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vor dem Rhodes'schen Panzerzuge in die Luft ge sprengt. Den „ Daily News" zufolge find die Unter- Handlungen mit Botha noch nicht gänz lich abgebrochen. Es sei möglich, daß sie noch positive Formen annehmen. Der „Daily Mail" wird ouS Amsterdam gemeldet, Präsident Krüger sei endgültig entschloßen, Holland im Juni zu verlaßen und sich nach Amerika zu begeben. Demselben Blatt wird aus Genf berichtet: Eine Deputation der amerikanischen Demokraten, mit Bryan an an der Spitze, werde sich nächstens in New. Aork einschiffen, um den Präsidenten Krieger von Holland abzuholeu. Der Empfang des ersten S-Uhrzuges. Ein Volksfest, hervorgegangen auf eine Anregung mitten aus der Einwohnerschaft, ohne jedes offizielle Beiwerk, und dabei doch von sichtlicher Bedeutung — das war aus der kleinen Feier geworden, die man gestern anläßlich des erstmaligen Eintreffens deS 8-UhrzugeS geplant. Lange vor der fahr planmäßigen Zeit hatte sich das Publikum am Bahnhofe versammelt. Als der Zug eintraf, begrüßten ihn die Weisen unserer Kapelle, fast übertönt von den Hochrufen der Menge. Der kurze Aufenthalt genügte unserem Herrn Bürgermeister, der in Be gleitung des Komitäs erschienen war, ein paar kernige Worte des Willkommens und Dankes an die Generaldirektion zu sprechen, und dann ging es in fröhlichem Durcheinander unter Vorantritt der Musik nach dem Rathause zum „Kommers mit Damen". Auch hier vollste Zwangslosigkeit mit Hintansetzung aller Standesunterschiede. Es war wirklich ein erfreuliche- Bild, die Naunhofer Einwohnerschaft in solcher Ein tracht und Feststimmung fast vollzählig ver sammelt zu sehen. Da irgendwelche programmmäßige Ver anstaltungen weder beabsichtigt waren, noch stattfanden, so handelt es sich für die Be richterstattung lediglich um Wiedergabe der verschiedenen Ansprachen, die sich größtenteils wesentlich von den bei festlichen Ge legenheiten üblichen Tischreden unterschieden und von denen manches goldne Wort im Gedächtnis zu bleiben verdient. Den Anfang machte Herr Bürgermeister Igel, der einen bedeutsamen Ueberblick über die Entwickelungsgeschichte Naunhofs in die ihm eigene sarkastisch-gemütvolle Form kleidete. Auch an einem ersten Mai — vor 35 Jahren — wurde Naunhof an das Bahnnetz an geschloßen. Es wurden dadurch dem vergeßen und abseits liegenden Landstädtchen, deßen Name auf keiner Verkehrskarte zu finden war, die Pforten zum Weltverkehr erschloßen. Ein Stück Kulturgeschichte aus dem Klein stadtleben zog vor dem geistigen Auge der Zuhörer vorbei: wie anno 1798 der alte Bürgermeister ChristianPetzold von Naunhof gen Apolda wanderte, um eine Kirchenglocke zu kaufen, wie sich aus einem Häuflein Hütten und Häuschen ein Gemeinwesen entwickelte, deßen Mitglieder schon gewiße Ansprüche stellten, zum Beispiel in Bezug auf Straßen ¬ beleuchtung. Die alten Ratsprotokolle, die im Staube der Archive schlummern, wurden bei den Darlegungen des Herrn Vortragenden lebendig und redeten eine beredte Sprache. Sie erzählen unter anderem, daß einstmals ein Antrag auf Vermehrung der Straßen laternen von 8 auf 9 im Gemeinderat ge stellt aber als unthunlich abgelehnt wurde — heute haben wir 65 Flammen Straßen beleuchtung und bauen in Kürze eine Gasanstalt. Dann zog die neue Zeit herauf: Die Sparkasse mit ihrer segensreichen Wirk samkeit, die Sommerfrische, der Einzug der In dustrie (Wagner L Söhne, Pettrich L Kopsch), das Leipziger Wasserwerk, der Bebauungsplan. Und dann ein Ausblick auf die Zukunst: DieBe- schleußungsfrage, ein eigenes Wasserwerk, Vorortsverkehr und ein zweites Geleis. Die Darlegungen des Hcrrn Redners, die für die lauschenden Zuhörer einen wirklich intimen Reiz besaßen, klangen aus in einem Hoch auf den Landesherren, dessen landesväterliche Fürsorge, deßen Toleranz und Güte gerühmt wurden. Nachdem ein Lied erklungen war, erhob sich Herr Bankdirektor Voigt, um im Namen der neu hier Angesiedelten zu sprechen. Auch hier eine wohldurchdachte Rede mit großen Gesichtspunkten. Ihr Leitmotiv war die Mahnung, daß Alteingeseßene und Neu ankömmlinge einträchtig zusammenwirken möchten, um die Stadt Naunhof ihrer schönen landschaftlichen Umgebung ebenbürtig zu machen. Herr Buchdruckereibesitzer Günz behandelte in einer längeren Ansprache den Vorortsverkehr, deßen Einführung zu erreichen unsere nächste Aufgabe sei. Naunhof müße für Leipzig das werden, was Kötzschenbroda für Dreden sei. Wenn eine Stadt die Be rechtigung habe, sich dieses Ziel zu stecken, so sei es Naunhof. Eine regsame, fortschrittlich gesinnte Bürgerschaft, ein Gewerbeverein, der unablässig für das Emporwachsen des Ge meinwesens wirkt, dazu unternehmende Bau meister, die in wenig Jahren ein ganzes Villenviertel geschaffen — das seien unsere Bürgschaften für die Zukunft. Ein Hoch auf Baumeister und Gewerken, denen das moderne Naunhof zu danken sei, bildete den Schluß. Die Ausführungen des Vorredners gaben Herrn PastorHerbrig Gelegenheit, der nun mehr über zehnjährigen eifrigen Wirksamkeit als Bürger und als ZeitungSverlcger des Herrn Günz mit warmer Anerkennung zu danken. Es sei von uns mit Dank und be- onderer Genugthuung verzeichnet, daß der Herr Pfarrer auch der Lokalpresse und ihrer Bedeutung gerecht wurde, Beachtung und Unter- tützung derselben empfahl. Goldene Worte waren es auch, die Herr Pettrich sprach. Er behandelte ein sehr zeitgemäßes Thema: Den Kastengeist, der sich lesonders in kleinen Städten breit macht. Wenige Herzen wird es geben, in denen gerade diese Mahnung, so eindringlich und beredt gegeben, und dabei von einer so allseitig ympathischen Persönlichkeit ausgesprochen, einen Widerhall gefunden hätte. Wenn es einen „offiziellen Teil" gegeben hätte, so wäre er hier zu Ende gewesen, denn mit der Ansprache deS Herrn Vr. msä. Wo! trat der Humor in seine Rechte. Das Hoch, das er ausbrachte, galt den beiden anwesende Vertretern unserer Station, die ja d Segnungen eines regeren Bahnverkehrs am besten zu — schätzen wißen. Dann trat Herr Georgi-Lindhardt auf den Plan, schildert das „Geschwisterpaar Naunhof-Lindhardt" un cndete noch einem kühnen Gedankensprunge mit einem Hoch auf die Damen, womit er eine Schuld beglich, deren Vorhandensein die anwesenden Vertreter des starken Ge schlechtes erst jetzt mit Schrecken bemerkten. Noch einmal wurde, trotz einge tretener Fidelitas, die ernsthafte Seite be rührt, indem Herr Bürgermeister Igel „das Wort vom guten Einvernemhen" variierte und dankbar des erfreulichen Zusammenwirken» der „drei Gemeindevorstände": Stadtober haupt, Pfarrer und Schuldirektor, gedachte, während Herr Schloßermstr. Leipnitz Herrn LandtagSabg. Gleisberg den Dank der Einwohnerschaft votierte für seine Wirkung zur Erlangung des 8-Uhrzuges. Dann aber trat die Naunhofer Gemütlichkeit und die Zwanglosigkeit fröhlich vereinter Menschen in ihre vollen Rechte. Was von da ab ge redet und — getrunken wurde, entzieht sich der Kompetenz deS Berichterstatters. Ordnungsgemäß aber sei zum Schluffe noch registrirt, daß auch 2 Festlieder gespendet worden waren, das eine von Frau M. Schoppe, das andere von Herrn vr. weck. Wolf gedichtet. Den Verfassern wurde das ge bührende Hoch zu Teil. Zu einer Zeit, wo vielleicht die am Abend schön bekränzte Lokomotive schnaubend und pustend schon wieder in Thätigkeit war, wanderten die letzten Nachzügler der fröhlichen, so großen Tafelrunde heimwärts von einem Feste, wie es in Naunhof so zwanglos, so einträchtig und unter Beteiligung aller Bevölkerungs klaffen wohl noch nicht gefeiert worden ist. Möge es in den Gemütern noch nachwirken, wenn wieder einmal die unvermeidlichen Gegensätze und Meinungsverschiedenheiten sich geltend machen! Aus Stadt und Laud. Naunhof, 2. Mai 1901. -j-Der erstmalig einfahrende 8 Uhr-Abend- zug in Leipzig fand einen derartigen Zuspruch, daß im letzten Augenblicke noch ein Wagen angehängt werden mußte. Herr Amtshaupt mann Hänichvon Grimma befand sich unter )en Mitfahrenden, ebenso Beamte der Station Beucha. Herr Inspektor v.Brandenstein in Leipzig hafte ebenfalls sein Ers cheinen zu« gesagt und wurde erwartet. Leider wurde er durch Durchreise des Großherzogs von Oldenburg verhindert, seinen Vorsatz auszu- ühren. Eine Anzahl Leipziger Herren und Damen benutzte die Gelegenheit, eine Abend- »artie nach Naunhof zu machen. Die Leipziger Rätter haben in dankenswerter Weise von der für unsere Stadt bedeutsamen Verkehrs veränderung Notiz genommen, die „Leipz. Neust. Nachr." hatten sogar einen Vertreter siecher entsandt. — Welche Wichtigkeit diese Erweiterung des Verkehrs Leipzig-Naunhof jat, beweist am besten die Ansprache eines Leipziger Herrn gestern Abend auf dem K ommers. Seit 6 Jahren ist derselbe Besitzer eines Bauplatzes in Naunhof — jetzt nun kann der Bau beginnen, und nächstes Jahr hofft der Betreffende, Naunhofer Bürger zu werden. Wie viele Leipziger mögen sich in ähnlicher Lage befinden! j- Eine bedeutsame und hocherfreuliche Mitteilung machte Herr Bürgermeister Igel gestern Abend bei dem Kommerse. Die Städte Naunhof und Leipzig befinden sich bekanntlich in einem Rechtsstreit über die Besteuerung des Leipziger Wasserwerkes. Wie jetzt rechtskräftig mitgeteilt worden ist, ist der Entscheid zu Gunsten Naunhofs ausge fallen. Leipzig hat für seine Naunhofer Wasserwerke etwa ein Achtel aus seinem Waßerverkaufe zu versteuern, was für unseren Stadsäckel einen Steuerzuwachs von ca. Mk. 2000.—. jährlich ausmacht. Die Kirschblüte fängt an, sich voll ständig zu entwickeln, mit ihr zugleich kommen auch die Blüten der zeitigen Aepfel- und Birnsorten hervor. Sie bilden in ihrer vollen Entfaltung den Naturfreund ein entzückendes Bild dar. In wenig Tagen, falls nicht noch ein starker Wettersturz uns heimsucht, was Anfang Mai gar nicht selten ist, wird sich unsere Stadt im vollen Frühlingsschmuck zeigen; es ist daher, wie fast alljährlich, einem starken Zuzug Auswärtiger entgegenzusehen. Im Herbst 1901 wird eine größere Anzahl tropendienstfähiger Dreijährig-Frei williger für die Besatzung von Kiautschau zur Einstellung gelangen. Die Ausreise findet Frühjahr 1902, die Heimreise Frühjahr 1904 tatt. Bauhandwerker (Maurer, Zimmerleute, Dachdecker, Tischler, Glaser, Töpfer, Maler, Klempner u. s. w.) und andere Handwerker (Schuhmacher, Schneider u. s. w.) werden >ei der Einstellung bevorzugt. Bewerber von kräftigem und mindestens 1,67 m großem Körperbau, welche vor dem 1. Oktober 1882 geboren sind, haben ihr Einftellungsgesuch mit einem auf dreijährigen Dienst lautenden Meldeschein entweder: dem I. Seebataillon n Kiel: zum Diensteintritt für das III. See »ataillon, oder dem II. Seebataillon in Wilhelmshaven: zum Diensteintritt für das III. Seebataillon und die Marinefeldbatterie, oder der III. Matrosenartillerie-Detachement Kiautschau (Küstenartillerie) möglichst bald ein zusenden. -ß Die Jagd auf Rehböcke beginnt mit dem 1. Mai nicht nur für Preußen, sondern auch in Oesterreich, während diese Wildart nach kgl. sächs. Jagdgesetz noch bis mit dem 30. Juni gesetzlichen Schutz genießt. f Eine für Jnnungsmeister interessante Zrozeßverhandlung dürfte sich dem Vernehmen ach in Bälde vor dem Landgericht Dresden abspielen. Der seinerzeitige Jnnungsvorstand der Großenhainer Friseur-, Barbier- und Zerückenmacher-Innung hatte zwei Herren Jnnungsmeister unterZustimmungallerJnnungs- Mitglieder bei Neukonstituirung der Jnnug ohne das sonst vorgeschri bene Eintrittsgeld ausgenommen. Der derzeitige Jnnungsvorstand hat diese Angelegenheit zur Civilklagsache gemacht und wurde in hiesiger erster Instanz abgewiesen, womit sich der klägerische Teil nicht beruhigte; er läßt vielmehr die Klagsache in die nächste Instanz gehen. Das Streitobjekt beträgt 3 Mk. Kin sdks Iranenysr-. Roman von Viktor Rheinberg. 3b Die dunklen Angen Emilie» hafteten mit seltsamem Aus druck ans der schönen Sprecherin; wa» hätte sie nicht darum ge geben, sagen zu können: „Ich bin mehr denn Lady Clark» Ge sellschafterin, ich bin Robert Wilcox Gattin!" Doch sie durfte das geleistete Versprechen nicht vergeßen und entgegnete nach knrzer Panse rnhig: „Ich finde e» wunderbar schön in Blumen- thal, es ist der einzige derartige Besitz, welchen ich jemals ge sehen!" „Ich brauche mich Ihnen kaum vorzustellen," lächelte Gida, „denn es sind momentan so wenig Gäste auf dem Schlosse, daß sie zweifelsohne wissen dürften, wer ich bin!" „Ich habe Ihren Namen schon so oft nennen gehört; Lady Gida Hedderwick ist seit Tagen schon unser anziehendster Ge sprächsstoff !" Gida neigte anmutig da» Haupt. „Man hat mich gerne in Blumenthal," lächelte sie, „und ich erwidere diese» Empfinden!" Gida war in ihrem Wesen weit freundlicher und entgegen kommender als Cäcilie, doch auch an ihr ließ jene» uudefiuter- bare Etwas sich nicht in Abrede stellen, das eine uuiiberwiud- liche Scheidewand bildet zwischen den hochgeborenen Kindern des Glückes und anderen minder begünstigten Sterblichen. * * * In den nächstfolgenden Tagen kamen noch mehrere Besuche, unter ihnen auch der Marquis de Porte», eine jahrelanger, un ermüdlicher Bewerber um die Hand Gida», der ihr überall hin gleich einem Schatten folgte. Mit einen» Gefühle nicht frei von Neid, beobachteteEmilie die schöne, reiche Erbin; ihres eigenen Reizes vollständig unbewußt, wünschte sie nicht» sehnlicher, al» jener ähneln zu können in Wesen und Erscheinung. Cäcilie und Gida waren eng befreundet und vermöge ihrer Stellung gab es sich ganz von selbst, daß Emilie oftmals ihr Gespräch mit anhören mußte, doch sie kouute nie in Erfahrung bringen, wer jener Verhängnisvolle war, von den» die beide»» unausgesetzt sprachen, denn sie nannten niemals einen Namen. Eines Tage» vernahm sie, wie Gida über Lord Wilcox' Bild eine Bemerkung machte, die verriet, daß die Züge de» Original» ihr vertraut sein mußten; ohne weiter zu überlegen, wauvte sie sich an die junge Dame mit der Frage, ob sie den Soh»» de» Hau se» kenne. Niemals hatte»» GidaS Augen die Jragerin so kalt, so stolz angeblickt, dam» aber erwiderte sie mit halbem Lächeln: „Ja, ich kenne ihn, Fränlein Mitchell, ich war längere Zeit hier vor seiner Abreise nach Gibraltar." Ein namenloser Weh dnrchzuckte Plötzlich Emilies Herz; war dies etwa die Ursache, weshalb ihr Gatte so lange in» Eltern hause verweilte, weshalb er sogar vergeßen, ihr Lebewohl zu biete»? „Hatten Sie irgend eine bestimmte Ursache, mich zu fragen, Fräulein Mitchell, ob ich Lord Wilcox kenne?" forschte Lady Gida. „Nein, aber ich glaubte au» Ihrer Bemerkung zu entueh- men, daß Sie ihn genau keimen, und wollte gerne wissen, ob meine Mutmaßung richtig." Maßlose» Erstaunen sprach au» Gi da» Augen. „Sie können ihn doch niemal» gesehen haben, Fränlein, er ist bereits seit fünf Jahren fort." Im Nu erkannte Emilie, wa» ans den» Spiele stehe, und »nit voller Besonnenheit entgegnete sie sofort : „Ich bin ja erst seit wenigen Wochen hier, aber ich weile stundenlang in Lady Clark» Zimmer und dort hängt ja ein Bild des junge», Edel- manne»!" Gida lacht«. „Gehen Sie e» nicht zu oft an, er ist gefahr- voll, Fräulein Mitchell; Lord Wilcox war, so viel ich mich zu entsinnen vermag, eii» sehr schöuer Main»!" So viel sie sich zu entsinnen vermochte. Emilie blickte rasch empor, denn der eigentümliche Ton voi» GidaS Stimme berührte sie unangenehm. „Ich werde e» nicht mehr ansehen!" erwiderte sie fast feierlich. Die vornehme Erbin sagte sich, daß Lady Clarks Gesell- schaftSdame doch eine ganz eigene Art zu scherze» habe; doch es bot ihr eine so entschiedene Erleichternng, von den» Geliebten anch nur sprechen zu können, und sei e» selbst zu einem unter ihr stehenden Wesen, daß sie nach einer Panse sortfuhr: „Lord Wilcox ist von seinen Schwsstsru sehr verschieden, ich liebe das Bild in dein Zimmer seiner Mutter uicht; e» hat »»»ehr Aehn- lichkeit mit Cäcilie und Hedda al» mit ihm." Emilie wußte nicht, wa» sie erwidern solle uud schwieg. .Lord Wilcox," fuhr jene uubeirrt fort, „foll In der Armee sehr beliebt sein, doch mit Damen befaßt er sich sehr wenig, wie n»an behanpten will; es heißt, daß er gar keinen Hang zum Kokettiere»» besitze, wie dies bei juugeu Mäimeru sonst hänfig der Fall." „Selbstverständlich nicht!" rief Emilie mit großer Lebhaftig- keit. Und wieder lachte Gida. „Wie komisch Sie sind, Fränlein Mitchell. Weshalb finden Sie es so selbstverständlich, daß er sich nicht mit Liebeständeleien belustige?" „Sie ueuuen ihn einen Edelmann in de» Wortes bester Deu tung ; wie könnte ein solcher Vergnügen daran finden, mit Franem Herzen zu spiele»»!" „Sie haben zweifelsohne recht, aber es liefert eben einen Beweis mehr, wie verschieden er von den meisten Mensche» ist. »veil er diese» Grundsätzen hnldigt!" ES träte»» Fremde in das Gemach und da» Gespräch ging auf audere Gegenstände über. Einige Tage später fühlte sich die Gräfin nicht ganz wohl »md Emilie sollte ihr vorlesen, um sie einznschläfern; es währte lange, bevor das diesem Zwecke entsprechende Buch gefunden wnrde, endlich aber wählte die Gräfin einen fashionablen No ma»» nnd Emilie begann ihr ermüdendes Tagewerk. Nachdem sie stnndenlang gelesen, ohne das gewünschte Re sultat des Einschläfern» erzielt zn habe»», kam endlich eine von ihr lebhaft herbeigesehnte Unterbrechung in Gestalt eines Tele- gramn»eS; die Gräfin blickte erschrocken empor. „Fränlein Mitchell, ich haße Telegramme, sie erschrecke», sie q»älen mich; wolle»» Sie dies öffne», mei»e Hä»de zitter»; le se»» Sie." Emilie legte da» Buch z»r Seite »nd griff »ach der ver- häligttiSvolle» Botschaft; bei de»» erste» Blick erblaßte sie, doch la» sie mit rtthiger Stimme: „Ich bi» glücklich i» England ge landet, komme heute nach Hanse. Herzliche Grüße allen. Ro bert." „ES ist von meinen» Soh»," jubelte die Gräfin, „und er kehrt endlich heim!" Regungslos stand Emilie einige Minnten, das Telegramm fest in Hände» haltend: F»rcht »md Ba»gen sproch a»s ihren Auge»; er kehrte zurück, ihr Gatte, der so viel für sie geopfert, uud er würde sie hier fiude»», hier in seinem Hein»! 86,20