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Bald rollte der Wagen auf der Strafe dahiu nach Nivls- haiu zu. Nach viertelstündiger Fahrt befahl Seiler dein Kutscher, zu halten. Leopold und die drei alten Freunde sprangen ab, nur die Kriminalisten verblieben. Seiler wandte sich an einen derselben mit der» Worten: „Las sen Sie im Krnge anSspannen, ich komme dann ebenfalls hin, wollen vorlänfig jedes Aufsehen vermeiden." Mit kurzem Gruße bogen die vier Männer von der Straße ab und verschwanden im Walde, während der Wagen weiter- rollte. Nur die Bäume im Walde schweigen, sagt man; dies beher zigten wohl auch die Männer, die in leisen» Gespräch durch daS Gehölz schritten. Gewiß waren es Geheimnisse, die sie bespra chen, und die niemand weiter wissen durfte. „Wollen ein wenig ruhen," schlug Seiler vor, als sie an einer breiten Lichtung angelangt waren, und wo sich in gerin ger Entfernnng vor ihnen zwei gewaltige schattenspendende Eichen von den andern Bäumen abhvben. Unter denselben »nach ten sie Rast. In sitzender Stellung lehnte Leopold am Stamme der Eiche und kam der allseitigen Aufforderung nach, zu erzählen, wie eS ihm i»» der Fremde ergangen und wie er eigentlich nach Un garn gekommen sei. In ausführlicher Weise schilderte nun Leopold seine Erleb nisse von dem Aligenblicke an, wo seine Befreiung aus dem Kel lergewölbe von Martha und dem Gutsherr»» bewirkt wurde, bis zu seinem Endziel in Ungarn. „Ich hatte n»ich sehr bald eingewöhnt und muß gestehen, mir gefiel es dort sehr gut, zumal ich den Vorzug genoß, gleich als Forstwart angestellt zu werden. Mir zur Seite standen noch zwei Gehilfen und eil» Läufer, welcher die schriftlichen Berbi»»- dnngen mit der Umgegend zu versorgen hatte. Außer uns vier beherrschte noch eine alte Haushälterin das romantisch gele gene ForsthauS, das ein Stündchen vom Gute entfernt ist. Die vorzügliche Protektiv»» der Frau VollaiS brachte eS soweit, daß ich abends auch bei dem Bruder meiner Gönnerin ei»» gern ge sehener Gast wurde, wem» es mir im Fvrsthanse nicht gefiel; dort vertrieb ich Frau VollaiS und ihren» kranke»« Bruder die Zeit mit Zitherspiel und Sang oder mit Borlesen von klassischen Gedichten und bessere»» Romanen oder Novellen. Dann, wenn eS schon spät geworden und ich mich von dein kranke»» Guts- Herrn verabschiedet,dann geleitete mich ausschließlich Frau Bol lais bis an den Wald, »nitunter auch noch weiter. Später, als der Zustand des Herrn sich verschlimmerte, blieb ich ans ge wissen Gründen dem Gute fern; meine Gönnerin schien »neine Gegenwart nicht mehr entbehren zn können, sie kau» öfters abends zu mir nach dem Forsthause, »nid weil»» sie den Kranken gilt ver sorgt wußte und eS spät geworden war, dann blieb sie über nacht iin Fvrsthause und kehrte erst am andern Morgen zeitig nach dem Gute zurück. Wie mein Verhältnis zn Frau VollaiS sich später gestaltete, nachdem der Gutsherr in kühler Erde ruhte und sie mithin allei nige Herrscherin des schöne» Gutes mit seinen» großen Wald komplex wurde, das will ich nicht weiter erwähnen; m»r das könnt Ihr wissen, daß ich, so ich wollte, heutigen TagS Gebieter »lud Herr des Gutes Gesely sein könnte. Meine Treue zu der Geliebten in der Heiniat gab es nicht zu, und daß ich recht gethan, das lohnt mir das Geschick und die Vorsehung, die »»ich leiteten ans den mir vvrgeschriebenen Wegen, und ich danke Gott, daß er mich durch Brunhvld und Ihnen, lieber Herr Seiler, noch zu rechter Zeit an der» Ort gebracht, »vo dnrch »nein Erscheinen das Gute den behaupteten Sieg behält und das Böse die wohlverdiente Sühne einpfäugt." Leopold schwieg. . „Was macht Brunhvld, warum kam er nicht mit?" frag Hildebrand. „Er ist noch nicht soweit hergestellt, die Reise nach der Hei mat anzutreten; er müsse noch Wochen in Gesely bleiben, sag! der Arzt. Ach, hätte ich nur die geringste Ahnung gehabt von dem, was ich heute weiß, bau»» säße der Flurschütz schon längst hinter Schloß und Riegel." „Er ist gestern in Niolshain wieder eingetrvffen," sagte der Schmied. „So, ist er daS?" frug Leopold überrascht. „Das wäre ja günstig," fügte er kalt lächelnd bei. „Er wird sich niit an der Hochzeit beteiligen." „Desto besser, lieber Hildebrand, »vir sauge»» sie beide in einer Schlinge. Wann fiuoet die Hochzeit statt?" „Um zwei llhr, mein Sohn," sprach der alte Seling ernst und erhob sich als der erste. Die anderen folgten und weiter ging es, über die Lichtung hinweg den Wald hinab, bis sie den Saun» erreicht und der Berghvf vor ihnen lag. 60,20 die deutsche Industrieausfuhr die Forderungen de» deutschen Großgrundbesitzer betr. höhere Getreidezölle einzudämmen. Auch die hoch offiziöse „Tribuna" beschäftigt sich mit den Handelsverträgen und schreibt: Wie Rußland, Oesterreich und Amerika, so beginne auch Italien allmählig die Gefahr zu erkennen und alarmirt zu werden. Das Giolitti'sche Organ fragt sodann: Kann Deutschland dem Zoll krieg und der polnischen Jwlirung so ent schieden entgegengesehen? Die „Tribuna" verneint diese Frage energisch und schließt: Deutschland wird ei» Industriestaat sein, oder es wird überhaupt nicht sein. Aus Stadt und Land. Naunhof, 28. Februar. ch Das vorläufige Ergebnis der Volks zählung vom I. Dezember 1900 im König reiche Sachsen wurde im Statistischen Bureau des Ministeriums zusammengestellt. Demnach beträgt die Zahl dcr Bewohner 1900: männliche weibliche zusammen im ganzen Königreiche 2 043437 2157321 4199758 in Dresden . . . 190404 204945 395 349 „ Leipzig .... 222349 232740 455089 „ Chemnitz . . . 100995 105589 206 584 „ den übrigen Städten 509664 533 789 1043 453 „ „ Landgemeinden 1019025 1080258 2099283 Der Zuwachs beträgt: absolut Prozent im ganzen Königreiche . . 412070 IO,, in Dresden 41064 11,. „ Leipzig 55126 137« „ Chemnitz 26159 I4-» „ den übrigen Städten 83198 „ „ Landgemeinden . . 206 523 io„ Was das deutsche Reich in seiner Ge samtheit betrifft, so w'es es am 1. Dezember 1900 eine Bevölkerung von 65345014 Per sonen auf, davon sind 27 731067 männlich, 28613 947 weiblich. An dieser Reichszahl ist, außer Sachsen, Preußen mit 34,5 Mill., Bayern mit 6,2 Württemberg mit 2,3 Mill, beteiligt, sodaß auf die vier Königreiche 83,41 v. H. der Reichsbevölkerung treffen. In Großstädten, d. h. Städten mit 100 000 und mehr Einwohnern, deren es jetzt 33 im Reiche giebt — die größte davon Berlin (1884151), die kleinste Kassel (106 001) — wohnen 16,17 v. H. dcr Reichsbevölkerung, nämlich 9108814 Personen. Da bei der Volkszählung vom 2. Dezember 1895 die Reichsbevölkerung auf 52279901, 25 661250 männliche und 26 618651 weibliche, sich be lief, ist mithin die Einwohnerzahl in den letzten fünf Jahren um 4065113 oder 7,78 v. H. gewachsen. ch Die sächsische Bank setzt den Wechsel diskont und den Lombardzinsfuß auf 4*/z Prozent herab und die Reichsbank den Wechsel diskont auf 4^/z Proz., den Lombardzinsfnß auf 51/, Prozent. -j- Ostergrüße nach China mit der Feld post zu senden, bietet sich am Freitag, den 1. März, die letzte Gelegenheit. Diese Feld post trifft in Schanghei am Mittwoch, 3. April ein. ^Da Ostersonntag diesmal auf den 7. April fällt, so kann die Feldpost, falls eine günstige Schiffsverbindung mit Taku vorliegt, Tient sin oder Peking noch biszum Osterfeste erreichen. De»» Anträgen der Leipziger Lehrerschaft betreffs Umwandlung des sächsischen Pesta- lvzzivereins in eine Rechtskaffe, wodurch einem Bedürfnisse genügt und eine Lebens frage des Vereins gelöst werde, ist nun auc der Dresdner Lehrerverein beigetreten. Auc er will der zu Ostern in Meißen tagenden Delegirtenversammlung diese Umwandlung empfehlen. Militärisches. Bei den Regimentern des 12. (K. S.) Armeekorps findet dieses Jahr ökonomische Musterung statt und zwar nach vorläufiger Feststellung Mitte April. — Hinsichtlich der diesjährigen größeren Truppen übungen bestimmte der König, daß die Auf stellung der Zeiteinteilung für die Hebungen der Armeekorps unter möglichster Berücksich tigung der Ernteverhältnisse erfolgen soll. — Beim XIX. (2. K. S.) Armeekorps wird eine Kavallerie-Division unter Führung des Generals ü la 8uits Generalmajors von Broizem nach vorgeschriebener Kriegsgliederung aufgestellt. Dieselbe hält besoadere Kavallerie- Uebungen gemäß Felddienstordnung Ziffer 565—567 auf einem vom Kriegsministerium zu bestimmenden Gelände ab. Die zu den besonderenKavallerie-Uebungen herangezogenen Stäbe und Truppenteile nehmen nach deren Beendigung an den Manövern ihrer Armee korps Teil, abweichend hiervon das 2. Königin Husaren-Regiment Nr. 19 beim XIX. (2. K. S.) Armeekorps. Bei Auswahl des Uebungsgeländes und Durchführung der Heb ungen ist auf Einschränkung des Flurschadens Bedacht zu nehmen. Alle Truppen müssen bis zum 30. September 1901, dem spätesten Entlassungstage, in ihre Standorte zurück gekehrt sen. ch Die sächsische Zuchtgenoffenschaft für das Meißner Schwein, welche in ihrem zwölfjährigen Bestehen auf die Schweinezucht im Elbthale vielfach anregend gewirkt hat, gegenwärtig 50 Mitglieder zählt und über einen gekörten Tierbestand von 27 Ebern und 202 Sauen verfügt, hielt unlängst ihre Jahresversammlung ab. Der Geschäftsgang der Genossenschaft im letzten Jahre spiegelte d»e durch eine starke Konkurrenz erzeugte Ueberproduktion an Schweinen wieder, während in neuerer Zeit ein flotterer Geschäftsgang eingetreten ist. Liebertwolkwitz. Nachdem vom Gemeinde- rat ein Regulativ über die Aufbringung der Gemeinde-, Armen-, Kirchen-, und Schulan lagen aufgestellt worden ist, wird es mit der vielgerühmten und vielbeneideten Steuer freiheit in unserem Orte bald vorüber sein. Seit nahezu 25 Jahren, vom Jahre 1877 ab, sind hier Steuern nicht mehr erhoben worden, da die Bedürfnisse der Ge meinde mit den Ueberschüsscn der hiesigen Sparkasse ganz gedeckt werden können. Bis zum Jahre 1872 wurden nur Schul- und Armenananl gen, Gemeindeanlagcn nur bis zum Jahre 1853 und in den Jahren 1874 bis mit 1876, seitdem, wie schon bemerkt, keine Steuern mehr, erhoben. In Zukunft sollen die Bedürfnisse der Gemeinde, einschließ lich derjenigen der Armen-, Kirchen- und Schulkasse, so weit sie nicht durch andere Einnahmen gedeckt werden, durch eine von jedein im Gemeindebezirke gelegenen Grund- tücke zu erhebende Gemeindegrundsteuer und mrch eine Gemcindeeinkommensteuer, die nach Klassen erhoben wird, bestritten werden. In Kleinsteinberg bei Beucha wird am 1. Mai d. I. eine neue Verkeh sstelle und zwar für den Personen- und Gepäckverkehr eröffnet werden. Grimma, 25.Febr. Der gestern in Rochlitz abgehaltene 24. ordentliche Gautag des Mittelmuldenturngaues war von 7 Gauturnräten und 43 Abgeordneten der Gau vereine besucht. Gauvertreter Birnbaum, Grimma, und Vorsitzender Kost vom Turn verein Rochlitz begrüßter» die Erschienenen mit herzlichen Worten; auch vom Kreisver treter Dir. Bier in Dresden war ein freund liches Begrüßungsschreiben eingegangen. Nach Gesang und Eröffnung des Gautages trug der Gauvertreter seinen Geschäftsbericht vor, welchen er mit dein Kennwort: „Arbeit se unsre Losung" einleilete. Dieser Bericht gliederte sich wie folgt: Erledigungen, Ge schäftsführung, Neuaufnahmen, Zählung am 1. Januar l. Js., besondere Jahresberichte, 2 Vorturner-Turnen in Meißen, Wahrnehm ungen in den Gauvereinen, Ratschläge und Mahnungen zur Beherzigung, Ehr' und Lehr'. Hierauf folgte der Bericht des Gauturnwarts Wenzel Würze»» über die Turnarbeit im Gaue usw i»n letzten Jahre und darauf derJahreS- Kassenbencht des Gaugeldwarts Handschuh- Wurzen. Alle Berichte zeugen davon, daß im Gaue reges Leben herrscht und für das Vor wärtsstreben dcr Turnsache erfolg reiche Thätigkeit entfaltet »vurde. Der Gau zählt jetzt 42 Vereine in 39 Orten mit 3352 Mitgliedern, worunter 670 Turnzöglinge inbe griffen sind. Turnwarte und Vorturner sind 158 im Amte und in Thätigkeit, Turnabcnde wurden 3406 abgehalten und Turnbesuche 79 872 im vorigen Jahre gezählt. — Vom Beitritt der neugegründeten Turnvereine „Vater Jahn" in Grethen und „Germania" in Lunzenau wird Mitteilung gemacht. — Das nächste Gauschauturnen soll in diesem Jahre in Verbindung mit der Feier des 25 jähr. Bestehens des Gaues abgehalten werden. Erfreulicherweise hat sich der Turn verein Grimma bereit erklärt, das Fest zu übernehmen, für welches der 14. Juli in Aussicht genommen ist. — Das Aufnahme- Gesuch des Turnvereins „Vater Jahn" in Rochlitz, welches vorher vom Gau- bez. Kreis- urnrate abgelehnt worden war, genehmigte )er Gautag. Die ausscheidenden Gauturn räte Günther-Trebsen und Gutbier-Penig wurden einstimmig wieder gewählt. — Nach Besprechung über den diesjährigen Vorturner ehrgang in Dresden und allgemeiner Ange legenheiten, sowie Vorlesung und Genehmig ung des Sitzungsberichts erfolgte der Schluß des Gautages durch den Gauvertreter mit Dank und der Bitte um weitere treue Mit arbeit, welcher weiteres Blühe»» und Gedeihen )es Gaues sicher und als schönster Lohn olgen werde. Leipzig. Ueber die Mörder des Lauf- ) urschen Otto entnehmen wir den „Leipz. N. Nachr." folgendes: Unglaublich, furcht bar muß eS uns scheinen, wenn wir hören, mß ein I4jähriger Schul knabe, Krost, >er noch die Bänke einer hiesigen städtischen Bezirksschule drückt, und ein kaum 16jäh- rig gewordener Arbeitsbursche, Thä- rig en, die Mörder Ottos sind. Und aus welchen Motiven? Es kann wohl kaum zweifel haft sein, daß die wenigen armseligen Silber linge, die der unglückliche Junge als sein verdientes Gut im Beutel hatte, den Entschluß zu der furchtbaren That in den jugendliche»» Bestien geweckt haben. Der ArbeiiSbursche Friedrich August Ernst Thärigen ist geboren am 6. Dezember 1884 in L-Thouberg und wohnte in L.-Neu-Reudnitz, Dorothcenstraße 28. Dcr Schulknabe Max Willy Krost ist an» 6. August 1886 i»» L.-Thonberg geboren und Riebeckstraße 56 wohnhaft. Der Letz terer ist Schüler der 14. Bezirksschule. Zur Ermittelung der Thäter hat wesentlich die Bekanntmachung vom 25. Febr., den Leib- riemen betreffend, beigetragen, da sich dessen Eigenthümer meldete. Dadurch gelang »s, den Schulknaben Krost zu ermitteln. Thärigen war wegen anderer Verdachtsmomente bereits am Tage zuvor verhaftet worden. Durch die Recognoszirung des Riemens seitens des recht mäßigen Eigenthümers, eines Kutschers, dem überdies außer dem Riemen noch ein paar Stiefel gestohlen worden waren, gelang es, den Komplizen des bereits am Montag ver- hafreten Thärigen in dem Schulknaben Krost zu ermitteln. Beide Burschen legten bereits auf dem Polizeiamt ein umfassendes Geständ nis ab. Nach diesem haben sie als Mord instrumente nur den errvähnten Leibriemen und einen mittelgroßen Hammer benutzt. Die That war an der Stelle, an welcher die Leiche aufgefunden worden ist, Abends gegen i/z9 Uhr ausgeführt. Die beiden Bösewichte lauerten Otto, den sie persönlich gut kannten, auf dem Nachhausewege in der Hospitalstraße ab und lockten ihm unter dem Vorwande, daß dort Kaninchen zu holen resp. zu stehle»» wären, nach der einsamen Stelle. Hier über fielen sie den nichts Böses Ahnenden plötzlich und raubten ihm einen Geldbeutel mit 8 Mark 80 Pfennigen. Den Betrag teilten sie später. Den zum Mord benützten Hammer warfen sie nach vollbrachter That in einem in der Nähe gelegenen Garten, wo er durch Kriminalbeamte unter dem Schnee gefunden wurde. Da die beiden Schuldigen zwar das 12. aber nicht das 18. Lebensjahr vollendet ;aben, kommen ihnen die Bestimmungen des 8 57 des R.-Str.-G.-Bs. zu Gute, wonach gegen sie wegen Mordes nur auf Gefängnis von 3 bis zu 15 Jahren erkannt werden kann. Leipzig. An den vorige Woche beendigten ärztlichen Vorprüfungen beteiligte sich zum ersten Male mit Geneh migung des Kultusministeriums eine Dame (Berlinerin). Sie bestand das Examen mit Zensur I, also „Vorzüglich." Leipzig. Bei der Besprechung, die säch- jsche und preußische Eisenbahnbe amte in Leipzig abhielten, handelte es ich um die Vereinigung sämtlicher Bahnhöfe n Leipzig, den bayerischen Bahnhof ausge nommen, zu einem Zentralbahnhof mit etwa 20 Gleisen nach Art des Zentralbahnhofes »n Frankfurt am Main. Um die Bauten ohne Beeinflussung des Betriebes ausführen zu können, ist für 1902 die Errichtung eines JnterimSbahnhofes auf dem Gelände des Hotels „Stadt Rom" geplant. Alle in Leip- ig einmündenden Hauptlinien werden voraus ichtlich in die Richtung des Berliner Bahn- 48 Jie Gochier des Wentiers Dorf-Novelle von P. Lehuinger. Langsam verstrich ihnen die Zeit, die pln,npen Zeiger an der altertümlichen Kastemchr wvllten auch gar nicht vo»« der Stelle. Ungednldig warf der Schmied öfter- einen Blick nach der Straße, wenn ei» leichtes Gefährt vorbeirvllte, doch ent täuscht griff er wieder zum Maßkrug. Eine Stunde schon saßen sie in der Schenke und die sehn- lichst Erwarteten kamen noch iu«mer nicht. Endlich, Hildebrand zahlte soeben die gemachte Zeche, hielt ei«« Rollwagen draußen. Der Schmied ließ den bereits wieder ergriffenen Maßkrng sinken nnd schante zmn Fenster hinanS. Bestürzung verriet seil, Ge sicht, seine Hand umklammerte daS Handgelenk des Freundes. „Erschrecke nicht, Karl, sie sind's! Dein Sohn . . Dein Sohn, der Leopold ist unter ihnen! Herrgott meines .. „Jst's möglich?" In demselben Augenblick ging die Thür ans und vier Män ner, ihnen voran Seiler, traten in die Schankstube. Der Lehrer schritt eiligst ans die Freunde zu, drückte ihnen dieHand und raunte ihnen zu: „Kriminalpolizei." Stolz erhobenen Hauptes, den grüne» Hut auf daS dunkle Lockenhanpt gepreßt,den Ueberzieher über der Schulter und den Stock in der Rechten begrüßte Leöpvld die Dasitzenden und ließ sich ebenfalls nieder. „Zwei gute Bekannte," sprach der Lehrer, zu den beiden Un bekannten gewandt und aus die Freunde deutend. Die fremden Männer verbeugten sich und nahmen am Tische Platz. De,» Vater deS schlnncken Burschen kostete eS sichtlich gewal tige Mühe, seine Freude über das unerwartete Wiedersehen nie- derzukämpfen; unverwandt hastete sein Blick an seinen« Gegen über, dem er einst Zwang anznthun gedachte, den er an ein Wesen ketten wollte, das nach dem Bolksinunde den Teufel ge sehen hatte, das daS ihm gewordene Unglück durch Jntrigue und Lüge heranfbeschworen. Der Aufenthaltder Angekomineuen in der Schenke war von kurzer Dauer, denn bald erhob sich einer nach den» andern und sie ginge», »ach dem Wage» zurück, den nun auch der Schmied und der alte Seling bestiege»».