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Wöchentlich «rschemm d«i Nunimern. PrSnumerasion«- Prei« 22j Sgr. (j Thlr.) »icrteljährlich, 2 Lhlr. für da- ganz- Jahr, ohne Er- HSHung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Man oriinumtrirt auf diese« Beiblatt der -Vg. Pr. Staat«, Zeitung in Berlin in der Expedition (FritdrichS-Dtraß« Rr. 72); in der Provinz so wie im 2u«Iande bei den Wohll«bl. Poft-Aemtern. Literatur des Auslandes. 132. Berlin, Freitag den 2. November 1838. F r a n k r e i ch^ Bonilly's Erinnerungen aus der Zeit vor der Revolution °). Der durch seine lehrreichen Schriften für junge Mädchen und juime Frauen auch außerhalb Frankreich hinlänglich bekannte I- N- Bouilly") war von seinem Stiefvater, Vincent de Paul Borguin, einem ausgezeichneten Advokaten ain Parlamente zu Tours, ebenfalls zum RcchtSgclehrten bestimmt worden. Denn obgleich der junge Bouilly schon als Schüler und in sehr jungen Jahren ein mit vielem Beifall aufgeführies Lustspiel: l.» marine« ä la mmie, verfaßt hatte, so war doch sein Stiefvater der Mei nung, er sey nicht zum Dichter geboren. Der Erfolg Hal freilich das Gegemheil bewiesen. Der Jüngling wurde alfo nach been digtem Schul-Kursus, wie es noch jetzt in Frankreich Sme ist, einem Prokurator des Gerichts-Sprengel« von Tours übergeben, um sich mit den juristischen Prozeduren bekannt zu machen, und dann auf die vor der Revolution sehr berühmte Universität Orleans geschickt, um hier seine Studien zu vollenden (faire non siruit). Wir lassen nun den Verfasser selbst sprechen. Ich ergab mich mit dem größten Eifer dem Studium des Rechis und zeichnete mich bald unter den übrigen Studenten aus. Dadurch zog ich die Aufmerksamkeit oes Rektors Salomon auf mich, des Balonniers"') der Advokaten und zugleich eines der rechtlichsten und liebenswürdigsten Männer. Er Halle schon er fahren, daß ich der Enkel eines in der Französischen Magistratur ausgezeichneten Mannes sey: vielleicht bemerkte er auch an dem angehenden RcchtSgelehrlen eine lebhafte Einbildungskraft, o-ne große Wärme des Herzens und jenes freie und unabhängige Wesen, welches die nothwendige Eigenschaft eines Advokaten seyn muß, kurz, er würdigte mich seines näheren Umganges und erlaubte mir, an den Hebungen Theil zu nehmen, die er in seiner Wohnung mit denjenigen seiner Schüler anzustellen pflegte, von denen ec besondere Hoffnungen für die Zukunst hegte- Nun befand sich unter den außerordentlichen Lehrern (ilocteurx agrögöi,) auch ein Geistlicher, der sich des Schutzes des Bischofs von Orleans zu erfreuen hatte und zugleich Mitglied des geist lichen Gerichtshofes war, der damals, mit vielem Ansehen beklei det, eine Art von Inquisition ausübte. Dieser Professor, ein echter Tariüffe, war unser Aller großer Feind. Denn er gab sich nicht allein dazu her, der Angeber aller unserer jugendlichen Streiche und Unbesonnenheiten zu seyn, sondern er dehnte sein Spionirr System auch bis in unser Privatleben aus und wandle jedes Mittel an, um uns in der Liebe und Achtung unserer Lehrer herabzusetzen. So benutzte er ganz besonders seine liefe Gelehr samkeit und seine außerordentliche Tüchtigkeit, Verse zu machen, um durch Anschläge in dem Innern der Lchrzimmer oder sonst an bemerkbaren Stellen mit einer wahrhaft unverschämten Into leranz jeden Ausbruch unserer jugendlichen Lust in Lateinischen oder in Französischen Versen zu tadeln und als grobe Verbrechen darzustcllen. Einst Hane dieser böswillige Aristarch auch mich als einen aus dem Zustande der Gnade Gefallenen bezeichnet, weil er in Erfahrung gebracht, daß ich in einer protestantischen Familie aus- und cinginge, die durchaus achtbar war und mit den Meinigen seil längerer Zeit in freundschaftlichen Verhält nissen lebte. Eine solche Frechheit verdroß mich, und da ich mich um keinen Preis in meiner cdeln Unabhängigkeit eingeschränkt wissen wollte, so setzte ich unter die verräiherische Anklage am schwarzen Brette folgendes Quairain mit meines Namens Unterschrift; e'ext que tu rimaillex 6u 'l'urtussc «t «ot r^torinuteur: On » rar,kmc»ut «lau« le eoeur (,'0 qu'ou eerit «ur le» muri»ille«. Mein Epigramm fand den größten Beifall, und die sechshundert ') Nus »I--p»r ll IS. »um»?, r > n.ri,, 18Z7. Seme m Deut,chl,nd am bekannteste» gewordene Schrift- Cous-U, » m» ti!l-, >st nicht allem von L- Hain ins Deutsche ubersellt GripUg, E., sonder» auch als Französischs Lesebuch von Kißling (Heidelberg, 1LZ7- be nullt worden- Seine übrigen Werke, als die l!-»,«rir, 0 »» > >»>ll»m, i«» «oute» auL eulkns, Heuuex le« mörv« tumill«, euvouruxomeuri 0« >a und ander«, sind in Frankreich in viele» Auslagen verbreitet. '"> Der Baroniner Ist der Vorsitzende oder Aetteste im Verein dec Advo katen, wo sie, wie in Frankreich, eine Art von Corporation bilden. Kandidaten des Rechts nannten den Professor von jetzt an nicht anders, als den Agrögö-Tanüffe. Sein Haß gegen mich aber ward unversöhnlich-, er suchte jede Gelegenheit, um mir zu scha den, jedoch vergeblich, da meine Aufführung ohne Tadel war und ich mich in den Prüfungen immer tüchtig und gut bewies. Jetzt kain die Zeil meiner öffentlichen Disputation (I «'pogim <io nm Uw-m); diese gerade erwartete der Vcrrälhcr. Das Thema zu derselben haue ich mir aus dem Ehcrechle gewählt. Hier wollte ich mich nun über die Verpflichtungen, welche dies heilige Band einem jeden cdeln Menschen auferlegt, mit aller Bered samkeit eines jungen Juristen aussprcchen, der nichts Höheres kannte, als das Naiurrcchl, und dessen Seele schon damals mit den Empfindungen erfüllt war, die ihn später zum moralischen Schriftsteller und zum treuen Maler des Familienlebens gemacht haben- Daher schilderte ich jetzt in kräftigen Worten das grau same Schicksal der unzähligen Unglücklichen, welche das Volk mit dem Namen der Bastarde brandmarkte und welche die damalige Gesetzgebung in den traurigsten Zustand versetzte, indem sie die selben von jedem Amhcile an der Erbschaft ausschloß. Ich drückte meinen Schmerz darüber aus, daß man so oft junge, schöne, mit allen Vorzügen des Geistes und Herzens rcichbegabic Waisen sehen müßte, die nach dem Tode eines reiche» und mächtigen Vaiers nackt und bloß in die Welt hmausgestoßcn würden, wäh rend sich seine Maitreffe und Diener in die Hinterlassenschaft checkten; ich beklagte überhaupt die unglücklichen Väicr solcher i,»ereffanler Opfer, weil ihnen die Gesetze nicht vergönnten, wenigstens einen Theil der Erbschaft denen auszufegen, die doch durch das Recht des Blutes darauf Ansprüche hätten. Indem ich mich also der Hoffnung hingab, daß eine große Reform un serer Gesetzgebung bcvorstche und jene Gleichstellung der Rechte, die in dieser Zeit (es war im Jahre >788) von der größten An zahl der Franzosen gewünscht wurde, erfolgen würde, wagie ich, die Noihwendigkeit eines neuen Gesetzes auszusprcchcn, welches, ohne die heiligen Rechte der Legitimität zu verletzen, nicht zugäbe, daß das Kind eines reichen Vaters in Elend und Schande sein Leben vcrseufzcn müsse. Und indem ich im Geiste die Wvhlthatcn vorausnahm, welche später bas bürgerliche Gesetzbuch über Frank reich verbreitet Hai, erklärte ich, daß ein Unglücklicher, den seine Gcbun aus der menschlichen Gesellschaft stößt und dem kein an deres Verbrechen aufzubürden ist, als daß er das Leben empfangen Hal, immer eine Schande für unsere Gesetzgebung seyn würde und ein gräßlicher Vorwurf für die strafbaren Aeliern eines solchen beklagenswenheii Wesens. Diese Sätze, die mir der Rektor zu vcriheidigcn gestaltet hatte, verbreiteten großes Acrgernik umcr den Mitgliedern des geistlichen Gerichtes. Agrögö-Tariüffe dcnunzinc mich; ich sollte schon vorgcladen werden, als der ehrwürdige Salomon mit Kraft und Würde mich in Schutz nahm, eben so der Königliche Proku- ralor, ein Mann von philosophischen Grundsätzen, und meine fämmttichen Mitschüler mir laut ihre Anerkennung.und Achtung zu erkennen gaben. Ohne diese Fürsprache hätte ick unstreitig mit meiner Freiheit, vielleicht gar mit meinem Leben, so men schenfreundliche Grundsätze gebüßt. Endlich erschien der Tag der öffentlichen Disputation. Der Rektor sagte mir im Voraus, daß mein Gegner mich auf alle Weise in die Enge zu treiben suchen würde, und gab mir volle Freiheit, mich jedes Veriheidigungsmitiels zu bedienen. Eine zahlreiche Versammlung erfüllte den Saal; der Bischof von Orleans, alle Beisitzer seines Gerichtshofes waren zugegen, alle Anwesenden sämmtlich von Furcht oder Hoffnung bewegt. Mich crmuihigle, als ich die Stufen der Tribüne in einer ganz neuen Advokaten-Robe, die ich mir haue von Paris kommen Waffen, Hinaufstieg, vor Allem der ruhig ernste Blick meines würdigen Rektors. Aber das Herz schlug mir doch hörbar, und meine Kniee zitierten. (Schluß folgt.) Bibliographie- --r.kic «»»Irrt» iorllit« r trift», lv»nS,crtpt>» xr»rrrn,ibu, i« u,»m tirnnum eäidit Numt-«>rt, urxNii-ae jiuguae prote-usor et Luxtituto xsUivv aä- svriptu». ^Lrisii», 1N8 9 Fr. , Lxutt,« «je la relixiou üe Drure-t, tirv üex livre» relixieuL cette »ect«-. 1*Lr 8. tj<> 8»cv. 2 vvl.,. 25 Fr. L.« l'Lo-t«-Liue, I»ar L.2»— Französische Ueberseyung mit dem Chinesischen Tert und einer Lateinischen Version. Nedst Anmerkungen. Von G- Pauthier- Erste Liefg w §r