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Wöch-Mlich erscheinen drei Nummern. PränumeeaiionS- Prc.S 22j Sgr. (; Tb'r.) vierteliübrlich, 3 Thlr. für daS ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theile, der Preußischen Monarchie. Magazin für die Man vranumerirt auf diese« Peilnau der Mg. Pr. StaatS- Zeieung in Berlin in der Expedition (Mohren-Straße Nr. 34); in der Provinz so wie im AuSlande bei den Wohlldbl. Post Acmtcen. Literatur des Auslandes. 40. Berlin, Montag den 3. April 1837. England. Graf Essex und Sir Walter Raleigh, von Rob. Southey. Die unter dem Namen „0:>hin<l-0^oIopseiIia" erscheinende Samm lung werchvoller neuer Werke bringt jetzt eine Reihe von Biographie«» Englischer Admirale, mit einer übersichtlichen Geschichte der Englischen Marine zur Einleitung, aus der Feder de- gekrönten Dichter« Robert Souihey.") Der unerhörte Beisall, womit das lieben Nelson s, von demselben Verfasser, — in dec That die trefflichste Biographie, deren irgend eine Sprache sich rühmen kann, — vom Publikum ausgenommen worden ist, Hal die Redaktoren der (^eloxmociio wahrscheinlich veran laßt, sich für diesen Gegenstand an Southey zu wenden. Niemand hat aber auch wohl einen solchen Stoff besser in seiner Gewalt, al« er; Niemand vielleicht brächte eine so aiisgebreitct'e Belesenheit lind eine so kernige, patriotische Gesinnung zu dieser Arbeit mit. Southeys Lebens- beschreibungen der Britischen Admirale dürsten dem Englischen Publi kum eine langt und reiche Folge von Unterhaltung und Belehrung ge währen. Inzwischen scheint doch da« Game etwa« zu weitläustig angelegt zu seyn. Dec vorliegende Band enthält da« lieben zweier Männer, Robert Devereux'« Grafen Essex und Sir Waller Raleigh'«. Die Er eignisse, welche ec darsteilt, füllen kaum ein halbes Jahrhundert. Wie soll da« werden, wenn allen ausgezeichneten Secbelde» Englands in den letzten Jahrhunderten gleiche Ebre widersahren soll? da würden fünfzig Bände nicht zureichcn. Liesen Fehler hat übrigen« das Werk mit allen übrigen Theilen der Oahinet-t))cI<>zEfli« gemein; die ganze Samm lung zeichnet sich dadurch au«, daß auf Raumverhältniß, auf Methode, a..f Ziel und Ende so gut wie gar nicht gesehen wird. Robert Devereux, Graf Essex, war t5«7 geboren und starb be kanntlich I60l eines tragischen Todes aus dem Blutgerüst. Es ist ein ausfallender Umstand, daß auch sein Baier und sein Großvater vor ihrem 36sten Jahre gestorben waren; der Bater, erzählt man, rief noch auf dem Sterbebette den jungen Robert zu sich und bat ihn, allezeit an die 36 zu denken. Lon der Gemülhsart dieser seiner Vorfahren wissen wir nichts, aber an ihm, an Essex selbst, bewährte sich das Wort der Schrift: der Blutdürstige wird nicht die Hälfte seiner Tage leben. Alle«, was er erreichte, verdankte er seiner Stellung in der Gesellschaft und der Gunst Elisabeth'«, die, ihrem eigenen besseren Unheil zum Trotz, sich immer aus« neue durch die anmuthige äußere Persönlichkeir de« Günstling« gewinnen ließ. Sein Lebenslauf war wenig rühmlich: von Ingend an sittenlos, gedankenlos, der Verschwendung auf niedrige Weise ergeben und eitel bi« zur Albernheit; nicht besser sah cS mit seinem ädrigen Leben auS. Uebermulbig bauend auf die Königliche Gunst und überzeugt, daß sic ihren Freund nicht im Stich lassen würde, wenn auch Alle« ibn verließe, hätte es ihm nicht schwer fallen dürfen, die hohen und wichtigen Aufträge, die ihm zu Theil wurden, mulbig und geschickt zu vollziehen. Er hingegen scheiterte schimpflich mit allen oder beinahe mit alle». Er, der charakter- und talentlose verzärtelte Glüekepilz, machte sich, wie Alle seine« Gleichen, durch sie chen Uebermulh unzählige Feinde. Einer von diesen, ein Mann ähnli chen Schlage« wie ec selbst, war Raleigh, den Essex als Befehlshaber der gegen Cadix au«geschickien Flotte unversöhnlich beleidigte. Dafür verfolgte Raleigh den Grase» mit grimmigem Haß bi« zu seiner Todes stunde und drängte sich, als triumphirender Zeuge, zu seiner Enthaup tung im Tower. E« war aber nicht bloß Mangel an Verstand und Fähigkeit, wodurch Essex sich im Dienste seiner Königin verging; er be leidigte sie beständig durch seine abgeschmackte Eitelkeit, seine kindische Reizbarkeit, er ermüdete ste mit unvernünstigen Klagen, er erwies ihr Ungehorsam und Trotz. Zweimal sogar wurde er zum Verrälher, «in Umstand, der erst später bei seinem Prozeß und seiner LernNbeilung allgemein bekannt wurde. Al« Vice-König von Ireland nämlich stand er in geheimem Vernehmen mit dem Rcbellenhaupt Tirone, um sich selbst auf den Thron von England zu fchwinge»; ob er ibn mil Elisa beth zn theile» oder sie beradzustoßen gedachte, jst nicht au«g«machi. Al« er endlich wegen vielfacher, grober Vergeben in« Gefängniß gewor fen wurde, Halle er noch immer mil irgend gewöhnlichem Maße von Verstand und Geduld sein Leben reiten können; aber er machte ««, wie alle verdienstlose Emporkömmlinge: im Glück hochfahrend und trotzig, verlor' er bei bereinbrechender Widerwärtigkeit den Kopf und versank in den elendesten Kleinmulh. Ma» kann nicht« Verächtlichere« lesen, al« ') Liv«, of tke Kritik Milk L» iotro6«etorF Pt Ike »SV»! »f Lvxiaock. V7 koken GouLke^. , 18-7. seine noch ausbebaltenen bittenden Briefe an die Königin. Zu seinem Unglück und zum Glücke für da« Land, da« ihn lo« wurde, war er auch im Kerker noch nicht der Mann, bei Einem BetraK» zu beharren; jedes Lüftchen änderte seine Entschlüsse; er, der eben noch demütbigst um Verzeihung gebeten, »erstieg sich auf einmal zu trotzigen und belei digend«» Worten, warf sich dann wieder schmählich in den Glaub, kroch, lrotzle, drohle, heuchelte und nahm abermals zum Verralbe seine Zu« flucht. Von seinem Kerker korrespondirle er mit Päpstlichgestnnten und Puritanern, versprach ihnen, sich ihrer Rechte anzunehme», und erbat sich dafür ihren Beistand, um alle seine persönlichen Feinde vom Hose zu entfernen, das hieß mit anderen Worten, die Königin zu vertreiben oder gar zu ermorden. Selbst nach einem solchen Vergehen sträubte sie sich noch aus alle» Kräften gegen da« Tode«urtheil, und hätten nicht sämmtliche Höflinge den Günstling wülhend gehaßt und sich zu seinem Tode verschworen, Essex wär« am Ende noch in Freiheit ge fetzt, vielleicht gar wieder zu Gnaden angenommen worden. Die Ge schichte von dem Ringe, den er der Königin geschickt und de» die Gräfin Nettingbam unlerschlagen haben soll, ist abgeschmackt ersonnen. Elisabeth war damals 67 Jahr alt, und cs war durchaus nicht zu hof fen, ste jetzt noch bei einer weibliche» Schwäche zu fassen. Die Hin richtung war, nach der vorliegenden Darstellung, gerecht, wie wenige in der Geschichte; der verächtliche Verrälher starb, und keine menschliche Seele beweinte ihn, außer seiner Wilwe; aber auch diese lröstele sich bald und heirathcle — wir lassen Souihey reden — „und beiralhete den Grasen Elancicarde; in Folge dieser Vermählung bekehrte ste sich zu einer Religion, der zufolge sie glauben mußte, ihr erster Gemahl Sidney, ihr zweiter Esser und ihr Vaier Walsingham seyen zu ewigen Höllenqualen verdammt." Wenn es von Sir Walter Raleigh gleichfalls gilt, daß er seinen Rang an Elisabeth'« Hose mehr dem Glück a>« dem Verdienst verdankte, so muß man doch in ihm einen säbigeren und kräftigeren Geist und einen standbasleren Charakter anerkennen, als an seinem Feinde Essex. Auch er war ohne Gesinnung und Grundsatz, liederlich, eitel, selbstge fällig in gleichem Grade, der Verstellung in noch höherem Grad« fähig al« Essex. Ec war durch und durch falsch und durch und durch sitten los. Seine vielen Liede«-Iniriguen gereichten der Königin zu großem Verdruß; denn bei all ihrer Gunst sür Raleigh konnte ste«« nicht leiden, wenn an ihrem Hose ein andere« Frauknjimmer bewundert wurde al« ste. Man erstaunt ubrr die Verwegenheit Raleigh«, mit der er der Königin, in Ausdrücken der demüthigsten LiebeSverzweiflung, ewige Treue zuzuschwöien, ihr zu schwören wagt, daß er keine außer ihr liebt. Und bas «hat er nicht Einmal, sondern ost! „Diele« Uincrfangen wäre unglaublich", sagt Southey, „wenn un« nicht ein Bries von Raleigh an Cecst ausbehalten wär«, worin «r sich selbst in seiner Rolle schildert. Der Brief enthielt Anfang« nur Ge schäftsberichte in Beziehung aus Raleigh'« Kommando; er war nämlich Hauplmann in der Leibwache der Königin. Dann auf einmal geht er in die übertriebensten phantastischen Schmeicheleien über, die ein Mag» von seinem Geiste auszusprkchen und eine Königin von Elisabeth'« Größe zu empsangen sich gleich sehr hätten schämen sollen. „Mei, Herz", ,chreibt er, „mochte nie zuvor breche» bi« auf diesen Tag, da ich höre, daß unsere Königin so weit von binnen reist, die Königin, der ich so manches Jahr auf manchen Reisen mit großer Lieb« und lreurr Sthnsucht nachgcgangen, wo ich jetzt dahinten bleiben muß, wie in einem wüsten finsteren Kerker in der Einsamkeit. So lange Sie noch in meiner Nähe war, daß ich alle zwei oder drei Tage von ihr hören mochte, da war mein Kummer noch geringer, aber jetzt, da ich Euch schreib«, ist mein H«rz ganz und gar in Gram und Elend ver sunken. Ich, der ich gewohnt war, unsere tapfere Königin zu seben, hoch zu Roß wie Alexander, jagend wie Diana, einberschreitend wie Venu«, und zn schauen, wie ibr die blonden Locken im Wind um die klaren Wangen flatterten, wie einer Walde«-Nymphe, und wie sie im Schalten unter den Bäumen saß, gleich einer Göttin, und wie sie sang, gleich einem Engel, und zur Harfe spielte, gleich einem Orpheus, — denkt Euch meine Schknerzen! Wa« ist diese Welt, wenn ein Verlust mich aller dieser Lust beraubt! O, du hohe Herrlichkeit, die, sagt man, den Unglücklichen gnädig erscheinen soll, was ist au« Deiner Verheißung geworden? Alle Wunden vernarbe», nur die schmerzlich verwundete Phantasie nicht; aller Kummer wird gekeilt, nur der Kummer um Weiber nicht. Sagt mir, wann kann sich Freundschaft besser erproben, als im Mißgeschick ? Und wo kann die Gnade, sich herrlicher zeigen, al« bei Vergehungen? — Rächen und Strafen, da« ist der Thier« und der Sterblichei Erbiheil; da ist göttliche Huld, wo Mitleid und Verzeihung ist. All die Erinnerung vergangener Jahr«, die Liede, die Seufzer, der