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WichentNch erschnom drei Nummern. Pränumeration« Prei« 22; Sgr. sj Thlr.) viertellShrlich, 2 Thlr. für da» ganze Jahr, ohne Er- hShung, in allen Theilen der PreuSischen Monarchie. für die Man »ränuincrirt aus diese» Beiblatt der Allg. Pr. Staat»- Zeitung in Berlin in der Expedition (FriedrichS-Straße Nr. 72); in der Provinz so wie im >A«»lande bei dm Wohllöbl. Post < Aemtern. Literatur des Auslandes. 121. Berlin, Montag den 8. Oktober 1838. England. Monk's Leben, von Guizot. George Monk ist durch jene einzige Thal seines Lebens be rühmt geworden, die eine gewisse Pietät von Seiten des Eng lischen Volkes zu einem Meisterstück der Klugheit und des Hcl- dcnmuths erhoben Hal. Sie spielt in Geschichtsbüchern und Er zählungen für die Jugend eine so bedeutende Rolle bei der Restauration, und die Mitwirkung Monk's an den Maßregeln, welche die Dynastie der Swans auf den Thron zurückfähnen, ist so zur Hauptsache gemacht worden, daß die zwei oder drei letzten Generationen Englands fast in dem Glauben ausgewachsen sind, Monk habe wirklich dieses große Unternehmen mil seinem eigenen Kopfe ganz allein und ohne Hülfe zu Stande gebracht- Doch unier allen den Manner, die je im Wirrwar des öffent lichen Lebens durch eine Eombination von Zufällen einen glänzen den Ruf erlangten, ist kaum einer, der ihn weniger durch her vorragende Talemc verdient hätte- Man Hai den Charakter Monk's durchaus überschätzt; man hat in seinen Handlungen etwas Romantisch-Ritterliches gesehen, was ihm in der Thal fremd war, und durch den einen isoliricn Ruhm seines Lebens ist all' das Kleinliche und Niedrige, all' die kämpfenden Elemente seiner Natur, seine gelegentlichen Grausamkeiten, seine Heuchelei, Käuflichkeit und Mangel an Würde gänzlich in den Hintergrund getreten. Herrn Guizol's Schrift über Monk ist außerordentlich gemäßigt und vielleicht günstiger für ihn, als er verdient; doch ne zeichnet sich im Ganzen durch eine so richtige Abschätzung der Thatsachcn aus und ist so gründlich und unparteiisch, daß man wohl sagen kann, sie enthält die beste Darstellung, die bis jetzt eristir«, von der persönlichen Geschichte des Manne» und den mit der Restauration unmittelbar verbundenen Umständen seines Lebens. Wie gesagt, ohne das große Ereigniß, welches Monk's Na men so berühmt gemacht, verdiente sein Leben nicht einen Ge schichtsschreiber, wie Guizot. Als General zeichnete sich Monk durch keine besondere Eigenschaften aus; er war unerschrocken, was die geringste Tugend eines Soldaten ist, er besaß die Kunst, sich die Zuneigung der Mannschaft zu erwerben, was, ohne Zwei fel, ein wichnges und schätzbares Talent ist. Doch diese Eigen schaften hauen ihn nicht allein zu Auszeichnung erheben können. Es gab zwanzig gleich tapfere und populaire Generale mit höhe ren Geistesgabcn, größerer Rechtschaffenheit und umfassenderem Verstand, die ihm zu seiner Zeit den Vorrang streitig machen konnten; aber cs fehlte ihnen an jenen niedrigeren Attributen, die Monk besaß: List, Ausdauer und Geschmeidigkeit, um sie zur Macht zu erheben. Trotz all' dieser Vonheile war und blieb Mont ein unbedeutender Mensch vor wie nach der Revolution. Die Fluch des Tages Hane chn auf die Oberfläche geworfen, und mi, ihrem Sinken gericih er in Vergessenheit. Er war der Sohn eines Devonshire-Gentleman, der sein Vermögen verschwendet haue und bei Gelegenheit einer Versammlung der Edelleme seiner Grafschaft, welche den König auf seiner Reise nach Ply mouth begrüßen wollten, öffentlich wegen Schulden verhaftet wurde. Der junge Monk, in der Erbitterung über das Betragen bes GerichtgdienerS, eilte nach Exeter und behandelte dieses Indi viduum so unziemlich, daß er froh war, durch schleunige Flucht aus England den gesährlichen Folgen auszuweichen. Aus Vcr- anstalicn seines Verwandten Sir Richard Greenville ging er zu dem Geschwader, welches damals vor Cadir kreuzen sollte, um die E-panischen Gallionen aufzufangen. Dieses Unternehmen mißlang, und George Monk ward jetzt Fahnenträger unter dem Herzog von Buckingham und diente später zehn Jahre unter dem Grafen von Oxford in Holland, kehrte aber in Folge eines Zwistes mit, den Obrigkeiten der Stadt Dorirechl wieder nach England zurück- Wir iche» ih>-, sodann die Presbyterianischen Ideen, in denen er erzogen worden, ablcgen und eine Oberstlieutenam- Stelle in dem Regiment des Grasen von Newport annehmen, welches sich zum Kampf der Kirche gegen Schottland einschifft. Die nächsten Lhaten Monk's fanden in Irland statt, unmittelbar nach der Hinrichtung E>trafford's. Ls gab zwei wälhende Par teien in Irland sowohl als j„ England — die Royalisten und die Parlameniisten- Die Armee, zwischen beiden in der Mitte und vor Allem um die Sicherheit ihres Soldes besorgt, war in mißlicher Lage, und hier war es, wo Monk's Charakter in all' seiner Gewandtheit und Doppelzüngigkeit zum Vorschein kam: „Monk, geschickter als Alle, begann von diesem Augenblick die Anwendung jener Kunst, die er mit so viel Ausdauer und Klug heit außübie, der Kunst, sein Glück mit der jedesmal herrschenden Partei in Einklang zu bringen, ohne je das Vertrauen derer zu verlieren, die in Zukunft einmal zur Herrschaft kommen mochten. Der Mangel aller Leidenschaft, eine scheinbare Trägheit des Tem peraments, die Folge der natürlichen Umsicht seines Charakters, und eitie besondere Schweigsamkeit sicherten ihn vor den Gefahren der Rede, so daß er im Stande war, die Gesinnungen Anderer zu durchschauen, während er sie in Betreff seiner eigenen irre sühne. Seine eben so emsige, als geordnete und ruhige Thäiig- keit wußte Verbindungen anzuknüpfcn überall, wo es seine Lage erlaubte, und ohne sich je Einem scheinbar ganz hingegeben zu haben, glaubte doch Jeder, er habe ihn gewonnen oder könne ihn in Zeit der Noth gewinnen. Auf der anderen Seile mit unermüdlichem Fleiß den mühsamen Arbeiten des Amies, das ihm anvertram war, obliegend, schien er ausschließlich damit beschäf tigt, so daß die Heftigkeit oder das Mißtrauen politischer Mei- nungskämpfc ihn kaum erreichen konnte." So war der Mann, der später dazu bestimmt war, eine so bedeutende Rolle in der Restauration zu spielen. Auch der ganze Bericht von dem Verfahren in Irland ist interessant und ent wickelt Monk's Charakter mit viel Wahrheit und Schärfe- Zuerst war seine Politik schwankend, dann «rat er ganz zur Königliche» Partei über, und die Folge davon war, daß ihn Fairfax schlug, gefangen nahm und in den Tower schickte- Die Royalisten waren jeyt gänzlich besiegt, und nachdem Monk drei Jahre im Tower gesessen, nahm er Cromwell's Anerbietungen an, überwand seinen Widerwillen gegen Eide und wurde aus dein Gefängniß entlassen, um dem Parlament zu dienen. Als Admiral unter Cromwell an der Flandrischen Rüste, siegte Monk in einer braven Thai gegen die Holländer. Nach seiner Rückkehr voiirie das Parlament ihm und seinen Miwssizieren Keilen und Medaillen; man gab ein Diner in der City zur Feier des Sieges, und Cromwell hing mit eigenen Händen die Kette um Monk's Hale, indem er ihm befahl, sie das ganze Fest hindurch zu tragen- Dies bringt uns auf einen Umstand in Monk's Privatleben, der vielleicht mehr als irgend eine von seinen öffentlichen Handlungen dazu beiträgt, seinen wahren Charakter zu stempeln: — „Die Rückkehr des neuen Admirals hatte eine Aenderung in seinen häuslichen Vcr, hälmissen zur Folge, die nicht ohne Einfluß war auf seinen Ruf und Wandel im öffentlichen Leben. Ein gemeiner Geschmack und jenes Bcdürfniß nach Ruhe im Privatleben, weiches gewöhnlich die Folge einer lhäligen Theilnahme an den öffentlichen Geschäf ten zu seyn pflegt, halten ihn der Herrschaft einer niedrigen Frau unterworfen, die nicht einmal die Reize besaß, welche verführen können, lind deren Manieren keineswcges das Gerächt Lüge straf ten, welches ihre Herkunft aus der Marktbude oder, nach Eini gen, von einem noch weniger ehrbaren Gewerbe herlciieie. Sie hatte früher eine Zeil lang mit Monk zusammen gelebt und verband mit dem Einfluß der Gewohnheit eine Heftigkeit im Wollen und Sprechen, der die ruhige Apathie ihres Liebhabers nur mit Mühe widerstehen konnte- Es wird versichert, seit dem Jahre l«4S habe sie's darauf angelegt, ihn zur Ehe zu zwingen, doch es ist ausge macht, daß dieie Ehe nicht eher bekannt wurde, als Itz.'xZ; denn ein Brief aus London vom 19. September dieses Jahres spricht von dieser Nettigkeit so: „Unser Admiral Monk hat kürzlich eine häßliche, gemeine — zu seiner Gemahlin erklärt und drei bis vier Bastarde legitimier, die er von ihr hatte, während er öffentlich in Gunst und Heiligkeit immer höher stieg." Offenbar aber hatte der Korrespondent die Absicht, den Skandal zu vergrößern, da cs entschieden ist, daß Monk kein älteres Kind gehabt hat, als seinen Sohn Christoph, später Herzog von Albcmarle, der in eben diesem Jahre, IM nämlich, zur Welt kam und dessen Geburt wahrscheinlich auch die Veranlassung zur Vollziehung der Ehe um dieselbe Zeil war. Denn es war Monk auch um die Be hauptung jenes religiösen Scheins zu <hun, ohne den damals kein öffentlicher Erfolg möglich war, und wiewohl er den fröm melnden Jargon der Zeilen verachtete, so schien es ihm doch zweckmäßig, von seinem Wandel alle Unregelmäßigkeiten fern zu halten, welche den Augen der Heiligen ein Gräuel seyn mußten.