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Kriege, Bündnisse unter den Völkern vorgegangen sevn, wovon wir nicht das Geringste wissen. Es ist Schabe, baß bic Indianer in Nord- Amerika keine bessere Mausoleen zu errichten verstanden bade», als bloße Erdhaufen; in Ermangelung anderer Urkunden, halten wir uns viel leicht ihre Geschichte allmälig aus ihren Grabmalern zusammengelcsen. Zndeß auch unsere eigcge Nachlässigkeit müssen wir anUazen, die so Vieles Hal zu Grunde gehen lassen, was sorgfältig hätte unlersucht, beschrieben und abzezeichuel werden müsse». Was noch an Resten und Denkmälern der Indianischen Vorzeit vorhanden ist ober in Zukunft entdeckt werden wird, das wird mau hoffentlich von nun an besser zu Ralhe hallen. Der Pflug und bic Schaufel werden noch Manches, im Westen besonders, zu Tage fördern; die oberste, jüngste Schicht des Bodens verdeckt, dort, in der Wildniß, gewiß noch manche alle Ort schaften, Lagerplätze, Stein- und Erdbauten, Verschanzungen, Opfer- rmd Grabstätten. Das Idiom der Algonquin's, und insbesondere der heutigen Ad- jibva's, gehört zu den vorzüglich ausgebildeten; alle wesentliche Ncdc- theile, Substantiva, Adjekliva, Verba, Pronomina, Abverbia, Präpo sitionen, Eonjunclionen, auch der bestimmte Artikel, sind darin vorhan den oder durch Acquivalente vertreten. Wir wollen dem Leser zuvör derst einige allgemeine und charakteristische Grundzüge des Sprachbaues anschaulich zu machen suchen. Das Nenn-, Eigenschafls- oder Zeit wort, wie es inmit-ln der Indianischen Rede vvrkommt, ist nicht das reine Stamm- oder Wurzelwort, sondern theils durch Umlaut modifizirl, theils mit Präfixen und Suffixen behaslel. Indem man diese ablöst, gelangt man zu der Wurzel, die das nackte Grundclement der Bedeu tung, das reine Attribut enthält, abgelöst von aller Aussage und aller grammatischen Beziehungen entkleidet. Diese Wurzel, als solche, ist unfähig, in einen Zusammenhang der Rebe einzugcben; sie läßt sich daher zu keinem besonderen Nedetheil rechnen. Die Wurzel ist nicht Substantiv, nicht Adjektiv, nicht Verbum, sondern in einem gegebenen Zusammenhänge wird sie, vermöge gewisser Modifikationen des Lautes oder gewisser «»geschmolzener Partikeln, entweder Substantiv, oder Ad- jcktiv, oder Verbum. Es gewinnt daher den Anschein, als ob alle Un terscheidung zwischen diesen Redelheile» wegflcle: Substantive und Ad jektive, Nennwörter und Zeitwörter gehen mit großer Leichtigkeit in ein ander über. Es leuchtet hieraus ein, welche wichtige Nolle die Pronor minalstammc und die Partikeln, als Präfixe und Suffixe, in der Ocko- nomie der Indianischen Sprache spielen müssen. — Der Indianer un terscheidet das Lebendige und Leblose, nicht bloß in der Wahrnehmung der Natur, sondern auch in der Bezeichnung durch die Sprache. Diese Unterscheidung wird in der ganzen Grammatik aufs strengste beobach tet und ist »och viel durchgreifender und wefeiitlicher, als die des Ge schlechtes in den ältere» und neueren Europäischen Sprachen. ES giebt Worlcndunge» und Suffixe, die nur auf ein lebendiges oder als leben dig gedachtes Subjekt oder Objekt, andere wieder, die nur auf rin leb loses hindeutc» können. °) Wir dürfen daher in der Indianischen Gram matik mit Fug von lebendiger und lebloser Termination und Flexion sprechen, wie anderwärts von männlicher und weiblicher. In vielen Fällen steht es dem Sprechenden frei, welche von diesen beiden Terminationen er wählen will, so daß nicht bloß in der Phantasie des Redners, sondern auch in der grammatischen Beschaffenheit dec Worte Has Leblose als lebendig und personifizirt auftreten kann; in anderen Fällen modifizirt sich die Bedeutung, je nachdem die eine oder die andere Endung derselben Wurzel angchängl wird. Vermöge dieser Eigcn- tbümlichkcit wird die Sprache sehr geschickt für bildlichen Ausdruck, und auch ihr Worlrcichthum gewinnt dabei. Der Plural der Nennwörter Anttrschcidet sich vom Singular durch eine regelmäßige Endung; das lebendige oder leblose Affirum behauptet dabei seine Stelle unmittelbar hinter der Wurzel, vor der Plural-Termination. Eine eigentliche De- ilination der Nennwörter giebt es nicht, sondern nur angehängle Suf- fixa, die dasselbe verrichten, was bei uns Präpositionen. Am häufigsten kommt die Endung inz vor, welche in oder ans bedeutet und die Stelle des Localis vertritt. Z. B. wenn äcküzinuin Tisch bedeutet, so beißt liäüpouininA auf dem Tisch; küchem-ln beißt Kahn, tsche- nräniu-- im Kahn; ja wenn der Indianer Englisch radebrecht, hängt er diese Endung an rein Englische Wörter und sagt clmmberin^ süc 'm Zimmer, tahIeinA für auf dem Tisch. — Außer den Alfixcn, bie zur Unterscheidung des Lebendigen vom Leblosen dienen, giebt e« noch andere, welche 'an den Nennwörtern gewisse Beschaffenheiten an- dcuten, z. B. Größe oder Kleinheit, Schönheit oder Häßlichkeit, Schlech tigkeit oder Vortrefflichkeit, Stärke oder Schwäche, Ansehnlichkeit oder Verächtlichkeit. So wird an Ken Substantiven viele- durch bloße En dungen auSgedrückt, wozu wir Beiworle brauchen würde»; hingegen wird wieder das Adjektiv durch ein «»gefügtes Susfir unmittelbar zum Substantiv erhoben. Z. B. wenn der Indianer sägen will „weißer Mensch", so nimmt er die Wurzel ouäbiselilc, welche weiß bedeutet, »md hängt die Endung irri daran, welche immer eine Person bezeichnet. Ouähizxhhlrri heißt denn auch der Europäer zum Unterschied von den rotheu Indianern und den schwarzen Neger». Soll ein einfacher Satz aus einem Substantiv als Subjekt und einem Adjektiv als Prädikat gebildet werden, so braucht der Indianer kein Hülssvcrbuw zur Kopula, sondern er giebt dem Adjektiv die Endung irri, wenn Las Subjekt rin lebendiges, ücl, wenn das Subjekt ein lebloses ist. 'Das Wort für Sehn, Existircn fehlt aber darum nicht, sondern ist vielmehr durch zwei Berbalstämme, juh und »tt«, vertreten; ersteres bedeutet lebendi ges, das letztere lebloses Dasehn. Das Verbum -m« ist natürlich, was wir ein Unpersönliche« neunen, da das Leblose nie in der ersten noch in der zweiten, sondern nur in der drillen Person Vorkommen kann. Von diesen beiden Wurzeln rühren die Suffix« her, welche, an den Wortstamm eines transitiven, Verbums angehängt, das Objekt an- deulen: nämlich »h oder aim für ein lebendiges, on oder ön für ein Dieselbe Erscheinung kommt in der Polnischen Sprache vor lebloses Objekt. Dieses »a ist nur die letzte, betonte Shlbc des von atta gebildeten Verbals stiüu. — Die Zeitwörter haben keinen Infini tiv. Den reinen Begriff der Handlung oder des Zustandes giebt die nackte Wurzel des Verbums; eure Verbalform, worin keine Beziehung zu einem Subjekt oder Objekt, keine Aussage enthalten wäre, ist nach dem Geiste des Indianischen Idioms unmöglich. Die erste Person wird durch das Prouominal-Präfix Nr oder i>in (vor Lippenbuchstaben Mn, vor Gutturalen Hing), die zweite durch Ll rcpräsentirt; die drille Persozi brauch! in der Regel nicht bezeichnet zu werden, da das Subjekt meistens uumiltelbar vorhergehl. Wa es nölhig wird, vertritt die einfache Vokalshlbe O die Stelle eines er, sie oder es. Das Prä sens ist die einfachste Form des Verbi und im Präsens wieder die drille Person de« Singulars, die fast nur aus der Slammwurzel be steht. Z. B. die Wurzel Iwr bedeutet fahren (nämlich auf dem Kahne), nun heißt Huri er (sie, cs) fährt, nun dar ich fahre, ick hur du fährst. Die Mehrzahl wird durch die Endung in oder cvnn augcdeulet; die letztere gilt für das Präsens und Futurum, die erstere für die beiden Zeitformen Ler Vergaiigenbcit (Imperfekt und Perfekt) -und für das Futurum - Eractum. Wir haben damit zugleich die Tempora des In dischen Zeilwories angegeben; diese Tempora werden aber nicht durch Flexionen am Stamm des Verbi, sondern durch Endungen unlerschicden, die man an das vorangehende Pcrsonalpräfir anbängt. Im Präteritum lautet die erste Person nin-z!, im Futurum nm-AÜ, im Fulurum-Exactum nm-AÜ-Ai; setzt man Icl oder o stall nin, so bildet man die zweite und drille Person. Eben so werden die Modi bezeichnet; es giebt nämlich einen PrccalivuS (bittende Form), für,welchen die erste Person niu-guä lautet; ferner einen Polenlialis (durch ich möchte, könnte u. dgl. zu umfchreiben), wo die erste Person mit rün-siuu, und daneben «in Prälerilum des Polenlialis, wo sie mit nin-ciau-zi sormirl wird; endlich einen ImperativuS mit niu-Aan für die erste, Ici-zsu für die zweite, und lah-Aau für die dritte Person. Auch der Potentialis bat talr für die dritte Person. Das Prälerilum Perfeclum unlerschcidel sich übri gens vom Imperseclum durch die Sylbe bun, welche hinter den Vcrbal- stamm, in der Mehrzahl zwischen den Slamm und die Pluralendung gesetzt wird. Dieses Wörtchen bun bedeutet eigentlich gewesen, d. i. was war und nicht mehr ist; an Personen-Namen angchüngl, deutet es an, daß von einem Verstorbenen die Rede ist.") Durch ein hinten angesetztes nuh wird die Aussage in eine Frage verwandelt: z. B. nim- hori-nuh heißt fahre ich? ici-bori-nulr fährst Du? Doch wir können dem Leser nicht zumuthcn, uns in diesen Erör terungen weiter zu folgen; die grammatische Physiognomie der Ameri kanischen Idiome wird nach Lein Vorhergehenden in einigen ungefähren Hauplzügen kenntlich sevn. Wir' drücken zum Schluffe den Wunsch und die Hoffnung aus, Laß Herr Gallatin seine Forschungen auf diesem Gebiete sorlsetzen und recht bald Anlaß finden möge, neue Ergebnisse mitzutheilen. LS ist für diese Untersuchungen keine Zeil mehr zu ver liere». Noch leben im Osten Ler Rockv-Mountains gegen fünfzig Indianer, Stamme, in Allem etwa 200,WO Seelen; allein ihre Zahl schwindet von Jahr zu Jahr. Sogar die Generation der Weißen, die »och in naher Berührung mit den Eingeborene» gelebt, mit der „Roth- haut" im Urwaldc gejagt haben und von dem Indianischen Wesen zu erzählen wissen, auch diese Generation, noch durch einige hochbejahrte Männer repräsenlirl, wird binnen nicht gar langer Zeit so gut wie er loschen sehn. Einen wahren Schatz von Aussage», die zum Tbeil aus der lctztbezeichneten Quelle, zum Theil aus dem Munde geborener In dianer gesammelt und ausgezeichnet sind, findet man in einer schon vor dreizehn Jahren erschienenen Schrift, an welche wir hiermit wieder erinnern. Ihr Titel lautet: Inczuiries re^octing tbe histor)-, traüitian, ianAuaAe», inanmws, cu8tom«, roliAiou otc. uk the lu- ckians livinA rvitlün tho Dicktest 8tate8 (Nachforschnngcn über die Geschichte, die Traditionen, Sprachen, Sitten, Gebräuche, die Religion u. s. w. der Indianer im Gebiete der Vereinigten Staa ten), Detroit (im Staate Michigan) 182Z. Der Verfasser ist, wie man fast mit Gewißheit vnmulhet, Herr Caß, den Lesern bekannt als Kriegs- Secrctair unter dem Präsidenten Jackson und gegenwärtig Gesandter der Vereiniglen Staaten in Paris. Damals, unter der Präsidentschaft Monroe «, befand er sich als Commiffair der Eentralregicrung im Terri torium Michigan und setzte sich durch Abfragen und Abhörcn kundiger Zeugen in Besitz der Data, welche er dann in dem genannten Buche zusammengestelll hat. Dasselbe hat zugleich den Zweck, dcneü„ die etwa ähnliche Nachforschungen anstcllc» wollten, zur Anleitung zu dienen, wie und auf welche Punkte sie ihre Fragen zu richten haben. Die Anordnung verrälh eine Meisterhand, und der ganze Inhalt bewährt die alte gute Lehre: „Willst Du das Rechte erfahren, so frage auch nach dem Rechten", oder, wie das Sprüchworl kürzer lautet: „Richtige Frag' ist halbe Antwort". Wenn wir recht berichtet sind, so befinden sich sehr werthvolle handschriftliche Mittbeilungcn zur Amerikanischen Völker- und Sprachenkundc seit längerer Zeit in Herrn Laß'Händen, deren Veröffentlichung wir vielleicht erst dann zu gewärtigen haben, wenn der selbe aus den Staatsdiensten in die Muße des Privatlebens zurückgc- kehrt sehn wird. (iXortI»-?lm. Kev.) Frankreich. Lesucur. lieber,diesen Französischen Komponisten, dessen Glanzperiode in die letzten Konsulat- und die ersten Kaiserjahrc Napolcon's sällt, unter dessen Regierung er Paestello's Nachfolger als Kaiserlicher Kapellmeister wurde, während er später die Kapellen Ludwig s XVIII und Karl's X. in Gemeinschaft mit Ehcrubim leitete, und der am tz. Oktober dieses -) Allo wie LaS Eranzölllche l-u, welches als Participium zu dem Prä teritum ir tu-, il fnt rtc. gehört.