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Naunhofer Nachrichten : 13.09.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-190109133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-19010913
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-19010913
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Naunhofer Nachrichten
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-09
- Tag 1901-09-13
-
Monat
1901-09
-
Jahr
1901
- Titel
- Naunhofer Nachrichten : 13.09.1901
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Ernst Peter« oder eine- der Beiden möglich macht. Kaiser Wilhelm über seine Mutter. Berliner Blätter wollen aus guter Quelle wissen, daß der Kaiser am Tage vor seiner Abreise nachKonigSberg Gelegenheit genommen habe zu erklären, wie schmerzlich er von den unwahren und taktlosen Veröffentlichungen über die Kaiserin Friedrich berührt worden sei. Sein besonderes Mißfallen richtete sich gegen ein Berliner Blatt, das sich zur Ver breitung dieser sinnlosen Gerüchte hergegeben hatte. Der Kaiser fügte hinzu, es wäre doch wohl endlich Zeit, seine Mutter im Grabe ruhen zu lasten und sich lieber des vielen Guten zu erinnern, das sie gewollt und ge- than habe. Man scheine noch immer nicht zu erkennen, was für eine vortreffliche Frau seine Mutter gewesen sei. — Sanitäre Maßregeln anläßlich der Heimkehr von Chinatruppen werden neuer' dingS in Bremerhafen getroffen. Zur Ver hütung einer Verbreitung von ansteckenden Krankheiten ist in Bremerhaven amtlich eine strenge Absperrung des Publikums von den aus Ostasicn heimkehrenden Truppen ange ordnet worden. Selbst die Angehörigen werden fortan von einem sofortigen Verkehr mit den Heimkehrenden ausgeschlossen. Auch den Krieger vereinen Bremens wurde vom Senat mitge teilt, daß auf Veranlassung des Kriegs ministeriums die Verteilung von Liebesgaben auf dem Bahnhof einzustellen sei. — Olmütz, 10. Sept. In der letzten Nacht veranstalteten Deutschnationale vor dem erzbischöflichen Palais eine Katzenmusik unter den Rufen: „Los von Rom!" — Eine solche Kinderei thut dem Ernste der Bewegung Abbruch. — Zum Gumbinner Mordprozeß wird der „Tägl. Rundsch." gemeldet, daß sich der Kaiser im Verlaufe der Manöver in der Provinz Westpreußen in Gegenwart des kommandierenden Generals, Grafen Finck v. Finkenstein, sowie der DivisionS- und Brigade- Kommandeure über den Gumbinner Prozeß an der Hand von Aktenauszügen Vortrag halten lassen werde. Gleichzeitig soll der Monarch beabsichtigen, sich einen Vortrag über die Handhabung der neuen Militär- strofprozeßordnung gerade mit Rücksicht auf den Krosigkprozeß halten lassen. Man er wartet, daß der Kaiser ein Machtwort sprechen werde, das allerdings auf den Urteilsspruch und die schwebende Revisionsuntersuchung keinen Einfluß hat. — In Gumbinnen sind Privatsammlungen für den verurteilten Marten und die Unteroffiziere, mit denen nicht mehr kapituliert werden soll, eröffnet worden. — Abenteuer eines Berliner Stadtver ordneten im städtischen Asyl für Obdachlose. Im städtischen Asyl für Obdachlose hat sich gestern Abend eine peinliche Szene abgespielt, die zweifellos die Berliner Stadtverordneten- Versammlung und das Gericht beschäftigen wird. Es wurde dort der sozialdemokratische Stadtverordnete VerlagübuchhändlerHoffmann, der sich in Begleitung eines Parteigenossen, des Zigarrenhändlers Schulz aus der Blumen straße 14, unter der Marke eines Obdach losen hatte aufnehmen lassen, von Angestellten des Hauses durch Schläge gemißhandelt und zwangsweise aus der Anstalt entfernt. Ihrem Ersuchen, vor dem Inspektor geführt zu werden, wurde nicht entsprochen. Erst durch die Vermittelung des benachbarten Polizei reviers in der Rykestraße gelang es ihnen, den Beamten zu sprechen und mit Hilfe dieses einige der Schuldigen feststellen zu lassen. „Die Judenschule". Während einer Gerichtsverhandlung in einer rheinischen Stadt verwies der den Vor sitz führende Assessor einen Zeugen nicht jüdischen Glaubens sein allzulauteS Benehmen mit den Worten: „Sie haben sich hier an ständig zu betragen, oder glauben Sie vielleicht, Sie befinden sich in einer Judcnschule? Wir sind hier in keiner Judenschule." Durch diesen Vorgang fühlte sich der „Zentralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" gekränkt und wandte sich an die vorgesetzte Behörde, um dem Assessor auszugeben, im amtlichen Sprachgebrauche Ausdrücke zu unterlassen, „welche geeignet sind, berechtigte Gefühle einzelner Gerichtsangesessener, besonders in Bezug auf ihre Religion zu verletzen." Die Beschwerde hatte Erfolg; der zuständige Land gerichtspräsident erteilte den Bescheid, eS sei das Erforderliche veranlaßt worden, um den Ausdruck „Judenschule" künftig zu vermeiden. Eine solche Verordnung wäre nicht mehr als billig, denn es steht einem richterlichen Be amten, der doch die Unparteilichkeit in Person sein soll, schlecht an, in einer Amtshandlung die Gefühle eines, wenn auch geringen Teiles die Bevölkerung zu verletzen. Als Privat person mag und soll er eine Meinung haben, welche immer er will. — Zur Frage einer „Süddeutschen Eisen bahngemeinschaft" wird aus München mitgeteilt, daß die Verhandlungen, die vorerst nur zwischen Bayern und Württemberg gepflogen worden sind, bereits zu einem allgemeinen Uebereinkommen zwischen den beiden Regier ungen geführt haben. Jetzt komme es darauf an, wie sich das Großherzogtum Baden und die Direktion der Reichsbahnen in Elsaß- Lothringen dazu stellen, welche Einschränkung des zwischen Bay.rn und Württemberg vor läufig Vereinbarten durch die Genannten etwa veranlaßt wird. Deshalb lasse sich auch der gegenwärtige Stand der Frage nicht präzisieren. Aber jedenfalls sei durch das Uebereinkommen zwischen Bayern und Württemberg ein guter Schritt vorwärts gethan. Das endgiltige Ergebnis der Verhandlungen zwischen den vier Kontrahenten werde kaum vor Ende Oktober zu erwarten sein, zu welchem Termine sich dann auch der (bayerische) Landtag mit der Sache beschäftigen werde. — Paris, 11. Sept. Aus Cherbourg wird die Verhaftung dreier verdächtiger In dividuen gemeldet. Sie nennen sich Pedro Mandrei, Giuseppe Peraldi und Cuiffin. Sie behaupten, Spanier zu sein, sprechen aber sehr mangelhaft spanisch. Ihre Ver haftung erfolgte auf offener See. Nächst der Halbinsel Cotentin war es den Dreien gelungen, sich im Hafen von Cherbourg einer den Franzosen Gilbert und Cormier gehörigen Pacht sowie eines dazu gehörigen Bootes zu bemächtigen. Um 6 Uhr Morgens wurde der Diebstahl entdeckt. Der Dampfer „Divette" wurde zur Verfolgung der vom Semaphor „Barfleur" signalisierten Pacht ausgesandt. Im letzten Augenblicke, nachdem die „Divette * einen Warnungsschuß abgegeben gelang es den Pachtinsassen, ein großes Packet über Bord zu werfen. Die Verhafteten verweigern jede Auskunft über dessen Inhalt. Man wird durch Taucher das Packet suchen lassen, um über den Charakter des kühnen Anschlags Klarheit zu erhalten. — Das „Neue Wiener Tgbl." meldet aus Belgrad, Königin Draga sei jetzt untrüg lich guter Hoffnung, weshalb die Reise nach dem Auslande auf Jahresfrist verschoben werde. Das Blatt traut der Nachricht selbst nicht, sondern vermutet, es handele sich blos um eine Bemäntelung der aus anderen Gründen «möglich gewordenen Reise nach Rußland. Chicago, 10. Sept. Die Anarchistin Emma Goldmann ist verhaftet worden. Bei ihrer Uebersührung zur Polizei der Präsident schaft zeigte Emma Goldmann ein freches Wesen, bestritt jedoch die Bekanntschaft mit dem Verbrechen Czolgosz's und gab nur zu, ihn am 13. Juli gesehen zu haben. — New-Park, 10. Sept. Der Polizei chef gab der Polizei Befehl, eine Liste von allen Anarchisten aufzustellen und sämtlich zu überwachen. — Die Hungersnot in Indien wächst. Neber eine Million Menschen müssen bereits vom Staat unterstützt werden, und ihre Zahl vergrößert sich noch immer. Heuschrecken schwärme haben furchtbare Verwüstungen angerichtet. Aus Ttadt und Land. Naunhof, 12. September. Naunhof. Kommenden Sonnabend er lischt die Frist zur Anmeldung über di« Er werbung des Bürgerrechts nach einer Bekanntmachung vom 1. September d. I. Wir erinnern heute deshalb nochmals daran, daß sich Jedermann — das wichtigste was er besitzen soll, nämlich das „Bürgerrecht" — sichert, damit er sein Wahlrecht ausüben kann. Versäume deshalb Niemand diese An meldung rechtzeitig zu bewirken. Naunhof. Beim Kartoffelstehlen in hiesiger Flur wurden mehrere Frauen erwischt und zur Anzeige gebracht. Wir bemerken, daß derartiger Diebstahl nur mit Gefängnis bestraft wird, warnen also davor. -j- Das Verbot der Abhaltung von Ge flügelausstellungen rst wieder aufgehoben worden; doch sind künftig Geflügelausstellungen der Beaufsichtigung durch die Bezirkstierärzle unterstellt. -j- Infolge Ausbruchs der Rotzkrankheit unter den bei Zittau im Manöver befindlichen Pferden der reitenden Artillerie hat die Militär verwaltung, um ein weiteres Umsichgreifen der Krankheit zu vermeiden, den schleunigsten Abtransport dieses Truppenteiles aus dem Manöver und Rückkehr in den Garnisonort Königsbrück angeordnet. -j- Darüber werden wir schon einig werden! Wie oft hört man diese Redens art, wenn irgend etwas festgestellt werden soll, im Handel, bei Wohnungsvermietung usw., und wie ost entstehen gerade über den Punkt, über den „man schon einig werden wird," die größten Streitigkeiten! Wer öfters Gelegenheit hat, den Ursprung von Prozessen kennen zu lernen, sei es als Richter, als Rechtsanwalt oder sonst wie, wird bestätigen, daß sich in vielen Fällen der Prozeß hätte vermeiden lassen, wenn man sich nicht mit dem „schon einig werden" begnügt, sondern wirklich eine Einigung über den offengelassenen Punkt herbeigeführt hätte. Also: immer darauf dringen, daß alle Punkte bestimmt werden, das bequeme „wir werden schon fertig werden" ist gewöhnlich der Hauptanlaß zur Uneinigkeit! j- Der Aufsichtsrat der Sächs.-Böhmischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft hat die Auf nahme einer 4^/z prszentischen Anleihe in Höhe von von 1000000 Mark beschlossen. Die Generalversammlung welche hierüber Beschluß fassen soll, findet am 2. Oktober a. a. statt. Baron von Armin hat der Gemeinde Zeititz bei Wurzen elektrische Beleuchtung auf eigene Kosten anlegen lassen; auch die Unterhaltung ist kostenlos. Armin ist Be sitzer der Rittergutes daselbst. Leipzig. Der 13jährige Sohn eines Handarbeiters entfernte sich am Sonntag aus der elterlichen Wohnung und kehrte nicht wieder zurück, da er wegen einer kleinen Unredlichkeit Strafe zu befürchten hatte. Der Knabe warf sich in vergangener Nacht vor einen Eisenbahnzug, dessen Maschine den Kopf vom Rumpfe trennte. Leipzig. Die Vereinigung der sächsischen Spinnereibesitzer, welche für heute nach dem kleinen Börsensaale eine Sitzung zur Be sprechung der Lage im Spinnereibetriebe ein berufen hatte, beschloß die Absendung eines Telegramms an Mc. Kinley, worin sie dem Präsidenten ihre Teilnahme ausspricht. Leipzig. Die städtische Gewerbeschule hat in diesem Jahre einen sehr starken Zuwachs an Schülern zu verzeichnen gehabt. Die Gesamtzahl der Schüler beträgt 1194 Von diesen entfallen auf die Tagesschule 246, die Abendschule 452 und die Werkmeisterschule 63, während die Fachschule der Tischler 231, der Tapezierer 55 und die der Maler und Lackirer 147 Schüler aufzuweisen hatte. Gegen das Vorjahr hatte sich die Gesammt« zahl der Schüler um 147 erhöht. Böhlen. Am Sonntag Nachmittag wurde eine Tochter des Gutsbesitzers Kluge von einem Automobil aus Leipzig umgerisseu. Derselben ward das Nasenbein zerquetscht. Auf dem Wege vom Bahnhof Mutzschen nach Wermsdorf bemerkten am Montag zwei Wermsdorfer Einwohner aus der Abdeckerei von Bertram starken Rauch dringen; auch wurden Hilferufe laut. Rasch entsct lassen schlugen sie die bereits verschlossene Hausthür ein und drangen durch den dichten Rauch in das Innere und nach der ersten Etage, wo durch achtloses Wegwerfen brennender Streich hölzer die Betten in Brand geraten waren. Durch Einschlagen der Fenster verschafften die Beiden den im Schlafzimmer befindlichen Kindern frische Luft und brachten sie ins Freie. Ohne das Hinzukommen dieser Helfer wären die Kinder verloren gewesen. Mutzschen. Wie hierher berichtet worden ist, ist Herr Gutsbesitzer Müller aus Sachsen ¬ dorf, welch« wagen verr Uhr im W Pegau, der Pegaue Urkunde be Dresden, und enthält und der G Sebastians« Messen dur des St. Ja sellschaft der gut situiert artige Stift In Lei Heimatsfest Vorabeiten Mügeln wurde bei d ein schwerer Uhren, Rinc Gesamtwerte Der Gendar Thäter zu e bewirken. Aus Ob bare Vorfo Wochen starl Herklotz und erdigung gin habe sich die daraufhin be erstattet. Di Übung ihres Spur entdeck mit reiner A am Halse nur sie weiter kei Tote wurde war in der ! oder Selbstm suchung ergel St. Egil etlichen Tagen Berthel hier, und nicht in ! darauf schließ keiten vorzulik zur plötzlichen Diesbar, ein großer Kl Winde verdri unmittelbarer Bruders" au Wucht auf, d< zerbarst. Die schleunigst red Dresden, nahm am letz. Zoologischen ( Herrn meldete denen 12 weg ausgeschieden Loos entschied, binder Max 8 folgter Füllu« gondelte. Als Prießnitz schm« eine Katastro; Ballon fiel pst Gondel in bed Am Millionen. Kriminalroman von Engen Hertwig. 30 Sie konnte sich der Einsicht nicht verschließen, daß ihre Toch ter an dem jungen Manne eigentlich gar keine schlechte Partie machet« würde, und statt daß sie das erfreut haben sollte, ver droß eS sie. Sie hatte sich nun einmal in den Kopf gesetzt, daß au- der Heirat zwischen ihren Töchtern und den Könitzers nichts werden könne und mochte sich davon nicht abbringen lassen. Endlich ,nachte ihr auch ihr Sohn, der querköpfige Otto, wie sie ihn jetzt nannte, Kummer. Er hatte die Nachricht von dem Tode der Tante Göbel und den ihm in Aussicht stehenden Mil lionen sehr gelassen ausgenommen und nur das schreckliche Er eignis unddie sich daran wieder kundgebeudeBvsheitdes mensch lichen Herzens tief beklagt. Was indes die Erbschaft aubetreffe, so habe sie für ihn wenig Wert; er besitze, was er zu seines Leibes Notdurft brauche, und was darüber hinanSgehe, sei von Uebel. Am allerwenigsten könne ihn die Aussicht auf Reichtum bestimmen, seinen gesegneten und segensreichen Wirkungskreis zu verlassen und nach Europa zurückzukehren, um dort ein üppi ges Leben zu führen. Bon der Mutter und den Schwestern, welche letztere gar keine andere Antwort erwartet hatten, war ihm dann mitgeteilt worden, welche Wendung die Angelegenheit genommen hatte. Er hatte sich auch davon sehr wenig berührt gezeigt, so daß Frau Meißner sich veranlaßt gefühlt hatte, ihn« seine Gleichgil tigkeit gegen das Wohl und Wehe der Seinen in starken und ein dringlichen Worte«« vor die Seele zu führen. Darauf war dem« nun heute ein recht umfangreicher Brief eingetroffen, und Frau Meißner, die nur oberflächlich Kenntnis davon genommen hatte, sagte, als sie nur« mit den beiden Mädchen beieinander saß: „Jetzt, Kinder, ist's still, «vir sind vor Störungen sicher, lies nun den Brief von Otto noch einmal ordentlich vor, Paula Ich muß bekennen, daß ich mir keine«« rechten Vers daraus machen kann." Bereitwillig kau« Paula der Aufforberuug nach, indem sie die auf de«»« Tische brennende Lampe etwas näher zu sich heran- schob und die Augei« auf die fein und eng beschriebenen Blätter richtete, denen jener eigeutnmliche Geruch entströmte, welchen Briefe, die de,» Ozean passiert, zu haben Pflegen. Der junge Geistliche wiederholte zunächst, daß e« für ihu selbst durchaus ohne Belang sei, ob die Göbelsche Erbschaft ihnen znfalle oder nicht, nud er halte irdisches Gut, ganz besonders im Uebermaß, so wenig geeignet für das wahre Heil des Men schen, daß er eS auch seinen Schwestern gar nicht «Pünschen könne und wenig Gewicht darauf lege, ob es «Hue«» zu teil werde oder nicht. Er wisse sich trotzdem frei von der ihm von der Mutter vor- geworfenen Gleichgiltigkeit gegen das Wohl nud Wehe der Sei nen, nnr suche er eS in anderen Dingen. „Nun, was sagt Ihr zu dem Querkopf?" unterbrach hier Frau Meißner die Vorleserin, indem sie sich init beiden Händen ans die Seitenlehne«« ihres Stuhles stemmte, den Kopf nach hin ten warf nnd einen bekümmerten Blick zur Decke emporrichtete. „Aber Du kannst von Otto doch nichts Andere- verlangen, liebe Mutter, ich würde »««ich wunder«», wem« er anders schriebe," erwiderte Paula. Lene setzte mit einem schwärmerischen Aufschlag ihrer sanf ten grau««» Auge«» hinzu: „Ach, ich könnte ihn beneiden! Leider bin ich nicht im stände, ihm zu folgen. Mei»» Herz hängt. .." „Ach, mit Euch ist ja nicht zu reden!" unterbrach sie die Mut ter ärgerlich. „Was halte ich mich nur dabei auf! Lies weiter, Paula,es kommt nvchbesser." Die Angernfene folgte ohne Widerrede der Aufforderung. Otto Meißner schrieb weiter: „Wenn ich indes auch für mich keinen Wert auf die Erbschaft lege und keinen großen Gewiuu in Geld und Gnt für meine Schwestern sehe, begreife ich doch, daß diese besonders im Hinblick auf ihre Verlobten . . ." Frau Meißner ließ hier ei»» verdrießliches Räuspern höre»«. Paula wiederholte: „In« Hinblick auf ihre Verlobten Wert auf bei« Besitz der Erbschaft legen können. Ich will ihnen, so «veit es an mir ist, also keil« Hindernis für deren Erlangung sein, und sollten sie eine»» Prozeß mit den« FiSkuS führen wol len . .." Panla mußte hier eiueu Augenblick inne halten, ihre Stimme bebte und sie drückte die Hand auf das pochende Herz. Frau Meißner benutzte die Pause, um dazwischen zu rufen: „Ihr meint wohl, er werde Euch das Geld dazu schicken? So dmum ist mein guter Otto denn doch nicht." Ohne ein Wort zu entgegne»«, laS Paula weiter: „ . so bin ich bereit, ihnen meine Vollmacht zu schicken; Geld beizusteuern vermag ich freilich nicht." „Da habt Ihr'-!" lachte die Mutter ingrimmig. „O, «venu Otto die Vollmacht schickt, so ist da- schon sehr viel, ohne eine solche ließe sich gar keine Klage eiuleiten!" rief Leue dazwischen. „Nnd mit ihr auch nicht, ich leide es nicht, da mag gesagt und gethan werden, was Ihr wollt!" rief Fran Meißner nnd schlng mit ihren rundlichen Fingern auf den Tisch. „Lies weiter, Paula," bat Leue. „Doch genug von der Erbschaft," lautete der Brief weiter, „ich habe Euch Dinge zu erzählen, die mir mehr ain Herze»» liege«» und die sicher anch für Luch von Interesse sein werden." ES folgten nun Schilderungen ans seinem Lebe»» und an- sciner Thätigkeit, die ein höchst anschauliches Dasei»« eiuer klei ne«», fremden und fernen Welt geben nnd die Gestalt des Schrei benden liebenswürdig und lebendig innlitten einer einfachen, wahrhaft fromme,» Gemeinde zeigten, um derentwillen er die Heimat verlassen hatte, die ihu» sein Wirke«» aber auch durch Liebe und Verehrung zu lohnen schien. Die Vorleserin, «vie die beiden Zuhörerinnen waren gefes selt. Für den Augenblick war Taute Göbel und ihre Erbschaft vergessen, auch über Frau Meißner hatte das Edlere, Höhere jetzt den Sieg davongetragen. Mit gerötete«» Wangen und halb geöffneten» Mnnde, »veit vorgebeugt, als wollte sie Paula jede- Wort von bei« Lippe«» nehmen, saß sie da. Leue hatte die schlauken Hände gefaltet im Schoße ruhen, in ihren Altge«» schimmerten Thräuen. „ES geht freilich nicht immer bei uns heiter und rüstig zn," schrieb Otto Meißner weiter. „Krankheit, Tod, Schuld bleiben auch unserem Gemeindewesen nicht fort. Das habe ich recht zn erkennen Gelegenheit gehabt an einen» Ehepaar, da- vor etwa sechs Wochen hier in Oldtown aufgetancht ist. Woher die Leute gekommen sind, weiß ich nicht, und »vaS sie aus der alten Hei- mat vertrieben hat, ist mir auch »licht bekannt geworden, und ich hüte mich, danach zu fragen. Vertrauen ist eine Himmels- blüte, die sich unter den» Einfluß von Liebe »md Nachsicht von selbst entfalte»« muß. Versucht man sie durch einen, wenn auch noch so sanften Zwang z«, öffnen, so zerstört man sie in der Knospe. Doch weiter; da-Ehepaar spricht nur englisch und spricht eS gnt und fließend, dennoch kam» ich mich nicht der Ueberzeu- gnng erwehren, daß sie Deutsche sind und deutsch verstehen, ob- wohl sie bereinigen Versuchen, die ich gemacht habe, völlig un empfindlich gegen die deutschen Leitte geblieben sind. SO,20 Kri Die Frau isi Aussehen und ga ist. Leider ist dies metndemitgliedei kann. Dann wird arme Frau schlei tadelnswert betr alles ab und dan ihn niemand seh« er Besserung un brik, hält auch de ihrem kleinen Ha geht so, bis der b meine Verinutu», um sich von der Ü „Was geht »n lerbrach Frau Me sameStimulllug t weilte sie. „Trunkenbold auch, die braucht „ES muß doch daß Otto ihnen ei ter," begütigte si Paula gab sicl zu Ende zu komm Der Schreibe« es »verde ihm geli sei»«e Seele zu ret ein besseres Lebe» ßen und SegenSW Paula stecktet paar Minuten un Dieselbe ward du Außenthür unter! zusammen. „Wer kann bei Meißner stirnrun,
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