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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränumerationen Preis 22j Szr. THIr.) vierteljährlich, Z Thir. sür da« ganze Jahr, ohne Er höhung, in alle» Theilen ter Preußischen Monarchie. Magazin für die Man rrännmerirt aus dieses Beit-latt der ÄUg. Pr Lraatk- Aeiiung in Berlin in ter Erpetitio» (Mohren-Straße Nr. Z4); in ter Provinz so wie im BuSlande bei den Wvbllöbt. Po»-Acmiern. Literatur des Auslandes. S8. Afrika. Algier und seine Bewohner. Nach Cap. Nozet. °) Capitain Rozel« „Reise in die Regentschaft Algier" ist ohne Zwei fel eines der besten Werle, die seit der Französische» Eroberung diese« Theil« von Nord-Asrika erschienen sind. Ler Lers, war als Ingenieur- Geograph dem Gmeralstabe des Französischen Heeres aliachirl und blieb mit demselben sechzehn Monate in Afrika, binnen welcher Zeil er an den meisten mililairischen Expeditionen ins Innere Theil nahm. Außer seinen eigenen Beobachtungen verdankte er teil Eingcbornen, und be sonder« einem Algierischen Juden, der Salomo hieß, viele Belehrung. Lieser Salomo war in der ganzen Berberei bekannt, sprach vortrefflich Französisch und entfernte sich in Allem, was er sagte, nie von der reinen Wahrheit. Die Regentschaft Algier ist ein langer und verhältnikmäßig schmaler Küstenstrich, der nach dem Innern zu keine bestimmte Glänze Hal und gleichsam in Gebirgen und Wüsten sich verlier!. Wer auf den am höchsten belegenen Werken de« Kaiser-Kastells (etwa eine kleine Meile südwestlich von Algier) sich umsteht, der erblickt gegen Süden einen von O. N. O. nach W. S. W. lausenden Höhenzug. Arnscit dieser Wellenlinie von niedrigen Bergen gewahrt er die große Ebene Mc- litscha, die sich in Ost und West unabsehbar auedehnl, aber im Süden von einer hohen mit erstgenanntem Höhcnzuge fast parallel lausenden Bergkette beglänzt wird. Liese Kette ist der Kleine Atlas. Wandert man quer durch die Ebene Meiidscha nach Süden und er klimmt de» Eipsel des Kleinen Aila«, dessen Südst'le viel steiler al« die nördliche ist, so enihüllcn sich den Blicken viele nach allen Rich tungen anslausende Bcrgreibcn, und den äußersten Horizont schließt eine mächtige Alpen-Mauer, die mir dem Kleinen Attas beinahe parallel taust — diese ist der Große Alla«. Gegen Osten, in einer Entfernung von ungesähr 2S Lieuc«, erhebt sich der Berg Dschurdschura, eine hohe und anscheinend ganz nackle Felsenmaffe. Jin Südwesten erscheint eine Reibe sehr hoher Gipfel; der entfernteste derselben, welcher an den Glänzen von Marokko cmporsirebt, Hal die Form eines Zuckerbuls. Bon Algier und von Oran ist die Entfernung des Alla«-Gebirge« fast ganz dieselbe; sie belrätzl ungefähr 8 Lieuc«. Cap. Rozel ist naiürlich viel umständlicher in Bezug aus Algier selbst, al« bei anderen Siätten, wo sein Aufenibalt von kürzerer Dauer gewesen. Da« Acußcre jener Sladl ist schon hinlänglich bekanni; aber die häuslichen Einrichlungen der Bewohner sind es viel weniger, Lassen wir uns durch Herrn Rozet in dieses Heiliglbum einführcn. „Die Häuser von Algier", sagt er, „sind alle von gleicher Form und Ein richtung, obwohl eine« besser gebaut ist al« das andere; es sind rcchl- winkelig^ Biercckc, au« vier Mauern gebildet, welche bis zur Hobe eine« dritten Stockwerks emporsteigcn. Sie haben kleine Luftlöcher, aber leine Fenstrr. Letztere sicht man fast nur an den Häusern der Andru, unk auch da sind sie durch sehr starke Gitter verschlossen. Aedes Hau« bat «inen ziemlich breiten und gewölbten Eingang, zu dem eine Reihe Stufen führt. Am Erdgeschosse sind die Ställe, die Waarcn-Lager, die Woh nungen ter Sklaven und ein -Vestibül, das man gleich betritt, wenn man zur Hausthür hcreinkvmmt. An den HLiisern der Reiche» bjipel Liese Borhallc ein großes rechtwinkliges Gemach, von welchem zwc, Seilen mit einem erhöhten Sitze aus Stein oder Marmor und mir einer Reihe Säulen geschmückt sind, die ein Gesims oder in Stein gearbeitete Maurische Bogen unterstützen und somit kleine Arkaden bil den, unter denen der Herr de« Hauses, seine Pfeife fchmauchend, nictcr- kauen und Besuche empsängt oder Geschäfte verhandelt. Diese Halle beißt Skifa. Auf den langen Sitzen, wo die Besucher sich nieder- lassen, sind Binsenmatten, Schaffelle oder Tcvviche au«gebreitet." ,-Verläßt man die Skisä, so steigt man eine Treppe hinan, deren Stufen aus Schiefer und Porzellan-Ziegeln, zuweilen auch aus Mar mor oder Stein bestehe». Diese Trevpc führt u»s zu einem viereckigen Hose im ersten Stockwirk, dec von einrr da« zweite Stockwerk unicr- stützenden Kolonnade umgebe» ist. Der Hof ist »ich, bedeck,; durch ihn kommen Licht und Luft i» die Gemächer, von denen jedes mit den, Hose durch eine Tbür und mehrere Fenster in Vcrbmdung siebt. Die Zimmer sind lange Räume, deren jeder eine ganze Seile des Gc- däude« einnimntt. Gewöhnlich ist die Treppe an der eine» Seite ange bracht. In die Zimmer führt ein großer gewölbter, durch zwei Flügel- - Vorax« I, li-g-llo« Mälzer. l-«r le l'-pie-uiu! köret, r vol , I8ZÜ. 1837 tbüren verschlossener Eingang, in welchem zwei kleine viereckige Ocffnnn- gen angebracht sind. Nur die letztere» sieben gewöhnlich offen; die Flügellbüren öffnet man nur, wenn es dringend nolbwendig, oder bei feierlichen Gelegenheiten. Die zu beiden Seiten der Tbüre befindlichen Fenster bestehen bloß aus Giiierwcrk von Eisen oder Erz. An beiden Ertremitälcn der Zimmer befinde» sich Postamente vo» Holz oder Stein, aus welchen die Lette» ruben. Diese Leit-Picdestale sind ost so hoch, daß man sie auf Leitern ersteigen muß, gegenüber dem Eingang siebt man gewöhnlich eine überwölbte Mauer-Nische, mit einem Divan oder Polstern darin, auf welchen die Frauen während de« Tage« sitzen. An jeder Seil« tc« Divan'e hat man Tassen-Gestelle in der Blauer an gebracht." „Die Möbsl eine« Algierschcn Zimmer« bestcben an« einer oder zwei hölzernen Kommode», die bei den Reichen bemalt und vergoldet sind, au« einem kleinen runde» Tische, au« den Polstern, welche den Divan bilden, Teppiche» oder Binsenmatten, die de» Fußboden decken, und den vorhin erwähnlcn zwei Betten. Die Bcstandihcile der letzteren sind: eine ziemlich gute wollene Matratze, ein Polster, Bettlaken aus Leinwand oder Kattun und eine Decke von Seide oder sehr leichter Wolle. Biele ärmere Bewohner schlafen aus Schaffelle» oder Binsen matten. An dem Raum neben der Treppe findet man aus jedem Flur eine Küche und Garderobe, die außerordentlich rein gehalten werde». Nur iu ter Küche ist ei» Kami» angebracht, dessen Sims die ganze Breite de« Raumes einnimntt. An sehr geringer Erhöhung über dem Fußboden befinden sich mehrere ttciiie rnude Oese» aus Ziegelsteinen, und ans jedem derselben liegt ein Rost, auf'welchen man den Topf stellt. Die Kiichengerälhe sind au« Thon oder Bronze mit einer Bei mischung von Zinn." „An jeden, Hause gicbt e« drei Stockwerke, von welchen da« dritte gewöhnlich nur ei» oder zwei Zimmer enthält; der übrige Raum ist eine Plaiform, auf welcher die Frauen frische Luft schöpfen. Uebcr den Zimmern des dritten Stockwerks befinde» sich ebenfalls kleine Terrassen, zu denen man aus Leitern gelangt, nnd welche die weiblichen Bewohner nach Soniienunlcrgang zu besuche» pflegen." Folgcttde Beschreibung gicbt der Verfasser von dem Gebäude in Algier, in welchen, früher die aus den Raubzügen diese« Korsaren- Siaaics erbeulclcn Sklaven lingesperrt wurden: „Als Algier noch blühend und mächtig war, gab «S mehrere solcher Gefängnisse, ,» denen man eine große Anzahl Christen-Sklaven nnlcr- brachle; aber in Folge des vo» Lord Ermoulb -ftklirlen Frieden« wur den diese Gefängnisse geleert, und seitdem konnten die Algicrcr nur let ten einen Menschenraub begeben. Als wir Algier eroberten, sanden wir nur noch Einen Kerker; dieser lag in der Straße Bab-Asun, nicht weit von der große» Agnilscharen - Kaserne. Es befanden sich darin die we nigen noch lebenden Individuen von den zum größten Theil niedcrge- mctzelien Mannschaften der beiden gestrandeten Briggs, einige Franzö sische KrirgS-.Gcsangenr, welche die Türken dem Aalagau der Bcdninen entrissen batten, und einige Griechische und Gennesischc Sklaven, die tchon ein paar Jahre hier schmachlclen — in Allem >22 Personen. Bald nach unserem Einzug in Algier besuchte ich dieses Gcsänguiß, wo ich noch einige Sklaven und zwei unserer Soldaten vorsand. Pta» Halle sic, wie Galecic» - Sklave», paarweise znsammengckettct, aber sie durften iin Kcrkcr herumgehc». Alle Tage erhielt Jeder von ihnen zwei kleine schwarze Brodle von der Stärke einer Faust, „„o etwa« Wasser; ihr Nachtlager bildeten Schaffelle und ein paar Lumpen. Ihre Wächter behandelten sie mit Härte, schlugen sie aber »ich,. Sklave», die schon mehrere Aabrc hier waren, erbiettcn täglich zwei Brodle mehr als die klebrigen, wurde» aber dafür häufig geprügelt. Das Gcsängniß war ein altes ui Verfall geraihcnc« Gebäude. Ler Raum für die Sklaven, j» dem sic kaum Alle Platz hattcn, maß 18 More« in dcr Länge und y Menc« in dcr Beeile. Es war dieses Gemach eine ehe malige katholische Kapelle lind stieß an eine große, jetzt gar nicht mehr bewohnbare Gallerte. Ansangs hatte man alle Feilster vermauert; da aber die Gefangenen beinahe erstickt wären, so fand man es geraihc», sic wieder zu offnem Die Fenster aber blieben »vn ohne Bedeckung, so daß die Gcsangcueii gegen Wind nnd Regen kcincn Schutz batl-m" Besuche-! wir jetzt an dcr Hand de« Verfassers die vorttehmsten öffentliche» Vcrgnügmlfl«-Dritter, p. h. die Kafscehäusdr und die Barbi erlab c». „Ach habe in Algier nicht weniger als tcebzig Kaffeehäuser gc- jähll; aber nur fünf oder sechs derselben verdienen Beachtung, denn die übrigen sind wahre Löcher von ungefähr sechs Fuß fe) im Gevierte. Las mertwäikigste von allen liegt in ter Mamie-Straße nicht weit von dcr Moschee; es bcstchl aus mehreren schmale», aber scbr langen Berkin, Dienstag den 16. Mai