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346 der« zugleich fUr England um dcn Lcrlust cincS redlichcn, cinsichligcn, wohlwollcndcn, lbäligen Bcamlcn handcltc, welchem an der Glorie Bri- lischcr Sccsicge ein gewisscr Antheil gebührt. Das Versehen siel eigent- iich dem Oierlc ot llre Öro>vn zur Last, der den Befehl »ach Hork zu befördern vergessen; aber das Volk würde die Schuld dessenungeachtet von dem niederen Beamten auf den Borgefetzlen gewälzt haben, — denn so sind einmal seine Vorstellungen von Gerechtigkeit beschaffen. Lem Sir Evan war nichlS vcrzuwersen, als elwa, tag er das Journal am Abend zuvor Halle revidircn muffen; und allcreings ist eine solche Vorsicht einem hohen Beamten wohl zuzumulben, wenn im Lause des Tages Versagungen über Leben und Tod durch seine Hände gegangen sind. Also um des guten Sir Evan willen tonnen wir uns freuen, daß der Himmel cs so gefugt Hal. IHt elmnus viuüion »ostus. (8. A. M.)' Bibliographie. 4Vauckorin^ in Orreae. — Von W. Eochrane. 2 Bte. 24 Sh. künunto^ 8tnoies. — Von Miß Milford. 10! Sh. ^leinontii ok ^oulnzv. — Von Nhiud. z Sb. Cb<! uiuigtunts intrueluotinn to tlie ^inerican (Kolonie?. — Won Hill, s Sb. 8hctcl>o8 öl' pujiulao tuiuuils. — 7 Sh. H>e'v-8uulli-zVules, its zwesonl «late anst futntc zworpects. — Von James Macarlhur. 8 Sb. Frankreich. - Carreau-Kvlilg. (Schluß.) Das war dem General zu viel, und er wäre vielleicht wiilhend über sie hcrgcfallen, Hölle nichl ein leises Stöhnen aus einer entfernten Ecke des Saales unsere Ansmerksamleit in Anspruch genommen. Hein rich befand sich unwohl und drohte umzusinken; ich sing ib» in meine Arme auf und legte ibn auf das Kanapee. Der zornige Unmulh des allen Herrn wendcle sich aus einmal von feiner Gemahlin auf seinen Neffen: „Der älderne Junge, wie unvorsichtig, er schont sich gar nicht! Von dem langen Sieben wird die Wunde wieder anfgebrochl» sehn. Ich Habs ihm wohl gesagt, aber er folgt mir nicht, der heillose Junge; Niemand folgt mir bier, man hört gar nicht auf mich. Daß Jbr Alle zum Teufel wäret! Na, wie gebt«, kommt er wieder zu sichk" Läcilic war emsig um den Kranken beschäftigt, ließ ihn aus Riechfläschchen albmcn, rieb ihm die Schläfen und zeigte die rührendste Tbeilnahmr. „Ab, fleh' da", rief dec General voller Freude, „ec schlägt die Augen aus." Aber kaum war Heinrich wieder zu sich gekommen, so entfernte sich Cäcilie mit großer Hast und ging hinaus m ihr Z'inmcr, wohin die Muller ihr nachsolgte. Auch der General überließ »ach einer Weile seinen Neffen, der sich wieder ganz besser befand, ter Ruhe und ging zu Caciilen, um sie durch Billen, durch Vorstellungen, durch Drohun. gen von ihrem barlnäckigen Vorsatz zurückzubringen. Aber cs fruchtete Alles nicht. Am Abende land sich der General wieder mil Heinrich und mir zusammrn: „Einen eisernen Kopf hat sic, das kleine Weibchen, man sollt' cs gar nicht glauben." — „Wie", rief Heinrich, „sie komm! also nicht mil nach Barüges?" —„Nein, mein Sohn, wir Beide machen die Reise allein, und sie bleibt dic Zeit über mit ihrer Muller auf unserem Schlosse in Lcscar bei Pau." — „Und Eie haben ihr ihre» Willen gelassen, Generals" fragte der Neffe in einem Tone, der halb wie Vorwurf klang. „Was soll!' ich machen s Glaub' mir, ich habe Alles versuch!, aber sic Hölle lich eher umbringcn lassen. Ich bad' ihr's gcdrohl, in allem Ernste." — „Nun, was bat sie ge sagt s" --- „Was sic gesagt hals gut, bringen Sic mich um; um so gewisser geb' ich nicht nach Larügcs. La balle sie frcilich Rcchl. So ein Eigensinn in einem so jungen Köpschen! Ich kann vor Er staunen noch gar »ich! zu mir kommen. Wenn das nichl wäre! Und doch, eS giebt kein lieberes Weibchen auf der Weit." Früh am anderen Morgen war mau reiscfcriig, alles Gepäck in Ordnung; die gnädige Frau, sagte mir da« Kammermädchen, habe dic ganze Nacht kein Auge geschloffen und an Allee selbst Hand angelegt. Lie Wagen fuhren vor, Cäcilie wais sich schnell in dic Berlinc; die Licomieffe kam nach und benutzte den Augenblick, wo ich ihr zum Einsteigen dic Hand reichte, mir leise und mit Emphase die Worte zu sagen: „Glaube» Sie jetzt, mein Herr, daß Religion und Grundsätze das Herz gegen alle Gefahren schützens Hatte ich Recht, zu sagen, daß es mit Religion und Grundsätzen keine unglückliche Ebe gicbls" Ich vkincizle mich und dachte: aber Kämpfe giebt cs, unaussprechliche Lei den giebt e«; und ich betrachtete Cöcilicns bleiches, verweinte« Gesicht. Noch standen ihr Thräncn in den Augen, die sic vor Niemandcn wollte sehen lassen; als sie daher von weitem ihren Gemahl gewähr wurde, ter an Heinrich s Arm auf dcn Wagen zuschrill, ries sic hastig: „Fahr' zu Postillon". Die Peitsche knallte, die vier Pferde zogen an, und im Nu war der Wagen uns aus dem Gesichte. Dcr alte Herr schlug dic Hande über einander: „Da seh' Einer dic tolle Kleine; sic weiß gar nicht, wo ihr dcr Kopf sicht; fährt davon, gicbt keine Hand, nimmt keinen Abschied." — Meiner Treu, sprach ich zu mir selbst, ci» Komö- Lienfchreibcr kann von Glück sagen, wenn ihm ein solcher Stoff zu einem Lustspiel, ja noch mehr, zu eenem rechten Rübr> und Familicu- Schauspiel ungcsuchl vor die Füße fällt. Dcnn rührend war cs zu sehen, wir Heinrich dastand; der Schmerz Halle ibn ganz belaubt, cc fab nichl, er Horle nichl, cr war keines Wörles mächtig; wie ein Kuid ließ er sich von mir bei der Hand fassen und neben feinem Lbcim in den Wagen setzen. Er dankte inir nicht , er nahm nicht Abschied, und dcr Wagen relllc von danncn. Ich fab ihm lange nach; der arnnr junge Mensch, dachte ich, eS bringt ihm dcn Tob! Um wenige Stunde» später verließ auch ich bas Städtchen, und ohne Auscnlhall ging cs nach Süden, dcn Pyrenäen inigeacn. Dcr Leser seh guten MulheS, er braucht nichl alle mcine Fährte» miizu- machen. ES ist meine Absicht nicht, ihn auf dic steilen Spitzen des Monlperdu zu führen, dec gewiß so fchcnswcrlb und beinahe so hoch und dabei viel leichter zugänglich ist, als dcr Montblanc; auch nichr in die lachcncen malcrifchcn Tbalkcffcl von Saint Jca» tc Luz und Saint Sauveur; auch nichl durch das sogenannte Chaos, cin weile«, gräuliches Labvrinlh von gewaltigen Fclsstücken, die vom Himmel hcr- llnlergcregncl oder aus der Hölle rmporgeschlcudcrl zu sehn scheinen. An dem Zeisen.Amphilhcalcr von Gavarnic gehen wir vorbei; dem: cinmal drinnen, würde Lie wunderbare Herrlichkeit und Majestät des Anblicks Euch so sesscln, daß wir so bald nicht wieder hcrauSkamcn. Scbt ihr dort oben dic Fclsenlhürmc des Ntarborü mit dcn zum Him mel ragenden Mauern und Zinnen, als Höllen Riesen und Zauberer sich da oben ciue Festung in die Lüsle gebaut; sie Hal einen Wall von ewigem Schnee, ter im Sonnenlichle gleich Diamanten blitzt. Ganz nabe daran ist dic Rolands-Bresche, eine gcwalligc Mauer von Granit, die ehemals Frankreich von Spanien schied; aber Roland spaltete sic mil einem Htebe seines Legens und öffnete dcn Weg. Zwei, d,eihnn- tert Fuß l:es gebt die Spalte durch dcn Felseuwall und öffnet dic Aussicht weil bin über die Arragomsche Landschaft. Wir sind auch nicht allein in dieser grausigen Bergwildniß; alle Helden Ariost'S leisten uns Gesellschaft. Am Fuße dieser Felscntbürme haben Azramanl und Ferragns gegen die Paladine Karl des Großen gekämpft; vielleicht ist auch die Bcrgspitze nicht weit, von wo Astolrb in die Lüsle stieg. Wir lassen ihn steige» und richten unsere Schrille wieder erdwärts, kenn es ist winterlich kalt auf dicseii Höhen. Das Dörfchen Eödrcs, dessen Bevölkerung halb Französisch, halb Spanisch ist, empsängl u»S: treten wir ein zur Hülle des wackeren und guldcrzigcn Bergbewohners, wörmcn wir uns au seinem Feiter und vcrzebrc» wir unser Mstlagbrod in Gesellschaft irgend eines Conircbandiers, der gerate von scincnr Ge werbe rastet. Sind wir gestärkt, so nehmen wir unseren Weg durch das Bastanthal über den Tourmalct und endlich biuab in Las para diesische Campaner Thal »ach Bagnüees. Hier sind wir am Ziel de: Reise; wollt Jbr ruhen, Euch am Namrgenuß erholen und glücklich scpn, ich weiß Euch dazu keine» besseren Ort aus Erdcn zu nennen. Unlcrweges, während ich dic Berge hinauf und herab kletterte, kam mir aus einir Fabel Lasotitaine'S die Idee zu einem sünfakligcu Lustspiel, in welchem eine Menge pikanter Anspielungen auf unsere jüngsten politische» Ereignisse lagen. Ma» muß das Eisen schmieden, weil cS warm ist; ich miclhclc mir z» Bagnörcs cin kleines Häuschen, an einer reizend gelegenen Stelle, »eben dem schönen Lugo'schcn Schlosse, dcn großen Kastanien-Bäumen dcr Mainlcuon-Allee gegenüber, und lebie hier dic vierzehn ruhigsten, genußreichsten Tage meines Lebens. Früh und Abends schrieb ich an meiner Komödie; den Tag über machlc ich Spaziergänge in der reizenden Umgegrnd, im Campaner- und Eeponuer-Lhal, nach den Klöster» Mcdour und Elisßc-Saint - Paul, auch aus dic höchsten Bcrgspitzcn, cinmal nach dcr Cäsars-Schanze oder auf LaS Gral des Hchris, ci» andermal aus den hohen Pic du Midi, vou dessen Gipfel man das Thal vou Bigorrc und die Hügel, Landschast Böarn'S übersieht. Dic frische Bcrgiuft, da» klare Sonnen- licht, das Grün der Thaler und Abhänge, wie das den Wanderer an lacht, ihn erfrischt, ihn verjüngt! Leib und Scele wird gesund aus diesen sreicn Bergböbc»; Krankheit, Kummer und Verdruß, das bleibt Ailes unten: wenn man « nur beim Hcrabstcigeu nicht wiedersändc! Meine fünf Akte waren fertig und meines Bleibens länger nicht. Ich nahm vou dem schönen Campancr-Tbal Abschied, besuchlc das zwischen seinen Hügeln aumuibig belegene ArgellcS, das Städtchen Lourdes, dic bewundernswürdig schöne Kapelle Unserer licbei Frauen zu BGbarram und schlug endlich dcn Wcg »ach Pau ei». Dazu balle ich mehrere Gründe. Einer meiner Freunde, eben so lrcfflich von Cba- rakler als angcuehmer Gcsellschaflcr, vormals Eskadron«-Cbcs in der Königlichen Garde, wobul mil seiner liebenswürdigen Familie in dem cbcmals Königlichen Schlosse zu Pau. und ich hätte es nichl veranl- worlcn könncn, dic Pyrenäen besucht zu haben, ohne ibu zu umarmen. Eint» zweiten Bestich balle ich zu LcScar, unwcit Pau, abzusiallen. wobst, ich von dem General und dcr Licomlcsse zu kommen amgesorderl worden. Ich söumle auch nicht lange, der Einladung z" folgen; denn ich trug großes Verlangen, Cäcilie» wtcderzuschen. Das Schloß zu LcScar ist cin sehr schönes Gebäude und überaus günstig gelegen; der weiilaustge Park erstreckt sich bis a„ Len klaren, fchiicllströmenkcn Gavc; von den Fcnstcrn des Gesellschaft--Zimmers aus erblickt man in großer Nähe dic Hügelkette von Juranxon und an: Horizonte, in einer Entfernung von 1L Stunde», dic blaue, mit weißen Jinlcn gekrönte Linie der Pvrenäen. Als ich anlangic, wurde ich von der Vicomlcsse und ihrer Tochter überaus freundlich willkommen geheißen. Der General, erfuhr ich, war noch nicht von Barögcs zurück; inan denke sich daher mein Erstaunen, gl ich, in den Saal eiutrclend, Herrn von Casielnau gewähr wurde, dcr ans dem Kanapee saß und die Zeitung la»- Die Vicomtcsse bemerkte mcine Verwunderung: „Der General", sagte sie mir halblaut, „Hal ihn vorausgeschickl, dem Kommandanten in Pau Depeschen zu über bringen, cigenliich aber um Nachrichten von Cäcilicn cinzubolc», dic unter der Zeit sehr krank gewesen ist." Ich gab meinen Alt,heil und meine Besorgniß zu erkennen. „Es Hal glücklicherweise nichl« zu sagen", suhr sic sott. „Cäcilie bcsindtt sich bereit« viel blsscr. Ler General schreibt uns übrlgcns seit einer Woche, er werde komm'» von kincm Tage zum anderen; er hat ausdrücklich verlangt, daß Heinrich im Schlosse wobncn solle, und i» dcr Thal, cs Hölle sich dockt,»ich! gc- schickl, ibm eine andere Wohnung anzuweisen." — „Herr vo» bastel, nau", sagte ich, „verweilt also bereits seil einer Woche bier?" Die Licomlcsse crrittb meine Gedanken: „Ihre Besorgniß", Glste sie, „ist ungegründcl; ich kachle, Sir müßlen meine Tochter besser kennen; übngens versichere ich Sic, ich habe Cäcilicn "»d Minute aus tcn Augen gelassen." So vcrhirli c« sich in ter Thai, banste brachlc