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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränum:»lions- Prei« 22j Sge. (- Thlr.) vierteljährlich, 3 Thlr. für da» ganz« Jahr, ohne Er tz i hu ng, in allen Theile, der PrewSischen Monarchie. Magazin für die Man prünumrrirl auf dieles Beldlatt der Allg. Pr. StaatS- Zeitung in Berlin in der Expedition (Mohren - Sträfe S!r. 14); in der Provinz so >oie im Auslande bei den WobllSbl. Post-Aemter». Literatur des Auslandes. so. Berlin, Freitag den 28. Juli 1837. Polen. Der letzte Kmita. -Ein Polnisches Charakterbild auS dem sechzehnten Jahrhundert.) ltngefäbr eine Meile von Bochnia in Gallizien liegt da« Schloß WiSnicz, berühmt als Stammsitz der einii so mächtigen Familie ter Knuten, in welchem ihr letzter Sproß, Peter Kmita, Wojewode von Krakau, wohule und den Gelehrten gastliche Ausnahme gewährte. Hier war es auch, wo derselbe gleich nach der Krönung König Sigismund August'« und der Königin Barbara, da er plötzlich seine Meinung ge ändert, den König und die junge schöne Königin, um den alten Groll zu verwischen, mehrere Tage lang aus- prächtigste bewirlheie. Dieser Peter Kmita ilbte, als Senator und Kron-Großmarschall, bedeutenden Einfluß auf die öffentlichen Angelegenheiten aus. Mil ihm erlosch der Manu-flamm seine- Geschlechts. Sein Leben bat ein gleichzeitiger anonymer Schriftsteller, wahrscheinlich Stanislaus Gorski, Domherr und Secreiair König Sigismund'- l, beschrieben. Peter Kmita von WiSnicz, der letzte Abkömmling des Geschlechts der Srcniawite», Sohn des Stanislaus und der Katharina von Tar- nowska, brachte seine ersten Iugendjabre auf Schulen in Deutschland und dann am Hofe Kaiser Mirinnllan'S zu, um die Deutsche Sprache zn erlernen und sich in der Kriegskunst zu üben. Bon da begab er sich an den Hof König Sigi-mund'S I. Und da er sich vor Allen durch schöne Körperbildung und durch scharfen Verstand auSzeichnetc, wurde «r zum Hosmarschall, später zum Kron-Großmarschall, hernach zum Woje- woden von Sandomir und endlich zum Wojcwoden von Krakau erheben. Schon frühzeitig wußte Kmita den Adel für sich zu gewinnen; er ehrte die Tapferen, lieble die Gelehrten, war hingebend gegen seine Freunde, seine» Feinden furchtbar, verzieh den Unterwürfigen gern ihre Schuld und gewann sich ihre Dienste. Der Religio» seiner Vor fahren blieb er zugethan und gab davon Beweise, indem er in WiSnicz eine massive Kirche erbauen ließ, die er mit schönem Schmuck und mit den nölhigen Dotationen auSstattete. Auch das Schloß in WiSnicz baute er neu auf lind zierle es mit verschiedenen Malereien, besonders mit den Bildern seiner Vorfahren und der Polnischen Könige, befestigte es auch mit Tbürmen und Werken. Ec Halle mehrmals Gesandtschaf ten an die Kaiser Karl und Ferdinand und an Deutsche Fürsten, um den Frieden mit dem Auslande, den er über Alle« setzte, dauernd zu begründen. In die Staatsbändel mischte er sich niemals. Räubern (sogenannten Schnapphäbnen), die unter dem Namen und in ter Tracht von Ungarn die Polnisch-Ungarische» Gränzen beunruhiglcn, setzte er nach, nahm sic gefangen und bestrafte sie mit dem Tode. Bei den glänzenden Festgelagen, die er veranstaltete, setzte er mit übermäßiger gastlicher Freigebigkeit und unermüdlichem Füllen der Becher seinen Gästen ost gewaltig zu. Auf diese» Schmausereien pflegte er unter die Krieger allerlei Geschenke zu verlheilen, als Pscrde, Reitzeug, Ringe, Kellen, Geld und andere Dinge, und durch artige Worte erhöhte er noch den Werth dieser Gaben. Auch gegen Arme und Unglückliche zeigte er sich ost sehr huldvoll. Diese guten Eigenschaften wurden aber durch große Fehler ausge wogen, ja wohl noch überragt: durch ein rachsüchtige- und grausame- Grmülb, Habgier, Verdrehung, der LanbeSgesetze, Störung der öffent lichen Rube unter dem Schein der Förderung de- Gemeinwohls, und Verschwörung mit Bö-gesinnten, Mil denen er gemeinschasllich die Land tage zerriß. Die vertragsmäßigen Zehnten und Jahrqeldcr hielt er nach Belie ben zurück, seine Gläubiger ließ er schmachten, die Juden plünderte er aus, hetzte aus den Landtagen den Adel, sie zu verfolgen und zu be rauben, und wußte auf alle mögliche Art von ihnen Geld zu erpressen, -luch die Krakauer Kaufleute mußte» den elende» Schutz, de» er ihnen angedeiben ließ, theuer bezahlen. Auf dem Reichstage beantragte er, man solle die Juden au« dem Reiche vertreiben, de« angeblichen Dieb- - und Betrug« wegen, den sie an den Christen verübten. Erschreckt hlerdlirch, brach,e» die Jude» ihre» letzten Zehrpsennig zusammen. Eben so wurde die Stadt Krakau von ibm bedrückt und auSgesaugt; die stadttichen Pewter verkaufte er förmlich, ohne alle Rücksicht auf Tugend und Verdienst; die rechtliche» und luzendhasie» Bürger zog«» sich daher nach und nach von der Verwaltung zurück, denn mit den Schlechten wollten sie nicht zusammen im Nalhe sitzen. Im Krakauer Senat erpreßte er bald durch Drohungen, bald durch Schmcichclworie manche« ibeure Gctchcnk an Gold, Silber, güldenen Ketten und Geld. Zuweilen lieh er auch beträchtliche Summcu von ibm aus ewige Zeilen. Einige der reicheren Einwohnxr Krakau'« hatten Güter, auf die sic dem Adel Geld geliehen, al- Unterpfand in Besitz. Um nun dem Adel wieder zu seinem Eigenlbum zu verhelse», brachte Kmita auf den Land tagen in Vorschlag, jene Bürger, als unrechtmäßige Besitzer, weil sie Handel und Gewerbe trieben und daher nicht Ernndberren fepn könnt»», daran« zu vertreiben, unter dem Vorwande, daß sie nicht wie der Adel zur Verlbeidigung des Vaterlandes in« Feld zögen und deshalb des Grundbesitzes unwürdig sehen. So mußten die aus die Landtage vorgc- ladtnen Bürger, durch Drohungen eingcschüchtcrt, tbeil- durch Geschenke an Kmita, Weils durch Opfer an die großmäuligste» Laiidbolen, den Besitz ihre« EigcnthumS erkaufen. Genug, er verstand es, überall die armen Lämmer zu sichreren. Sein ganzer Hof, hohe und niedere Dienerschaft und ter ganze Schwarm, der an ihm hing, bestand aus dein schlechtesten Gesindel; junges Volk vom Adel- und Pledejerstande sammelte sich um ihn; Faullcnzer, Prasser, Uuruheflister, ja sogar Mörder, die der Strenge der Gerechtigkeit entgangen waren, faneen bei ibm eine Zuflucht und dien te» ibm dasüc unentgeltlich. Orzechowski, Jakob Przyluski und Marlin Krowicki, berühmte Apostaten jener Zeil, hielte» sich an seinem Hose auf; bei weitem größer aber war die Zahl der verdächtigen Leute, die er bei sich halte, wie Baranowski, Kumelski, Brouicwski, Odolinski, die Szaud's, Polk«, Damdickis, Richler, Unterrichler und anderes wildes und flüchtig gewordenes Volk, ei» Haufe, der, auf den Wink seines Herr», ihm zu dienen bereit war. I» seiner Amtsführung al- Wojcwode und Starrst war er ein Tyrann seines und des benachbarte» Gebiet«; er verfuhr ganz nach Willkür und Laune und stiftele so viel Unheil, gestallcle sich so viel Bedrückungen gegen den ärmeren Adel, daß man siaune» muß, wie dies Allc« so ungestraft bingchen konnle. Verhaßl aber war er in der ganze» Landschaft Przcmvsl wegen seiner Tyrannei. Er gab sich den Schein eine« großen Patrioten und hielt cs stcts mit den unruhigen und dem Könige scindtiche» Parteien. So lange der Kanzler Lomicki und der Kastellan von Krakau, Szvttowiccki, Sigis- mund's edler und wackerer Nach, noch lebten, gaben sic e» nicht zu, daß der übermülbige Magnat da« arme Volk beraubte oder die öffent liche Rube gefährdete. Nach ihrem Tode aber änderten sich die Dinge. Im Jahre 1834, auf dem Reichstage zu Pctrikau, wo man die Gesetze verbessern und vielfältige Mißbräuche abstcllcii wollte, widersetzte sich nunmehr dieser Knula mit seinen Anhänger» jene» löblichen Absich ten und setzte es durch, daß man e« bei den allen Gesetzen bewenden ließ und zu der allen Unordnung und Willkür zurückkchrle. So wurde die Saal der Zwistigkeilen ausgesircul, deren schreckliche Folgen sich im nächsten Jahre auf dem Reichstage zu Krakau zeigten; und bei der Wallachjschen Erpedilio» gegen Lemberg kam e« auf Änstiflen der Köni gin Bona zu offener Fehde. Diese ränkesüchtige Fran halte nämlich »ach dem Tode der oben erwähnten weisen Rathgeber de« König- als bald große Macht an sich gerissen und die BiSthümer, Wojewodschaften, KasttUaiieien und andere Königliche Acmlcr zu verkaufen angefangen, indem sie den Zugang zum Könige und zu hoben Stellen dem Meist bietenden eröffnete. Sic war es, die cinen Latalski, einen Gamrat und viele Andere diese« Gelichters zu Bischöfen beförderte, und die so vicle» Fremden von den schlechtesten Sillen die höchsten kirchlichen Würde,» verlieb. Jener Gamrat war der Sohn eines Bürgerlichen, der jedoch, da er eine Gattin au- adligem Geschlecht balle und Güler erwarb, für eine» Edelmann galt. Der Sobn war lange Zeil Haushofmeister dc« Bischofs von Plozk, EcaSmu« Ciolek, in Nom; er besaß zwar keine Kenntnisse, war aber ein Mann von angenehmem Aeußeren und hoher Gestatt; in Jialien stritte cr die Ränke und Verbrechen, durch die er sich nachher in seinem Vaterlande cmporschwang und berüchtigt machte. Diesen Menschen begann die Königin, auf Kmila'S Empfehlung, mit Gnadenbezeigungen zu überschütten, und nachdem sie ihn auf den Bi- schosssiuhl voii Przcmvsl erhoben, wollte sie ihn gar zum Kanzler des Reich« machen, da sie dachte, daß er ihr dann in Allem willfahren werde. Auch Krzycki wurde ein Liebling der Königin, und dar reichte hin, ihn emporzubringen. Was Krzycki diklirle, war Gamrat bereit zu unterzeichne,,. Die Königin reizte also die Landbolen aus, daß sie den König bestürmen solllcn, Gamral zum Kanzler zu ernennen. Der König aber hielt Gamrat für unfähig zu diesem Posten, lcbnlc da« Gesuch ab und ernannte wider Erwarte» den Bischof von Plozk, bboinski, dessen liefe Einsicht und Kenntnisse er zu würdigen wußte, zum Kanzler. Als mm in der Rathsversammlung im Senat der Marschalls mit lauter Stimme den Königlichen Beschluß zu verlesen anfing und zu den Worten gelangte: „Se. Majeüäl haben, da Höchstdieielben Ihre große Gelehr samkeit, Erfahrung illid Beredsamkeit und Jhrcn unbcflccklen Glauben