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34 wir glücklich in Dorman« an. Diese kleine Siad, war erleuchte», die Stadt-Behörden hauen ihre Schuldigkeil geihan; die Woh nung war in Bereitschaft, und die Königliche Familie zog sich in dieselbe zurück- Für die drei Kommissarien und mich haue man ein Zimmer in der Nahe Ihrer Majestäten eingerichtet. Die Berlins wurde in den Hof des Gasthauses gezogen, die Thürcn derselben fest verschlossen und die Schlüssel der Königin cingehän- digt. Um den Wagen herum stellte ich vier Schildwachen aus der Dormanser National-Garde auf, für welche ich, nach Rücksprache mit dem Maire, die Ehrenposten aufbewahr« halte. Während der ganzen Nacht wurden diese Schildwachen nicht ab? gelöst, und ich gab ihnen den Befehl, Niemanden als meinen Adjutanten und Schwager Dclarue in die Nähe des Wagens kommen zu lassen; gleich darauf sandte ich diesen ab, um die Befehle der Königin emgegenzunchmen und um ihr selbst Alle« zu bringen, was sie wünschen könne. Diese Vorsicht war nöthig, um der Neugierde vorzubeugen. Die Königin übergab die Schlüssel an Delarue und forderte ein Kästchen und mehrere an dere Gegenstände. Mein Schwager entledigte sich seines Auftrags vor Aller Augen, eine jede andere Mittelsperson hätte Verdacht erregen können; die vor dem Gasthause in ehrerbietigem Still schweigen versammelte Menge betrachtete unoerwandt den Wagen. Während unser» Abendessens im kleinen Zimmer haue der König die Gnade, uns eine Flasche von seinem Tokayer zu übersenden. Ich brachte die ganze Nacht damit zu, die Stadl zu durchspähen, den Patrouillen in der Umgegend Befehle zu eriheilen und die National-Garden, die schon vor Tagesanbruch von allen Seiten herbeiströmlen, zu rekognoszircn und veriheilen zu lassen- Ich benachrichtigte die Arricre - Garde, welche ich eine Meile vor Dormans zurückgelaffen haue, daß Alles vollkommen ruhig sey, und daß der König, von zahlreichen Deiaschemenis der National- Garden begleitet, früh abreisen werde. Nachdem wir deshalb die Befehle Seiner Majestät eingeholt hatten, setzten wir uns auch wirklich den 24. Juni um sieben Uhr Morgens wieder in Bewegung. Ich habe schon erwähnt, daß sich in der Stadl Dormans nach und nach wenigstens an zehntausend National - Gardisten versammelt Hanen; ich stellte sie an den beiden Seilen der Straße nach Paris in Linie auf. Die Wagen fuhren langsam zwischen diesen Reihen hindurch, die Truppen präsemirten das Gewehr, und die Fahnen senkten sich grüßend vor dem Könige, der von ver schiedenen Stadt-Behörden, welche ihre Bataillone begleitet hat ten, bekomplimemirt wurde. Sehr zufrieden mit dieser Stim mung der Gemücher, schmeichelte ich mir mit der Hoffnung, schnell und ohne Hindernisse die Reise zurücklegen zu können; aber alle diese National - Garden bestanden darauf, dem Wagen zu folgen und ihn, wie sie sagten, bis nach Paris zu eskortiren. Vergeblich bemühte ich mich, diese« Heer, das mit jedem Schritte anwuchs, los zu werden. So gelangten wir bis nach Ehaieau- Thierry, wo mir ein ehemaliger Kavallerie-Offizier, Herr Gar nier, den ich au« Flandern her kannte, mit einer sehr schönen Schwadron der National-Garden von Soisson« emgegenkam. Schnell seyie ich ihn von meiner unangenehmen Lage und von dein Dienste in Kennmiß, welchen er mir dadurch leisten könne, daß er am Fuße de« Berge« von Chateau-Thierry die ganze Masse Fußvolk zurückhielte, während wir die Pferde wechselten. Da« Gedränge von National-Garden und Volksmassen auf dem rech ten Marne-Ufer hinter der Brücke, begünstigte mein Vorhaben- Garnier'« Schwadron, welche sich einen Durchgang öffnete, sühne uns bis zum Relais am Fuße des Berge»; sogleich ließ ich umspannen, während die Reiterei den Weg versperrte. Gar nier hielt Stand, verhinderte die Infanterie, dem Wagen zuvor? . zukommen, und verschaffte uns so Zeit, la Fenö-sous-Iouarre im schnellen Trab, ohne Hindernisse, zu erreichen. Dem Maire dieser Stadt, Herrn Regnard, an den ich einen Courier abge fertigt Halle, wurde die Ehre zu Theil, die Königliche Familie zu empfangen und derselben einige Ruhestunden in seinem nied lichen Hause zu bereiten. Ganz einfach gekleidet und mit einem großen Schlüsselbunde am Gürtel, empfing und bediente Madame - Regnard mit der eifrigsten, bescheidensten und zartesten Sorgfalt die Königliche Familie. Ich war sehr ermüdet und daher außeror dentlich zufrieden, daß ich nicht genölhigl war, mich um die Vor gänge in der Stadt zu bekümmern, denn es herrschte in dersel- ben'die größte Ordnung, obgleich sich auch hier eine unermeßliche Menschenmenge zusammengedrckngl haue. Mil lebhafter Theil- nahme betrachieie ich bei einem Spaziergänge durch den Garlen der angenehmen Wohnung des Herrn Regnard die Kinder Frankreichs, den Dauphin und die Prinzessin, welche ganz mun- lcr darin umherginqen. Gegen Abend setzten wir unseren Weg fort, ohne von einem zu zahlreichen Geleit belästig, zu werden, und kamen in Meaur an, wo der bischöfliche Palast zur Wohnung für Ihre Majestäten eingerichtet war. Hier war der Zusammenfluß von Menschen größer, denn irgendwo. Die Posten inner« und außerhalb des bischöflichen Palastes waren von den Grenadieren der National- Gardc besetzt. Vor den Gemächern, die man für die Königliche Familie eingerichtet halte, befand sich ein großes Vorzimmer, das sich bald mit National-Gardisten und anderen Personen aus der Siadt und der Umgegend füllte. I» dem daranfioßendcn Speise saal hielten sich die drei Leibgardisten auf; ich haue befohlen, sonst Niemand hier hereinzulaffen. Die Hitze war drückend, und der König ließ alle Thüren öffnen; er selbst saß in Hemdsär meln an einem Tische und emzog sich den Blicken der Menge »ich', die, ohne sich an den Schildwachen vorübcrzudrängcn, vom ersten Zimmer au« Se. Majestät zu sehen strebt«. Line Stunde nach unserer Ankunft ließ mich der Kiniazu sich be scheiden und fragte mich: „Duma«, hat man auch Schildwachen an der Gariensene aufgestellt?" Ich antwortete, daß sie in mei ner Gegenwart ihre Posten bezogen und daß ich ihnen Befehle erihcilt hätte „Hier an diese Gaderobe", fügte der König hinzu, ,jstüßt eine Treppe, welche nach dem Garten zu führen scheint; sehen Sie doch zu, wo sie eigentlich hingehi." Ich stieg die selbe hinunter und berichtete Sr. Majestät, daß eine Schildwache an derselben ausgestellt sey. Als ich mich zurückzog und an dem Zimmer der Königin vorübcrging, näherte sich dieselbe der Thür und winkte mir, näher zu «reien; ich blieb auf der Schwelle stehen. „Wae für Nachrichten hat man au« Paris?" — „Es ist große Gährung dort gewesen, die öffentliche Ruhe aber doch auf recht erhalten worden; mit Ungeduld erwart« man die Rückkehr Ihrer Majestäten." Ich grüßte und entfernte mich, um mich mit den Kommissarien über die Reise des folgenden Tages und über die von den Herren Bailly und Lafayette hinsichtlich des Einzuges in Paris gemachten Mittheilungen zu besprechen. Bis zu diesem Augenblicke hauen Ihre Majestäten und die Königliche Familie nur die bei solchen Umständen unvermeid lichen Unannehmlichkeiten und da« Lästige eines unermeßlichen Zusammenflusses von Bewaffneten und Volk ertragen, welche aus verschiedenen Gefühlen, aber vorzüglich aus Neugier, auf ihrem Wege sich versammelten. Seit der Ankunft der Kommiffa- rien der National - Versammlung Halle kein aufrührerische« Geschrei, keine Schmähung, keine Beleidigung ihre unglückliche Lage noch härier gemachl; ungeachlel der Verwirrung, der man nicht immer vorzubeugen vermochte, hatte sich doch Niemand den Königlichen Personen ohne die ihnen gebührende Ehrfurcht genähert. Dasselbe war aber freilich nicht der Fall mit den drei Leibgardisten, welche vom Volke ganz ungerechlerwcise al« die Haupibeförderer der Flucht des Königs beschuldigt wurden. Ihre Verkleidung erhöhte noch die Erbitterung gegen sie, und ich hatte Grund zu befürchten, daß ihre Gegenwart bei der Annähe rung an die Hauptstadt als Vorwand zu unglückseligen Gewali- lhängkeiten dienen möchte. Als sich die Königliche Familie nach dem Abendessen in ihre Gemächer zurückgezogen und ich die Patrouillen angeordnet und meine Runde gemach», begab ich mich zu den Kommissarien in das Zimmer, welches man für mich, dem de« Königs gegenüber, eingerichtet hatte; ich traf hier den Grafen Franz von Jaucourt, einen meiner ältesten Freunde, der als Grundbesitzer im Depar tement der Seine und Marne in großem Ansehen stand; er war zu uns gekommen, um der Deputation seine Dienste anzubieitn. Er gab uns sehr nützliche Raihschläge, beruhigte uns über, die Stimmung der Bevölkerung der Umgegend und vorzüglich über die der Nanonal-Garde von Meaux. Ich iheilie ihm meine Be- sorgniß über die drei Leibgardisten mit, so wie die Nothwenbigkril, in der ich mich befand, die Befehle Ihrer Majestäten zu voll ziehen, die diese Leute durchaus auf dem Bock ihrer Dcrline behalten wollten. Mir kam der Einfall, ihren Courier-Anzug mit der Uniform von National-Gardisten zu vertauschen; Iau- court ließ im Geheimen alles Nöihige zu dieser Verkleidung auf mein Zimmer schaffen; aber die Schwierigkeiten waren noch nicht besieg«, die Genehmigung des Könige mußte dazu einge holt werden; leider gelang es mir nicht, dieselbe zu erhalten. (Schluß folgt.) Die Eisenbahnen in Frankreich, verglichen mik denen in Belgien, England und Nord-Amerika. (Schluß.) Der Gedanke eines festen Bundes zwischen dem Staate und den größeren Gesellschaften gewinnt täglich mehr Raum, und man tadelt schon unumwunden den unglückseligen Einfall, nach welchem sich beide brüderlich in die Hauptlinien «heilen sollten. Die Thaisachen beweisen hinlänglich, daß die Bemühungen der Gesellschaften unfruchtbar geblieben seyn würden, und cs war zu fürchten, daß die des Staaies bei der gegenwärtigen Orga nisation der öffentlichen Arbeiten verderblich geworden wären. Die wahrhafte Verbindung de« öffentlichen Kredite« mi« dem Privaikrediie könnte nur darin bestehen, daß der Staa« die Ga rantie der Zinsen übernähme. Diese Ansicht, die oft verspotte« und abgewiesen worden ist, verdient dennoch zum wenigsten eine ernster« Erwägung. Zum Beweise übrigens, daß das gemischte System, welche« uns in Frankreich das einzige ausführbare zu seyn scheint, immer mehr Eingang und Billigung findet, möge der Umstand dienen, daß das „.ivui-nal clen l)öb<-»-«' sich zum Ver fechter desselben aufgeworfen ha». In einem Artikel vom ltzien Dezember behaupte» dasselbe, daß das Ministerium die bei den großen Gesellschaften, die der Bahnen nach Havre und Orleans, veranlassen könne, ihre Arbeiten zu beginnen, und nimmt sodann keinen Anstand, die Garamirung der Zinsen als das einzige Mittel zu bezeichnen, welches den Gesellschaften wie der aufhelsen konnte. Das ist um so wichtiger, als das „ä»ur- n»I -len Urbat-i" in einein Anikel vom 7. November den gegen wärtigen Zustand der Dinge für sehr zufriedenstellend erklär» Haxe- „Wir", haue es gesag», „sind vollkommen überzeug», daß der Affocialionsgeist dem Lande große materielle Voriheile ver schaffen wird, und wir erwarten von demselben sogar eine heil same politische Einwirkung. Uns setzt daher auch das Uebel we der sehr in Schrecken, noch wagen wir eine große Sehnsucht