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hoch, daß Niemand den Bahnhof betreten konnte. Im Lehrter Bahnhof mußte, der Warlesaal der 3. und 4. Klasse geräumt werden, weil die Decke einzustürzen drohte. Die Schmuckanlagen der großen Plätze sind durch den Hagel vernichtet. Auf der Ring bahn schlug der Blitz in die Lokomotive eines fahrenden Zuges und verletzte den Heizer und den Maschinisten schwer. Rundschau. — Berlin. Der Kaiser, welcher am Sonnabend bei dem Konigl. sächsischen Ge sandten GrafenHohenthalund Ber gen das Diner einnahm, erschien in der Uniform des sächsischen Grenadier- Regiments Nr.1O1 und war begleitet vom General ä la suite Generalmajor v. Löwenfeld und dem Flügeladjutanten, Korvettenkapitän v. Grumme. An der Tafel saß dem Kaiser zur Rechten die Frau Gräfin v. Hohenthal, links der Reichskanzler, gegenüber der Herr des Hauses — Der Kaiser hat für Preußen bestimmt, daß die zur Belohnung einer besonders aus gezeichneten Hilfsleistung bei Rettung aus Gefahr gestiftete Auszeichnung künftighin all gemein die Bezeichnung „Rettungs-Medaille am Bande" führen soll. — Wernigerode, 14. April. Graf TheodorStollberg-Wernigerode ist im Alter' von 74 Jahren hier verstorben. — Frankfurt. Wie der „Frkf. Ztg." aus Darmstadt gemeldet wird, beträgt die Summe, zu deren Zahlung der Großher- zog von Hessen zum standesgemäßen Unterhalt der geschiedenen Großherzogin sich verpflichtet hat, 50 000 Mark jährlich. — Das Reichsmariueamt beschloß, in diesem Jahre auf eine Sicherstellung der Kohlenlieferung für deutsche Kriegsschiffe in englischen Häfen zu verzichten. Es giebt auch deutsche Kohlen genug. — In der Zolltarifkommission werden von den Agrariern weitere Zollerhöhungen beantragt für Würste, Milch Butter und Hühner. — Stuttgart. In verschiedenen Teilen Württembergs gingen am Sonntag heftige Gewitter nieder; Blitzschläge und Regen güsse richteten teilweise nicht unerheblichen Schaden an. — Berlin, den 14. April. Der evan gelische Pfarrer Disselhoff wurde in später Nachtstunde hier verhaftet, weil er ca. 105 000 Mark amtliche Gelder unterschlagen hat. Der Verhaftete, ein noch junger Geistlicher, ist verheiratet und Vater von vier Kindern. — Die Theaterfahrt der Leipziger Studenten nach Paris ist im letzten Moment rückgängig gemacht und endgiltig aufgegeben worden. Damit ist jene Angelegenheit erledigt, die, wie gesagt, sogar zu einem Eingreifen des Reichskanzlers geführt hat. Die Studenten haben ihre Kunstreise nach Antwerpen und Utrecht gerichtet. Die Unruhen in Belgien. Brüssel. Während der Abgeordnete van der Velde gestern Abend in der Umgebung des VolkShauseS von Gruppe zu Gruppe gmg, um die Menge zur Ruhe aufzufordern, wurde er durch einen Steinwurf in den Rücken verletzt. — Der Ausstand ist allgemein in den Kohlengruben, Glasfabriken und Hütten werken einschließlich derjenigen von Mariemont und BaScoup. — Wegen des heute ausge sprochenen Ausstandes werden das Kammer gebäude, das Rathaus, das Volkshaus und mehrere StaatSgebäude durch starke Ab teilungen der Bürgergarde geschützt. Die Truppen sind konsignirt. Die Regierungs kreise scheinen dem AwSgang der Krisis ohne Besorgnis entgegenzusehen, r— Heute früh traten die Arbeiter der Steinbrüche Amdleve- thal in den Ausstand. In Poulseur wurden Steine in die Fenster des Pfarrhauses, des Hauses des Vikars, desKlosterS der katholischen barmherzigen Schwestern und der Wohnungen der Steinbruchsbesitzer geworfen. Ein immenses Untergrundbahnprojekt hat eine Finanzgruppe für London ausgear beitet. Mit einem Kapital von zunächst 300 Millionen Mark soll unter dem gesamten Terrain Londons von Richmond westlich bis Mouthend östlich — eine Distanz von etwa über 100 Kilometer — ein Zwillingstunnel gebaut werden, der weiterhin Zweiglinien nach Norden und Süden erhält. Die Ge samtlänge der Tunnelanlagen wird ca. 180 Kilometer betragen. London wird dadurch 37 neue Untergrundstationen zu den neu er öffneten 81 Stationen der Distrikt-Railway erhalten. Der große Erfolg der Untergrund bahn von der Mitte der City westwärts nach Shepherds Bush, die ihre Passagiere für 15 Pfg. in zwanzig Minuten ebensoviele Kilo meter weit befördert, und die Thatsache, daß der Verkehr in London mit den bestehenden Mitteln nicht mehr zu bewältigen ist, lassen die Rentabilität dieses Unternehmens, welches alle früheren an Schnelligkeit der Beförderung übertreffen wird, ziemlich wahrscheinlich er scheinen. Für den elektrischen Betrieb der Bahn wird an der Themse bei Chelsea eine Kraftstation errichtet, die effektiv das größte elektrische Unternehmen der Welt sein wird. Südafrika. jj London, 14. April. Die Buren- Delegirten Schalk Burger, Präsident Steijn, Delorey, Dewct, LouiS Botha, Lucas Meyer trafen am Sonnabend Abend von Klerksdorp kommend in Pretoria ein. Sie ersuchten Lord Kitchener um nähere Auskunft über die Haltung der englischen Regierung. Kitchener erbat infolgedessen in London sofort In struktionen. Chamberlain berief nach Eingang der Depeschen den Ministerrat zusammen, der von Sonnabend Abends 11 Uhr ab in seiner Wohnung Sitzung abhielt. Die Burenführer erklärten Kitchener, nach Eintreffen der Antwort der englischen Regierung in die Beratung eintreten und nach einigen Tagen endgiltige Vorschläge machen zu wollen. Die englische Regierung erklärt in ihren Veröffentlichungen, daß ihr Bestimmteres zur Zeit selbst nicht bekannt sei. Im Gegensätze hierzu veröffentlicht der „Expreß" bereits die vier Hauptbedingungen, die seitens der Ruren-Delegirten gestellt seien; sie lauten: Selbstregierung der beiden Buren- Republiken, volle Annestie, für alle Krieg- teilnehmer inklusio der Kaprebellen, Wieder aufbau der von den Engländern zerstörten Farmen auf Kosten Englands, Entschädigung aller sonstigen privaten Verluste. Die übrigen Morgenblätter beurteilen die Lage für Endland wesentlich günstiger und halten das Friedensbedürfnis der Buren für dringlicher, da auch Steijn, Dewet und Delarey, die bisher von Unterhandlungen nichts wissen wollten, in Pretoria angekommen seien. London, 14. April. Ein Depesche Lord Kitcheners vom 13. April aus Pretoria be sagt: Oberst Colenbrader griff am 6. April das Lager Beyerä an; Oberst Murray wurde dabei schwer verwundet, Leutnant Lincoln getödtet, ein Leutnant und fünf Mann ver wundet. Der Verlust des Feindes an Todten, Verwundeten und Gefangenen betrug 106 Mann. — Die Streitmacht des Obersten Terman wurde in der Nähe von Bulfontein von einer numerisch stärkeren feindlichen Macht angegriffen; ein Offizier und zwei Mann sind gefallen, vierzehn Mann wurden ver- mundet und ein Teil einer Patrouille ge fangen genommen. — In West-Transvaal in der Nähe von Rooiwal griff der Feind am 11. April den Obersten Kekewich an. Es entspann ein heißer Kampf; der Feind wurde zurückgeworfen und ließ 44 Todte, darunter den Kommandanten Potgieter, auf dem Schlachtfelds zurück, 34 verwundete und 20 unverwundete Buren wurden gefangen genommen. Der Verlust der Engländer war: ein Offizier und fünf Mann todt und 52 Mann verwundet. Bei der Verfolgung er beutete Oberst Kekewich zwei Kanonen und ein Maschinengeschütz. Aus Stadt und Land Naunhof, 15. April. Naunhof. Gelegentlich einer am Sonn tag stattgefundenen größeren Festlichkeit, worauf wir noch zurückkommen, wurde der hiesigen frei Willi gen Fe verwehr von Herrn Baumeister Kittel aus Leipzig 500 Mk. gestiftet, während dem Turnvereine von Herrn Erich Francke, Sohn des verstorbenen Herrn Dir. Francke, ebenfalls 500 Mk. gestiftet wurden. Naunhof. Wenn heute Zauberkünstler auftreten und ihr Publikum wirklich zu fesseln und zu unterhalten verstehn, so ist dies in unsrer Zeit keine so leichte Sache, weil Elektrizität und Magnetismus, mit denen diese Herren früher viel arbeiteten, jetzt keinem größeren Schulkinde mehr unbe- kannte Begriffe sind. Desto bedeutender sind demnach die Leistungen eines solchen Künstlers zu bewerten, wenn er mit den einfachsten Mitteln seinem Auditorium Produktionen vorführt, für die auch der Gebildete vergeb- lich die natürliche Lösung sucht. Da es aber selbstverständlich keine übernatürlichen Vorgänge dabei giebt, so sind dieselben eben nur durch die phänomenale Fingerfertigkeit eines Mannes zu erklären, der in seinem Fache Meister ist. Daß Herr E. Thierbach aus Meißen entschieden unter die besten Meister seiner Kunst zu rechnen ist, bewies er in seinen Sonntagsvorstellungen im Gast hof zum goldenen Stern. Die Vorführungen waren verplüffend und wurden so exakt au«- geführt, daß sie wert gewesen wären, besser besucht zu sein. Was Herr Thierbach bot, waren keine landläufigen Jahrmarkts-Gaukeleien sondern Kunstproduktionen, wie sie kaum in den besten großstädtischen Varietes zu finden sind. -f- Falsche Thalerstücke sind im Umlauf. Dieselben sind ziemlich gut ausgeprägt, aus Bronze hergestellt, versilbert und wiegen nur 1 Gramm weniger als die echten Stücke. Die Falschstücke tragen das Bildnis Friedrich WilhelmSlV.von Preußen, das Münzzeichen und die Jahreszahl 1860. Sie gleichen an Klang und Farbe echten Exemplaren ziemlich und fühlen sich nur etwas fettig an. -j- Schonzeit für Wild. Im April be finden sich folgendes Wild resp. Fische und Vögel in der Schonzeit: Elchwild, das männ liche Roth- und Damwild, die Wildkälber, Rehböcke und Rchkälber, sowie weibliches Rehwild und auch der Dachs. Ferner dürfen Rebhühner, Auer-, Buk- und Fasanen- Hennen, Wachteln, Haselwild und Hasen nicht geschossen werden. -j- Daß es ratsam ist, unbewohnte Bogel- Nistkästen gelegentlich einmal einer genauen Durchsicht und Reinigung zu unterziehen, beweist nachstehendes Beispiel. In Lommatzsch war es einem Einwohner ausgefallen, daß in einen noch vor kurzem von einem Staren pärchen bewohnten Nistkasten auf einmal kein Star mehr ein- und ausflog der Kasten von den Schwarzröcken geradezu ängstlich gemieden wurde Er machte sich daher an eine U iter- suchung des Kastens und man fand darin einen toten, arg zerzausten Staar. Er erinnerte sich hierbei sogleich eines mehrere Tage vor her von ihn beobachteten Vorganges, bei wel chem drei Staare, von denen vermutlich zwei wegen eines Weibchens in Streit geratene Kampfhähne waren, arg in Fehde lagen und der heiße Kampf mit der Niederlage und dem Rückzug eines der Kämpfenden endete. Diesen entflohenen, arg zerzausten Staar hielt der Unlersucher des Kastens sofort für den auf« gefundenen toten. -j- Ein Mahnwort an die Mütter! Hü tet Eure Kinder vor dem frühzeitigen Sitzen auf kalter Erde! Viele, denen die Wartung und Pflege von kaum des Sitzens und Gehens fähigen Kindern obliegt, glauben den Kleinen eine Freude zu bereiten und sehen eS als eine Abhärtung des Körpers an, wenn sie die Kinder auf dem an öffentlichen Wegen ange fahrenen Sand oder auf Wiesen und in Gärten umhersitzen lassen. Das ist ein gefähr liches Wagnis, da die bis in den Monat Juni hinein währende Feuchtigkeit der sich erst allmählig erwärmenden Erde ungemein schädlich auf den zarten Bau der Kinder wirken muß. Taucha. In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag wurde im Kassmlokale der hiesigen Am Danns der Schns- Roman von Egon Rothenfel» 59 Diesen sand Richard nun aber so mit Geschäften überhäuft, vaß er nur die notwendigsten Informationen von ihm erhalten konnte, und von diesem erfuhr er auch zn seinem großen Schmerze die, wie allen, auch ihm unbegreifliche Nachricht von dem rät selhaften Verschwinden seiner Schwester. Diese aufzufinden schien ihm für den Augenblick das Not wendigste, und so begab er sich, ohne bestimmten Plan aller dings, auf die Suche nach der Verlorenen, doch mit wenig gün stigem Erfolge. Einen Erfolg hatte er jedoch bei seinen vielen Reisen, die er in der ganzen Umgegend unternahm, und da» war der, daß er zufällig in einem kleinen Ort des Rheinlandes den Rittmei- ster Hohlfeld traf, der ihm bald gestand, daß er zu gleichem Zweck die Gegend durchstreifte. Diese Gemeinsamkeit ihrer Zwecke verband beide Männer auch bald zu gemeinsamem Handeln, und so reisten denn beide fortan in Gesellschaft, beide das gleiche Ziel vor Augen, beide von gleichem Feuereifer beseelt, dieses Ziel zu erreichen, der eine die Geliebte, der andere die Schwester wiederzufinden. Noch immer fehlte ihnen jeder Anhalt, häufig wurden sie auf Spuren geleitet, die sich nachher als gänzlich falsch und trüge risch erwiesen, und so waren sie denn auf ihren Irrfahrten auch nach Biebrich gekommen, wo sie über Weihnachten zu bleiben gedachten und wo sie die Familie Arnold, welche den Rittmei ster seinen Angaben zufolge weit weg glaubte, trafen. Hier also hatte Richard die reizende Martha Arnold kennen gelernt und sich, wie er heute dem Rittmeister gestanden hatte, sterblich in sie verliebt Martha war keine vorzügliche Schlittschuhläuferin, und auch Richard hatte in dem heißen Indien, wo sich für derartige Ver gnügungen gar keine Gelegenheit bot, seine frühere Fertigkeit in der Kunst des Eislaufeus etwas eingebüßt. Freimütig gestand er dies dem jungen Mädchen, bat sie aber trotzdem, sich ihm ruhig anzuvertrauen, er werde sie sicher leiten und sie stutzen, wo eS nötig sein sollte. Wirklich ging es besser, als beide an fangs geglaubt hatten, und bald glitten die jungen Leitte mit elegant ausgeführten Windungen und Biegungen, bald Kreise schlagend, bald ruhig dahingleitend, Hand in Hand über die glatte Fläche. Die Teiche waren heute belebter al» sonst; die Nachricht von der Festigkeit des Eises, sowie der klare Wintertag hatte das junge Volk aus der gauzen Nachbarschaft auf das Eis ge lockt und manches Auge sah teils neugierig, wer wohl verfremde Herr mit dem gebräunten Gesicht sein mochte, teils neidisch dem hübschen Paare nach. Seltsame Gefühle bewegten Richards Herz, als er so an der Seite des geliebten Mädchens dahinschwebte, und ein tiefer Seuf zer entfuhr seiner Brust, als ihm die Hoffnungslosigkeit seiner- Liebe, die Liebe des armen unselbständigen Kaufmann» zu der reichen Erbin aufs neue klar wurde. „Ei, ei, mein werter Ritter," scherzte das junge Mädchen, „was war das für ein schwerer Seufzer? Keuut man denn das in Indien auch ?" Die jungen Leute h tten in dem Eifer, mit dem sie sich dem Eissport Hingaben, gar nicht bemerkt, daß sie sich immer mehr von dem belebteren Teil der Eisbahn entfernt hatten und in einen entlegenen, menschenleeren Teil derselben gelangt waren. Durch Marthas Frage wurde Richard erst aus seinen Träu men, denen er sich, ach, so gern hingegeben hatte, geweckt, und »vie von einem höheren Impulse getrieben, antwortete er schnell, fasthastig: „Nein, Fräulein Martha, das war ein deutscher, ein echt deutscher Seufzer, galt er doch deutschen Erinnerungen und deutschem Wesen, die meinem Herzen so nahe stehen." Und nun schien er sich auch ein Herz gefaßt zu haben und begann dem aufmerksam zuhörenden Mädchen die Geschichte sei nes Lebens zu erzählen; erzählte ihr, wie ihn in einer unseli gen Stunde sein Leichtsinn zu jenem Vergehen getrieben habe, wie seine Schwester es gewesen, die ihn damals gerettet, und Ivie sie diese edle That mit ihrem LebeuSglllck habe bezahlen müssen Mit edlem, immer zunehmendem Feuer erzählte er ihr, wie hochherzig Gertrud damals an ihm gehandelt, und wie ent setzlich ihm der Gedanke sei, er trage die Schuld an ihrem Un glück. „Schwer habe ich, glauben Sie mir das, Fräulein Martha," fuhr er immer mutiger fort, als er sah, mit welch' inniger Teil- nähme seine Erzählung ausgenommen wurde, „schwer, entsetzlich schwer habe ich all' die Jahre hindurch meinen jugendlichen Fehl tritt, dessen Folgen nur bi» vor wenigen Monaten «och nicht einmal in ihrem ganzen Umsange bekannt waren, gebüßt, und schwer muß ich jetzt au der Verantwortung tragen." „Armer Herr Walberg," tönte eS von Marthas Lippen. „O, haben Sie Dank, mein Fräulein, für dieses Wort, da» meinem armen Herzen so wohl, so unendlich wohl thut. Weiß ich doch, daß Sie mich nicht erbarmungslos verdammen. Und," einen gewaltigen Anlauf nehmend, setzte er mit vor innerer Er regung bebender Stimme hinzu, „nun, da ich diese süße Gewiß heit habe, sollen Sie auch erfahren, was mich bewogen hat, Sie in meine Vergangenheit einzuweihen, Sie wissen zu lassen, wel cher Dämon mit seinen Furien »nein armes Gewissen peinigt. Es geschah, weil ich, weil ich Ihnen sagen muß, daß ich Sie liebe, von ganzem Herzen, und ewig und wahr liebe, und Sie fragen will, ob Sie sich entschließen könnten, mein zu werden, ob Sie mein Weib werden wollen?" Auf alles war Martha eher gefaßt, als auf diese Liebeser klärung mitten auf dem Eise. Zitternd entzog sie dem jungen Manne ihre Hand. War da» ein Scherz? Dazu war die Situa tion, in der sich hier Walberg befand, doch wohl eine zu ernste, die Aufschlüsse, welche er ihr soeben über seine Vergangenheit ge geben, paßten wohl kaum zu einem frivolen Scherz; denn fri vol wäre e» doch wohl gewesen, mit einem so unverdorbenen Mädchenherzen, da» sich eben erst aus der Knospe zur Blüte zu entfalte» begann, solchen Scherz zu treiben. Ein Blick in Richards treue Auge» jedoch überzeugte st«, wie ernst er es mit seiner Werbung meinte ; dennoch war sie nicht im stände, ihm sofort auf seine Frage zu antworten. Errötend hatte sie sich abgewandt, so daß der ängstlich auf jede Bewe gung des jungen Mädchen» lauschende Richard die» für eine Ab weisung hielt. Mit bebender Stimme sagte er daher: „Fräulekn Arnold, verzeihen Sie einem armen, vielfach gemarterten Herzen, wenn es sich vermaß, auch einmal in den Himmel der Seligkeit einzie hen zu wollen; ich bitte, vergessen Sie diese Stunde, e» war unrecht von mir, so hoch hinaus zu gehen, ich wollte Sie nicht damit kränken. Nur glaubte ich, wenn Ihr Herz mit der Zeit vielleicht etwas für mich fühlen könnte .. Weiter kam er nicht. Mit einem schnellen Entschlusse, wie e» bet dem sanguinischen Temperament Martha» erklärlich war, drehte sich diese um und reichte Richard beide Hände hin. 8S,S0