abgematieie Brust von fast unerträglichen Qualen zerrissen; da fühlte er klar seine trostlose Lage und sprach zu Baron, seinem Pflcgesohn: „So lange Schmerz und Freude sich in meinem Leben zu gleichen Theilen mischten, hielt ich mich für glückliche Aber heule, wo ick ganz von Schmerzen niedergedrückt bin, ohne auf einen einzigen Augenblick voll Zufriedenheit und Genuß rechnen zu können, sehe ich ein, daß ich Allem entsagen muß. Ich kann die Qualen und die Mühseligkeiten, die inir auch nicht, eine Minute Ruhe gönnen, nicht länger ertragen. Mein Gott, was muß doch der Mensch leiden, bevor er stirbi! Ach! ich fühle, sehr wohl, daß cs mit mir aus ist" .... lieber diese traurigen Acußerungen vergoß Baron Thränen und bat Molicre recht dringend und freundschaftlich, doch nur diesen Abend nicht in der Rolle des Argan auszuircten, die er immer darstcllte; auch seine Gattin, Armande Bejun, mit der er sich wieder auSgesvhm haue, vereinigte ihre Bitten mit denen Baron'S und stellte ihm vor, daß er sich dadurch tödien würde.. — „Was bleibt mir wohl Anderes zu thun übrig?" crwiedene er; „fünfzig arme Teufel harren meiner, die weiter nicht« al» ihren Tagesverdienst haben. Was soll aus ihnen werden, wenn, ich nicht spiele? Ick würde mir ewig einen Vorwurf daraus machen, wenn ick ihnen durch meine Schuld den Lebcneumcrhalr auch nur eines Tages entzogen häne." — Er ließ den Schau spieler Lagrange, der im „Kranken in der Einbildung" den Cleames gab, zu sich rufen; dieser kam, begleitet von allen seinen Kameraden, schnell herbei. — „Scyd Alle uin Punkt vier Uhr zur Vorstellung bereit", sprach Molicre zu ihnen; „sonst kann ich nicht daran Theil nehmen, und Ihr müßtet das Eintrittsgeld zu- rückgeben." — Zur bestimmten Stunde war Alle« zur Aufsührunz, geordnet. Molicre stellte sich pünktlich ein und gab, trotz seine» har-inäckigcn Hustens und der quälendsten Schmerzen, den einge bildeten Kranken. Doch als man bis zu der von Charpentier in Musik gesetzten Ceremonie gekommen war, wo der Dekan der medizinischen Fakultät dem Kandidaten folgende Fragen vorgeleg«: i-„ r», „It»trm 6um »evkiU « t^justrsmevlo ? antwortete Argan mit einer von Schmerz erstickten Stimme: äu,«k ') Aus der neueste» Lieferung Les Werkes- „Die Aranrosucken kctm»- spicler von Meliere Lis auf liniere Zeit", von ELeuarL Feucand.