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438 wähnlen Busipmche des großen Fox liegt, daß nämlich die Freuden des Spieltisches keineswegcs auf den Gegenstand des Gewinnes einge schränkt sind. Wenn die Karten-Zimmer zu Newmarket erleuchtet wur de», Härte «an Aubrey öfter ausrufen: „Will irgend Jemand ein Spiel machen?" Eines Tages verlor er nicht weniger als 28,WO Pfund beim Billard, das er sehr schlecht spielte. In seinen späteren Jahren erklärte Aubrry, die Erregung, welche das Spiel hervorbringe, sep ihm zum Leben nothwendig, und sein beliebtester Toast war: „Hoch lebe Las Spiel; kenn es gleicht der Lust, die wir cinalhmcn, und in deren Er mangelung wir sterben müssens" Man muß übrigens zum Ruhme dieses außerordentlichen Mannes sagen, daß er niemals in den Ruf eines falschen Spielers gekommen ist, selbst nicht in jener außerordentlichen Zeil, als ein Lord Barrymore, «in Sir John Lade u. s. w. ihr ganzes glänzendes Bermögen von den Haifischen des Hazard-Spiels verschlingen sahen. Die Annalen unserer Gerichtshöfe berichten uns, daß man im Jahre 1797 gegen die Gräfin von-Buckinghamshire, Lady Elisabeth Luttrell, Mistreß Sturl und Herrn Eoncannvn eine Untersuchung cinleitele, weil ste in der Nacht des Msten Januars in Lady Buckinghamshire'S Be hausung auf St. James-Square Pharo gespielt hatten. Ein Herr Mar tindale war als Eigenthümer der Pharo-Bank angeklagt. Zwei Zeugen, früher Bediente der erwähnten Lady, sagten aus, daß beklagte Personen in ihren respektive» Hausern abwechselnd Spirl-Partiecn hätten — daß fie sdie Zeugen) in Lady Buckinghamshire'S Hause dem Spielcr-Klubb aufgewartet — daß man Pharo, ranze et noir u. s. w. gespielt, wo bei Herr Martindale gewöhnlich Bankhalter gewesen — daß endlich von 11 oder 12 Ubr in der Nacht bis 3 oder 4 Uhr des Morgens gespielt worden sey. Der Richler verurtheiile Martindale, als Eigenlhümer der Pharo-Bank, zu einer Geldbuße von 200 Pfund. Die Spieler und Spielerinnen aber mußten respektive 30 Pfund erlegen. Zur Ebre des weiblichen Geschlechtes müssen wir bemerken, daß eine leidenschaftliche Spielerin im heutigen England eine sehr seltene Erscheinnng ist. Einige unserer vornehmen Ladies stehen in dem Rufe, daß ste bei Pferde-Rennen große Summen.verwetten, und eine Dame von sehr hohem Rang soll die großen Ereignisse auf unseren Renn bahnen sogar zum Gegenstand eines literarischen Werkes machen. Die Wahrheit dieser Gerüchte lasse ich dahingestellt; im schlimmsten Falle könnten doch einzelne Ausnahmen die Regel nicht umstoßen. Eines der größten Uebel, die das Spiel mit sich bringt, besteht darin, daß Personen, die man sonst, und zwar mit Recht, von der Gesellschaft ausschließen würde, wegen ährcS Spieler-TaleulS darin Zu tritt erhalten. Der wohlbekannte Matthias O'Byrne war ein roher Irländischer Abenteurer, der nicht einmal einen alltäglichen Geschäfts brief zu schreiben verstand. Dieser Mensch halte dem Lord Lyttleton in einer Streitsache aus freien Stücken seine Dienste angeboten, und auf diesem Wege bei eine» gewissen Klaffe von Leuten, die zur feinen Welt gehörten, Zutritt erhalten. O'Byrne bedurfte keiner ferneren Empfcb- lung; denn er war eit! geschickter und glücklicher Spieler, welche Eigen schaft, da fie ibn fäbig'machte, in einem gewissen Zirkel,das zros je» zu spielen, im Vereine mit Irischer Dreistigkeit, binnen sechs Monaten mehr zu seinen Gunsten that, als die Lyttleton's und ihr ganzer Ein stuß auf anderem Wege binnen sechs Jahren für ihn tbun konnten. Er wurde an den Tafeln der Großen empfangen, und selbst der Vornehmste dieser Großen glaubte sich nichts zu vergeben, wenn er O'Byrne's Revanche-Einladung annahm und an dessen verschwenderisch besetzter Tafel sich nicdcrließ. Einer meiner Freunde hörte ihn damit prahlen, daß er einmal zwei Prinzen vom Geblülc, vier Herzoge und drei Her zoginnen an seiner Tafel bewirlhet habe. Was diese Herrschaften zu ihm binzog, war weder seine Unterhaltung, noch seine Tasel; die allge meine Spielwuth in jener denkwürdigen Zeit brachte solche Mesalliancen zu Stande. Der Irische Abenteurer besaß übrigens Verschlagenheit und Gei stesgegenwart, die ibn zu seiner Rolle vortrefflich eigneten, und von denen er, wie die folgende Anekdote zeigt, sehr guten Gebrauch zu machen wußte. Eines Abends gewann er seinem Gegner beim Piquet- Spiel die ungeheure Summe von 100,000 Pfund Sterl, ab! Da ec jedoch wußte, daß sein Gegner außer Stande sey, das Ganze zu bezahlen, ließ er ihn vorsätzlich alles Verlorene, bis auf 10,000 Pfund, wieder gewinnen. Ohne diesen meisterhaften „Rückzug mir Ichntausenden", der ihm den Beinamen Xenophon erwarb, hätte O'Byrne vcrmulhlich keinen Heller bekommen. Man Hal von meinen Englischen Landsleuten — und ich furchte, nur mit zu vielem Grunde — behauptet, daß sie nicht eher vollkommen glücklich zu seh» glauben, bis sie Alles erprobt haben, waS ste vollkom men unglücklich machen kann. Ich möchte überhaupt sagen, daß der Mensch, vermöge einer natürlichen Disposition, seine Lage nur dann für wahrhaft glücklich hält, wenn die Möglichkeit, sehr unglücklich zu werden, mit seinem Glücke verbunden ist. Man denke nur an die ver wegenen Sveculaiiontn der letzten zwei oder drei Jahre. Eine große Zahl von Fällen macht es uns jedoch schwer, den Grund der unnatür lichen Leidenschaft für das Spiel zu entdecken. Ist cs Habsucht? In den höheren Kreisen der Gesellschaft gewiß nur selten; gewöhnlich spielt man da nur nm dcS Spielens willen; dennoch kann ich mir von dem Genüsse, der in dieser Ari von Erregung liegen soll, keinen rechten Be griff machen, besonders nach der Definition, die der verstorbene Oberst Mellish, ein Mann, dkl so viele traurige Erfahrungen am Spieltische gemacht, von diesem Genüsse gegeben. Man fragte ihn einst, mit wel chen Gefühlen er als Adjutant des Sir Ronald Ferguson das Schlacht feld von Bimeira betreten habe? „Es war mir", sprach der tapfere Offizier, „ganz eben so zu Mulbe, wie wenn ich zu „Macao" eine sehr bedeutende Summe aus Eine Karte setzte." Wäre übrigens Habsucht der einzige Beweggrund zum Spiele: was könnte da den verstorbenen Herzog von Bedford und eine Menge Anderer, die, gleich ihm, irdische Güter in Ueberfluß besaßen, noch in spülen Jahren angespornt haben, Alles in die Schanze zu schlagen, um Etwas zu gewinnen, das ihnen gar nicht Bedürsniß war? Welche Liste von Personen, und zwar aus den höheren Kreisen des Lebens, könnte ich anführen, die den Würfeln, dem Kartenspiel, den Wellen beim Pferdc-Rennen als Opfer gefallen find! Ein Mann, der an der Spitze einer sehr populairen Whig-Familie von der allen Schule stand, und dessen erbliches Eigculhum an 30,000 Morgen des schönsten Landes in Großbrilanie» waren, endcle vor kurzem sein Leben in einer engen, dunkeln Dachwohnung. Einen unserer ältesten Baronets brach ten die verbängnißvollen Würfel so weit, daß er zuletzl auf einem Kut schenbock feinen Lebensunterhalt verdienen mußte. Aber nicht bloß schwache und leichtsinnige Leute bereiten sich am Spieltisch ihren Untergang, selbst kräftige und großartige Geister sind unter dem Einflüsse dieses unseligen Zaubers zu Schanden geworden. Auf der anderen Seile wüßte ich kaum ein halbes Dutzend Personen ans höheren! Stande zu nennen, die im Besitze des gewonnenen Geldes blieben. Wer vom Zufall lebt, der ist nur selten einer weisen Sclbst- beschränkung fähig. Ein Lord gewann die ungeheure Summe von 1,800,000 Pfund Sterl., und hatte sie bald nachher bis auf den letzten Heller wieder eingcbüßt. Man hat meines Bedüukcns mit Rechl behauptet, daß unter fünf tausend Menschen höchstens Einer zum Spieler von Profession sich eignet. Der cchle Spieler muß so viel Scharfsicht besitzen, daß er die Fehler der Anderen augenblicklich merken und zu seinem Vortheil benutzen kann. Er muß mit starken Nerven und mehr als gewöhnlicher Geistes gegenwart begabt seyn, damit er jede» kaux zms von seiner Seite be. Mäntel» könne, bevor sein Gegner ibn entdeckt. Sein Gesicht darf, gleich dem des Fürsten Tallcprand, durchaus nichts vom Barometer haben, und sein Tastsinn muß dem des geschicktesten Operateurs gleich seyn. Da endlich kein tiefes und angestrengtes Denken ohne die voll kommenste Gcmüthsruhe möglich ist, so muß der Spieler von Profession nothwendig alle seine sinnlichen Begierden im Schach halten und in jeder Beziehung die strengste Diät beobachten; denn nur unter diesen Bedingungen waltet sei» Geist frei und fesselloS. Der Beruf des Spie lers erheischt wirklich so viel kaltblütige Selbstbeherrschung, als die beste Philosophie nur zu geben vermag, und obwohl der Spieler in eminentem Grade ein berechnender Kopf ist, so hat er doch mehr vom Techniker, als vom Mathematiker; denn seine Theorie ist von der Praxis unzer trennlich. sh'rarer'« ülaAarioe.) Bibliographie. ?rnse anck noetical «Hotelier — Bon Mrs. Head. 10 Sb. Vncle Horace. — Von Mrs. S. C. Hall. 3 Bde. 31^ Sh. sslanuai ot örstish dntan^. — Bon Macreight. 7^ Sh. praclical ohZervation« on costiveness. — Bon Paul. 3 Sh. Spanien. Spanische Zustande. I. Galicien. (Fortsetzung.) Eine ins historische Gebiet einschlagende Frage interessirt mich un gemein, und ich trage sie schon lange auf meinen Reisen mit mir herum, die Frage nämlich: auf welche Weise und in welchem Lerbältniß sich die drei Grundbcstaudtheile der Spanischen Bevölkerung, der Ceilo-Jbe- rische Urstamm nämlich, die Germanischen und die Arabisch-Maurischen Einwanderer, in den verschiedenen Gegenden der Pyrenäischcn Halbinsel unter einander gemischt haben mögen. Ob zwar Galicien in bedeuten der Entfernung von der östlichen Pyrenäcnkciie liegt, so ist doch gleich der erste Strom der nordische» Einwanderer und Eroberer bis dorthin gedrungen, und die Sueven haben sich in Galicien, wie die Vandalen in Andalusien niedergelassen. Nun drängte sich mir wirklich bei meinen Spaziergängen und physiognomischen Beobachtungen am Hafen zu Corusta die Wahrnehmung auf, daß die Gesichter, denen man begegnet, sich nach gewissen Merkmalen so ziemlich unter zwei Hauprklasscn brin gen lassen, deren jede in ihrem Typus auf einen Urstamm dcr Bevölke rung zurückweisi. Dis bei weitem zahlreichste Klaffe gehört offenbar der im Lande uralt einheimischen, Ecllibcrischeu Raye an; sie charakteri- sirt sich durch die niedrige, schmale, aber sehr stark gewölbte Stirn, durch das schwarze, straffe und struppige Haar, die stark hervortrctendcn Backenknochen, die runde, mehr in die Breite als in die Länge gera- lhene Gesichlsform und die scharf ausgeprägten Eesichlsznge. Beim weiblichen Geschlechte spricht sich dieser Typus am augensälligsteii auS; er ist, wie man leicht beurtheilen kann, dcr Schönheit nicht sehr gün stig; aber die große» schwarzen Augen, die, von dichten Augenbrauen überschattet, stolz und dreist, fast möchl' ich sage» trotzig umhcrblicken, verleihen dcr Physiognomie dieser Weiber eine» Ausdruck männlicher Energie, ohne cs an dem lockenden Reiz weiblicher Koketterie fehlen zu lassen. Ihr Gang ist anmuthig, ihr Wuchs zwar nicht schlank, und eher klein als groß zu nennen, aber krustig- geschmeidig, und die Hal tung bei Bielen eben so würdevoll als zierlich. Ihre Tracht ist nicht besonders geschmackvoll oder gefällig, aber man kann nicht leugnen, daß sic zu dem Charakter ihrer Figuren und Gesichter vollkommen paßt. Das Hauplstück ist ein großer Kragen, von scharlachrothcm Tuch, der Brust und Schultern bedeckt, und mit seiner brennenden Farbe gegen das dunkelschwarze Haar und den gebräunte» Teint recht harmonisch absticht. Die mehr Sorgfalt cnck ihre» Putz verwende», werfen „über diesen Kragen noch ein weißes Spitzentuch, dessen Zipfel vom Rücke» herabbängt. De» Leib umschließcu zwei oder drei Röcke von starkem, dickem Zeuge und allemal von dunkler Farbe. Die Beine und Füße werden häufig ganz bloß getragen, und zeige» das gerade Gcgentheil eines seinen Andalusischen zneflecita; der Fuß steckt noch manchmal in einem Schuh, aber die Beine sind in dcr Regel und säst durchgängig