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Naunhofer Nachrichten : 01.05.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-190105017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-19010501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-19010501
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Naunhofer Nachrichten
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-05
- Tag 1901-05-01
-
Monat
1901-05
-
Jahr
1901
- Titel
- Naunhofer Nachrichten : 01.05.1901
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mers mit Damen t). Die Einwohner flaggenschmuck dazu Städtchen ein recht Zur Teilnahme ommers ist Jeder- Eintrittsgeld bei en, dagegen ist es 't jeder Teilnehmer kauft (20 Pfg.), ien werden. Der ise auch Ausflügler rfte jedenfalls sehr r Charakter eines agen, bei dem sich neine Beteiligung ;u empfehlen. Ssichten für den ch Falb wie folgt: Niederschläge bei nder Temperatur, Niederschläge, vom Witter und Schnee« witter und Regen, ch zunimmt. Der ng III. Ordnung, infternis, der 18. e Sonnenfinsternis ung. : ist am Ende des !ummer abgedruckt. die Aenderungen n bisherigen An« ufmerksam. nverwaltung wird pfingstfeste keine Ter Grund renverkehr, der zu ^gewöhnlichen Um ¬ billige Züge nicht den soll. i findet in Berlin ehr-Kongrefi statt; hmen Mitglieder nen, sowie sonstige tz- uno Nettungö- en Reiche ange- zahlen einen Bei- Generalkosten des für das Kongreß- ationszeichen, das altungen und auch Mit den in Frage klionen sind Ver- igung der Fahr- iverordneten von wie schon mitge- mmen beschlossen, Straßen mehr er St.--V. Plötner ls Tuberkulosen- wies darauf hin, ist, und daß durch Schleppenverbot, cht werde. In begründete Dr. ärag Plötner sei. r, daß durch das a die Wohnungen anrichten können, trag, dessen Un- ziehen, Lady Läci- -selbständiges Deu- ht eittsallcu lassen, usetmlette nicht ge- entgegnete Emilie in sie sich nmgekiei- zu verlassen; wiiu- erinangelii, Ihnen in aller Ruhe das h weiterlas, konnte sonderbares Acr- ,u herrschen schien, >ie Gräfin der eige- Grenzen höfischer wienlnhten da erst oiegertochter stellen hiviegertochter. ruschen eines seide- r solgte. „Herein!" . und die hohe, im- ahineu der Thür; stsvvll deren Hand. schafterin; ich habe jungen Dame Prä« Lächeln um deren ht mehr die einzige stmals zusaiuine», r Tage-, von den Gespräch, das tief« wte, kam niemals m Verwandten des zetrvfien. 86,20 "7^ durchführbarkeit er einsehe, abzulehnen. In launiger Weise kennzeichnete St.«V. Hartwig seinen ablehnenden Standpunkt. Diese über große Aengstlichkeit sei überflüssig. Nicht nur durch die Schleppen, auch durch die Straßen kehrer, Fuhrleute, den Wind, die Schuhe u. s. w. werden die Bakterien herumgeschleppt. Die Debatte schade den Damen zwar nichts als Mahnung, aber alles gehe nur bis zu einem gewissen Grad, auch das Aufheben der Schleppe. (Heiterkeit). St.-V. Guthmann ist gleichfalls gegen das Schleppenverbot, schon aus dem Grunde, weil man ja nicht wisse, wo das Kleid aufhöre und die Schleppe an- fange. (Heiterkeit.) Außerdem wäre es fürchter lich, die Polizei auf die unschuldigen Damen zu Hetzen. Nachdem noch einige Zwischenrufe unter Heiterkeit die Zuweisung der wichtigen Frage an den „Wahlausschuß" verlangt hatten, wurde das Verbot beschlossen. Dresden. Bei der dritten Kompagnie des hiesigen Jägerbataillons hat ein im Oktober eingezogener Soldat sich die Kehle durch zuschneiden versucht. Er wurde Sonnabend früh schwerverletzt aufgefunden, gab noch Lebenszeichen von sich, dürfte aber inzwischen seinen Verletzungen erlegen sein. Der Un glückliche soll am Freitag schlecht exerziert haben und ist nach Beendigung der Uebungen von den darüber älteren Mannschaften „ge- schäfet", d. h. geprügelt worden. Crimmitschau. Die große Buckskin fabrik von Albert Preller ist nieder gebrannt. Der Schaden wird auf mehrere hunderttausend Mark geschätzt. Crimmitschau. Durch den Brand der BuckskinfabrtkderFirmaAlbert Preller ist ein Schaden von ca. 200,000 Mk. enstanden. Durch den Einsturz einer Giebelwand wurde das nebenstehende Döhlcr'sche Wohnhaus schwer beschädigt, indem das Dach durchschlagen und die Erkerwohnung mit dem Mobllar vollständig zerstört wurde. Die Bewohner des Hauses hatten dasselbe zuvor verlaßen. Gefährdet war auch die gegenüberliegende Schmidr'sche Fabrik; niedergehendes Mauerwerk schlug durch die Fenster, und nur der Umsicht der Feuerwehr ist es zu danken, daß sie nicht in Flammen aufging; in dieser Fabrik sind 140 und in einer anderen gegen 80 Fenster zersprungen, durch den Brand sind über 50 Arbeiter brotlos geworden. Würze». Eine eigenartige Sehenswürdig keit wird jetzt im Restaurant „zur Bauhütte" ausgestellt. Ein lebender Ziegenbock mit 2 Beinen. Wurzen. Die in der Lylographischen Anstalt von Wächtler beschäftigten L'ylo- graphen, die mit monatlichem bez. 14tägigen Gehalt angestellt waren, sollten gegen Stücklohn arbeiten. Sie erklärten sich einverstanden, ersuchten jedoch um vorherige Festsetzung des Stücklohnes; da das abgelehnt wurde, legten sämtliche ca. 18 Beschäftigte die Arbeit nieder. Mutzschen. Ein bedauerliches Unglück ereignete sich hier in vergangener Nacht. Der Gutsbesitzer Karl Alfred Hempel wollte seinem iVrjährigen kranken Söhnchen Arznei geben, verwechselte aber in der Schlaf trunkenheit die Flaschen und gab ihm Karbol säure. Der Kleine starb im Laufe des Vormittags. Lichtenstein. Recht teuer 'ist dem Schlosser Schramm hier ein Tannenbaum zu stehen gekommen, den er vor Weihnachten aus dem fürstlichen Stadtwalde gestohlen hatte ; er wurde von einem Forstgehilfen er tappt, an dem er sich vergriff. Wegen Forstdiebstahls und Widerstandes gegen einen Forstschutzbeamten wurde er zu 2*/, Monaten Gefängnis verurteilt. Riesa. Rechtsanwalt Fischer wurde vom Lommatzscher Schöffengericht wegen Körperverletzung und Hausfriedensbruchs zu 3 Wochen Gefängnis und 200 Mark Geld strafe verurteilt. Chemnitz hat Aussicht, in nächster Zeit ein Artillerie-Regiment zu bekommen. Das Kriegsministerium sucht in und um Chemnitz Bau- und Exerziergelände für Artillerie. Vermischtes * Die Gattin des Generals Botha ist im Jahre 1870 zu Hanysmith im Oranje- Freistaate als Tochter des dortigen Rechts anwalts Emmett geboren. Ihr Vater ist der Enkel des irrischen Revolutionärs Robert Emett, welcher im Jahre 1803, als England im Kriege gegen die napoleonische Weltherr schaft stand und sich in einer sehr kritischen Lage befand, einen gefährlichen Aufstand der Insel Irland gegen die englische Zwingherr schaft hervorrief. Die revolutionäre Bewegung scheiterte jedoch, und Robert Emmett, welcher in die Hände seiner Feinde geriet^ wurde vom Kriegsgericht zum Tode verurteilt und hinge lichtet. Seine Wittwe wanderte mit ihrem unmündigen Sohn nach Südafrika aus und ließ sich in Harrysmith nieder. Da Irland zweifellos einen Bestandteil des britischen Reiches bildet, so fließt in den Adern der Frau Louis Botha allerdings britisches, aber sicherlich kein englisches, sondern England feindliches Blut, und das Ende ihres Ahn herrn ist nicht danach angethan, in ihr jene anglophilen Sympathien zu erwecken, von denen die englische Presse fortwährend spricht. Frau Botha ist eine hervorragend schöne Er« scheinung besitzt umfassende Bildung und zeichnet sich unter den Burenfrauen durch eine Elegant der Toilette aus die vielen anderen Damen ihres Standes, z. B. den Frauen der Generale Cronje und Dewct abgeht. Aber an Patriotismus steht sie Niemand nach, und deshalb ist man in der Umgebung Krügers überzeugt, daß sie, wenn ihre Friedcnsmission sich bestätigen sollte, ihrem Gemahl nur zur Annahme solcher Be dingungen raten wird, die mit der Unab hängigkeit der beiden Burenrepubliken nicht im Widerspruch stehen. * Bon der Griesheimer Katastrophe meldet eine Depesche, daß die Zahl der Todten 15 nicht übersteigen dürfte. Möglicherweise befinden sich aber unter den Trümmern noch einige Leichen. Von den Körpern, die zumeist schrecklich verbrannt sind, wurden 12 identi- fiziert. Unter den Verletzten befinden sich der Direktor des Werkes, 1)r. Lang, und vier Chemiker der Fabrik. Die Zahl der Schwer- und Leichtverletzten ist sehr groß. Im Frankfurter Krankenhause befinden sich gegen 40, und über 20 Schwerverletzte wurden in das Höchster Krankenhaus verbracht. Die Verletzungen bestehen zumeist in Knochen brüchen und Brandwunden. An den Aus kommen mehrerer Schwerverletzter wird ge zweifelt. Das Gebäude, in dem die Explosion stattfand, ist vollständig vom Erdboden weg rasiert. Zahlreiche Obdachlose, die zumeist während der Nacht mit ihrer gesamten Habe unter freien Himmel kampierten, werden nach Möglichkeit in Frankfurt untergebracht. Die öffentliche und die private Wohlthätigkeit ist in vollem Gange. * Bo» einer Sitte am schwedischen Königshofe wird die dänische Kronprinzessin, die kürzlich wieder Mutter geworden ist, recht unbehaglich berührt. Sie besteht darin, daß mehrere vom König ge wählte Herren und Damen bei der Geburt eines Prinzen oder einer Prinzessin zngegen zu sein haben, um vorzubeugen, daß das — Kind umgetauscht werde! Die Prinzessin Ingeborg mußte es sich bereits bei der Geburt ihrer ersten Tochter gefallen lasten, daß die ausgewählten Herren und Damen sich im Krankenzimmer selbst aufhielten. Als sie aber wieder ihrer Niederkunft entgegensah, bat sie den König Oskar, diese veraltete Sitte aufzuheben. Er machte nur das Zugestän dnis, daß sich die Herren und Damen des Hofes statt im Krankenzimmer selbst, im anstoßenden Salon aufhalten durften. * Von Peking — nach Spandau. In Lüneburg trafen unlängst vier China- krlegcr ein, die keine Lorbeeren geerntet, aber zu längeren Festungsstrafen verurteilt sind. Da der Zug, der sie zur Verbüßung ihrer Strafen über Wittenberge nach Spandau bringen sollte, erst um 4 Uhr 20 Min. abfuhr, wurden die Sträflinge in den Wartesaal vierter Klasse auf dem neuen Bahnhof untergedracht Acht Soldaten mit scharfgeladenen Gewehren und ausgepflanzten Seitengewehren sorgten dafür, daß keiner in Versuchung kam, die düstere Festung mit der goldenen Freiheit zn vertauschen. Nach der den Sträflingen bcigegebenen Be gleitung müssen dieselben nicht unbedeutende Strafen zu verbüßen haben, und man wird nicht fehl gehen, in ihnen einige Hunnenkriegcr zu vermuten. Wie das Gerücht ging, war einer von den vier Sträflingen bereits zum Tode verurteilt, später jedoch begnadigt worden. * Lernt Frankreich die Jahre 1870/71 vergessen? Man hat im Tempartement „Naive-et I^oirs^ zwölf junge Leut von 14—16 Jahren, Lehrjungen, Handlungsge hilfen, Bauernburschen ausgefragt: „Wißet Ihr mit wem wir 1870/71 Krieg führten?" Fünf antworteten: „Mit Preußen''. Sieben wußten gar nichts. — „Wer befehligte die Preußen?" Sechs antworteten: „Bismarck". Sechs wußten wieder nichts." — „Wie hieß der König der Preußen?" Vier antworteten: „Bismark". Acht blieben stumm. — Wer war Napoleon IH?" Einer meinte: „König von Frankreich". Elf blieben die Antwort schuldig. Von den Schlachten bei Gravelotte, St. Privat, Bazeilles, von Sedan wußte keiner von all den Zwölf. Bei der letzten Frage: „Was sind die Elsaß-Lothringer?" antworteten alle zwölf; „Preußen" („krussievs"). * Die Lebenszähigkeit der Wale beweist folgende Mitteilung. Der New-Aorker Wal- fischsahrer „Beluga" erlegte im Behringmeer vor einiger Zeit einen großen Wal, in dessen Fleisch man eine eingewachsene Harpune fand. Dem allgemeinen Gebrauche nach befand sich ans derselben der Name des Schiffes eingraviert, dem sie gehörte. Derselbe lautete „Montezuma". Nun war aber der „Montezuma" ein Wal fischfänger von Net» - Bedfort, welchen die amerikanische Regierung währenddes Secessions- krieges ankaufte, um ihn mit anderen Schiffen an der Hafeneinfahrt von CalveSton zu ver senken. Seit mehr als 50 Jahren hat alss der jetzt erlegte Riese die Meere mit der Harpune im Leib durchzogen. * Großstadtkinder. Nach der „Sozialen Praxis" hat eine Umfrage in den öffentlichen Schulen Berlins bei Kindern von mehr als sechs Jahren s. Z. ergeben, daß 70 pCt. keinen Sonnenauf- oder -Untergang gesehen hatten, 75 pCt. keinen lebenden Hafen, 64 pCt. kein Eichhorn, 53 pCt. keine Schnecke, 87 pCt. keine Birke, 59 pCt. kein Aehrenseld, 98 pCt. keinen Fluß, 82 pCt. hatten nie eine Lerche gehört. In Boston wurde ermittelt, daß von 4- bis 8jährigen Kindern 77 pCt. keinem Spatz, 50 pCt. keinen Frosch, 20 pCt. keinen Schmetterling, 66 pCt. keine Brombeere, 61 pCt. kein Kartoffelfeld gesehen hatten, 75pCt. wußten nicht, welche Jahreszeit eg war. Hierzu bemerkt die „Soziale Praxis", daß hier Lücken der Anschauungswelt vorliegen, die Lücken im Wissen und Können nach sich ziehen, und daß gerade bei großstädtischen Kindern bei dem Mangel an Naturanschauung die Anschauungs fähigkeit an sich schon verkümmert". Wieder ein Beweis für die Behauptung, daß das Land der Jungbrunnen ist, der den sonst sehr bald degenerirten Großstädten immer wieder gesunde neue Elemente zuführt. Astronomischer Kalender. Dienstag, den 30. AMil 1901 Sonnenaufgang 4 Uhr 34 Min. Sonnenuntergang 7 Uhr 21 Min- Mondaufgang 4 Uhr 15 Min. Monduntergang 3 Uhr — Min. Fahrplan ab 1. Mai 1901. Linie Leipzig Döbeln Dresden. Ab Bahnhof Naunhof: Nach Leipzig: Vormittags 5,55, 7,06, 8,57, 10,48*, 11,03; Nachmittags 1,50, 3,36, 6,05, 8,31*, 8,41,9,37*,10,26-ß, lO,52*(Vom 26.Mai ab). Noch Grimma-Döbeln-Dresden: Vor mittags 7,04, 8,15* (bis Grimma), 8,26, 10,09 (bis Großbothen), 10,33-st. Nachmittags 12,06 (bis Grimma), 1,04, 3,20, 5,48,8,00 (bis Grimma), 9,35, 11,45 bis Grimma und den ersten Mittwoch jeden Monats bis Colditz. Die mit * bezeichneten Züge verkehren nur Sonn- und Festtags; die mit -st bezeichneten Züge führen nur 1.—3. Wagenklaste, alle übrigen 1.—4 Wagenklaste. Kirchennachrichten. Naunhof: Freitag, 3. Mai Vorm. 10 Uhr: Wochen kommunion. Beichtanmeldung vorher in de Sakristei. Hin sdtss Irauenyerz. Roman von BiktorRheinberg. 34 „Er war einst wert, ihn zn kennen," sprach die Gräfin; „doch durch seine Heirat ist er der guten Gesellschaft verloren gegan- gen." „Wem hat er sich denn vermählt?" „Der Tochter irgend eines Lehrers, ohne Vermögen oder Familie! Durch eiue gute Heirat hätte er sich zu einem gemach ten Manne empvrschwiugen können, so hat er sich zu Grunde gerichtet; vertrödle die Zeit nicht unnützerweise, indem Du von ihm sprichst, Cäcilie." „Aber, Mama, seiire Frau ist eiue feingebildete Dame * „Mein Kind, in den jetzigen verschobenen Zeiten nennt sich jede Kleidermacherin, jedes feinere Dienstmädchen eine Dame; strenge Dich nicht vergeblich an, ich werde ihn niemals in mein HauS einladen!" Und Emilie, die jedes Wort vernommen, dachte mit vollem Herzen darüber nach, wie sie selbst doch so gar keine Aussicht habe, jemals in dieser Familie auch nur aus Mitleid geduldet zu werden; von Tag zil Tag sanken ihre Hoffnungen immer mehr; man hnldigte unter diesen Menschen nur der hohen Ab stammung und dem Mammon, Liebe war eine Macht, die man nicht kannte, nicht verstand, nicht zur Anerkennung gelangen ließ. „Ich habe Blumenthal niemals so wundervoll gesehen, al» dieses Jahr, Mama, wir müssen Gäste einladen," sprach Cäcilie eines Tages zu ihrer Mutter; „ich sagte Dir ja doch, daß die Hedderwicks imAngust uns zu besuchen beabsichtigen,nicht wahr?" Die Gräfin seufzte. „Ja wohl, es ist mir niemals ein schö neres Wesen begegnet als Gida, wie sonderbar, daß sie trotz ihrer Schönheit, trotz ihrer Anmut, trotz ihres Reichtum» nicht hei ratet!" Cäcilie lächelte bedeutungsvoll. „Ich habe da meine eige nen Mutmaßungen, Mama!" Die Gräfin schien die Worte der Tochter zu verstehen; sie zog die Augenbrannen in die Höhe. „Es ist mein Herzenswunsch gewesen, doch er bekundete eineunfaßliche Begriffstützigkeit!" sprach sie ernst. Ohne sich selbst darüber Rechenschaft abzulegen, woher die» ivohl kommen möge, vermochte Emilie sich einer schmerzlichen Empfindung nicht zn erwehren; wer war sie, diese Gida, nnd warum kam sie hierhier?" * * „Lady Gida Hedderwick!" Unzählige Male sagte Emilie sich diesen Namen vor, e» war, al» ob derselbe einen rätselhaften Zauber für sie besitze, und doch bestand keinerlei Jdeenassocia- tivn zwischen ihr nnd der Erscheinung jener Fremden. Mit Ans- merksamkeit lauschte sie jedem Worte, welches über die Dame gesprochen wurde, uud sie erfuhr auf solche Weise nach und nach, daß sie noch jung, schön, reich, hvchgeboren, anmutig und geist reich sei. Staunend vernahm Emilie all'diese Lobeserhebungen. Wiekam e»nur,daß ein Wesen mit allen Glücksgütern über häuft wurde, während das andere darben mußte uud verküm mern an Leib und Seele, ohne Sonnenschein, ohne die Leuchte, welche selbst dem Fühllosesteu wärmeres Empfinden einzuhau- chen vermag, ohne die Liebe ? Gerne hätte sie Cäcilie um nähere Einzelheiten über jene Dame gefragt, doch sie wagte es nicht, denn obschon die Tochter des Hauses nun schon seit längerer Zeit wieder im Familienkreise weilte, stand Emilie doch noch immer ans dem gleichen, förmlichen Fuß mit ihr, wie nach den ersten Stunden ihrer Rückkehr. Cäcilie war nicht unfreundlich; waren die beiden Mädchen allein, so sprachen sie wohl vom Wet ter, von den Hunden, von verschiedenen TageSneuigkeiten, oder auch von der einen oder anderen ihrer Obliegenheiten mit der bezahlten Gesellschafterin ihrer Mutter, doch ein nur Halbwegs intimerer Verkehr wollte sich niemals zwischen den beiden ge stalten. Mehr al» einmal aber in jüngster Zeit hatte die Gräfin ernste, angelegentliche Gespräche mit ihrer Tochter gepflogen, die rasch abgebrochen wurden, sobald Emilie eintrat. Was konnte die» zu bedeuten haben? Anfangs August war e», al» Cäcilie leichthin eines Tage» die Bemerkung hinwarf: „Heute abend also kommt Lady Gida Hedderwick!" worauf die Gräfin allsogleich hinzufügte: „Ja, Fräulein Mitchell, Sie würden mich verbinden, wenn Sie heute mit den Hunden ausgehen wollten, ich mnß für den Empfang meiner Gäste noch einige Vorkehrungen treffen und habe ohue- dte» keine Zeit für unsere tägliche Lektüre!" Daß die stolze, unnahbare Gräfin sich um den Empfang von Gästen bekümmern zu wollen schien, war so unerhört, daß da ¬ raus allein schon Emilie zn schließen vermochte, welch' großen Wert sie auf Gidas Besuch zu lege» schien. „Um meinetwillen würde sie sich niemals ans der gewohn ten Ordnung stören lassen, und wäre ich zwauzigmal die Gattin ihres Sohnes," dachte Emilie unwillkürlich mit einer gewissen Bitterkeit. Am Abend langte thatsächlich die Gräfin mit ihrer Tochter an und Emilie mußte sich gestehen, daß sie niemals im Leben eine lieblichere Erscheinung gesehen. Gida glaubte sich allein, als sie beiläufig eine Stunde nach ihrer Ankunft in vollendeter Gesellschaftstoilette im Salon er schien ; von den anderen war noch niemand zugegen und Emi lie, welche von den schweren Vorhängen verborgen in der Feu- sternische stand, beachtete sie nicht. Träumerisch schritt auch sie langsam auf dieselbe zu, leise Worte flüsternd. Emilie aber hielt es für angezeigt, ihre Gegenwart zu verratet, uud trat, den Vorhang zur Seite schiebend, an die junge Dame heran, welche hoch errötete und mit einem forschenden Blick ihr Gegenüber betrachtete, als wolle sie um jedei, Preis ergründen, ob Emilie ihre Worte verstanden oder nicht. Schweigend blickten die beiden Wesen einander unverwandt in die Augen. Emilie faßte sich zuerst. „Verzeihung," sprach sie mit wohl tönender Stimme, „ich fürchte, Sie erschreckt zu haben!" „Nicht im geringsten; vernahmen Sie, wa- ich gesprochen? Ich habe die üble Gewohnheit oftmals laut zu reden!" „Ich vernahm kein Wort!" Gida lächelte und blickte mit sichtlicher Erleichterung nach dem jnngen Mädchen. „Sie sind Lady Clarks Gast? Pardon, daß ich so freimütig spreche, wissen Sie aber, daß Sie anssehen wie eine wundervolle, in Marmor gehauene Statue?" „Eiue Statue?" lächelte Emilie, „diesen Vergleich habe ich schon öfter vernommen, doch, Pardon, ich vergaß, Sie aufzuklä- ren; ich bin kein Gast de» Hause», sondern die Gesellschaftern, der Gräfin!" Eine kaum merkliche Wandlung bekundete sich in Lady GidaS Beuehmeu, die halb ausgestreckte Hand glitt langsam herab. „Ah, ich wußte nicht, daß Lady Clark eine Gesellschaftsdame engagiert habe; Blnmenthal gefällt Ihnen, nicht wahr? Ich finde es einen der schönsten Besitze England»!" 86,20
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