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Hofes verlegt. Das am Magdeburger Bahn- Hof liegende Gteueramt soll fallen. Ferner bringt die Neugestaltung der Bahnhofsver- hältnisse in Leipzig hje Beseitigung des jetzigen Uebergabebahnhofes mit sich. Dem Vernehmen nach tritt an seine Stelle ein großer Rangier bahnhof in Engelsdorf im Osten und ein neuer Güterbahnhof im Westen von Leipzig Leipzig, 23. Febr. Um der Arbeiter schaft in den großen städtischen Be trieben eine Vertretung zu sichern, geneh migte der Rat jüngst die Bildung von Arbeiter- ausschüfsen beim städtischen Tiefbauamt und bei den Gasanstalten. Weitere Verwaltungs zweige sollen folgen. Vor einiger Zeit be reits hatte der Rat eine größere Zahl von Arbeiterstellen in Beamtenstellen umgewandelt. Dresden. Hier treten die kleingewerb lichen Kreise, auf die sich die Agrarier mit Vorliebe stützen, in die Bewegung gegen die Getreidezölle ein. So fand vor einigen Tagen eine Versammlung von etwa 250 Jnnungsbäckermeistern statt, in der die er heblichen Nachteile erörtert wurden, die eine derartige Zollerhöhung dem Bäckergewerbe voraussichtlich bringen wird. Eine für die nächste Zeit in Aussicht genommene weitere Versammlung wird sich über die Schritte schlüssig werden, die gegen die Zollerhöhung einzuschlagen sind. Auch die Dresdener Ver einigungen der bürgerlichen Frauen wollen öffentlich gegen die Brotverteurungspolitik Stellung nehmen. Auf Veranlassung der ver schiedenen Vereine ist zu diesem Zweck vom Dresdener „Rechtsschutzverein für Frauen" eine große Versammlung einberufen. Oschatz. Eine Eisenbahnfahrt auf dem Trittbrett des Wagens hat ein Passa gier des Mittags 12,23 Uhr in Dresden eintreffenden beschleunigten Personenzuges von Oschatz bis Riesa gemacht. Der junge Mann, ein Schweizer, hatte in Oschatz, auf der linken Seite des Zuges eine Koupeetür geöffnet und war ausgestiegen, um sich aus irgend welchem Grunde in einem anderen Wagen einen Platz zu suchen. Inzwischen aber dampfte der Zug wieder ab, der junge Reisende indes nahm kurz entschlossen mit seinem Handköfferchen auf dem Koupeetrittbrette eines Wagens Platz und kam so, trotz der eisigen Kälte und der vielen Fährnisse auch glücklich in Riesa an. Hier sicherte sich der „Abgekühlte" natürlich wieder einen Platz im warmen Koupee. Zwickau. Die Kosten der M uldenthal- sperren sind auf 12 Million Mark geschätzt. Es sollen zunächst 20 Sperren mit 22 Mill. Kubikmeter Wafferinhalt angelegt werden, diese umfassen die Mulde und ihre Neben flüsse bis nach Böhmen zu. Es sollen 8— 32 Meter hohe Wände aufgeführt werden; welche auf den darunten liegenden Felsen fest und dicht aufsitzen und das Thal in der Weise absperren, das sich hinter der Wand ein See bildet. Leisnig. Zur Entfernung der um die Eisenbahnbrücke aufgehäuften Eis massen traf ein Pionierkommando von 15 Mann ein und wurde hier einquartiert. Vermischtes. * Eine Zeutral-Reinigungs-Gesellschaft, die die Dienstboten entbehrlich machen will, ist in Berlin begründet worden. Es heißt in einem an die Berliner Haushaltungen ge sandten Prospekt unter anderem: „Wirstellen jederzeit, auf Tage oder Wochen (doch nur immer auf ganze Tage), Waschfrauen für 2,50 Mark, Reinemachefrauen, Aushilfe-Dienst mädchen für 2 Mk. den Tag (ohne Kost 1 Mk. mehr) den geehrten Hausfrauen in Berlin und Vororten ohne Extrakosten zur Verfügung. Fahrgeld wird durchschnittlich überall innerlich der Stadt mit 20 Pfg., außerhalb mit 40 Pfg. täglich berechnet, gleichviel, ob mehr oder weniger verbraucht worden ist. Unsere Arbeiterinnen legitimieren sich durch eine Arbeitskarte und sind ange wiesen, durch Höflichkeit und Fleiß, indem sie keine Arbeit scheuen, das Vertrauen unserer werten Kundschaft zu erhalten." * Preußisches. Die dem Lehrer direkt überstellte Behörde ist inPreußen derGensdarm. Wer's nicht glaubt, der gehe in den hanno verschen Kreis Bremer-Förde. Dort gehen die Gendarmen von Ort zu Ort und forschen nach, ob die Lehrer auch das 200 jährige Jubiläum des Königreichs Preußen in den Schulen ordnungsgemäß gefeiert haben. * Da- Ende einer deutschen Kommu- uisten-Gemeinde. Ein Stück merkwürdiges Deutschtum, das vor bereits 100 Jahren aus dem Schwabenlande nach den Wildnissen Ohio's verpflanzt wurde, ist von der Bild fläche verschwunden: die Kommunisten-Ge- meinde in Zoar hat zu existiren aufgehört. Die kleine Sekte der Separatisten hatte 1817 wegen der Verfolgungen, denen sie infolge ihres Glaubens auSgesttzt war, die würtem- bergische Heimat verlassen müssen. Es waren 200 Personen, die noch in demselben Jahre unter Führung des Webers und Schulmeisters Joseph Bäumeler in Philadelphia landeten und im folgenden Winter nach dem nörd lichen Ohio zogen, wo sie mitten im Urwald 5000 Acres Land, vorläufig auf Borg, er standen hatten. Sie gründeten das Städtchen Zoar, vereinigten sich ein Jahr später zu einer kommunistischen Gemeinschaft und haben bis in die achtziger Jahre hinein in Frieden und Eintracht gelebt. Bäumeler starb 1853, sein Freund, der Gastwirt und Tierarzt Kreutzner, in den sechziger Jahren. Die zweite Generation hielt noch an den Sitten der Väter fest, unter der dritten und vierten lockerten sich aber die Bande. Die Kolonie, die in ihrer Blütezeit 300 Familien zählte, zerbröckelte nach und nach; viele verließen dieselbe und ließen ihren Anteil am Vermögen im Stich, andere verlangten ihren Anteil. Die Gerichte wurden angerufen, und, um zu ver hindern, daß die Advokaten die Erbschaft der Zoariten antreten, wurde vor zwei Jahren die Auflösung der Kolonie beschlossen. Bis dahin hatten ein Oberhaupt und drei Be rater, die zu dreijährigem Amtstermin von den Männern und Frauen gewählt wurden, unumschränkt gewaltet. Dann aber wurde Zoar als Städtchen inkorporirt und wählte einen Bürgermeister, sowie den übrigen kost spieligen Beamtenapparat. Am 6. Februar d. I. ist nun vom Gericht zu Kanal Dover die Eintragung über die Verteilung des Eigen tums erfolgt, und im Durchschnitt hat jedes Mitglied der Sekte Eigentum im Werte von 20,000 Mark erhalten. Verteilt wurden 7000 Acres Land und Gebäulichkeiten im Werte von 2 Millionen Mark. In Zoar ist bis auf den heutigen Tag das Deutsche Umgangs und Geschäftssprache. * Ein tragisches Ende hat der Land briefträger Wilhelm Joachim von der Hülfs- poststelle Urschkau in Schlesien genommen. Er hatte auf seinem gewöhnlichen Dienst gang bei heftigem Schneefall sich mehrmals verirrt und hierbei aus seiner Tasche mehrere Briefschaften verloren. Unter großen Müh- salen und völlig erschöpft, erreichte er in dem Unwetter endlich sein Heim und klagte seiner Frau seine Augst und Sorge um die in Ver lust geratenen Postsachen. In aller Frühe des nächsten Tages machte sich die Ehefrau auf, um diese Sachen zu suchen. In dieser Zeit wurde der gewissenhafte, allgemein ge achtete Beamten von der Verzweiflung gepackt und machte seinem Leben durch Erhängen ein Ende. Joachim, der in Kurzem sein 25jähr- iges Berufsjubiläum feiern wollte, hat an den drei Feldzügen 1864, 1866 und 1870/71 mit Ehren teilgenommen. * Ein japanischer Professor, Kozomori, von der Universität Formosa weilt augenblick lich in Berlin, um sich im Auftrage der japan ischen Regierung über Einrichtungen, soweit sie das Polizei- und Verwaltungsrecht be treffen, zu informieren. Herr Kozomori ist ein ehemaliger Hörer der Universität Leipzig. * Mädchenhandel in Rußland. Der Süden Rußlands, speziell Odessa, dient als Exporthafen für junge, unerfahrene Rus sinnen, die von hier aus nach der Türkei ge schafft, um dort für hohe Preise an „Be steller" abgeliefert zu werden. Verbrecherische Agenten reisen stetig im Innern des Reiches umher, um frische Waare zu erlangen, speziell Blondinen, die von den Muselmännern be vorzugt werden. Dieser Tage erst wurde ein Agent mit fünf reizenden jungen Mädchen im Alter von 16 — 18 Jahren in Konstan tinopel abgefaßt. Einem russischen Detektiv, der das ankommende Schiff besuchte, fielen die jungen hübschen Mädchen, die der Agent für seine Schwestern ausgab, auf, und er erstattete Anzeige. Nach eingehendem Ver hör stellte es sich heraus, daß man sie sür ein Theater angeworben hatte, und zwar ni Odessa. Dort angekommen, erhielten sie die Mitteilung, daß die Truppe nach dcr Türkei übergesiedelt wäre, wohin auch sie dem Agenten folgen müßten, gegen hohe Gage. Es gelang, die Mädchen zu befreien, noch ehe sie ihren Käufern in die Hände fielen. Gewöhnlich bringt man die Unglücklichen, in Konstanti nopel angekommen, direkt ins asiatische Viertel, und damit ist ihre Spur verloren, falls es ihnen nicht gelingt zu entfliehen. Durch Hunger, grausame Behandlung oder glänzende Vor spiegelungen werden sie in irgend einem Hause gefügig gemacht, mit Acgusaugen von den Eunuchen bewacht. Häufig auch werden die Mädchen direkt einer Händlerin verkauft, die sie dann an die verschiedenen Harems veräußert. In Konstantinopel existieren zwei vollkommen organisirte Bureaux für Mädchen handel. Die „Waare" besteht nicht nur aus Europäerinnen, sondern es sind da auch viel fach Tscherkessinnen vertreten. * Z« der Ermordung des Rittmeisters v. Krosigk in Gumbinnen erhalt die „Königsb. Hart. Ztg." aus zuverlässiger Quelle noch folgende Mitteilungen: Die beiden zuerst ver hafteten Chargirten, der Unteroffizier Marten und Sergeant Häkel, sollen demnächst vor das Kriegsgericht der zweiten Division in Insterburg gestellt werden, doch kann man wohl schon heute mit Bestimmtheit behaupten, daß gegen beide Beschuldigte auch nicht der Schatten eines Beweises vorliegt. Die beiden Kriminalbeamten aus Berlin setzten denn auch ihre Untersuchung, die sich lediglich inner halb des KasernementS bewegt, mit unge schwächtem Eifer fort. Inzwischen ist, wie schon gemeldet, ein dritter Verdächtiger, der Unteroffizier Domning, verhaftet worden. Während Matten und Häkel bereits nach Insterburg gebracht sind, befindet sich Domning noch in Gumbinnen in Untersuchungshaft. Es i st unbegreiflich, daß so viele Leute sich noch der Cichorie und ähnlicher Färbe mittel bedienen, während doch ein so vorzüglicher Kaffee-Zusatz in Kathreiner's Malzkaffee exi- stirt. Der „Kathreiner" ver bessert jeden Kaffee, giebt einen milden, vollen Geschmack, ein feines Aroma, ist sehr ergiebig und darum auch billig und — was die Hauptsache ist — er macht den Kaffee viel bekömm licher. Knut Heiden-We IM. I7.50 und höher —14 Meter! — porto- und zollfrei zueg« sandt Muster umgehend; ebenso von schwarzer, weißer u. farbiger „Henneberg-Seide" von 85 Pf. bis 18.65 p. Meter. 0. HvnlltzborK Nirioii. 8sillsn-fsbttlrant (lt. u k. ttoil.) Kirchennachrtchten. Naunhof. Freitag, 1. März, Vorm. 10 Uhr: PassionSwochenkommunion. — Beichten anmeldung vorher in der Sakristei erbeten. Dom. keiniiiisaers. Naunhof. Vorm. V,11 Uhr: Gottesdienst. Klinga. Vorm. 8 Uhr: Gottesdienst. Tpielplan der Leipziger Stadttheater. Neu eS Theater. Freitag: Sommemachtstraum. Sonnabend: Die zärtlichen Verwandten. Astronomischer Kalender. Freitag, den 1. März 1901. Sonnenaufgang 6 Uhr 52 Min. Sonnmuntergang 5 Uhr 34 Min- Mondaufgang 12 Uhr 38 Min. Monduntergang 3 Uhr 56 Min. Gedenktage 28. Febr. 1812. Berthold Auerbach geb. Nie Fochter des Ztentkrs. Dorf-Novelle von P. Lehninger. 49 Um es nicht auffällig zu machen, ging e8 in kurzen Zwischen räumen einzeln nach der Schmiede hiunnter. Seiler verließ dieselbe bald wieder und eilte nach seiner Behausung, wo ihn seine Gatti« sehulichst erwartete, und welche er dann beauftragte, das Mittagsmahl etwas reichlicher zu ma- chen, da zwei Bekannte mit zu Tisch kämen. Nachdem er seine Kleidung mit einer anderen vertauscht, verließ er das Schul- hauS wieder und giug nach dem Kruge hinab, wo er mit den Kriminalisten noch eine kleine Unterredung hatte. Mittlerweile war es Mittag geworden. Der Lehrer lud seine Bekannten ein, bei ihm zu speisen, da seine Gattin sich darauf eingerichtet habe. Der Einladung wurde Folge gege ben. Die Beamten folgten dem Lehrer nach dein Schulgebäude, wo letzterer dann ergiebigste Instruktion erteilte wegen dervor- zuuehmenden Verhaftung. Nach Tische giug der Lehrer «ach dem Pfarrhaus hinüber, verließ dasselbe aber bald wieder, und eilte den Kirchweg hinab zum OrtSvvrstaud, bei welchem er längere Zeit verblieb. Als Seiler den Kirchweg wieder aufwärts hastete, schlug es vom Turme herab ein Uhr. Hinter und über den westlichen Bergwälder» ballten sich grauschwarze Gewitterwolke« zusammen, dumpfer Douuer drang wie ans weiterFerne und Blitze zuckten am westlichen Horizont auf. Ein orkanartiger Sturm erhob sich und seine pfauchende, schaurig klingende Stimme mischte sich in die verwehenden har monischen Glockentöne, die vom Nivlshainer Kirchturm herab ein Brautpaar zum Altar luden. Tiefe Finsternis breitete sich über die ganze Gegend ans, ver- einzelte schwere Tropfen fielen in den wirbelnden Staub, da bewegte sich ein stattlicher HochzeitSzug den Kirchweg hinauf. Dem Zug Vorau schritt ernst und feierlich das Brautpaar. Der reiche Berghofsbauer uud die Tochter des Reutiers. Diesem folgten die Brautjungfrauen. Die Zeugen, sowie Freuude nnd Bekannte, unter letzteren gewahrte man auch den Flurschützen. Am Eingang der Kirche hatten sich viele Neugierige einge sunken, die sich dein in das Gotteshaus getretenen Zuge an- schlossen uud in dem Kircheilschiffe Platz suchten und fanden. Inzwischen war das gefahrdrohende Unwetter herangekom men, mit elementarer Gewalt entlud es sich über Niolshain und der Regenguß, der einem prasselnden Donuerschlage folgte, peitschte gegen die Fenster der Kirche, als wollte er seine ent fesselte Gewalt den ängstlichen Gemütern im Gvtteshause zei gen. Blitz auf Blitz leuchtete am Himmel auf und der endlos rollende Donner klang gar schallerlich zu ihnen. Einen geradezu unheimlichen Eindruck auf die Anwesenden machte die einge- tretene Finsternis, die nicht weichen wollte. Mit Ungeduld warteten die Brautleute auf den Geistlichen, der, wie es schien noch nicht einmal in der Sakristei war. Auch da» sollst übliche Orgelspiel begann nicht. Was sollte das hei ßen? Des Bräutigams Ungeduld steigerte sich von Minute zu Minute, Spauuung lag auf seinem Gesicht und eine bange Ahnung beschlich ihn. Martha saß apathisch neben ihm und lauschte den» elementaren Ereignis, das da draußen vor sich ging. Ju die lautlose Stille mischte sich plötzlich ein Geräusch, da» von den Empore« zu kommen schien. Aller Blicke richteten sich nach oben. An einem Pfeiler lehnte ein junger Mann mit keckem, schwarzen Schnurrbart uud ebensolchem Lockenhaar,der unver wandten Blickes auf das Brautpaar herabsah. Martha beugte sich etwas vor uud sah ebenfalls hinauf. War es ein Trugbild, das sie narrte? War es nicht der totgeglaubte Geliebte, Leopold, der sich jetzt über die Brüstung lehnte und zu ihr herabnickte? Marthas Antlitz entfärbte, die Augen erweiterten sich, ein nervöses Leben befiel die Gestalt im Brantkranze, das duftende Blumenbouquet sankzu Füßen des bestürzten Bräutigams, dessen Gesicht purpurne Röte übergoß, als er den jungen Mann da oben gewahrte. Hastig erfaßte er die Hand der Braut, doch sie entzog sie ihm plötzlich, erhob sich und eilte in schnellem Lauf nach vorne, wo sie in ungestümer Hast die Flügelthüren auf- schlug und, ohne die dranßenstehenden fünf Männer weiter zu beachten, die Stufen hinaneilte, die nach den Emporen führten. Noch war Martha nicht die Treppe hinauf, da wurden die Flügelthüren abermals wuchtig zurückgeschlagen und die Hünen- hafte Gestalt des Berghofbauern sprang heraus, wild rollteu die Angen in den Höhlen, die Hände waren geballt und die breite Brust hob und senkte sich gewaltig. Als er die fünf handfesten Männer erblickte, erschrak er Da trat zu ihn» heran ein hochgewachsener, unbekannter Mann von intelligentem Aenßern und zog eine Blechmarke aus der Westentasche mit den Worten: „Jin Name« des Gesetzes habe ich Beseht, Sie zu verhaften " Keines Wortes mächtig, schäumend vor Wnt, ergriff Nestler die Klinke der äußeren Kirchenthür, doch im selben Moment fühlte er seine Arme mit Stricken umzogen, er war gefesselt. DaS gleiche Schicksal widerfuhr auch dem Flurschützen, der so eben zum Vorschein kam; da» Männchen widersetzte sich aber nicht wenig, als man ihm die Handgelenke auf dem Rücken fes selte. Doch ohne Pardon erfaßten die zwei Krimiualbeamten die Verhafteten an den Armen und stießen sie zur Thür hiuaus. Die drei übrigen folgten als Bedeckung; es waren dies der alte Se ling, Hildebrand und der Ortsvorsteher Hilbert. Trotz des strömenden Regens transportierte man die Ge fesselten behufs Vernehmung hinunter nach dein Gemeindeamt. Im Gotteshaus« aber, auf den Empore» am Fenster, da kniete das bräutlich geschmückte Mädchen zu Füßen de» gelieb ten Mannes, den es schon längst als Toten betrauerte. Bleich, fleheudeu Auges sah es zu ihm auf und die Arme umklammerte» die Knie, während der Mund um Vergebung flehte. Mit starkem Arme hob Leopold die Geliebte zu sich auf, er sah ihr ernst i» die umflorten Augen und preßte sie an sich. „Welche Vorsehung waltete über mich," flüsterte sie, „daß Dit, mein innigstgeliebter Schatz, noch im letzten entscheidende» Augenblick gekommen. Du, den ich so unsäglich tief betrauerte, und für de« ich meine wohlverwahrte Liebe opfern mußte mit blutendem Herzen." „Du stehst nun wieder vor mir, leibhaftig schaust Du mich an mit Deinen seelenvollen Augen, meine Liebe z» Dir, ich fühle es zu. meiner Freude, lebt auf, immer «tüchtiger wird sie, o Leo pold. . . ." Sie permochte nicht weiter zu reden, stumm lehute sie an seiner Schulter und lauschte hochklopfende« Herzens den Worten de» Wiedergefundenen 80,20 „Wir wurden ohne Verschulden die Opfsr^jchlechter Men- scheu, Martha, aber noch zu rechter Zeit bin ich gWonunen, um einem herzlosen Menschen den geraubten Demant wieder abzn- nehmen. Gott, Dir sei Dank, daß D» die Bande unserer Liebe wieder gefügt." So sprach der junge Mann leise, tief ergriffen