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Wöchentlich ««Meinen drei Nummern. Pränumeration«^ Preis 22! Sgr. (j Thlr.) viertel,ahrtich, 3 Thlr. für das ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Man pränumerirt aus dies-S Beiblatt der Allg. Pr. Staat«. Zeitung in Berlin in der Exoedilion (FriedrichS-Straße Nr. 72); in der Provinz so wie im Ausland- bei den Wohllöbl. Post-Acnnern Literatur des Auslandes. 86. Berlin, Mittwoch den 18. Juli 1838. Frankreich. Unfreiwilliger Humor. Durch zwei Notizen in Nr. 38 und KO des „Magazins für die ?i<eralur des Auslandes" aufmerksam gemacht, daß der „xpixitucl »uteur Oe« memoirex «le la Nm-guix«! <Iv kreguz-" meine Bilder aus Berlins Nächten in das Französische übersetzt, schrieb ich an einen Freund in Paris, welcher mir das Buch sandle und mich dadurch in den Stand setzte, den erwähnten Notizen, so wie den gegebenen Ueberseyungs-Pröbchen, noch einige andere hinzuzu- sügen, die vielleicht Interesse für die Leser" des „Magazins" haben dürften. Der xpirltuel eäiteur (nicht auteur) äex 3Iemoirex äe la lUm- gnixe äe krögux ist nicht ganz so schuldig, als die einzelnen Aus züge, welche in Französischen Journalen aus seiner Uebersetzung gestanden, es vermuchen ließen. Auf dem äußeren Umschlag sieht umer den Worten „lex mütx «le lierlm" mit möglichst kleiner Schrift: imiteex «le I'.Xllemaml «le Selmenlex; auf dem Haupttitel aber ist diese Ospratio kenevolentiae vorsichtig weggelassen, weil der xgiiituel eäiteur sehr gut weiß, daß das Buch ohne Umschlag gebunden wird, wo dann der Haupttitel allein übrig bleibt, um Kunde von dem exprit «le l'eäiteur zu geben. So hat er also den Schein gereitet, und der Deutsche hat kein Recht an das Mitglied der großen Nation. Aber: D«rr^ Se» ! Salt Jude! DaS Geseh hat andern Anspruch noch an Dich! Zu den beiden Pröbchen von Uebersetzung, weiche das „Ma gazin" schon gegeben, kann ich mir das Vergnügen nicht ver sagen, noch einige hinzuzufügen. Sie reihen sich würdig an den „Schwadroneur", übersetzt mit ch«k «l'excaäron, und die „Wuster- häuser", übersetzt mit enrhumex. Und hing mit stierem Blick an den Lippen des eifrig sprechen den Raches: » er il tixait äex xeux »räentx, comme ceux ä'un taureau (Stier) u. s. w. Merk' Dir den Namen des Großmauls da drüben: 8uuvienx toi <iu nam «le cer hoiuine «» gramie boucbe, <s»i ext ei> f»ee «le noux. Der Schiffer stand mit eingelegter Lanze: »rme «l'une lnnee äsmuxguinee. Der unaufmerksame Churfürst: I'electeur xlupefuit. Vom Lustgarten bis an den Thiergarten : äepuix le jaräin <ls plaixsnce juxgu'nu jaräin «lex »nim»ux ke- rocex. Mit unglaublicher Geschwindigkeit und trotz des geschicktesten Kammerdieners: ^vec l'incruziible pre.xte.xxe et taute l'inxolence (Trotz) ,Iu valet äe elmmkre le plux experimente. Alle Wetter! die ist nicht bitter, sagte ein Bedienter, als die Braut vorüberging: p»r roux lex äiablex, voll» une ckoxe, gui ext martellement »iner« etc. . So könnte ich noch lange fortfahren, ganze Phrasen aus der spirituelle» Uebersetzung zu ziehen; aber ein kleine« Vocabulurium zum äruyen und Frommen künftiger Uebersetzer muß ich doch noch hinzufüge„. hlin.xon _ Vorwerk. kamle — das wilde Heer. tm kanäit karextier — Buschklepper. l^ex »vs»t. puxtex «Ix Iz ceinture — die Vorposten-Kette. l>ex Faräex «l« la eniii^x — die Löffelgarde. le Zieme äe (»vallerie — der dritte Beritt (lüxeousäe). emiimix-su-piunx — Kommißbrod-Riner. > e terrain inonac-l — bei Psaffenländer» (ein WirthShaus in der Hasenhaidc). I'Olirsme iiieriäioiml« — Uckermark. l.« lieucemmt xuperieur. — der Oberst-Lieutenant. Was sagt der Leser zu dieser ungemein sinnigen Uebersetzung? Aber damit Hal der xpiriruel öäiteux sich noch nicht begnügt. Fast auf jeder Seite ist der Sinn so gewaltsam entstellt und mit so gehässigen Anmerkungen gegen Deutschland, sein Wissen, seine Kunst, seine Verfassung, seine Sitten versehen, daß ich feierlich gegen diese gewissenlose Verunstaltung meines Werkes proiestire- Oft steigt der Unsinn auf eine Stufe, daß man kaum seinen Augen traut. Bei Gelegenheit eines Friedens-Manövers bei Spandau unter Friedrich II. heißt es: ou I«, boz-ouette .»xixxait «le fximc jeu, — es ist die Rede von „inäixne csrmiKe", und am Ende kehrt General Zielen „avec xon reximent gui campt» ü peine «lcux -I troix eemx blex.xex" nach Berlin zurück. Das ist nicht mehr übersetzt, das ist bearbeitet, und Wie! — Bei jeder Gelegenheit thcili mein spiritueller Bearbeiter Prügel aus, von denen sich in meinen Bildern keine Spur findet. Sage ich: Du bekommst Deinen Abschied, so fügt er hinzu und bearbeitet mich: iievonipoxne «le cent cu-upx sie xcblnxuo. Sage ich: Na! wird'S bald? so bearbeitet mich mein eäiteur und sagt: ^vez. Voux euvie äc recovmr la xclilague? — Bilde ich mir ein, geschrieben zu haben: „Die halbwachcn Soldaten räumten ihm bereitwillig ein Plätzchen ein", so beweist mir mein „Imirateur", daß ich hatte schreiben sollen: le.x xoläm.x, nprex guelgue.x ruilex xecuu.xxe.x gui Ivur lir«un »«lminixtreex p:,,- le cliek «lu poxte el gui kureut re«,uex avec rette rexi^ukNion äonc la xuboräination pruxxigue (ein neues Worl!) leur a «Imme I'babituäe ilx xe reveillereiil etc. — Mit verschwenderischer Fülle hat er die Umgegend von Berlin be schrieben. Er sagt gleich auf der ersten Seile, daß der torrenr ä'llkrhemi bomli.xx»it en eruniimt au mllieu «Ie.x roelierx «le la t'oret vierte. Ich bedaure aber, versichern zu müssen, daß im Weichbilde Berlins weder ein torreut noch rocberx sich besinden. Die Panke müßte denn den klangvollen Namen «IDbrliemi «ragen — aber nein, wer von der Panke sagen wollle, „bonäixxait en ecumant", würde ihr schmeicheln, und das verdien! sie nichl. — Aber nichl allein die Namrschönheilen Berlins Hal er bearbeitet, auch die Charakicriftik meiner Helden muß ihm mangelhafl ge schienen haben. Unler Anderem sagl mein Friedrich II.: „Wenn ich einmal zur Regierung komme, so bekomm! Er das Privi legium ; der Friedrich II. meines spiriiuellen Jmiiaieurs sagt aber: >oux obtienärer lc privilexe «n guextion, xi llieu in«; kair la xrace ä'svoir le malbeur «le peräre «non nere. Pfui! und abermals Pfui! Ich muß gestehen, daß ich ordentlich mißtrauisch gegen Alles geworden bin, was ich noch schreiben will; denn es scheint doch ein so nefer Sinn darin versteckt seyn zu wollen, daß ick nicht versäumen werde, dem xpirituel eäiteur äex Dlemoirex «le la IZIar- guixe «le Oreguz und der k<uilx «le Uerliu mein Manuskript zur gefälligen Uebersetzung und schätzenswenhen Bearbeitung zu über senden, ehe ich mich unterstehe, es drucken zu lassen. Merkwür dig genug ist es, daß man sich oft den Spaß gemacht Hai, den Thiergarten änräiu «le.x ammaux zu nennen; daß aber mein geehrter Bearbeiter wirklich ganz im Ernst so übersetzt und zu besserer Verständigung noch ammaux kerocex hinzugefügt hat, das ist „Unfreiwilliger Humor". Berlin. L- Schneider. Die Schreckenszeit in der Bretagne. (Fortsetzung..) Die Angelegenheiten, die mich nach Rennes gerufen, nahmen mir mehr Zeit weg, als ick anfangs gedacht; Alles war in einem so verworrenen Zustande, daß sich von allen Seiten unvorherge sehene Hindernisse erhoben. Der General Labourdonnaye hatte La Roche-Bernard wieder genommen, aber die royalistische Armee drohte, Rennes zu be lagern; der Mangel begann um sich zu greifen, und Carrier, als er von Saim-Malo zurückkehrle, wohin er sich begeben, um, wie er sagte, „das Rasiermesser der Nation scharf zu machen", versuchte das in Rennes, was er spater in Nantes mit einem Aufwand von Grausamkeit durchführen sollte, der seinen Namen unvergeßlich gemacht Hai. Glücklicherweise haue ihm in Rennes der Zufall eines jener einfachen und edlen Wesen in den Weg ge stellt, bei denen Menschenliebe alle Kraft ersetzt und die jede» Un heil abwenden, indem sie ihren eigenen Körper zur Mauer machen.