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Wöch:ntlich erscheinen drei Nummern. Pnlnumcratixn?- Preis 22; Sgr. (; Th!r.) vimeMrlich, 3 Thtr. sUr das ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Man pränumerir! aus dieses Beiblatt der AUg. Pr. Ttaars- Zeitung 'in Berlin in der Expedition (Mohren-Straße Nr. 34); in der Provinz so >rie im AuSlande bei den Wohllöbl. Posi-Aemtern. Literatur des Auslandes. 18. «»»»'»«.'M!, Berlin, Freitag den S. Februar 1838. MW« Ostindien. vr Spry's Indische Berichte. Art zu reisen. — Magier und ThugS. — Kannibalen in Indien. — Der kranke Fürst. — Frauen-Nechte. — Kaunpur. — Christliche Gouesverehrung. Kein Land vielleicht vereinigt in sich so sonderbare Gegen sätze, wie das Britische Indien; kein anderes erobertes Land hat seinen Nanonal-Charakier so rein, seine Sitten und Vvruriheile, aller Aufklärung und aller Civilisauon zum Trotze, so ungestört behalten. Ganz unverkennbar ist dies eine Folge des Verfahrens der Ostindischen Compagnie, wie die Engländer überhaupt in allen Verhältnissen zu den Eingeborenen ihrer Niederlassungen es gewöhnlich halten. Zufrieden damit, ihren Besitz sich zu bewah ren und die größtmöglichen Handels-Vonheile aus demselben zu ziehen, zwingen sie die Eingeborenen nie zu einer Aenderung ihrer Sitten oder Gewohnheiten, so daß diese nur als Zeugen, nicht als Umenhanen der fremden Verbesserungen, den WeMsel ihrer Herrschaft wahrnchmen. Und in Folge dieser scheinbaren Nachlässigkeit, die aber in der Thac vielmehr die allergeschicktcste Taktik ist, regiert eine Handvoll Engländer, ohne irgend Wider stand zu finden, eine Bevölkerung, deren Gcsammt-Zahl man auf hundert Millionen anschlägt.') vr. Spry, ein Englischer Arzt, der dem Gencraisiabe in Indien anachirt war, hat häufig Gelegenheit zu interessanten Beobachtungen gehabt; zumal ihn seine Geschäfte nicht allein m den Englischen Besitzungen, sondern auch in den mit diesen ver bündeten Nachbar-Staaten zu Exkursioyen veranlaßten, deren Be werkstelligung und Einrichtung nicht ihre uninteressantesten Seiten sind. So sagt >>r. Spry umer Anderem: Eingeschlossen in einen Behälter von sechs und vier Fuß, durchzieht der einsame Reisende langsam ein halb wildes Land, dessen Stille nur durch das ein tönige he! hon ! der Träger oder durch den Schrei eines von seinem Schmause aufgestönen Geiers unterbrochen wird. Niemals willigen zwei oder mehrere Abtheilungcn solcher Träger (jede ge wöhnlich zu acht Mann) darein, in Gesellschaft mit einander zu gehen, so daß, wer etwa mit einem Freunde oder mit einer lieben Gattin reist, jedenfalls sicher ist, immer eine Meile voraus oder zurück zu seyn. Und dabei hat der Reisende noch von Glück zu sagen, dessen Träger weder, sey cs aus Unwissenheit oder aus bösem Willen, einen falschen Weg einschlagcn, noch unrcrweges nach Guldünken anhaitcn, bis cs ihnen gefällig ist, ihre Last wieder aufzunchmen. So begegnete auch mir, Dank der Unwissenheit meiner Träger, auf einem Ausfluge bei Nacht — am Tage macht die Hitze dergleichen unausführbar — eine sehr mißliche Wider wärtigkeit. Jene verirrten sich nämlich in den Dschongcln (den dichten, oft auch sumpfigen Gehauen, die den wilden Thicren zum Aufenthalte dienen). Bei dem Geflüster der sauberen Ge sellen sogleich ein Mißgeschick ahnend, riß ich hastig die Vor hänge des Palankin auf und erblickte mich denn auch richtig un mittelbar an dem Rande eines Abgrundes, aus dessen Tiefe eine Wasserfläche unheimlich weiß und hell, wie ein Leichentuch, her- aufglänztc. Die Träger bestätigten auch sofort meine Vcrmulhung: sie Hanen sich ganz heillos verirrt. Ich stieg daher aus. Nach einigem Suchen, kreuz und quer durch das Gestrüpp und Dickicht, entdeckten wir dann die Spuren eines Fußweges, der uns endlich zu einem Häufchen ganz armseliger Hütten führte. Da theil- ,en sich die Träger nach vorgängiger Verabredung unter sich, indem die Einen zum Palankin zurückkehrlen, während die An deren, ganz geräuschlos, zu den Hutten gingen. Aus Neugier schloß ich mich diesen an. Vorsichtig schlichen wir längs den Hütten hin, deren Bewohner im tiefsten Schlafe zu liegen schienen. Eine Zeitlang kam uns Niemand zu Gesichte; als wir aber bei einer der Wohnungen cinbogen, fanden wir einen Mann auf seiner hölzernen Lagerstatt in festem Schlafe ausgcstrcckl. Ihn fassen, rütteln, wecken, war eines Augenblickes Sache- Der Acrmste glaubte anfänglich schon, cs wäre um sein Leben gesche hen; als er dann aber Hörre, wie man vcrläufig von ihm nur verlangte, daß er uns als Führer dienen solle, so gewann er seine Fassung allm-älig wieder und war alsbald nur noch darauf bedacht, wie er diesem Dienste wohl entgehen könnte- Hätten *) Andere Urtbeile stimmen mit diesem nicht so qaoc überein Man ver gleiche z. B den Artikel „Indische »andwtrthschnsi" !N Nr. ISS des Magazins vom I. wir bei unserer Annäherung an die Hütten deren Bewohner durch irgend ein Geräusch erweck,, so würden wir jene unfehlbar sammt und sonders leer gefunden haben; denn Alles hätte sich schleunigst in die Dschongcln geflüchtet, wo cs geradezu unmöglich gewesen seyn würde, irgend Jemand ausfindig zu machen Auch unser Findling zeigte nch nicht sonderlich bereitwillig, uns den Weg zu bahnen, und bat zuletzt, als er die Uebcrzeugung gewonnen, daß wir entschlossen waren, ihm, wohl oder übet, Beine zu machen, nur noch um die Vergünstigung, in seine Hüne zu gehen, um seine Schuhe zu holen. Diese Erlaubniß wurde ihm jedoch wohl weislich nicht gewährt, weil wir eben nicht gelaunt waren, auf seine Rückkehr vergeblich zu warten. Alle in jenen Dschongcln erbaute Hütten haben nämlich zwei Ausgänge, Seren einer, ob gleich sehr eng, in kritischen Fällen doch mit ganz passablem Er folge benutzt wird; wie er denn auch eben zu dergleichen eigens bestimmt ist- „Schlingel!" rief Liner aus unserer kleinen Eskorte dem Supplikanten zu; „bilde Dir doch nicht ein, durch Dein c'iwr icirkki (Spitzbubenloch) uns etwa gar zu entwischen!" Der Preßhafle mußte nun also schon darein willigen, den Standort seiner gewünschten Sandalen anzugcben und die hiernach leicht gefundenen aus den Händen eines meiner Träger cntgcgenzunch- inen. Unterdeß war auch die andere Abihcilung meiner Leute mit dem Palankin herbeigekommcn, sobald sie gehört, daß wir einen Führer aufgctricbcn hatten. Diesen behielten wir null in allen seinen Bewegungen auf dem ganzen Marsche forwährend sorgfältig im Auge, damit er uns ja nicht doch noch davonliefe. Nach etwa einer halben Stunde gelangten wir wieder auf die große Straße, und nun ward unser Voloniair nicht nur des Dienstes entlassen, sondern auch mit einem nachträglichen Handgelde be dacht. — So willkürlich unser Verfahren in dieser Sache nun wohl erscheinen inuß, so leicht dürfte cs doch auch billige Ent schuldigung finden, wenn man bedenkt, daß dergleichen Art und Weise die einzige ist, die mit gewünschtem Erfolge angewcndct werden kann, wenn Jemand sich genölhigt sicht, den Beistand jener kaum halb cwilisirlcn Geschöpfe in Anspruch zu nehmen. Denn keine Worte menschlicher Beredsamkeit sind jemals nn Stande, einen Hindu dahin zu vermögen, daß er seinem Nächsten aus freien Stücken bchülflich sey. Auch sind sie an solche uny ähnliche fausirechtlichc Behandlung so gewöhnt, daß sie sie schon o priori von Jedem erwarten, der ihrer Hälfeleistung durchaus bedarf. Zur Faulheit und zu dem Mangel an gehöriger Vorsorge, welche die Hindu charakicrisiren, muß man dann noch die Aber gläubigkeit nehmen, die gleichfalls einen der Hauptzüge in ihrem wie überhaupt in jedes unwissenden Volkes Charakter bil det. Vielleicht ist kein anderes Volk auf der ganzen Erde vom Glauben an die Magic in solchem Grade, wie das Indische, be sessen. Die Mehrzahl aller Ereignisse, besonders der unglück lichen, schreibt es stets den geheimen Machinationen irgend eines Feindes zu: ein Hindu, verliert er Weib oder Kind, leidet er Schaden an seiner Saat, wird sein Vichstand von einer Seuche befallen — denkt gewiß auch nicht bei einem dieser Unfälle an natürliche Ursachen, sondern immer nur an die Bosheit eines heimlichen Feindes. Während des ganzen ersten Lebensjahres eines Kindes verwahrt die Mutier cs aufs allersorglichste vor jedem fremden Blicke, damit nicht etwa das böse Auge den Liebling treffe und ihm Unglück bringe. (Fortsetzung folgt.) Dänemark. Die Universität und andere wissenschaftliche Institute in Kopenhagen. (Schluß.) Der StuLircndc muß in Allem drei Examina bestehen. Das erste ist das ex-mwu -nium, welches dem Maluritäts-Examen in Deutschland entspricht- Man befragt den angehenden Studenten über die Prinzipien der Glaubenslehre, über biblische und profane Geschichte, Arithmetik, Geometrie und Literatur des klassischen Altenhums- Er muß zwei Ausarbeitungen liefern, eine Dänische und eine Lateinische, und drei Ueberseyungen, eine Lateinische, eine Französische und eine Deutsche- Sowohl das mündliche als