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Naunhofer Nachrichten : 25.09.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-190109258
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-19010925
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-19010925
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Naunhofer Nachrichten
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-09
- Tag 1901-09-25
-
Monat
1901-09
-
Jahr
1901
- Titel
- Naunhofer Nachrichten : 25.09.1901
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— Als erstes Opfer der Zareureise in Frankreich wird der russische Botschafter zu Paris Fürst Urussow bezeichnet. Seit Jahr und Tag steht Urussow im Verdachte, mit Mercier, Meline und den Nationalisten gegen Waldeck-Rousseau und den Kriegs minister Andree intriguirtzu haben. Bezüg liche Besä werden wurden wiederholt in der Pariser Regierungspresse laut und einmal sollen sich dieselben sogar zu einer an den Grafen Lambsdorf nach Petersburg gerichteten Anklagenote Dellcasses verdichtet haben. Daß eine Abberufung des Fürsten aus Paris nicht erfolgte, wurde darauf zurückgeführt, daß er in der Umgebung des Zaren mächtige Gönner habe. Jetzt aber scheint seine Stunde doch geschlagen zu haben, denn die französischen Berichte meldenmit unverhohlenerGenugthuung, der Zar habe beim Eintreffen in Dünkirchen seinen dort selbstverständlich anwesenden Bot schafter so auffallend schlecht behandelt, daß an einer Verstimmung des Kaisers gegen ! seinen Pariser Vertreter nicht länger zu zweifeln sei. Urussow habe ganz besonders seine Position dadurch noch verschlechtert, daß er mit allen Mitteln die Reise des Zaren nach Frankreich habe hintertreiben wollen. Seine Abberufung sei beschlossene Sache, nur v^lle erst die Heimkehr des Zaren abgewartet werden. Bom Zarenbesuch der französischen Nation. Nun liegt der Besuch des vergötterten Zaren hinter Frankreich. Die Aste sind verrauicht, und die Worte des russischen Herrschers sind verklungen. Frankreich hat vernommen, zwar nicht, was es vielleicht hören wollte, aber das, was es hören sollte, und das war im Sinne der Revanchemänner jenseits der Vogesen nicht viel. Friede, Friede. Friede I war der Refrain aller Kundgebungen des Zaren. Paris hat auch noch einen weiteren Beweis der kaiserlichen Gnade erhalten. Wie man aus Reims telegraphirt, teilte er dem Ministerpräsidenten Waldeck-Rousseau mit, daß er der Stadt Paris 100 000 Franks, den Städten Dünkirchen, Compiögne und Reims je 15000 Franks spende. Beim Neber- schreiten der deutschen Grenze hat der Zar dem Präsidenten Loubet noch einen herzlichen telegraphischen Abschiedsgruß übersandt. — Statistiker berechnen den durch den nordamerikanischen Stahlarbeiter - Ausstand verursachten Gesamtverlust auf 100 Millionen Mark, wovon 40 Millionen auf Arbeitslöhne entfallen. — Auch der Streik der Sammet- scheerer in Krefeld ist für die Arbeiter un günstig ausgefallen. — Für die türkische Bevölkerung wurde Mc. Kinley nicht ermordet und giebt eS keine Anarchisten, sondern nur „Utopisten" — Da- für sorgt die Preßzensur. Aus Stadt und Laud. Naunhof, 24. September. Naunhof. Interessenten der Ratswaage seien im Anschluß an die heutige amtliche Bekanntmachung darauf aufmerksam gemacht, daß heute die neue RatSwaage dem Ver kehre übergeben morden ist. Wir glauben unsern Lesern hierbei folgendes Mitteilen zu sollen: Die alte Ratswaage wie die neue, eine Centesimalwaage, also mit Hülfe der Hebelvorrichtung auf der sogenannten Brücke die ganze Last, auf der Wagschals den hundertsten Teil tragend, ist im Dezember 1871 von der Firma C. Grieben L Richter in Döbeln für 237 Thaler geliefert worden. Sie hat also ziemlich 30 Jahre lang der Gemeinde gedient und sich, wenn auch an sehnliche Reparatur- und Verlegungskosten zu bestreiten gewesen sind, gut bezahlt gemacht. Als bemerkenswert sei aus der vom ver storbenen Baumeister Unger herrührenden Rechnung hervorgehoben, daß der Kubikmeter Erdreich auözugraben und bei Seite zu schaffen 4 Ncugroschen gekostet hat, während dieselbe Arbeit jetzt mit 1,80 Mk. zu bezahlen gewesen ist. Tie neue Waage ist von der Firma Kopp L Haberland in Oschatz für 900 Mk. geliefert worden und hat als be sonderen Vorzug statt der Wagschaale mit Gewichten ein Laufgewicht mit Druckapparat. Mit Hülse dieses Laufgewichtes läßt sich die zu wiegende Last mit geringerer Mühe und mit ebenso großer Sicherheit feststellen wie früher und der Truckapparat weift ohne den bisherüblichen Wiegeschcur durch Eindrücken aus einer Pappkarte automatisch die gewogene Last nach Bruttogewicht und Tara nach, sodaß jetzt nur noch das Nettogewicht zu schreiben ist. Bei beiden Preisangaben sind nur die Preise der eigentlichen Waage gemeint, die baulichen Herstellungen sind hierbei nicht mit inbegriffen; sie belauien sich bei der neuen Wage auf rund 600 Mk. Allen In teressenten sei die Besichtigung i ieser neuesten Verbesserung empfohlen und gleichzeitig sei der Befriedigung der Einwohnerschaft darüber Ausdruck gegeben, daß das alte Wagehäuschen gefallen ist, das durch seinen geringen Ab stand vom Budenichuppen oftmals Anlaß zu mißbräuchlicher Verwendung gegeben hat. Naunhof. Im Ballon von Wien nach Naunhof. Seltene Gäste trafen am vergangenen Sonnabend gegen Abend in Naunhof ein; — drei österreichische Offiziere in voller Uniform und eine junge Danie, Fräulein Ella Kerl, in Teplitz wohnhaft. Die Offiziere, Herr Hauptmann Kallab und die zwei Leutnants, Herr Liebisch und Sturm, gehörten dem K. K. Oesterreich. Infanterie- Regiment Nr. 81 (in Jglau und Ungar. Hradisch liegend) an. Sie hatten sich in Wien versammelt und waren am Sonn abend früh 7 Uhr 20 Minuten von dem Wiener Arsenale aus in dem Luftballon „Meteor", Eigenthum des Erzherzogs Salvator, aufgestiegen und waren nach etwa lostündiger, glücklicher Fahrt 5 Uhr 15 Min. Nachm. in der Nähe von Naunhof auf einer Köhra'schen Wiese gelandet. Es fanden sich bald aus dem zahlreich hinzugeströmten Publikum hilf reiche Hände, die tüchtig mitzugriffen und eine glückliche Landung ermöglichten. Wohl verpackt traf der zuiammengelegte Ballon und der ca. 6 Zentner schwere Korb in einem requirierten Wagen auf dem hiesigen Bahn hofe abends in der 7. Stunde ein; die kühnen Luftschiffer aber suchten daS nahe Gasthaus „Stadt Leipzig" auf, woselbst sie, massenhaft Ansichtskarten schreibend, bis ^10 Uhr ver blieben, um dann von hier nach DreSden- Wien, bezw. Teplitz zurückzukehren. Der Ballon war gegen 2000 Meter gestiegen. Die Insassen wollten eigentlich nur zum Vergnügen einen „Ballon-Ausflug" machen, etwa bis in die Gegend von Prag, deshalb hatte der Ballonführer, Herr Hauptmann Kallad weder Karten, noch seinen Mantel mitgenommen. Im Anfang der Fahrt hatten die Insassen keine Aus- und Fernsicht, da sie unter sich eine starke Wolkenschicht hatten. Als letztere nach etwa drei Stunden sich verzogen hatte, sahen sie später das großartige Panorama der fchönen Stadt Prag, dann hatten sie einen prächtigen Blick auf die großen Berge und Waldungen des Erzgebirges, dann sahen sie deutlich die Stadt Chemnitz, auch konnten sie klar und deutlich einen Viadukt erkennen. Der Ballonführer, Herr Hauptmann Kallab, war übigens schon 10 Mal im „Ballon" gefahren, der eine Leutnant zum 2. Male. Naunhof. Morgen Mittwoch vollenden sich 25 Jahre, seit welcher Zeit Herr Maschinist Julius Weidenhammer dem Leipziger Wasserwerk seine Thätigkeit widmet. Wir bringen dem in allen Kreisen beliebten Jubilar die besten Wünsche, hoffend, daß er noch recht viele Jahre in voller Rüstigkeit seinem Berufe nachgehen kann. P Die Theaterdirektion Richter, welche diesen Sommer bei uns gastirte und von hier nach Wurzen übersiedelte, scheint dort sehr große Erfolge erzielt zu haben. Neber das Benefiz des Herrn Curt Richter, welcher bei dem hiesigen Theater publikum gewiß noch m gutem Andenken steht, schreiben die „W. N. N.": Die Vor stellung fand vor ausverkauftem Hause statt, verschiedene Besucher verließen die Stätte der Muse, weil sie die gewünschten Plätze nicht erhalten konnten. Der starke Besuch war einesteils dem gewählten zugkräftigen Stück „Krieg im Frieden" zu verdanken, anderenteils wollte man wohl auch gegenüber dem Benefizianten seinen Dank zum Ausdruck bringen, für seine bisherigen vorzüglichen Leistungen. Als Anerkennung für seine Thätigkeit wurden ihm zwei große Lorbeer kränze überreicht. P Im Herbst sieht man auf feuchten Wiesen die Herbstzeitlose. Tie hübschen blaßrosofarbenen Blumen werden oft von Kindern gesammelt, die nicht wissen, daß die Herbstzeitlose ein starkes Gift enthält. Jeder Vater thut darum gut, die Pflanze seinen Kindern vorzuzeigen und sie davor zu warnen, eine solche Blume in den Mund zu nehmen. Auch die Tiere erkranken, wenn sich in ihrem Futter Blumen oder Blätter der Herbstzeit lose befunden haben. Milchende Kühe z. B. geben dann eine mit Blut vermengte Milch. P Regimentstag der 107 er. Der Königlich Sächs. Militärverein „Ehemaliger 107er" zu Dresden und Umgebung gedenkt im Jahre 1903 die in den Reihen des glorreichen Regiments gedienten Kameraden zu einem Regimentslag nach Dresden einzu laden, zu dem Se. Kgl. Hoheit Prinz Johann Georg, als Regimentschef, um liebernahme des Protektorats ersucht werden oll. Die alten und jüngeren 107ec wollen hierdurch von der bewährten Anhänglichkeit des Sachsenvolkes an sein angestammtes Königshaus und von den Gefühlen unwandel ¬ barer Liebe und Treue aufs Neue beredtes Zeugnis ablegen. P Die deutschen Kriegsinvaliden er fahren jetzt eine recht angenehme Neber- raschung. Die Militärkasien sind dieser Tage angewiesen worden, die nach dem Reichsgesetz vom 31. Mai d. I. erhöhten Pensionen, sowie Kriegs-, Alters- und sonstige Zulagen auszuzahlen. Es werden die seit dem 1. April fälligen Beträge nachgezahlt. P Die Reichsbank hat den Diskont auf 4 und den Lombardzinsfuß auf 5 Prozent erhöht. P Die Heranziehung der Konsumver eine zur Umsatzsteuer lag auch einem Prozeß zu Grunde, welcher jetzt seinen Abschluß vor dem Reichsgerichte gefunden hat. Der Konsum verein für Löbtau und Umgegend besitzt vier Zweigniederlassungen, darunter auch eine in Cotta bei Dresden. Auf Grund eincs Regulativs der Amtshauptmannschaft Dresden vom 14. April 1798, bezüglich Erhebung einer Umsatzsteuer von dem Grundsätze aus gehend, daß Großbetriebe zu einer Umsatz steuer herangezogen werden, sobald ein Um satz von mindestens 50 000 Mark vorhanden ist, war auch die Zweigniederlassung zu Cotta zu dieser zweiprozentigen Steuer herange zogen in Höhe von 5551 Mark. Der Konsum- Verein zu Löbtau hatte nun gegen die Land gemeinde Cotta Klage erhoben auf Zurück zahlung der ersten halbjährigen Steuerguote von 2220 Mark 50 Pfg. mit der Begründung, daß die Gemeinde nicht berechtigt sei, diese Steuer zu erheben, welche im Widerspruch mit der Gewerbesteuer stehe. Das Landgericht Dresden hat die Klage abgewiesen und eben so hat das Oberlandsgericht Dresden die gegen das Urteil eingelegte Berufung zurückgc- wiesen. In dem Urteil wurde erwähnt, daß die Art des Betriebes des Konsumvereins zur Erhebung der Steuer berechtige; der Konsum verein gebe seinen Mitgliedern einen Rabatt von 6 Prozent; auch werde der kleine Handels mann durch den Konsumverein geschädigt. Gegen das Urteil legte der Konsumverein Revision beim Reichsgericht ein, welche gellend machte, daß der Konsumverein kein offenes Geschäft sei, sondern nur für seine Mitglieder vorhanden ist. Der siebente Zivil senat des höchsten Gerichtshofes konnte jedoch keinen Rechtsirrtum in dem angefochtenen Urteil erkennen und hat die Revision kosten pflichtig zurückgewiesen. j Neber anbauwürdige Stachelbeersorten veröffentlicht der praktische Ratgeber im Obst- und Gartenbau in seiner neuesten Nummer einen längeren, illustrirten Artikel. Als eine der besten Sorten wird die „Beste grüne" genannt. Die Sorte wurde von deutschen Pomologenverein zum allgemeinen Anbau empfohlen. Sie ist englischen Ur sprungs, aber schon etwa 20 Jahre in Deutschland. Ihre Anpflanzung ist in HauS- gärlen zu empfehlen. Als ebenfalls gute und tragbare Sorten sind angeführt: die „grüne und gelbe Riesenbeere", „weiße Volltragende" und „Prinz von Oranien." Die betreffende Nummer, in der jede der genannten Sorten nicht nur eingehender Besprechung unterzogen, sondern auch abge- Um Millionen. Kriminalroman von Eugen Hertwig 40 „Still, still; ich weiß eS lange, daß schwere Lasten auf Ihrer Seele liegen. Entäußern Sie sich derselben; ich will sie anf mich nehmen, will sie Ihnen tragen helfen, dazu bin ich berufen. „Wo ist der Kranke? Wie geht eS ihm?" „Dort!" Sie wies auf die Thür des nach hinten gelegenen Zimmers, das Curson zum Schlafzimmer diente. „Er schläft; der Doktor hat ihm ein starkes Betäubungsmittel gegeben, nm ihn von seinen furchtbaren Schmerzen zu befreien. Zu retten ist er nicht." „Und Ivie ist das Unglück geschehen?" Frau Curson schauderte und vermochte nicht sogleich zu ant worten, sich fassend erzählte sie dann leise: „In der Fabrik ha ben sie gestern, als am Pfingstsonnabend, schon mittags zu ar- beiten aufgehvrt. Ich habe am Nachmittag in der Kirche Kränze winden helfen und als ich heimkam, spürte ich, daß Curson schon getrunken hatte. Er hat eS am Abend und wie ich fürchte, auch Während der Nacht gethan, denn schon ganz früh am Morgen weckte mich der wüste Lärm, den er machte. Ich suchte ihn zu beruhigen, brachte ihn wieder in sein Bett und er schlief ein. Ich zog mich an, um zur Kirche zu gehe«, plötzlich höre ich ein Geschrei und Gepolter und eile in den Flur. In demselben Augen blick stürzt Curson von der Bodenstiege herab und fällt mir ge rade vor die Füße. ES ging über meine Kräfte, ihn vom Fuß boden aufzuheben, ich mußte Hilfe herbeiholen. Die Nachbarn trugen ihn auss Bett und holten den Doktor herbei. Der untersuchte ihn und sagte, seine Verletzungen wä re» so, daß er daran sterben müsse, ob heute, morgen oder über morgen, das könne er nicht so genau wissen, das hänge von der Widerstandsfähigkeit des Kranke» ab." „Aber was wollte er denn auf dem Boden?" fragte Meiß- ner. „Da« weiß ich nicht, schwerlich hat er e» in seinem Rausch selbst gewußt, aber da« ist auch gleichgiltig; die Hauptsache ist, daß er dem Tode verfallen ist und nicht sterben kann, nicht ster- ben darf, ohne seine Brust von der schweren Last befreit zu ha ben, die darauf ruht, ohne gebeichtet zu haben." „Wer gefrevelt hat, muß schon hinieden seine Strafe erlei den. Man erweist ihm eine Wohlthat, wenn man ihm dazu ver hilft; wer daS unterläßt, macht sich einer schweren Sünde schul- dig an der eigenen Seele und au der des andern," erwiderte Pastor Meißner. Frau Curson antwortete nicht. Die Hände ineinander ge schlungen, die Augen starr vor sich hingerichtet, die Zähne in die Lippen gegraben, stand sie da, ein Bild des heftigsten Kampfes, der widerstreitendsten Gefühle. Endlich glätteten sich ihre Züge, ein Ausdruck schmerzvoller, rührender Ergebung trat in ihr Ge sicht, sie hatte überwunden. „Ich will bekennen!" flüsterte sie, die Augen zu ihm ans- schlagend. Otto Meißner fuhr entsetzt zurück. „Sie, Sie wollen beken- neu!" stammelte er. „Eine Geschichte voll schwerer Schuld und bitterem Leid, in die ich nicht ganz ohne meine Schuld verstrickt worden bin," ant- wortete sie jetzt, ohne einen Augenblick zu zögern. „Ihnen will ich sie erzählen, wie ich sie vor Gott in den Qualen meine« Her- zens schon oftmals ausgebreitet habe. Ihnen will ich sie geben als Ihr Eigentum; verfahren Sie damit, wie es Ihnen gut erscheint, und Gott mag meiner armen Seele gnädig sein." Sie holte tief Atem und fügte dann mit etwas beherrschte rer Stimme hinzu: „Er, er schläft und wird, wie der Doktor mir versichert hat, ein paar Stunden in diesem Zustande blei- ben. Ich schließe Thür und Fenster, daß uns von außen nie mand stört, und tzann sollen Sie alles erfahren, alles, so weit ich eS selber weiß." Sie that, wie sie gesagt hatte, schaute noch einmal in das da neben liegende Zimmer, wo der Totkranke mit geschlossenen Au gen auf dem Bette lag und im Schlafe ein heiseres Röcheln hö ren ließ, daun kehrte sie zurück. Auf der Straße herrschte die Stille des Feiertages, kein Laut drang durch die geschlossenen Fenster. Endlich begann Frau Curson. Wie sie heute schon immer in deutscher Sprache zu Meißner geredet hatte, so erzählte sie auch jetzt deutsch eine Geschichte, wie sie wechselvoller, abentcuerli- cher, grausiger und trauriger nicht leicht zu ersinnen gewesen wäre. Und das alles hatte dieses zarte Geschöpf noch jung an Jahren mit erlebt, das hatte sie erfahren, getragen uud bis heute fest in ihrer Brust verschlossen gehalten Unter der schmerzlichsten Aufregung hörte ihr Meißner zu, nur von Zeit zu Zeit ihr bedauernd, tröstend, ein Wort oder einen Laut dazwischen werfend. Plötzlich entfuhr ihm aber eiu lautes „Hah!" WaS sie da erzählte giug ihu ja nicht bloß als Seelsorger, nicht bloß als Mensch und Freund au. Wunderlich war das Geschick der Beichtenden in sein eigenes, in das der Seinen verwoben. Durfte er auch diese Enthüllungen entgegen- nehmen? Schon öffnete er den Mund, um ihr ein Halt zuzurufen, aber er that eS nicht. Er hatte ihr versprochen, zu hören, was sie ihm zu sagen hatte, jetzt durfte er sich dieser Aufgabe nicht ent- ziehen; das arme Wesen besaß niemand, der ihr beistaud, sie hatte sich mit Vertrauen in seine Hände gegeben. Weiter und weiter erzählte sie. Mit lautem Herzklopfen, das ihn zuweilen zu ersticken drohte, hörte ihr der Pastor zu. Welche wuuderbare Verkettung der Dinge! Was fern, fern, jenseits des OceanS Gegenstand des Forschens, Zweifels, des Streites und Haders war, das offenbarte sich ihm hier auf ungesuchte Weise Otto Meißner war sehr weit entfernt, erfreut oder anch unr in höherer Erregung über die Aufklärung zu sein. Er betrach tete sie wie einen Kelch, den er zu leeren hatte, und gern hätte auch er gebetet: „Vater, wenn eS möglich ist, so laß diesen Kelch an mir vorübergehen!" Er wußte nurzugut, daß dies nicht mög lich sei. Wären Frau Cursons Bekeuntuiffe unter dem Siegel des Beichtgeheimnisses abgelegt worden, so hätte er schweigen dnr- fen, schweigen müssen. Aber jetzt war eS seine Pflicht, dazu zu helfen, daß das Verbrechen, so weit dies noch möglich, seine Sühne fand. War ihm nicht aufgegeben, in wichtigen, tief ein schneidenden Dingen die Entscheidung herbeizuführen? Frau Cnrson hatte ihre Erzählung geschlossen. In angstvoller Spannung hingen ihre Augen an dem Gesichte deS verehrten Mannes, aber Meißner schien ihre Gegenwart ganz vergesse» zu habe». Sinnlos starrte er vor sich hin. „Sie sprechen nicht z» mir! Sie haben mich verworfen!" klagte sie endlich und schwer tropften die Thränen aus den gro ßen, blauen Augen nieder. Dieser seltsame Anruf brachte ihn zu sich selbst. „DaS sei sern von mir!" sagte er fast weich. „Wer miter Euch ohne Sünde ist, der hebe den ersten Stein auf! Und Du hast nicht gesündigt, nur Sünde geschehe» lasten anDirundan deren ! Deine Leiden, Deine Reue haben Dich der Vergebung wür- dig gemacht!" 90,20 bildet ist, ka praktischen Rc Die Vor glieder des Bank wird und die Haup März nächster Leipzig, sich für angeb seinen Lehrh« Petroleum u sodaß die H befallen würd' geistig „mindi deshalb nur e — Ein aus wichener Burs er aus der D abgeholt werd wehr herunter Leipzig, zu nehmen sp gegen 3 Uhr Arbeiterin in hinzukommend wieder herauk der Hainstraßc Liebeskummer Schritte der jährigen gewei Nossen, frau in einer gelassen. Kur nochmals zuri schwunden. lenkte sich auf man denn a Summe unte sand. Das ! Amtsgericht zi Leisnig, die zur Dc< Ministerium de Nahrungsmilt« bewilligt. Buchholz, von neuem z einem hier wo eisenbahn zug sich eine kleil infolge einer ! ziehen entstand Rauchen mag Wunde gskom Blutvergiftung seitigung der machte. Es m operativen Ein gelöst werden. ! verhindert, wir den Dienst qui Stauchitz, sitzer und stellv« Naumann am pflücke- vom B bruch erlitten i zügen der Tod im 71. Lebens In Berth die 73 Jahre Gottlieb Hans ertrZnk. »«««»»«»«» Krii Vom Bette h« die Äuge» geöff» „Trinken, trii Die junge Fro hielt ihn dein Lei! ihr dabei behilfln „Sie sind dc mit mir geht eS ? „Willst Du bei Er nickte. „Wenn Sie ei' fonen Nutze» brn liehe» mache», sw deren ZeugnisG< ihmMeißnervor. Eine Minute , war »och der letz Sinu z» bestehen ja jetzt alles gleic Der Schmer gehabt, kehrte mi Stöhnen war g wieder, um noch! Der Pastor n fahren hatte, uni Der alte Dor' daran. Ich will bei Kräften zu « wachsen, und ich l fordert." Er machte si Pastor Meißnerv ans, der in denE keit bekleidete, nv den anfgefordert, ncrn begleitet, ke Sie fanden d gerichtet hatte, t
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