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fahren. Er zog indessen die Bremsen straff an. Das war die Ursache einer entsetzlichen Katastrophe. Der Straßenbahnzug hielt nämlich gerade in der Mitte des Schienen weges und der Genfer Eilzug fuhr, obgleich der Zugführer sofort bei Erkennung des Hindernisses auf dem Wege Gegendampf gegeben hatte, mit voller Wucht in ihn hinein. Die Lokomotive, die sich vorn wind fangartig zuspitzt, zerschnitt das erste Fuhr werk des Streßenbahnzuges buchstäblich. Das Blechdach und die Stützbalken wurden zwanzig Meter weit fortgeschleudert, der Rest des Wagens von dem Zuge zermalmt. Dieser hielt etwa zwanzig Meter von der Unglücksstätte. Der zweite Straßenbahn wagen wurde vor der Katastrophe dadurch bewahrt, daß die Verkoppelung mit dem ersten infolge der Gewalt des Zusammen pralls riß. Wilde Schmerzensrufe., an die Lokomotive hinaufgespritzte Blutspuren, zer rissene Kleider- und Körperteile konnten keinen Zweifel darüber belassen, daß mehrere Menschenleben diesem durch die unverantwort liche Nachlässigkeit des Barridrenwärters Martin herbeigeführten Unglücksfalle zum Opfer gefallen waren. Drei Personen wurden bereits leblos, entsetzlich verstümmelt, aus den Trümmern hervorgezogen, vierundzwanzig andere waren größtenteils schwer, teilweise lebensgefährlich verwundet, von denen eine Frau noch bei der Ueberführung in das Hospital verschied. Rundschau. — Der Evangelische Bund bewilligte für das I. Quartal 1902 abermals 500 000 Mark zum Zwecke der Unterstützung der Los von Rom-Bewegung in Oesterreich. — Zur Hebung des Getreidebaues ist von den preußischen Landwirtschaftskammern eine neue wichtige Einrichtung geplant. Es soll ein Saatbauverein begründet werden, der die Aufgabe hat, die Landwirte mit nur gutem und widerstandsfähigem Getreide zu versorgen. In Königsberg find bereits die ersten Schritte zur Verwirklichung gethan. — Hamburg. An Bord des der Levante- Linie gehörigen Dampfers „Chios" wurde eine Ratte aufgefunden, die an Pest krepiert war. Der Dampfer wurde sofort isoliert, desinfiziert und unter Aufsicht des Hafen- arztes gestellt. Personen sind nicht erkrankt. — Großes Aufsehen erregte in Cöln die Verhaftung des Grafen Sztaray aus Ungarn, der ein Sportwettbureau unterhielt und auf ziemlich großem Fuße lebte. Der Graf wurde von Budapest aus wegen Urkunden fälschung steckbrieflich verfolgt. — Essen. Am 7. Januar findet hier eine Versammlung der Stahlgußfabrikanten zwecks Neugründung desStahlgußsyndikatS statt. — Rudolstadt. Hier erfolgte heute der Zusammenschluß der mitteldeutschen Kohlen einkaufsgenossenschaften. — Eibenstock. Im Konkurse der „Saxonia"- FarbglaSwerke Freystadt L Bleckmann in Weiters-Glashütte bei Carlsfeld betragen die Passiven zirka 600 000 Mk., denen Aktiven von zirka 150 000 Mk. gegenüberstehen. — Die Ehescheidung des hessischen Groß herzogspaares. Aus Darmstadt wird be richtet: Die gerichtlichen Vorbereitungen wurden mit äußerster Vorsicht betrieben und allen Mitwirkenden bis herab zum Diener bei strengster Strafe Verschwiegenheit besonders empfohlen. Daher wußte kein Unbeteiligter die Zeit der Urteilsverkündigung, die öffent lich war, und die Zeitungen erfuhren erst 40 Stunden später die Nachricht durch die offizielle „Darmstädter Ztg." Der betreffende Senat des Oberlandes-Gerichts trat am Sonnabend, 21. d. Mts., Vormittags 11 Uhr, unter dem Vorsitz des Senatspräsidenten H. Schäfer zusammen; die Sitzung dauerte zu nächst bis 2 Uhr, um später fortgesetzt zu werden. Das Urteil wurde nach halbstündiger Beratung um 5 Uhr verkündet. — Die Generaldirektion der bayerischen Staatsbahnen ließ eine Anzahl von Güter zügen, die in Folge der Verminderung des Verkehrs keinen Ertrag brachten, ausfallen und beabsichtigt, mit verschiedenen Personen zügen ebenso zu verfahren. — Neapel, 26. Dez. Heute wütete ein Cyklon, durch welchen mehrere Häuser hier und in Poggio Reale teils beschädigt, teils fortgerissen wurden. Auch ein Maschinen schuppen auf dem Bahnhof und eine Gießerei wurden beschädigt. Eine Frau wurde ge- tödtet, 36 Personen sind verletzt, vier davon schwer. Soldaten und Arbeiter sind mit den Aufräumungsarbeiten beschäftigt. — Für die Verwaltung der Kirche bedarf der Papst einer jährlichen Summe von 7 Millionen Franks. 3 davon sind gesichert, dank einer Schenkung, die geheim bleiben soll. Die anderen 4 werden durch den Peters- Pfennig geliefert oder sie sind wenigstens bis 1896 geliefert worden. Seit 2 Jahren er- giebt der PeterSpfennig nur noch 2 Millionen. Amerika und Spanien geben nichts mehr, auch Frankreich spendet lange nicht mehr so edelmütig. Der heilige Vater hat daher einen dringenden Appell an die deutschen Bischöfe gerichtet; er verlangt, daß jährlich viermal für ihn gesammelt werde. — In einem Tunnel der elektrischen Untergrundbahn zu Liverpool (England) ge riet ein Zug infolge Kurzschlusses in Brand. Der betreffende Wagen mit der durchge brannten Sicherung führte mit Creosot ge tränkte Warcnballen. Im Nu waren Zug, Tunnel, Station und zwei auf einem Neben gleise stehende Züge ein Flammenmeer. Der Tunnel glich einem Höllenschlund. Fünf Eisenbahnbedienstele und ein Knabe verbrannten lebendigen Leibes. Der Brand konnte erst nachts V«2 Uhr gelöscht werden. — Den Berichten über eine Reihe von empfindlichen Verlusten der Buren sind nunmehr Meldungen gefolgt, die für die Engländer ziemlich ungün st ig lauten und auf eine sehr offensive Stimmung der Buren m beiden Republiken deuten. Dewet, der im Osten des Oranje-Freistaates steht, hat zwar in Bethlehem keinen durchschlagenden Erfolg erzielt, dagegen haben die Buren unter Britz in Transvaal und unter Kommandant Botha im Freistaat den Engländern sehr schwere Verluste beigebracht. Aus Stadt und Laud Naunhof, 28. Dezember. Naunhof. Das Weihnachtkfest, auf das sich Alle wochenlang vorher gefreut, liegt nunmehr hinter uns. Brachte eS uns auch nicht das, was man noch kurz vorher gehofft, nämlich eine leuchtende Schneelandschaft, durch welche rasche Schlitten mit frohen Menschen unter lebhaften Schlittengeläute dahinjagen, so waren es doch nicht minder schöne Tage, die uns bescheert waren. Die Temperatur erinnerte mehr an das Oster- und Frühlings fest und die Wintersonne, welche sich gegen Mittag Bahn gebrochen, wirkte lästig auf die Wintergarderobe. Es war ganz natürlich, daß bei'solch prächtigem Wetter so Mancher einen Spaziergang ins Freie riskierte. — Die Konzertabende unserer Gesangvereine waren verhältnismäßig recht gut besucht, ebenso der von Herrn Musikdirektor Bergmann am gestrigen Freitag. Es ist nicht möglich, auf alle Einzelheiten näher einzugehen, nur im Allgemeinen sei bemerkt, daß die Dar bietungen das Publikum sehr befriedigte. Naunhof. Unser „Fröbel'scher Kindergarten" welcher in der letzten Zeit mehr Beachtung gefunden, weist eine ganz ansehnliche Zahl kleiner Besucher auf. Die Leiterin Fräulein Gutmann ist aber auch sehr bemüht ihren Lieblingen den Aufenthalt aufs mütterlichste zu ersetzen, sodaß es gar keine Verwunderung hervorruft, daß die Kinder wirklich mit voller Liebe an ihr hängen. — Eine kleine Weihnachtsfeier welche gestern Abend veranstaltet wurde, bewegte sich in Anbetracht der Raumverhältnisse nur im engsten Familienzirkel, trotzdem war der Gesellschaftüsaal des Herrn Krause bis auf den letzten Raum gefüllt. Die Feier selbst bot eine ganze Fülle fröhlicher Weih nachtsspiele und daraus war zu erkennen, daß zwischen der Vorsteherin und ihren Zöglingen ein recht inniges Anstaltsleben besteht. Drollig produzierten die kleinen Lieblinge ihre Gedichte und noch dazu mit einer Amtsmiene, welche man als bare Münze nehmen konnte. Naunhof. In Anbetracht des starken Postverkehrs am Neujahrstag ist es angebracht, die Aufgabe der Briefe rechtzeitig zu bewirken und nicht bis zum letzten Tage aufzuschieben, damit die Bestellung pünktlich erfolgen kann. -j- Die kürzesten Tage sind nun vorüber, die Zeit, in der uns der Sonne Licht am kärglichsten zugemessen wurde, sie liegt wieder hinter uns, und von Tag zu Tag steigt nunmehr unser Zentralgestirn höher am Himmel empor und verweilt immer länger über unserm Horizonte. Am Neujahrstage erfolgt der Sonnenaufgang gegen Uhr, der Sonnenuntergang kurz vor 4 Uhr. Am 31. Januar geht schon das TageSgestirn um 7^ Uhr auf und erst gegen 5 Ühr unter; wir haben dann bereits 9 Stunden Tag. -j- Der jetzt allenthalben zu beobachtende schlechte Geschäftsgang und die daraus ent springende Arbeitslosigkeit machen sich, wie mitgeteilt wird, namentlich bei oen Kranken kassen durch vermehrte Krankmeldungen recht fühlbar; betrachten leider doch recht viele, und namentlich die nicht ständig beschäftigten Arbeiter die Krankenkassen recht oft als Arbeitslosen - Unterstützungskassen. Wenn man auch nur ganz wenige der krankge meldeten Personen als reine Simulanten bezeichnen kann, so giebt es doch recht viele Versicherte, die einesteils nicht derart krank sind, daß sie nicht bei darbietender lohnender Beschäftigung dieser nachgehen könnten, denen andernteils aber'auch, wenn diese Beschäftigung nicht vorhanden, das Zeugnis der Erkrankung und unter Umständen der Erwerbsunfähigkeit nicht, oder doch erst nach längerer Beobachtung verweigert werden kann. Daß es unter diesen Umständen der genauesten Untersuchung und Beobachtung der Patienten bedarf, um die Spreu von dem Weizen zu scheiden, ist selbstverständlich; zu wünschen bleibt aber dringend, daß alle Mitglieder der einzelnen Kassen, die Vorstandsmitglieder derselben und die Herren Aerzte in dem Bestreben, die Kassen vor ungerechtfertigter Ausnützung zu schützen, unterstützen und sich nicht durch ein falsches Ehrgefühl abhalten lassen, thatsächliche Ungehörigkeiten an geeigneter Stelle zur Anzeige zu bringen. -j- Fünfzehn Jahre sind jetzt verflossen, seitdem in den Tagen vor Weihnachten nicht nur in hiesiger Gegend, sondern in ganz Sachsen, ja in den meisten Teilen Deutsch lands ein so bedeutender Schneefall sich einstellte, daß seiner Folgen wegen sich heute noch viel daran erinnern. Das Schneien begann bei uns am 19. Dezember gegen Abend und setzte sich bei heftigem Winde bis zum 22. abends fast ununterbrochen fort, worauf es mäßig wurde. In dreimal 24 Stunden entstand eine Schneedecke, die im östlichen Sachsens überall 45 bis 70, im westlichen aber 80 bis 120 ew betrug. Da die meisten Eisenbahnen tagelang gar nicht fahrbar waren, so sind vom 20. bis 31. Dezember auf sächsischen Bahnen allein 1483 Züge ausgefallen, außerdem erfuhren 4097 große Verspätungen, sodaß allein 454mal der Anschluß nicht erreicht wurde. 243 500 Mk. sind damals ausgegeben worden für Schneebeseitigung auf sächsischen Bahnen. Natürlich sind auch manche Züge, selbst wenn sie mit 3 oder 4 Maschinen fuhren, im Schnee vollständig stecken geblieben, dann mußten sie erst ausgeschaufelt werden, wozu nach manchen Orten Militärabteilungen kommandiert wurden. Von manchen Passa gieren waren vielerlei Klagelieder zu hören. In Preußen sind in jenen Tagen nicht weniger als 334 Züge im Schnee festge- iahren. Nach statistischen Aufzeichnungen )es Reichseisenbahnamtes sind auf deutschen Bahnen — mit Ausschluß der bayerischen — 2716 Züge ganz und 711 streckenweise ausgefallen, außerdem wurden 2315 Anschlüsse versäumt. In manchen Gegenden konnten an den genannten Tagen selbst die benachbarten Orte nicht miteinander verkehren. Auch Verluste an Menschenleben hatte der große Schneefall zur Folge. Viele Personen — in Sachsen etwa 60, in Thüringen ebenso- viele — büßten im Schnee ihr Leben ein. Weglassung des Wortes „Herr" auf )er Adresse ist eine Beleidigung im Sinne des Paragraph 185 des N.-Str.-G.-B. für MM Ais Seiden Sivytte«. Roman von Ang. Butscher. v „Damit hast Du keinen Treffer gemacht," flüsterte Schmun zele Sibylle in- Ohr. „Freilich kannst Du nichts dafür, aber wenn ich Dir gut zum Rat bin, laß da- stecken." Er schmun zelte aber sofort wieder und fügte kichernd bei: „Schau lieber in Dein junges Leben, von dem man wohl bald singen können wird: Und offenbart das Herz der Jungfrau sich, Spricht eine Throne: Ja, ich liebe dich!" * * * Heute gab eS großen Zuzug im „dürren Ast", und gleich Zugvögeln, die sich zusammenrvtten, nm den Waudcrzng krei schend zu berate»«, ballte sich in den« alten, großen Saale deS Oberstockes eine Menschenwvlke zusammen, aus der sich leicht- lich trotz der vorgeschrittenen Jahreszeit Donner und Blitz ent laden konnte. Der Saal sah, wie das ganze HauS, ein wenig fendal und finster aus, denn er war ganz getäfelt und jedeSJahrzehnt hatte, wie bei einem Gemälde, dem Schatte«« nachgehvlfen und dem Licht das Dasein streitig gemacht. Auch an Ahnenbildern fehlte eS nicht, denn jeder Thüringer, der auf dein alten Erbgnte ge sessen, hatte getreulich sein Konterfei hinterlasse«», gut oder schlecht in Oel gemalt, und einer reihte sich nach dem andern,alle in der alten Bauerntracht; alle ein wenig finster und grämlich wie der jetzige alte Besitzer, dessen Bild die Ahnenreihe abschloß. Sie hatten wohl auch alle mehr oder weniger au Kopfweh gelitten. So behauptete wenigstens der alte schmunzele, der in einem Winkel neben seinem Freunde saß, der seine grämlichste Miene ausgesetzt hatte, denn eS giug ihm allerlei durch den Kopf. Er paßte nicht mehr recht hinein in diese nene Welt, die da um ihn auswuchs und die sich wie eine Art Opposition um ihr» scharte. Die Versammlung nahm sich überhaupt seltsam, fremdartig aus in dem alte«« Saale mit bei« schilleren Eichentischen und den verschnörkelten Sesseln, viel zu moder»» für diese Umgebung, aber gerade dieser Umstand verlieh ihr einen eigenen Reiz, den Sibylles forschendes Auge sofort herausfand. Eine Menge fei ner Herren aus der Bezirksstadt und aus Balkenau hatten sich eingefmiden, die sich „exklusiv" znsammenthaten, während eS die Bauer«« und Handwerker ebenso machten. Auch die^letzteren wa- reu meist modern gekleidet und nur einzelne trugen noch die alte Landestracht, wie die alte«« Thüringer. Aber an den Ma nieren waren die feindlichen Lager leicht zu unterscheide»« und der alte Schmunzele meinte schmunzelnd, aber vorsichtig leise, auch ein Fremder könne mit wenig Verstand auf den ersten Blick die Schafe von den Böcken sondern. De«« gleichen Eindruck empfing, wen»» sie ihi« auch nicht in diese Worte kleidete, die junge Freu» von Brandenstetten, die mit der Astwirtin in einem Nebenverschlage saß und durch einige bequeme Astlöcher die Versammlung musterte. Auf einen« kleinen Empore ganz im Vordergründe saßen an einem kleinen Tischchen die beiden Kandidaten scheinbar ein trächtig beisammen und tauschte«« zuweilen einige verbindliche Worte, waS den Bauern sehr seltsam vorkam, dem« eine der artige Gegnerschaft konnte nach der Meinung vieler nur mit geballten Fäusten beginnen und mit einer Prügelei enden. Der Sohn des Hause-, jetzt Stadtschultheiß von Balkenau, war von den „Herrischen" ausgestellt und hatte mit einem sin nende«« Blicke ins Weite ohne langes Sträuben angenommen. Wanner „hinauftommen" wollte, das sagte sich sofort sein kla rer Verstand, so mußte seine Stimme weit gehört werden, und war er erst in« Landtag, so war er auch in der Residenz, und dort konnte allerlei geschehen, was in Balkenau nicht möglich war. Erstatte eS auch nicht verschmäht, mit dem Hut in der Hand seine Wahlreden zu machen. Auf diese Art und durch seine geist reichen Ausführungen, die sich auf gründliche Kenntnisse in de«« StaatSwissenschaiten stützlen, hatte er einen großen Anhang, besonders unter den „Herrischen" gewonnen und der Ausfall der Wahl, da er auch den „niederenStäudeu" gezieme«lde Ver sprechungen machte, schien zur Stunde unberechenbar. Trotzdem hatte er Gegner genug, und besonders die Bauer»« waren ihm nicht sonderlich geneigt, wenn er auch eigentlich a»»8 ihren Krei se«« stammte. Aber er war eben ein „Herrischer" geworden und das verschnupfte sie. Alle diese oppositionellen Elemente hatten als ihren Kan didaten den Schvllenhofer ausgestellt, der eine wettuu« beliebte und in allen Kreisen geachtete Persönlichkeit »var. Auch bei den „Herrische««" hatte er einen kleinen Anhang, denn er gehörte ja eigentlich auch zu den Gebildeten, »var Offi zier und dekoriert. Er hatte sich lauge gegen die Aunahme eine- Mandates ge sträubt, denn persönlicher Ehrgeiz auf diesem Gebiete lag ihn himutelferne, und er wollte de»» alten Schnlkameraden wohl auä nicht gerne vor den Kopfstoßen. Aber das kau« mit derZeit au- derS, und daran war, vielleicht, er gestand eS nicht, das schön Mädchen schuld, das ihm uud seinem Rivalen eben einen Schop pei» Veltliner brachte. Er hatte oft genug seit ihren» Hiersein sein blauen Augen nicht von ihrer holde»« Gestalt losreißen köu neu, hatte aber trotzdem bemerkt, daß auch die grauen seines ge lehrten Freundes mit verzehrenden« Ausdruck auf ihr hasteten so gut er sich auch zu beherrsche»« verstand. Und diesen« wich er nicht, wenigstens auf diesen« Felde nicht uud da ein Kampf, und vielleicht auch Sieg, auf öffentlichen Gebiere ihn sicher bei dem hochgeartcten Mädchen Hebei» mußte so scheute er auch diesen Kampf nicht und nahm ihn gehobene Hauptes auf. Man sieht, daß schöne Augen selbst im letzten Dörfchen ein Rolle spielen können. Ob dir neue Sibylle wohl etwas davm wußte, daß ihre Person in den« begonnenen Kampfe als Hanpt uummer in der Stille mitgezählt wurde? Vielleicht, aber jede»« falls ahnte sie etwas davon. Sicherlich ahnte anch die alte Sibylle etwas davon dem ihre Allge»« waren sperberscharf und sie verwünschte oft in de Stille die hergelaufene Dirne, die so nnzeitig ihren Doppelwe kreuzte. Auf diese Art also waren die zwei Garnichts öffentlich un stille Gegner geworden und waren geritten und gefahren, m: einer den andern anSzustechen. Bis jetzt waren sie bei ihre: Wastlreisen einander auSgewichen, aber heute, bei der letzte. Wahlversammlung, wollten und mußten sie, das Publikum halt es privatim und öffentlich in Versammlungen und Zeitunge. verlangt, Schulter an Schulter steheu und ihre Kräfte messen Und keiner »var dem auSgewichen, den»« jeder baute auf sein Kraft und seinen Anhang. Und jetzt konnte d«e Geschichte losgehen. ES gab aber nvcl eilien kleinen und teilweise erheiternden Zwischenfall. Cs mußt nämlich ei«« Vorsitzender gewählt werden, dec die Berhaudluu gen leitete. Die Herreupartei schlug sofort den Oberamtman der Bezirksstadt vor, aber unter den kleinen Leuten erhob sic! augenblicklich eil» halbverhaltenes Murre««, das sich fast zur Knurren aufmästete, denn der Herr »var wegen seiner Streng und wegen seines Hochmutes sehr unbeliebt. 94,8»