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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. PränumerationS- Prei- 22 i Sgr. (j Thir.) vierteljährlich, 3 Thlr. für da« ganze Jahr, ahne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Man pränumerirt auf diese« Beidlatt der Mg. Pr. Staar«. Zeitung in Berlin in der Expedition (Friedrichs-Straße Rr. 72); in der Provinz so wie im Au-lande bei dm Wohllöbl. Pvst-Aemtern. Literatur des Auslandes. Berlin, Freitag den 21. Dezember 1838. MW» England. Die Depeschen des Herzogs von Wellington. Von dieser Sammlung, welche die Depeschen und die offi zielle Korrespondenz des berühmten Herzogs aus seiner Dienstzeit in Indien, Dänemark, Portugal, Spanien, de» Niederlanden und Frankreich während der creignißvollsten Periode der modernen Geschichte enthält, ist e/st ganz kürzlich der letzte und zwölfte Band in London erschienen, und wir können uns um so weniger enthalten, unsere Leser mit einigen Auszügen aus demselben be kannt zu machen, als dieser Band der interessanteste von allen ist und sich vornehmlich um die Endemwickelung des großen Kriegs- Drama's dieser Jahrhunderts bewegt. Wir beginnen mit der Schlacht'von Waterloo, und zwar mit einem Briefe, den der Herzog am Morgen des Schlachttages selbst schrieb- Oer Rückzug der Preußen von Sombref haue auf Seiten des Herzogs eine entsprechende Bewegung nvchwcndig gemacht, so daß dieser von Quairebras gegen Waterloo zurück ging. Dies erregte natürlich unter den Engländern in Brüssel große Angst. „Waterloo, den 18. Juni 1815, Z Uhr früh. Mein lieber Stuart! Inliegend finden Sie zwei Briefe, die ich Sie bitte, ohne Säumen zu lesen und zu befördern. Aus dem Briefe an den Herzog von Berry werden Sie den wghren Zu stand unserer Angelegenheiten und die einzige Gefahr, die wir zu befürchten haben, ersehen. Bitte, hallen Sie die Engländer ruhig, wenn Sie können- Lasten Sie sie Alle zur Abreise bereit scyn, aber sie sollen sich weder ängstigen noch übereilen, da Alles noch gut enden wird. Ich habe dem Gouverneur von Antwerpen die nöthigen Anweisungen gegeben, um den Capricen, die ich bei jeder Gelegenheit in den Köpfen der Königlichen Gouverneure finde, zu begegnen. Seyen Sie versichert u. s. w. Wellington. Die Postpferde sind in meinem Namen in Beschlag genom men; ich schließe, damit die Leute nicht mit ihnen davonlaufen; doch geben Sie Befehle, daß Jeder sie haben kann, der mit einer Ordre von Ihnen kommt." „ . Trotz des Herzogs Vertrauen auf den Erfolg, schrieb er doch zur selben Stunde folgende Verhattungsregeln an den Gouver neur von Antwerpen: „Ich erhalte Ihr Schreiben vom , und ich benach richtige Sie, daß Sie Antwerpen als im Belagerungszustand be findlich betrachten und sofort die Ueberschwemmungen vorbereiien müssen. Was die Provisionen der Einwohner beirifft, so ist es jetzt nicht nöihig, hierauf besondere Aufmerksamkeit zu verwen den- Ich bitte Sie, darauf zu «achten, daß Sie, obwohl der Platz in Belagerungszustand erklärt ist, den König von Frankreich, so bald er erscheint, nebst seinem Gefolge entlasten werden, und wenn seine Leibwache hinkömmt, so werden Sie sic in der Nähe des Platzes einguartiere». Auch werden Sie sämmtliche Familien, die, gezwungen, Brüssel für den Augenblick zu verlassen, sich ein stellen werden, mögen sie Engländer oder von einer anderen Nation seyn, frei ein - und auggehen lassen." Die folgenden Briefe, die den Tag nach der Schlacht ge schrieben wurden, wird man mit großem Interesse lesen: „An den Grafen von Aberdeen. Brussel, am 19. Juni 1815. Mein lieber Lord! Sie können sich leicht denken, mit wie tiefem Schmerz ich Ihnen ankündige, daß Ihr tapferer Bruder in Folge einer in unserer großen Schlacht von gestern empfan genen Wunde verschieden ist. Er hatte mir seit vielen Jahren und bei vielen gefährlichen Gelegenheiten mit dem größten Eifer und Nutzen gedient, aber nie hatte er sich nützlicher gemacht, nie sich mehr ausgezeichnet, als in unseren letzten Kämpfen. Er empfing die Wunde, die seine'» Tod zur Folge hatte, als er eines der Braunschweiger Bataillone, das ein wenig zu wanken be gann, wieder sammelte, und er lebie noch lange genug, um durch mich die Nachricht von dem rühmlichen Erfolg unserer Waffen- ihmen zu vernehmen, zu welchem er durch sein ihäliges und eifriges Verhalten so viel bcigeiragcn. Ich kann Ihnen den Schmerz und Kummer nicht beschreiben, womit ich um mich herumschaue und die Größe des Verlustes, den ich überhaupt und namentlich in Ihrem Bruder erlitten, betrachte. Der Ruhm, der solche Waffemhmen zu begleiten pflegt, vermag mich nicht zu trösten, da er so iheuer erkauft worden, und ich kann daher die sen Ruhm auch Ihnen und seinen Freunden nicht als Trost Vor halten; doch diese letzte Thal, glaube ich, war von so entschei dender Art, daß kein Zweifel vorhanden ist, daß der Lohn unserer Anstrengungen und Privaiverluste die schnelle Erreichung unseres gerechten Zieles seyn wird. Nur so kann der Ruhm der Kämpfe, in denen unsere Freunde und Verwandten gefallen sind, zum Trost für ihre» Verlust dienen. Ich bin u. s. w. Wellington. Ihr Bruder hatte ein schwarzes Roß, das ihm, glaube ich, Lord Ashburnham gegeben, und das ich so lange bewähren will, bis Sic mir geschrieben haben, was damit geschehen soll." „An den Herzog von Beaufort. Brussel, den 10. Juni 1815. Mein theurcr Lord! Ich bin sehr betrübt, Ihnen miuhcilen zu müssen, daß Ihr Bruder Fitz Roy stark verwundet ist und seinen rechten Arm verloren hat. Ich habe ihn eben gesehen, er ist vollkommen frei von Fieber und so wohl, als man unter solchen Umstände» seyn kann. Sie wissen, wie nützlich er mir immer war, wie sehr ich den Mangel seines Beistandes fühlen werde, und welche Achtung und Liebe ich für ihn hege, und Sie können sich leicht denken, welchen Antheil ich an seinem Mißge schick nehme. In der That, die Verluste, die ich erlitten, haben mich ganz vernichtet, und fast bin ich unempfindlich für die Vor- theile, die wir erlangt. Ich hoffe jedoch, daß Ihr Bruder bald im Stande scyn wird, mich wieder zu begleiten, und daß er noch lange genug leben wird, um seinem Lande eben so viel Ehre, als seiner Familie und seinen Freunden Freude zu machen." Kurz darauf Halle sich der Herzog über das Benehme» der Holländische» Truppen zu beklagen, welche die Dörfer plünder ten, die auf ihrer Marschlinie gelegen waren; nachdem er bei dieser Gelegenheit zwei Offiziere besonders namhaft gemacht, schließt er so: „Ich befehle Ihnen, Herr General, diese zwei Offiziere ver haften zu lassen und sie nach dem Haag an Seine Majestät zu schicken, der ich von diesem Briefe Abschrift sende. Ich will nicht solche Offiziere unter meinem Kommando haben. Ich bin lange genug Soldat, um zu wissen, daß die Plünderer und die, welche sie ermuihigen, vor dem Feinde nicht« wcrih sind, und ich mag sie nicht- Ich habe die Ehre, zu seyn u. s. w. Wellington." In einem Briefe an den Marschall Beresford beschreibt er die Schlacht von Waierloo folgendermaßen: „Sie werde» von unserer Schlacht am l8ten gehört haben. Nie sah ich eine so blutige Affaire. Beide Parteien waren das, was die Borer xlutlons (Fresser) nennen. Napoleon manövrirle gar nicht. Er rückte nur nach altem Styl, in Kolonnen, vor und wurde im alten Styl zurückgeiricbcn. Der einzige Unter schied war, daß er Kavallerie unter seine Infanterie mischte und beide mit einer ungeheuren Quantität Artillerie unterstützte. Meine Infanterie haue ich eine Zeil laug in Quarrö's, und die Französische Kavallerie rill um uns herum, als wenn sic zu uns ge- höne- Nie sah ich die Englische Infanterie sich so gul benehmen." Die Folgen der Schlacht waren bald sichtbar, und einige Tage darauf schrieb er an Lord Beresford: „Die Schlacht von Waterloo war gewiß die bedeutendste Schlacht, die, wie ich glaube, seit vielen Jahren gekämpft wer den; sie muß die wichtigsten Resultate für die Alliirten zur Folge haben, die wir aber zu verlieren in Gefahr sind durch das unan gemessene Benehmen Einiger unter uns, und cs ihm mir leid, hin zufügen zu müssen, daß auch unsere Regierung etwas zu sehr den Ton ihrer elenden Zcttungsbläuer aunimmt. Nun, da sie den Kuchen haben, wisse» sic ihn weder zu esse», noch aufzur bewahren." Dieselbe Ruhe und Herzensgute blickt aus seinem Benehmen gegen Individuen hervor: „An den General-Lieutenant Sir George Nugent. Paris, den 14. November 18!2. Mein lieber Sir George! Ihren Brief vom 7lcn wegen habe ich erhalten, nebst einem von ihm selbst und scincr Schrift