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Naunhofer Nachrichten : 02.08.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-190108029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-19010802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-19010802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Naunhofer Nachrichten
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-08
- Tag 1901-08-02
-
Monat
1901-08
-
Jahr
1901
- Titel
- Naunhofer Nachrichten : 02.08.1901
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bezüglich der Be- ei Trauerfeiern für nach ihrem Tode i, entschieden, daß Hen unserer LandeS- gung bei der Feuer« ach bei der Unter« iltnisses auf einem en Begräbnisplatze n sollen die Geist- in, vor der Ueber« eennung bestimmten en im Trauerhause t Parentationshalle ung durch Gottes u bieten, wenn dies daß die Mitwirkung lrauerfeier nicht als rungsweise gedeutet ahre sind in Sachsen endet und geweiht endorf, Bräunsdorf, nstalt Sachsenburg, resden, in Krumm- onnewitz, L.-Seller- Nach vollendetem ößerer Erneuerungs geweiht die Kreuz- tirche zu Hosterwitz, dt, die Kirche der ;en, die Kirchen zu ünhainichen, Kiebitz, Schmorkau, Otten- Bielau, Hochkirch Sparsamkeitsregel isenbahnverwaltung Bisher waren auf )ie Zugführer bahn« richtiggehenden Uhr ugust werden diese »gezogen und haben em Zeitpunkte ab, !ten der StaatSeisen- gehende Eigentüme rn und im Dienste Dienstuhren werden bedienstete, in erster chaffner bestmöglichst z der Bürgermeister Sachsens findet am ingeorgenstadt statt, ie Frage wegen Be tt aufhältlichen Aus- Auf eine diesbezüg- angeorgenstadt hatte eantwortet, daß eine der nur durch ein :n vieler Gemeinden Preißelbeerernte, erwarten ist, dürfte agewesen sein. Die en jetzt so voll von hre Augenweide ist. »aß die Beeren völlig n. ist für die leckeren Giftpflanze. Jetzt ist »rück. aß und, in das bleich« ssen hielt, überkam sie nicht ihre unbegrenzte cher war sie doch nicht rn wollte sie den alten nd das, vorsichtig ihn rit und Güte tn seinem ließ sie nnverzagt die streichelte seine Hand be Tochter. sie machte der Schwe ¬ er Vater; aber er war chlafen. leich hinan». „Du hast ist Du denn nicht seine lick," lautete die Ant- e Anzüglichkeit zu be- so gut mein Vater wie ihn nicht besuchen soll, vtig, mir von Dir Be ¬ hr streng tn die Ange», n! Wer hat das Aa»z« -eil er sich plötzlich um lich nicht gethan." ch dran bin. Ist Mama ! Ian regt sich über mich ; aber daß man selbst 69,26 Die Aagd nach -em Hlttck Humoristischer Roman von Ferd. Tamborint In diesen Tagen hatte sich auch der Herr Magnetopath und Vegetarianer Nötigen wieder eingesnnbeu. Er hatte von Dr. eines im jenem Hause wohnenden Mannes die Brandstifterin ist. Sie hat das Feuer aber nicht angelegt, um das Haus zu ver brennen, sondern um ihren Vater zu bestimmen, aus dem Hause, in welchem zu wohnen sie sich fürchtete, auszuziehen. die Beerenzeit und es ist bekannt, wie große Liebhaber alle Kinder von Beeren find. Jetzt kommt die Zeit, da sich die erbsengroßen Beeren schwarz färben und somit den Heidel beeren sehr ähnlich aussehen. IO—12 Beeren genügen, um bei einem Kinde einen sehr schmerzhaften Tod herbeizuführen Der Nacht schatten ist sehr giftig, selbst die Schafe, die andere Giftpflanzen unbedenklich fressen, meiden ihn. Die nächstgelährlichste Giftpflanze ist der Goldregen durch seine Schoten, welche die Kinder auch sehr lieben und dadurch, daß er sich überall in den Anlagen findet. Auch er entwickelt jetzt seine Schoten. Sehr einladend zum Genuß ist ferner durch ihre leuchtenden Frücbte, die ganz wie Kirschen aussehen, die Tollkirsche, allein ist sie seltener und nur im Walde. Der Schierling ist wegen der Aehnlichkeit mit der Petersilie für die Hausfran wichtig, ihn zu kennen. Er unterscheidet sich durch seine weiße Blumen krone und am Grunde rötlichen Stengel. Die übrigen Giftpflanzen, wie der Stechapfel, rote Fingerhut,Eisenhut,Gartennachtschatien rc. 1- Meuicke-Erben werden gesucht. Frau Auguste verw. Geheimsekretär Menicke, geb. Weiß oder Weitz, die früher in Berlin und Stettin lebte, wurde am 17. Jnli I9OO in DreSden-Pieschen in ihrer Wohnung ermordet aufgefunden. Gesetzliche Erben derselben sind bis jetzt nicht zu ermitteln gewesen. An die unbekannten Erben der verw. Menicke erläßt das kgl. Amtsgericht zu Berlin, Abteilung 4a die Aufforderung, ihre vermeintlichen Erb rechte bis zum 31. Oktober 1901 anzumelden. Leipzig. Fürdas Völkerschlacht-National- Denkmal gingen bis jetzt insgesamt 403 305,97 Mk. ein. Die Sammlungen werden unent wegt fortgesetzt. — Auf Requisition der hiesigen Polizeibehörde erfolgte in Berlin die Festnahme des MalersF r iedrich Kruschke der, wie gestern berichtet wurde, aus einer Wohnung in der Blumengasse den Geldbe trag von 66000 Mark entwendete. In seinem Besitz wurden noch 5218 Mark vor gefunden. Leipzig. Auf dem Berliner Bahnhof in Leipzig ereignete sich Dienstag Abend, als der D-Zug 27 München—Berlin aus der Halle fuhr, ein schwerer Unfall, indem einer Dame beide Füße hoch über dem Knochelgelenk ab gefahren wurden. Ein Augenzeuge, der sich im Zuge selbst befand, schildert den traurigen Vorfall folgendermaßen: Kaum war das Abfahrtssignal gegeben und der Zug hatte sich in Bewegung gesetzt, als plötzlich mark erschütternde Schreie den Maschinenführer den Zug wieder anhalten ließen. Was war ge schehen? Zwischen Post- und Packwagen lag eine konvulsivisch zuckende weibliche Gestalt, die ein Postbote mit aller Anstrengung hervor zog. Ein mit einer Damenstiefelette bekleideter Fuß blieb zwischen den Schienen liegen, der andere hing nur noch an einem Sehnenstrange Kein Mensch, weder das Publikum auf dem Perron, noch der Maschinenführer, hatte die Dame vorher bemerkt, und doch muß die schwere Maschine über ihre Beine hinwegge gangen sein. Ob ein Unglücksfall vorliegt, was wohl, da keine Kopfverletzung vorhanden war, möglich ist, oder ob ein Selbstmord versucht wurde, war nicht bald zu ermitteln. Unsere Obstbäume. Skizze von Ehr. Kjärböll. Nachdruck »erboten. Unter den Obstbäumen, welche das lieb liche Dörfchen am Hügel mit frischem, freudigem Grün schmücken, wird der Apfel baum nie fehlen. Die kostbaren, kühlenden und zugleich nährenden Früchte des Baumes machten ihn schon früh zum Liebling unserer Vorfahren. Der Name .Apfel" ist schon sehr alt; man findet ihn mit wenigen Ab änderungen in den meisten europäischen Sprachen, er soll aus dem Sanskrit von adaia abstammen. Unsere alten Vorfahren sahen in dem Apfelbaum eine hohe Segensgabe ihres Gottes und stellten ihn unter den besonderen Schutz der Gottheit. Kein Blitz zerspaltete seinen Stamm, und der Hammer des Donar durste ihn nicht treffen. Aus diesem Grunde pflanzte man ihn als Schutz gegen den Blitz nahe an die Hütte, so daß seine Zweige dieselbe beschatteten. Der Apfel stand bei den alten Germanen so hoch in Ehren, daß sie dessen Genuß selbst ihren Göttern und den Seligen zuschrieben. Iduna, die Gemahlin des sangeö« kundigen Gottes Braga, der mit fröhlichem Lied die Mahle der Götter erheiterte, besaß wunderbare Aepsel, die sie ihren Lieblingen unter Göttern und Menschen darreichte. D r Genuß derselben gewährte eine nie versiegende Lebenskraft, erhielt Schönheit und Tugend. Eine Dienerin der Iduna reichte den Helden bei ihrem Eintritt in Walhalla von diesen Aepfeln. Auch beim Paradiese fehlte der Apfelbaum nicht. Bei den keltischen Völkern hieß das Paradies geradezu Apfelland (Avalon.) Natürlich knüpfte sich an diesen bei Göttern und Menschen so beliebten Baum allerlei Aberglaube. So sollte m n am Neujahrs tage keine Aepfel essen, wer sich doch den Genuß derselben erlaubte, sollte ebensoviel Geschwüre bekommen, als er Aepfel gegessen hatte. Hat jemand an den Händen häßliche Warzen, die keinem Mittel weichen wollen, so muß er sie mit einem Apfel dreimal still schweigend bestreichen und ihn unter die Traufe legen, wo er vermodert. Sobald die Ver wesung erfolgt, sind alle Warzen verschwunden. Um den Ertrag der Bäume zu steigern und eine reiche Ernte zu erzielen, schlug man dieselben mit Stöcken und Ruten. Dies ge schieht noch heutigentags am Charfreitagmorgen im Lechthal in Tyrol. Dagegen schlagen die Czechen die Bäume nicht, sondern gehen am genannten Morgen in den Obstgarten und fallen vor irgend einem Baume auf die Knie und rufen: .Ich bete, o Baum, daß Gott dich gut mache!" In der folgenden Nacht laufen sie um den Obstgarten, indem sie rufen: „Treibt Knospen, ihr Bäume oder ich werde euch mit Ruten schlagen." Früher herrschte in manchen Gegenden die schone Sitte, in der Geburtsstunde eines Chemnitz. Gin Deutscher Namen» Krause ist in Transvaal hingerichtet. worden, weil er einen NeutralitätSeid gebrochen hatte. Krause, Schlosser von Beruf, ist ein Chem nitzer Kind, Sohn des hier wohenenden Ober schaffners Wilhelm Krause. Anfang der neunziger Jahre ist der Erstgenannte nach Pretoria ausgewandert, wo er sich verheiratete und ein eigenes Geschäft betrieb. Er hinterließ eine Witwe mit zwei Kindern. Riesa. Die 4prozentige Riesaer Stadt anleihe ist nach den erfolgten Feststellungen mehr als fünfmal überzeichnet worden. Dem Vernehmen nach soll die Zuteilung der An leihestücke für gezeichnete Beträge bis 1000 Mark nach Möglichkeit voll, für Beträge über 1000 bis 10000 Mark mit 20 Proz., für Beträge über 10 000 Mart mit 10 bis 20 Prozent erfolgen. Dresden. In der am Dienstag stattge fundenen Sitzung des hiesigen Schöffengerichts wurde der Redakteur Quanter wegen in der „Dresdener Rundschau" veröffentlichten be leidigenden Artickel gegen einen hier ange sehenen Arzt, zu 1 Jahr 9 Monaten Gefängnis verurteilt. Der Staatsanwalt hatte das Strafmaximum von 2 Jahren beantragt. Quanter, der bis jetzt in Untersuchungshaft gesessen hatte wurde sofort in Haft genommen. Es schweben gegen denselben noch einige weitere Prozesse wegen ähnlicher Artikel, in denen gleichfalls auf hohe Freiheitsstrafen erkannt werden dürfte. — Quanter konnte vor Ge richt in keiner Weise die Wahrheit der von ihm auf Grund anonymer Briefe leichtsinnig veröffentlichten Verleumdungen erbringen. Wie durch die Beweisaufnahme feststtht, hat sich die Zeugen Kirsten, die sich des besten Rufes erfreut und völlig unbescholten ist, lediglich infolge ihrer schweren Lungen-Krankheit hilfe suchend an den ihr zugewiesenen Kassenarzt Dr. Schaumann gewandt und nur deshalb dessen Sprechstunden aufgesucht, sonst aber nie mit ihm verkehrt, am allerwenigsten in der Weise, wie der Angeklagte behauptet hat. Dresden. Ein junges, hübsches Mädchen — so schreiben verschiedene hiesige Blätter — ging dieser Tage in der Blasewitzer Straße mit einer ellenlangen Schleppe, welche die ihr folgenden Personen durch das Aufwirbeln des Staubes arg inkomodierte. Ein Herr trat infolgedessen an sie heran und bat sie höflichst, sie möchte doch ihre Schleppe etwas in die Höhe nehmen, worauf die Dame etwas spitz antwortete, das sei ihre Sache. Im Nu waren fünf Herren zusammen, gaben sich die Hände und tanzten um die betreffende Dame herum, daß sie nicht fort konnte, ä la Leipziger Karneval. Nachdem das vorbei war, blieben die Genannten die Hände noch zusammengefaßt, stehen und fragten die Dame nochmals höflich, ob sie nun ihre Schleppe in die Höhe nehmen wollte, worauf sie be- schämt ein leises „Ja" flüsterte, und, die Schleppe in die Hand nehmend, davonging. Planen i. B. In einem Hause an der Rosengasse hier hat eS in der letzten Zeit drei mal hinter einander gebrannt. Das Feuer ist jedesmal beim Entstehen entdeckt und gelöscht worden, so auch am vorigen Mittwoch und Donnerstag. Jetzt hat sich herausgestellt, daß die noch jugendliche Tochter Kindes demselben ein Bäumchen zu pflanzen. Das Gedeihen oder Verderben dieses Baumes sollte das Geschick des Menschen, dem der Baum gesetzt war, andeuten. Im Aargau herrscht diese Sitte noch jetzt. Den Knaben setzt man Apfelbäume und den Mädchen Birnbäume. Seiner Kugelform wegen sah man im grauesten Altertume den Apfel als Symbol aller Vollkommenheit, er war mithin Bild der Welt, der Liebe und der Hoffnung, des Glücks, sowie der Herrschaft und Regierung weshalb er auch gegenwärtig noch im Reichs apfel als Jnsignie der Kaiserwürde dient.j Eine sinnige Anwendung fand der Apfel bei den Westgoten. Sollte nämlich ein Knabe unter sieben Jahren von dem Richter auf seine Zurechnungsfähigkeit geprüft werden, so hielt er ihm einen Apfel und ein Gold stück zur Auswahl vor. Griff der Knabe nach dem Goldstücke, so gab er dadurch zu verstehen, daß er das Nützliche dem Ange nehmen bereits vorzuziehen wisse, er wurde von nun an den Männern zur weiteren Er ziehung übrrwiesen. In Ungarn hat der Apfel eine erotische Bedeutung, indem er dazu dient, um durch ihn den ersten Heiratsantrag zu machen. Es herrscht nämlich der Gebrauch, daß derjenige, der heiraten will, dem Mädchen, das er sich ausersehen hat, einen schönen mit einigen Geldstücken besteckten Apfel zuschickt. Durch die Annahme des Apfels erklärt das Mädchen daß es der Verbindung nicht abgeneigt sei, worauf sich sodann der Brautwerber mit seinem Vater, oder, wenn dieser gestorben ist, mit einem anderen bejahrten Manne zu den Eltern des Mädchens begiebt, und förm lich bei ihnen um dasselbe und um ihre Ein willigung zur Heirat anhält. An einigen Orten der Lüneburger Heide ist es Sitte, bei Hochzeiten den dem Pastor zukommenden Thaler in einen Apfel zu stecken und denselben bei der Trauung auf den Altar zu legen. Dieser Apfel heißt der Brautapfel. Unter den Obstbäumen ist der Birnbaum der statlichste. Er erhebt sich öfter zu be deutender Höhe, seine Blätter haben einen frischen Glanz, und die Zweige schließen sich zu einem pyramidenförmigen Wipfel. Unser jetziger Name „Birne" ist aus dem Plural kirn des mittelhochdeutschen die dirs ent standen. Im althochdeutschen hieß sie xira, nach der romanischen Bezeichnung xsra, welche gleichbedeutend ist mit dem lateinischen xirus. Schon bei den Römern war die Birne eine hochgeachtete Frucht; Plinius zählt 36 Sorten auf (eine Sorte heißt Libraria Pfund birne), von denen viele den Namen ihrer Heimat führten, woraus erhellt, daß die Alten den größten Teil derselben aus Griechenland, Aegypten, Syrien, Spanien erhalten hatten. Kann sich auch der Birnbaum an Statt lichkeit und Schönheit mit dem Apfelbaume messen, so hat er doch in Sage und Geschichte nie eine so ruhmreiche Stellung gehabt. Dennoch muß als erwiesen angesehen werden, daß er im germanischen Altertum nicht ohne besondere Bedeutung und Verehrung war. Denn die ersten Boten des Evangeliums fällten die meisten derselben, um mit ihnen die Erinnerung an die heidnischen Gebräuche Hermine sah sie einen Moment verständnislos an, bann be lehrte sie der hämische Ausdruck in Lydia» Gesicht, wa» gemeint war. „Ach io! Hartgiß? Nun, der Mann trägt mit un» alle Sor gen und härmt sich für unseren Vater wie ein treuer Sohn Da» weitere wirst Du erfahren. Daß Du aber Deine Glossen darüber zu machen wagst, zeigt, ans welcher Stufe Du angekom- men bist." „Aufeiner sehrniedrigen," höhnte die Schwester. Hermine sah sie an; plötzlich stieg etwa» in ihr auf, heiß, zum Ersticken. Die» Persönchen da mit den fein frisierten Haa ren und den zarten Handschuhen wollte sich über sie lnstig ma chen. Da» ganze Unheil war durch deren Leichtsinn über die Fa milie gekommen und da fuhr eS ihr heran»: „Weshalb bist Du denn eigentlich hierher gekommen? Du hast ja Geld wie Hen und kannst leben wo Du willst. Um den Vater krank zu machen? Da» konntest Du Dir sparen. Sv lohnst Dn ihm seine abgöt tische Liebe?" Lydia stand da, ohne sich zu regen. „Lächerlich," sagte sie nun, „ich soll an allem Schuld sein? Quatsch! Ich habe nur aber inzwischen von einem Sachverständige», der mehr davon kennt als Dn und Dein Hartgiß, die Sache erklären lassen. Im Alter verkalken die Adern und da genügt eine Kleinigkeit, nm sie zum Brechen zu bringen. Da» wäre bei Vater früher oder später ohne mich auch eingetreten. Aber, eine zärtliche Schwester bist Du, da» muß man Dir lassen, mir da» in die Schuhe zu schie ben." Mit bebenden Händen zog sie ihren Schleier herab. „Wenn Dn meinst," subr sie dann svrt, „Du seiest fertig mit mir, nun, ich bin es mit Dir schon lauge Such Dir einen au- der», der sich abkapiteln läßt, vielleicht Deinen Bräutigam, bei mir bist Du an di« unrichtige Adresse gekommen!" Hermine stand einen Augenblick horchend, wie ihr leichter Fuß über die Treppe eilte, immer zivei Stufen auf einmal. Nun kracht« die HanSthür. Bodstein» schwerer Erkrankung gehört und kam, seine ärztlichen Dienste der hart geprüften Gattin anzubieten „Nur als Freund natürlich! Und von Freunden nehme ich kein Honorar!" hatte er gesagt Madame Bodstein war unschlüssig. „Ja, Herr SanitätSrat," sagte sie, „wir haben damals in der Eile einen andere» neh me» müssen; wir können doch jetzt keine Aeuderuug vornehmen. Hermine, komm doch mal!" Wa» die bei der Sache eigentlich sollte, war ihr selbst nicht klar Da» Mädchen kam au» dem Krankenzimmer. In Röttgens Augen glitzerte es aus bei ihremAnblick. „Könnte ich Ihren lieben Papa wohl 'mal sehen?" fragte er geschmeidig. „Bedaure, Herr Röttgen, er schläft." „Thut nicht», Fräulein Minchen, Sie können mich trotzdem zu ihm lassen. Ich brauche ihn gar nicht zu untersuche», ich sehe sofort, wa» los ist. Wofür habe ich denn meine Erfahrung." „Da» mag sein, Herr Röttgen, aber besser ist, er wird jetzt nicht gestört." Röttgen sand, daß seine Zukünftige wenig Entgegenkommen zeigte und verzog spöttisch den Mund. „Da» gnädige Fräulein scheint hier zu dirigieren, Frau Maina ganz überflüssig, wie?" Er lachte über diesen Witz. Frau Bobstein lächelte auch und zupfte Hermine am Aermel. „Nein, Mama." „Herr Röttgen hat wirklich recht, Du bist sehr eigenmäch tig," und in» Ohr rannte sie ihr: „vielleicht kann er doch et was helfen. Versuche» kann man e» doch." „Nein, besser nichts Neue»!" Röttgen war sprachlos. «Ja, sehen Sie," sagte die Mutter mißvergnügt, al» Her mine den Rücken wandte, „so geht e» mir, ich werde zur Null gemacht. ES ist ja wahr, sie nimmt mir ja alle Last ab, Nacht wachen und alle», aber sie hat e» sich zur Bedingung gemacht, daß ihr nun auch kein Mensch dreinreden darf Sie läßt mich kaum einmal zu ihm hinein, und wenn ich drin aufangen will zu erzählen über die» und da», gleich macht sie Zeichen und fingeriert tn der Luft herum Ist da» erhört?" „Mängel der Erziehung," erwiderte Röttgen kurz. „Aber nicht von meiner Seite, Herr Rat Ich habe immer so erzogen, daß jeder mir Komplimente sagte, immer bescheiden nnd Knixche» machen; aber da kam er mir stet» dazwischen mit seinem höheren Gesichtspunkt und Charakterbildung und wie er das Zeug immer betitelte. Jetzt haben wir den Salat! Aber, Herr Rat, nun sagen Sie mir doch einmal, wa» wollten Sie denn eigentlich mit meinem Manne anfangen, ich meine, wie woll ten Sie ihn denn behandelt wisse», ein Schlaganfall ..." „Weiß ich alles, verehrte Frau. E» handelt sich eben um meine neneste Behandlungsmethode. Größter Erfolg gerade bei dieser Krankheit." Er griff in die Brnsttasche und zog eine rotgebundene Bro schüre hervor; mit der Rechten darauf schlagend, daß es knallte, fuhr er fort: „Sehen Sie hier, da: Litrus vulgaris, von un glaublicher Heilkraft. Direkter Einfluß auf die Gehirnthätigkeit, daneben magnetische Sitzungen, Neubelebung des Organismus." „So, so!" Frau Bodstein machte große Augen. „Was ist denn das?" „Läßt sich mit wenigen Worten gar nicht sagen. Ich sage Ihnen aber, eine wunderbare Kur. Und, teuerste Freundin, Sie werden doch meine wertvolle Entdeckung nicht auf eine Stufe stelle» mit der Weisheit eine» Ungenannten, mit eine»«.. ." „Ach, entschuldigen Sie, Herr Nat," sagte die Frau eilige- schüchtert." „Bitte, bitte. Ich wiederhole: eine vorzügliche Ku«. Zahl reiche Versuche machte ich erst an Tieren." „Au Tieren?" „Gewiß, beste Freundm. Anden bekannten Versuchstieren: Kaninchen, Hunden, Katzen. Natürlich müssen diese Tiere gezwun gen werden zu fressen." «Aber haben denn solche Tiere Schlaganfälle?" fragte Frau Bodstein sprachlos vor Erstaunen. Röttgen wurde ungeduldig über diese Unterbrechung und stampfte mit dem Fuße „Können Sie denn nicht begreifen, meine Beste," schrie er, „gegen alles und jedes wende ich das Mittel an, einfach gegen alles. „Es giebt keine Krankheit, gegen die e» nicht hilft. Wo aber, weil Quacksalber ihre Hände im Spiele haben, das Mittel nicht vollständig hilft, da tritt wenigstens eine erhebliche Besserung ein, begreifen Sie endlich?" Die perplexe Fran begriff eben noch gar nicht», aber stethat so und schlug einen recht bescheidenen Ton an, mit dem sie aller- dittg» mehr Glück hatte. 89,20
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