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triff«' wolle», einen Kunstkenner hierher schicken; denn ich selbst ver stehe mich nicht auf Malerei." Während die Französische Republik mit Genua, als mit einer un abhängigen Bundcsgenosstn, unterhandelte, reizte sic die Burger dieses StaatS, so lange das Gluck den Französischen Waffen hold war. durch zahlreiche Agenten zum Ansruhr; so ost aber ein unangenehmer Wechsel eintral, schrieben die Herren vom Direktorium an den Ober-General, rr woge nicht vergessen, daß die Verbreitung der rcpnblikanischen Ideen nnr ein Vorwand seh, und daß man nicht politisch recht daran ibälc, den Unterthemen der Italiänischen Staaten einen Freiheits-Schwindel cinzuslößen, der cS ihren Flirsien unmöglich machen dürfte, sic im Ge horsam zu ballen, falls es noihwendig wurde, diese kleinen Staaten der Lestcrreichischcn Krone zu opfern. „Die Politik und unser Interesse, wenn wir cs verständig ins Auge fassen, schreiben uns vor, die Be geisterung der Mailändischen Burger sogar in Schranken zu hallen." Dies sind Lcpcanx'S eigene Worle. Von den Civil-Bcamten, die im Geiste des angcdeuleten SysicmcS russig arbeiteten, bewies Keiner mehr Gewandtheit und Verschlagenheit, als Cacault, der Gesandte des Direktoriums zu Rom. Dieser Mann war mehrere Jahre vor Ausbruch dec Revolution der Französischen Ge sandtschaft in Neapel altachirl worden; er huldigte dem republikanischen Prinzip von ganzem Herzen, und seine diplomatische Ersahrung wurde von dem Direktorium nach Verdienst gewürdigt. Am 31. Juli schrieb er ans Nom an Bonaparte, er habe von Seiner Heiligkeit, als Hono rar für die Allianz, deren Frankreich den Papst würdigte, zehn Millio nen Franken bekommen, und setzte hinzu: „iXons ouinmoncorons ilomain ä lravaiuer aveu les savans et les artistcs zinur regier les objets ü stomancleo clans ce genre." Und gewiß betrieb man diese neue Art von gelehrten Untersuchungen mit erstaunlichem Eiser, denn Rem war binnen wenigen Wochen seiner schätzbarsten beweglichen Kunstwerke beraubt. Während diese autorisirtcn Räubereien in bester Form vor sich, gingen, wachten Bonaparte und seine Generale über das Betragen der. Eivil-Beamien, welche die Eonlribuliouen für das Heer ciutriebcn. Am 8. Oktober schreibt Bonaparte an das Direktorium: „Ich bin ganz von Spitzbuben umlagert; ich habe schon drei KriegS-Commiffaire, zwei Administratoren und mehrere andere Beamte vor das Kriegsgericht ge stellt." Dennoch läßt er drei Tage später folgenden Befehl ergehen: „Die Lombardische Legion soll von den Mailändern besoldet, gekleidet und cquipirt werden. Zur Bestreitung dieser Ausgaben wird man sie ermächtigen muffen, das Silbergerälh der Kirchen zu veräußern, dessen Werth ungefähr 100,000 Franken beträgt." Das Uebel griff jedoch so bedrohlich um sich, daß Bonaparte den ersten ruhigen Augenblick benutzte, um in Mailand eine Untersuchung gegen die Commissaire einzuleiten. Es ergab sich, daß einige dieser Schürfen große Lcuanliläten Arznei verkauft hallen, während die Hospitäler mit Kranken «»gefüllt waren, und sogar Stroh-Matratzen entwendeten, obgleich der arme Verwundete keinen anderen Schutz gegen die Steinplatten oder den Estrich der Fußböden Halle. Seinen dcS- fallstgrn Bericht an das Direktorium fvom 12. Oktober) schließt Bona parte mit folgende» Worten: „Sie rechnet«! ohne Zweifel daraus, daß Ihre Commissaire zwar stehlen, aber wenigstens ein Bischen sich schämen würden — dem ist aber nicht so; sie stehlen aus eine so lächerliche und unverschämte Weise, daß ich, wenn ich nur eine» Monat Zeil hätte, alle mit einander erschießen lassen würde. Täglich werden einige dieser Schurken vor daS Kriegsgericht gestellt; allein man erkauft das Unheil der Richler — es ist hier ein großer Jahrmarkt, AllcS ist käuflich." Hören wir nun, aus welche Weise Bonaparte selbst Be- stechungcn' annahm und sein Gewissen darüber beruhigle. Er sagt in dem erwähnten Schreiben: „Thcvcnin ist ein Dieb — er affeklirl einen empörenden LuxuS — er Hat mir einige sehr schöne Pferde offcrirt, deren ich bedarf, und die ich angenommen habe; aber er will durch aus keine Bezahlung dafür. Lassen Sic ihn ärmsten und sechs Monate ins Eefängniß dringen." Zu den unbegreiflichen Schwierigkeiten anderer Art, mit denen Bonaparte kämvftn musste, gehörte auch Mangel au Waffen; und es zeigt uns den Charakter des Französischen Soldaten, daß, als der Ge neral einen großen Vorrath Spanischcr Gewehre in Livorno, linier dem Vorwande, sie zu leihen, in Beschlag nehmen ließ, die Soldale» erklär ten, diesc Gewehre sepen zu schwer, und sich schlechterdings weigerten, sie zu tragen. Dennoch trotzten diese nämlichen Leute dem Hunger und der Nacktheit und versolattn den Feind mit blutenden Füßen, bis sie vor Erschöpfung nicdcrsturzlcn und an dec Heerstraße starben. Ihr Zustand wurde jedoch in dem Maße besser, als ihre Triumphe sich mehr ten; und Bonaparte schreibt im Oktober 1706 aus Modena, daß er zetzl nicht bloß im Besitze des zum Unterhalt der Armee nolbwcndigen Geldes sev, sondern einen Ucberschuß von 800,000 Franken nach Frank- rcich geschickt habe!!! Es verdient auch bemerkt zu werden, daß man gleich von Anfang an, wie groß auch die Nold dec Soldaten sev» mochte, keine Ausgaben scheute, um Spione zu unterhalten; nicht bloß der Ober-General, son dern jeder höhere Offizier scheint seine Spione gehabt zu haben, ob schon die dringende Lebensgefahr, der diese Elenden sich aussetztcn, gewiß mit ungcbsuren Summen bezahlt werden mußte. Die Wichtigkeit einer wahrhaft starken Festung ist vielleicht durch Nickls evidenter gemacht worden, als durch den Einfluß, welchen Gene ral Wurmser'S ruhmvolle Vertbcidigung von Mantna auf de» Krieg des Jahres 179Ü halte. Es spricht sehr für Napoleon, daß er bei dieser Gelegenheit einem schändlichen Befehle des Direktoriums keine Folge leistete. Er sollte nämlich Wurmser, als einen Französischen Emigranten, mit dem Tode bedrohen, wenn er die Festung nicht augen blicklich übergäbe, und ihm Verzeihung angeloben, im Fall er zum Ber- rätber würde. Wurmser war alleidmgs in Frankreich geboren, aber von Deutscher Familie und schon lange in Oesterreich naluralisirt. Ais er endlich kapitulircn mußte, bewies ihm Bonaparte einen Grad von -z Hochachtung, der dem Sieger und dem Besiegten gleich rühmlich war. Zn den empörendsten Schändiichkeilcn des Direktoriums gehörte unstreitig sein Verfahr«, gegen die Neapolitanische Kavallerie'(2400 Manu), welche, kraft des Waffenstillstandes, ter im Juni 1796 mit Neapel geschloffen wurde, von der Oestcrrcichifthcn Armee sich trennen und im Auge dcS Französischen Heeres Winter-Quartiere beziehen sollte. DaS Direktorium betrachtete diesen Waffenstillstand gleich von Anfang an nur als einen diplomatischen Kniff, aus dem man jeden erdenklichen Vorlheil ziehen müsse, und die Herre» nahmen es Bonaparte übcl, daß er nicht die Pferde und die Eguipirung der Mannschaft auf irgend eine Weift sich aiizueignen versucht hatte, da der Waffenstillstand, ihrer Logik zufolge, nnr auf die Personen und nicht auf ihre Sachen sich erstreckte. Ob der Ober-General aus Grundsätzen edler gehandelt, als das Direk torium von ihm erwartete, ist eine große Frage; denn bald darauf schreibt er in Betreff der schweren Coniribuliou) die den Venezianern aufgelegt werden soll, au das Direktorium: „peut-ötre jugoron van« ü pr»z>»8 cis cborcber unv zrotito. cznerol!« avoc Io wloistro cio Venise ä I'aris, z>»uo czue «jirös la jiriso llo ffiantoue, ot czuo j'aurai cboss« les ^utrielnens kle la lirent», je zruisso trouver plus sie lacilltö z>our la lloinanste ^ue vons «vor Intention ezuo zo lono fasse sie ^uelczuos inillions!!" Wir glauben, aus dieser merkwürdigen blrkunden-Sammlung gerade so viel milgetheill zu haben, als binreicht, um den schncidenden'Kon- irast zu zeigen, der zwischen Wcllington'S und Napoleon's Prinzipien obwaltete. Die Handlungsweise dcS Letzteren war einigermaßen damit zu entschuldigen, daß sein Gouvernement ihm unmenschliche Instructionen ertheilte, und daß er sich von wachsamen Emissairen umgeben sah, die ihn, wenn er einem edleren Impulse nachzngebcn geneigt war, als Vcr- räther an der Republik denunzirt haben würdcn. In der ganzen Sammlung sehen wir ups vergebens nach einem so freundlichen und innig theilnehmcndcu Briefe um, wie sie in Wellington's Korrespondenz häufig Vorkommen. Bonaparte überhebt sich des Ge schäftes, die Freunde und Anverwandten gefallener oder verwundeter Offiziere zu trösten; doch nimmt er wenigstens ein paar Mal die Sache braver Offiziere in Schutz und verlangt pecuniairc Unterstützung für die Familien solcher, die im Kampfe gefallen sind. Sein Brief an das Direktorium, worin er darauf anträgi, daß man der Familie des Adju tanten Muircn die Rechte und Besitzungen zurückstrllcn solle, deren sie wegen der Emigration einiger Glieder dieser Familie verlustig geworden war, macht ihm unstreitig Ehre; und ein Kondolenz-Brief Bona- parte's au den General Clarke, nachmaligen Herzog von Feltre, als dieser seinen Neffen verloren balle, offenbar! sdgar einen gewissen Grad von Gemülh und Gulherzigkeit. Der Slil dieser Korrespondenz nnlerschcidet sich gar sehr von dem ziemlich bombastischen Slile der Büllclins aus dcn Zeilen der Kaiser- berrschast. Ec ist sehr gedrungen, klar, scharf und bestimmt. Napo- lcon's damalige Schreibart scheint dcn Unlcr-Bcfcblsbabirn als Muster gedient zu haben, denn die Berichle seiner vornehmsten Generale ver- dienen gleiches Lob; ihre kräftige Kürze und Klarheit bat ohne Zweifel viel dazu beigctrageu, daß während der verwickelten Operationen des Krieges im Gebirge die verschiedenen Abtheilungcn der Armee, obschon öfter durch bedeutende Räume getrennt, in so wunderbarem Einklang wirken konnten. Ein Britischer Offizier. England. Ludwig'S XII. letzte Gemahlin"). Nachdem König Heinrich (1814) in seine Staaten znrückgckchrt war, hatte er Rüstungen angeordncl, um den Feldzug in Frankreich, so schnell cs die Jahreszeit nur gestatten möchte, wiedrr zu eröffnen. In dessen wendeten König Ludwig'S Xlk. geschickte Unterhandlungen den Krieg für das Mal ab. Obgleich dieser kluge Monarch von allen Seiten einen solchen Knoten von Verwickelungen sich znsammenschürzen sah, daß man für ibn selbst keine Möglichkeit des HerauskommenS mehr abschen konnte, halte er dcnnoch hier ein über alle Erwartung günstiges Gelingen. Durch Verwerfung des Pisanischen und Annahme des Lale- ranischen Konzils gewann cr'dic Freundschaft Papst Lco'S X.; er ver söhnte Ferdinand den Katholischen, indem er ihm Navarra ab- lrat, er gewann dcn Kaiser Maximilian, indem er dessen Enkel Karl (dem nachmaligen Kaiser Karl V.) seine Tochter Ncnöe zur Brant ver sprach; endlich besiegte er selbst die Animosität König Heinrich'S VIII., indem er ihm ans eine listige Weise die Untreue seiner BundcSgenoffm aufdcckte und einen Bund ehelicher Vereinigung zwischen den Häusern Frankreich und England vorschlug. König Ludwig war ein drciundscchzig- jäbrigcr Wittwer, Heinrich s Schwester, die schöne Prinzessin Marie, war sechzehn Jahre alt; noch dazu hatte sich ihre erste Liebe dem Grafen Brandon, Viscount Lisle, einem der schönsten und gebildetsten Edlen an ihres Bruders Hofe, zugewcndet; — aber als Ludwig jetzt ihre Hand suchte, da mußte die Liebe dem Ehrgeize weichen. ES ward ein Ver gleich zwischen dcn beiden Kronen abgeschlossen, dem die Hciratb des Französischen Königs mil der Englischen Prinzessin als Basis diente. Am 9. Oktober (1814) zog sie mit den Damen ihres Gefolges, unter deren Zahl sich auch Anna Boleyn, damals ein junges Mäd chen, befand, in Abbeville ein; — die Hochzeit wurde nachmals mit außerordentlichem Glanze, mit dem strahlendsten Schaugeprängc gefeiert. .... Diese Heiralh einer der schönsten Frauen ihrer Zeit gehörte zu denjenigen Ehebündniffen, mit welchen Jugend und Glück an dem kalte» Altäre der Politik hingeopsert werden. Wie sehr auch Titcl und Rang einer Königin von Frankreich der Vermählte» schmeicheln moch- len, der Kontrast zwischen ihrem vorigen Gcliebtcu, dcui Viscount Lisle, Aus P. F. Tytler's llistarv ok iiemF VlII S. Nr. 141 des Magazins.