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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränumeration,. Drei, 22j Sgr. (j THIr.) »ierteltähriich, r Thlr. sür da- ganze Jahr, ohne Er- HSHung, in allen Theilen der Preu-ischen Monarchie. für die Man rrLnumeelrt aus diese« Beiblatt Ler -Illg. Pr. Staats Zeitung in Berlin in der Expedition (Zrikdrichs-Strasie Nr. 72); in der Provinz s» wie im Auslande bei den Wohllodl. Post-Aemtern. Literatur des Auslandes. '—— - "" » - > ' - 108. Berlin, Freitag den 7. September 1838. IM! !! ! !Ui iv-l!!IIIIIIII» «mm««« M Frankreich. Lafayette's Beziehungen zum ersten Konsul. AuS den „Memoiren deS General« Lafayette"'). Bonaparte war im Anfänge der Revolution Zögling der Militair, Schule und später Artillerie-Offizier. Die Aufnahme, welche sein Landsmann Paoli bei mir fand, und der Antheil, den ich an dem Bundesfeste des Jahres I7SU nahm, sind zwei Begebnisse, welche er nicht als gleichgültiger Zuschauer bewach ten konnte. Bonaparte hat nie »nier mir gedient, und da die Belagerung von Toulon und die Ereignisse des IZ. Vcndemiaire kaum zu meiner Kenmniß gelangt waren, so war er bereit« Ober- General, als sein Name zuerst in meinen Kerker drang. Unsere Mitbürger sprachen damals viel von den Olmüyer Gesangenen; das Direktorium gab den Französischen Bevollmächtigten, Bona parte und Clarke, den gemessenen Befehl, für unsere Befreiung Zu wirken; es fügte nur eine spezielle Bestimmung hinzu, welche meine Rückkehr nach Frankreich hindern sollte. Diese Klausel befindet sich nur in der Note, welche die Bevollmächtigten dem Marquis Gallo überreichten. „Die Unterzeichneten", heißt es, „hoffen, daß der Marquis Gallo sich bei Sr. Kaiserlichen Max jestäl für die Freilassung der Olmüyer Gefangenen verwenden wird, und daß dieselben die Erlaubniß erhalten werden, sich nach Amerika oder jedem beliebigen anderen One, mit Ausnahme Frankreichs jedoch, zu begeben."-) Als er aus Aegypten zurückkam, war ich in Holland. Das Gefühl, daß er der Mann d»s Tages sey, war bei seiner Rück kunft allgemein verbreitet. Mein Adjutant, Alexander Romeuf, kam mit dem Berichte von den Vorgängen des 18. Brumaire zu mir; zugleich überbrachte er mir von meiner Frau den Raih, wenn ich mich nach Frankreich begeben wolle, dies so bald wie möglich zu «Hun. Ich bedachte mich keinen Augenblick, und zwei Stunden später war ich schon unterweges. Als ich in Paris bei Adrien de Mun abgestiegen war, empfing ich die Besuche mehrerer Freunde und schrieb sogleich an die provisorischen Kon suln, Bonaparte und Sieyes. An den provisorischen Konsul Bonaparte. „Bürger Konsul, von dem Augenblick an, wo die Olmützer Gefangenen Ihnen ihre Freiheit verdanken, bis zu dem Zeipunkl, wo die Freiheit meines Vaterlandes mir noch größere Verpflich tungen gegen Sie auferlegi, bin ich der Ueberzeugung gewesen, daß mcme Verbannung weder im Interesse der Regierung, noch in meinem eigenen liege; Henie lange ich in Paris an. Bevor ich mich nach dem entfernten Landguie begebe, welches der Sammelplatz meiner Familie werden wird, selbst bevor ich noch meine hiesigen Freunde gesehen, wende ich mich an Sie, nicht etwa, als ob ich zweifelte, daß überall, wo die Republik auf ihren würdigen Grundlagen beruht, nicht auch mein Platz sey, sondern weil meine Pflichten und meine Empfindungen mich drängen, Ihnen selbst den Ausdruck meiner Erkenntlichkeit dar- zubringen." Die Nachricht von meiner Ankunft und mein Brief an Bona parte, dessen Besorgung der General Clarke übernahm, irrinnen ihn nicht wenig-- In einer Unterredung mit Tallcyrand und Regnault de Saint-Jean d'Angely schilderten mir Beide nach den ersten Umarmungen die Wuth de« Konsul« und bereiteten '»ich auf ungewöhnliche Maßregeln gegen mich vor; sie baten mich, meine Freunde nicht durch die Verwendung für mich ins Verderben zu stürzen, und forderten mich zur Rückkehr nach Holland auf. Ich antwortete ihnen, daß sie sich für mich nicht bloß,teilen sollten, aber da ich es für angemessen erachte, hätte, nach Frankreich zu komckcn, so sey es Bonaparie's Sache, zu «nlschelden, ob es seiner würdig sey, mich in Ruhe zu lassen; sie wenig,tens müßten wissen, daß solcher herrische und drohende Ton mich »ur i„ meinem Entschlüsse befestigen könne. Nachdem ihre frucktloftn Bi«?» und Beschwörungen mich bis gegen Mit ternacht beschäftigt hauen, konnte ich mich beim Abschiede der Bemerkung nicht enthalten, daß es sehr spaßhaft seyn würde, wenn mich die Pariser National-Gardc festnähme und die Wieder- ^VqH- IM de« „Magazin»". ") Diese beschrankend-K aufet war von Vonavarte ausaegangen und von seiner eigene» Hand geschrieben. Hersteller der Prinzipien des Jahres I78S mich am folgenden Mor gen in den Temple brächten. Da ich Niemand bloßstellen wollte, be auftragte ich meine Frau, sich in meinem Namen mit dem ersten Konsul zu verständigen. Bonaparte empfing dieselbe sehr zuvor kommend und bezeugte ihr nur darüber seinen Verdruß, daß meine Rückkehr ihn in seinen Bemühungen für die Wiederherstellung meiner Grundsätze hemmen würde. Ich hielt es für überflüssig, Roger Ducos zu besuchen, den Frau von Siaöl mit einem Lappen verglich, welchen man zwischen zwei kostbare Edelsteine legt, um ihre Reibung zu verhüten. Ich war zufrieden, den Augenblick erfaßt zu haben, wo die Hinneigung zu liberaleren Grundsätzen meine Rückkehr möglich gemach«; ich halte dadurch zugleich sie hauptsächlichsten Hindermffe für meine Freunde aus dem Wege geräumt und reiste nach Brie. Deshalb wollte ich auch nicht, daß man auf einen groben ZeilungS-Artikel, den ich füglich der Regierung zuschreiben konnte, antworte. Bonaparte bequemte sich nun hinsichis meiner zum Systeme des Schweigens, denn als ich meinen väterlichen Freund Washington verlor, und als er Fontanes mit der Lobrede auf denselben beauftragte, erhielt dieser zugleich die Anweisung, meiner nicht zu erwähnen. Die in Paris befindlichen Amerikaner erhielten keine Einladung zu dieser Feierlichkeit, und selbst die Anwesenheit meines Sohnes schien zu mißfallen. Ich stand noch auf der Liste der Emigranten, auf meinen Kopf war ein Preis gesetzt, und ich war noch außer dem Gesetze, als die Constitution vollende« wurde; ich konnle daher auch nicht gegen den Entwurf von Sieyes, in welchem die Bürgschaften der Freiheit den Bürgschaften seiner Eigenliebe geopfert waren, protestiren. Bonaparte, der mit seinem Kollegen sein Spiel «rieb, Hane das Mittel gefunden, den Namen von Sieyes an diese kraftlosen Institutionen zu knüpfen; um ihn ganz unschädlich zu machen, warf er ihm ein Landgut an den Kopf, welches Sieyes sehnlichst wünschte und welches er, «rotz aller für ihn daraus her vorgehenden Unannehmlichkeiten, annabm. Benjamin Constant erzählt, daß Sieyes einst bei der Ankunft Bonaparte'» sagte: „Ich muß den jungen Mann sehen und wissen, was in ihm vor gehl", und dann hmzusügte: „Ich glaube, daß er jetzt nicht« auf dem Herzen hat." Dem Minister und dem ersten Konsul verdankten w«r es, daß meine Gefährten vom ltz. August zugleich mit mir von der Proscriplion« - Liste gestrichen wurden. Ich verwendete mich auch für einige andere Verbannte, und meine Verwendungen hauen Erfolg. Mein Sohn wünschte in die Armee einzutreten und wurde für eine Unterliculenams-Slellc in Vorschlag gebrach«; der erste Konsul'rangine ihn in ein Husaren-Regimen« ein. Ls bedarf keines Wones, daß Bonaparle bei Marengo, wie überall, sich als großer Feldherr erwiesen Hal; zuerst wurde er überfallen und geschlagen und nur durch Truppen und einen Feldherrn ge- renel, welche gar nichl hierher beordert waren; ein Dries de» Herrn von Melas war ihm vielleicht sogar von größerem Nuyen, als ein ungewisser Vonheil; nichtsdestoweniger wird aber die Nachwelt, welche ihn im Vorau« die Folgen der Belagerung von Genua berechnen sieht und seinen Ucbergang über den St- Bcrnhard würdigt, die Kühnheit seiner Pläne und seinen richti gen Blick bewundern. Lalour-Maubourg und ich wurden ihm in den Tuilerieen vom Konsul Lebrun vorgcstellt. Bonaparle ging mil der liebenswür digsten Miene auf uns zu; ich dachie dabei au meine erste Audienz bei Friedrich dein Großen. Als wir uns gegenseitig begrüßt hatten, erwiedene er auf meine Glückwünsche wegen seiner Jra- liänischen Feldzüge: „Die Oestcrreichcr sind damit noch nicht zu frieden; Moreau wird den Frieden schließen. Ich weiß nicht, was Sie ihnen gclhan haben", fügte er hinzu, als das Gespräch auf di^ fremden'Mächte kam, „cs ist ihnen sauer angekommen, Sie loszulassen." — Als ich etwas später zu Tallcyrand kam, sah ich ihn mit einem Manne, der dem ersten Konsul glich, au» seinem Kabine« kommen; er namne ihn mir als Joseph Bonaparle. Dieser zcigie sich sehr erfreu! über unsere Begegnung und lub mich höflich zu einem Feste in Moncsanlaine ein; dorr sollte die Unterzeichnung de« Friedens-Trakiaics mit den Vereinigten Staa ten gefeiert werden. Dieses Fest Halle sw mich sehr viel An ziehendes; es erinnerte mich an die Zeil meiner Jugend. Ick sah bei dieser Gelegenheit die Amerikanischen Gesandten, mehrere meiner Landsleute, die früher meine Kollegen gewesen, viele Ge-