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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränumerations- Preis 22^ Sgr. (2 Thlr.) vierteljährlich, 3 Thlr. für dos ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Man pränumcrirt auf diese« Beiblatt der Mg. Pr. StaatS- Aeitung in Berlin in dec Erpedition (Mohren-StraSe Nr. 34); in der Provinz so wie im Auslände bei de» Wohllvbl. Post-Aemtern. Literatur des Auslandes. 21. Berlin, Freitag den 16. Februar 1838. A e g y p t e n. Die neuesten Erscheinungen und Entdeckungen auf dem Gebiete der Aegyptischen Alterthumskunde. Es ist gewiß eine der auffallendsten Erscheinungen, daß in unserem Deutschen Vacerlande, wo sanumliche Wissciilchaften 'An bauer und Förderer gefunden haben, die Aegyplische Sprach- und Alterchumskunde, der in dem letzten Jahrzchcnd eine große An zahl geistvoller Manner des Auslandes, namentlich Frankreichs, Englands und Italiens, Fleiß und Aufmerksamkeit zugewendec haben, allein unter alle» unangcbaut und fast vergeßen danieder- licgt, so daß kaum gelegentlich m einer Zeitungs-Nachricht neuerer Ausbeutungen und Forschungen des Auslandes gedacht wird. Die Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik haben seit einer Reihe von Jahren (seit 1831) alljährlich Beurthcilungcn der wich tigsten literarischen Erscheinungen auf diesem Gebiete gegeben; aber diese Zeitschrift steht unter allen ihren kritischen Schwestern vereinzelt da. Mil Recht fragt man nach den Ursachen einer so auffallenden Vernachlässigung. Ist es Mangel an Interesse, wel ches die Wissenschaft selbst gewahrt, die Trockenheit des Studiums, welche davon zurückschrccklk Wie'sollten sich Deutsche durch einen solchen Beweggrund, wäre er auch wirklich vorhanden, was nicht der Fall ist, zurückweisen lasse»? die Deutschen, denen fremde Völker so oft, und nicht ganz mit Unrecht, vorgcworfen haben, daß ie trockener und unergiebiger irgend ein Zweig des mensch lichen Wissens gewesen, desto eifrigere und unermüdlichere Be arbeiter er bei ihnen gefunden habe, wo nach dem praktischen Nutze» des wissenschaftlichen Strebens erst zuletzt gefragt wird und aus eben diesem Grunde der praktische Nutzen, der nirgends ausbleiben kann und sich gewissermaßen von selbst aufdrängt, so bedeutend hervorm«. Eben so wenig können es die Schwierig keiten der Aegyptischen Paläographie und Archäologie scy», welche von diesem Felde zurückfchrcckc»: eher ein Mangel an Hülfsmn- tel». Wen» auch durch Grammatiken'), Wörterbücher?) und Abdrücke von Texten'), an denen.es bisher in hohem Grade mangelte, die Erlernung der Koptischen Sprache, des unentbehr lichen Hülfsmittels zum lieferen Eindringen in die Äenmniß Sex Alt-Acgyptischen Sprache und Schrift, Geschichte und Altenhunis- künde wesemlich erleichtert worden ist; wenn auch durch das mu Königlicher Freigebigkeit ausgcstattctc Aegyplische Museum in Ber lin, welches so eben durch den Ankauf der -weilen') Drovclliscken Sammlung, ui der sich umer anderen kolossalen Staluen, an denen es bisher gänzlich mangclle, auch eine Bildsäule des Königs Osorrasc» I., des Stifters der XVI. Dynastie, besindcl'I, er heblich bereichert worden ist, durch das Erscheinen einer bedeu tenden Anzahl höchst wichtiger Äupfcrwerke (wir erinnern an Rosellini's Anmiilwmi dull' k^itto e doll» Rubi», von denen so eben der erste Texiband der dritten Abthcilung — äloimim-mi rolicho.-ä — erschienen ist, und der Herausgabe des noch fehlenden dritten Bandes der ersten Abthcilung — Vlomunonri .-.wriri — binnen kurzem cmgegengcschen werden kann; an Champol - lion's älomunew, d'bixvpte et «le Xulüe, von denen vier Liefe rungen erschienen sind; die Xnnva Mu-äraeimw -aorieo.nwunmvn- tub' del Inixx» I'Htto del prok. 1). Valeriani, 1 OM 1. 1iren7e, 1836; die betreffenden Tafeln in dem Vlnxee de Sculpturo anciemw et. moderne von dem Grafen von Ela rar u. s. w., um anderer . E" erschienene Grammatik von H. Tat kam ist bekannt Wenn ,Ic auai mau allen Ersordernissen einer strengen linguistischen Kritik ent- svr>cht, lo gewahrt >ie doch bessere Abhülse für die ersten Bedürfnisse, als die früheren von Blumberg, xuki, Ba,p erga-Ca tu so, ScholN. In Rom erscheint so eben eine kleine Aegyptischc Grammatik von Roiel liiii, ui welcher der Padre ilnganelli, dessen wir gleich nachher noch einmal gedenken werden, die Beispiele gesammelt hat. 2 Taltam und Pcyron. Des Unteren Wörterbuch (l,e»!evn llvgvav Oapiirar. Tauruii, 1835. nach den Wurzelbuchsiaben geordnet, eine Frucht zehnjähriger unermüdeter Arbeit, ist ein sprachliches Meisterwerk und Jeden, unentbehrlich, der »ch »Yt Entzifferung der Hieroglyphen beschäftigt. 3) XII Ueophetao Minor«., cnptlav r,I. P .1 i! a n- ilxanli, 1837, 8. u»al- toriun» rvpliae raMI. 11--!-. Säeni reeeu^yii 3ul. I-uä. lärlrr Ilerolivi, Xcaäom. 1837, 8. 4) Die erste Sammlung des ehemaligen Französischen General-Konsuls in Aegypten, Drovetti, befindet sich bekanntlich zu Turin. Mit ihr be- ichäftigen sich EhaMP 0ll>0N'S Urti-r, „„ gar lte Maa-Ni. s- Die erste Nachricht hierüber verdankt man vr Richard Lepsius, einem der beiden NedactionS - Secremre Les archäologischen Institutes zu Rom, welcher die Sammlung vor ihrer Einschiffung zu Livorno genauer zu untersuchen Gelegenheit hatte. - schon seit mehreren Jahren bekannter Werke nicht naher zu ge denken) eine reiche Fundgrube von Hülfsmittcl» eröffnet worden ist; wenn auch die nächste Zukunft neue Quellen kritischer For schungen darzubicten verspricht (Abdrücke des großen Funexal- papyruS; Abbildung der Römischen Obelisken") von llnganelli, u. s. w), so läßt sich doch nicht leugnen, daß allerdings noch immer diejciiigeii, welche sich mit der Alterchumskunde Aegyptens beschäftigen uiid beschäftigen möchten, gegen die Forscher Helle nischer und Italischer Archäologie bedeutend im Nachthcilc sich bessndcii. Eine Vermehrung der in den Aegyptischen Museen befindlichen Schätze möchte von jegt an um so schwieriger seyn, als Mehmed-Ali neuerdings die Ausfuhr Acgyptischcr Ältcx- thümer verboten und die Errichtung eines Museums nebst Biblio thek ungeordnet hat, an dessen Spitze der Schcikh Rcfah gestellt worden ist'). Gewißlich ist aber nicht der Mangel an Hülfsmittcln, welche bei einem so jungen Studium, wie das der Aegyplische» Paläo graphie und Archäologie, bedeutend genug sind, die Hauptursachc der granzcnlosen Vernachlässigung dieses Zweiges der Alicrthmns- kunde. Auch hier trägt Seyffarlh's früheres Treiben seine unheilvollen Früchte- Als Champollion's Entdeckungen mit leidenschaftlicher Heftigkeit in Zweifel gezogen, mit allen Waffen der Ironie angegriffen") und von einzelnen unwissenden Zeitungs- Referenten lächerlich gemacht wurden, ja als man sich sogar be- cifenc, den Urheber als eine» Charlatan darzustcllcn"), entstand ein allgemeines Mißtrauen in Deutschland, welches mn so mehr uii> sich greifen mußte, als hier-die gewichtigen Stimmen fehl ten, welche sich in Frankreich, England und Italien zu Gunsten des neuen Systems ausgesprochen hatten. Selbst Wilhelm und Alexander v. Humboldt, Niebuhr u. A-, die sich mit ent scheidendem Urtheilc für dasselbe erklärten, wurden nicht gehör«. Da trat Seyffarth auf, der, auf Spohn'e Ansehen gestützt, sein kalligraphisches System bekannt machte und mehrfache Anhänger fand, die aber bald verstummten, als er cs selbst in sciiicm 8)8tv!im Ubtronomiue -WLZPN-W-W gulidriplirtitum um stieß 6) ES sind in Rom übrrhanpt acht Obelisken vorhanden- 1) auf dem Lateran, welcher dw Eartonchen vonTbntmosiS IV. und Thutmoiis V. darbietet; 2) auf der piaria Sei pupoln mit der Cartvuche des Königs Mcnephtha l ; 3) in der kowväa und 4) in der Villa Ulmwi, welche beide das Namen- und Titelschild des großen Nameffes Il>. Mciamun enthal ten, s> auf dem bloutv Vitnrio mit der Cartouche des Pfammctich I ; 6) auf der piaai-a Nella Zliverva uftt dem Namen des Hophra (Avrics); 7- aus der Ma-.ra diavouv, mit den Schildern des Vcfpasiau, Titus und Do mitian; 8) auf dem >iom<! »iueiu mit dem Namen des Hadrian und der Kaiserin Sabina. Hieraus erqiebt sich, daß die Meinung des Piqafetta t»"- ror.» el'iutoevo all' ialoria Nell' Xxaglia, p 5), Marsha», (Obenn. raa. XVI, z». 433) UNd Gibcrt ttti>^e,vatio>!^ aur I'abSIi.gae tnt,^- y «7--VM), welche d"i?0brlisken^aus dem Lateran sür Len deS Hcrniarioü nietten, cben^so unrichtig iss, wie die Ansicht von BargaeuS <1° Mercati (Negli obeli-irlst äi Itowa, 12-1' XIX, p. 2U3), Kircher (Ob«lix<! üamphil. j- 15g. Oeäip. X>Npk. 'l'om. IV. x. 253), Bianchini (I«wria uui- reraale pruvala «am inauonwuti, »oma, 1747, p 411), und Zorga (Ne orix. er ,»<„ od-lieeor. p. 583), welche sich sür den auf der ,Saira äel yllpolo entschie den; oder von Bailey (Oiasairal gomaal XVI, X'r. 32, I>. 318), welcher den Flamininischen sür den deS Hcrmavion hielt. Jsi derselbe wirklich noch iu Ron, vorhanden, so kmui es nur entweder der dritte oder der vierte dec vou uns erwähnten seyn. . 7) Desto größere Aufmerksamkeit verdienen daher die noch in Europa in den Händen vo» Privat-Personen benndlichen und zum Berkaus ausgebotenm Sammlungen Hierher gehören das Museum des verstorbenen Dödwcli, dessen Berkaus der Direktion des archäologischen Instituts übertragen ist; die zweite Sammlung des ehemaligen Schwedischen KvnsulS zu Alerandrien, Ritter d'Anastasy tdie srühere benndct sich bekanntlich zu Leyden), fegt io Livorno, die besonders reich ist an schonen und alten Stelen, auf denen sich genaue Data aus den RegierungSevochen der Könige üsortasen II- (XV» ' Dynastie) und AmenemheH und III. (XVII. Dynastie) finden; die acht PavyruSrolien des Herrn esa liier zu Air, unter denen sich auch Lieienige befindet, welche Chamvollion und nach ihm Salvo lini (Oampagor ä« Ikliam^r^ le «lranä eookre le.-; kirbeta, Paris, 1835, 8 ) zum Gegenstände ihrer Untersuchungen gemacht haben; eine Sammlung deS Herrn Guidi zu Rom; mehrere Aeäyplische Alterthumer von Hrn. Basseggio zuRom gesammelt, worunter ein Fußgestcll von schwarzem Granit mit einer Griechischen In schrift, aus welcher erhellt, daß das Denkmal, zu welchem es als Vase ge hörte, dem Könige Ptolemäus Svtcr von seinem oP/este-«-«»--:, Hauptvov- koster, Truchseß, Apollonias Philopatreios, errichtet worden war; endlich eine Sammlung von W Stelen und anderen Gegenstände», welche bei dem Griechischen Konsul Palli zu Livorno niedergelegt worden ist. 8) NamenUich von Pfaff (Erste Vellage zur HicröalyvMk- Die Weisheit der Aegypter und die Gelehrsamkeit der Franzosen- Nürnberg, 1825, 8.). N Wie namentlich Klavroth gcrhan hat in seiiiem Borwort zu der llall-ctiou ä'«»liguit<ü rgz-ptieune, st<- dl lc Ober. I'alin, welche er gemein schaftlich NiitDo row heransgab, und in dem criUgnc är» lrarau» äe seu u. Oliampollio» ->ur le?; IstSeavlxl'be-;. Pacis, 1832, 8