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beträgt 75 Pfg. Sie sei allen, die es mit ihrer evangelischen Landeskirche wohl meinen, warm empfohlen. DieLandwirtschaMcheFeuerversicherungs- Genofsenschaft im Königreich Sachsen zu Dresden erfreut sich fortgesetzt einer gedeihlichen Entwickelung. In der Generalversammlung am 27. März er. wurde wiederum die Verteilung einer Dividende von 15 Prozent auf das Jahr 1900 an die Versicherten be schlossen und dabei konstatirt.daßderDividensonds einschließlich der ihm zufließenden Fonds- erträgnisse eine gleich Hobe Dividende schon wieder für die nächsten 5 Jahre garantirt. Tie den Versicherten bisher bewilligten Dividenden beziffern sich nun auf Mk. 820,200. Daneben sind denselben noch Mk. 778,952. 40 für Prämienfreijahre zu Gute gegangen sowie Mk. 7,379,873. 90 für Schaden vergütungen ausgezahlt worden. Auf häufige Anfragen sei noch erwähnt, daß die Anstalt auch Ntchtlandwirten sehr vorteilhafte Versicherung leistet, Fabriken aber ausschließt. Volksmund auch ,Hetrat»schlüffel", und wenn sie ein junge» Mädchen zur Oster zeit fand, so betrachtete man sie ohne weiteres al» Braut. In der Schweiz heißt sie Madaun und gilt als die Blume ver schmähter Liebe. Wenn wir den kleinen Himmelsschlüssel auch als einen Weltbürger betrachten muffen, da er fast überall seine Repräsentanten hat, so ist es doch Europa das speziell bevorzugte Heimatland desselben, denn man trifft ihn in allen Teilen, vorzugsweise im Norden oder in den Gebirgsgegenden. Dies duftige Lenz kind wurde zuerst 1590 in einigen verschiedenen Farben in den Gärten gesehen. Ihr ge fälliges Aeußere, ihr Entgegenkommen in den Wandlungen ihre Farbe machte sie schnell be liebt, und 1629 zählte man schon über 20 buntfarbige Spielarten der Lenzprimel. Zu ihrer größten Ausbildung aber gelangte sie erst Ende des 18. Jahrhunderts. Zur Ent stehung der vielen Gartensorten hat gewiß eine zuerst von Darwin festgestellte Eigen tümlichkeit der Primeln beigetragen, die darin besteht, daß bei ihnen nur Kreuzbefruchtung möglich, weil die mit ihrem eigenen Staub befruchtete Blume keinen Samen trägt. Ueber ein weiteres englisches Opfer schreiben die „Leipz. Neuesten Nachrichten": Zu den zahlreichen deutschen Existenzen, die der englischen Brutalität in Südafrika ihren Ruin zu verdanken haben, kommt noch eine hinzu, der Fleischermeister und Wurst fabrikant Albert Piel aus Johannesburg, dessen Fall so graß liegt, daß er für die gesamte deutsche Oeffentlichkeit ein hohes Interesse be sitzt. In der „Allgem. Fleischer-Zeitung" werden seine Schicksale wie folgt geschildert: Meister Piel, Mitinhaber der Firma Angehrn L Piel, ist deutscher Reichs- angehöriger und im September 1893 aus Berlin nach Capstadt und von da nach viermonatigem Aufenthalt nach Johannesburg übergesiedelt, wo er mit dem Schweizer Angehrn zusammen eine Fleischerei und Wurst fabrik errichtete, die sich auS kleinen Anfängen allmählich zu sehr großer Höhe entwickelte. Die Firma schlachtete monatlich im Durch schnitt 350 Ochsen, 1500 Schafe, 100 Kälber und 500 Schweine, unterhielt neben dem Hauptgeschäft noch 4 Filialen in Johannesburg, arbeitete mit Dampskraft und hatte überhaupt einen Betrieb, der in allen Beziehungen den neuesten technischen Fort schritten entsprechend eingerichtet war. Dieses ganze zu so hoher Blüte gebrachte Geschäft ist von den Engländern in den Grund ver nichtet worden. Zwischen dem 30. Mai und dem 6. Juni 1900 sind auS den Kühl räumen der Firma 139322 Pfund auS- gcfchlachteteS Ochsen- und Hammelfleisch und am 15. September aus ihrem Viehbestände die besten 20 und am 17. Dezember wieder um die 84 besten Ochsen, ohne die Firma zu benachrichtigen, gewaltsam von den Engländern auf Befehl des MajorS Woodgate sort- genommen worden. Der Selbstkostenpreis des Weggenommenen beträgt 160000 Mark. Die Engländer wollten aber für das lebende Vieh nur die Hälfte des Wertes bezahlen und wegen deS Fleische» erst später verhandeln. Darauf ging die Firma nicht ein. Weiterer großer Schoden ist der'Firma Angehm u. Piel durch folgendes Verfahren verursacht worden. Sonnabend vor Weihnachten mußten auf englische Anordnung sämtliche Fleischereien und Wurftsabriken in Johannesburg geschloffen werden. In der Proklamation, durch die der Schluß der Geschäfte verfügt wurde, war an- gekündigt, daß die Engländer alles vorhandene Vieh übernehmen würden. Die Engländer thaten dies aber nicht, sondern verkauften in den Fleischerläden, die sie selbst eröffneten, lieber das Fleisch des Viehes, das sie aus den Gehöften derjenigen Buren, die im Felde standen, ihren zurückgebliebenen Frauen wcg- genommen hatten. So wurde das Vieh der Johannesburger Flcischermcister und Wulst- fabrikanten unverkäuflich und ging zu Grunde. Der Verlust, der der Firma Angehrn u. Piel dadurch entstanden ist, beläuft sich bei den Rindern, von denen sie einige hundert im Stolle hatie, auf 40 000 Mark und bei den Schafen, wo ein Vorrat von etwa 5000 Stück vorhanden war, auf 140000 Mork, so daß sich ein Gesamtverlust von 360000 Mark er- giebt. Allem aber setzt die Krone auf, daß von den Engländern ohne jede Angabe von Gründen das sehr beträchtliche Guthaben der Firma bei der „Banque fran^iise de l'Afrique du Sud" beschlagnahmt und eine Beschwerde über dieses unbegreifliche Vorgehen ohne Antwort geloffen ist. Die Inhaber der Firma sind dadurch in die äußerste Not ge- bracht worden, und Meister Piel hat nur mit Hilfe guter Freunde es ermöglichen können, nach Deutschland zu kommen, um den Beistand des Reiches zu erbitten. Seine Be mühungen, durch den deutschen Konsul Rück gabe der weggenommenen Objekte oder Be zahlung zu erlangen, waren fruchtlos. Für ein bezügliches Schreiben, dos der Konsul ihm an Woodgate mktgab, hatte der letztere nur ein Lochen. Meister Albert Piel wird in den nächsten Togen in unserm Auswärtigen Amt persönlich vorstellig werden und seine Beschwerden vortragen. Was sogt der Herr Staatssekretär von Richthofen dazu? Zeitgemäße Betrachtungen Nachdruck verboten „Ostergruß". Der Frühling kam, der Frühling rief — die Flur zu neuem Leben — und allem, was verborgen schlief — ward Daseinslust gegeben! — Die Lüfte wehen lau und mild — bald grünt der Strauch, die Knospe schwillt — und wieder geht ein Sagen — von künft'gen bestem Tagen! — Es strahlt das Frühlings Morgenrot, — der Hoffnung Sterne blincken — nun muß des Winters Nacht und Noth — im Zeitenstrom versinken, — vergessen sei, was uns bedrückt, — es kommt die Zeit, die uns beglückt. — Beim Klang der Osterglocken — darf alle Welt frohlocken! — Wie klingt das Wörtchen „Auferstehn" — so trostvoll in die Herzen, — es läßt das alte Leid vergehn — und lindert alle Schmerzen! — Was Trübes uns auch widerfuhr — vorübergehend war es nur, — es steht in neuem Hoffen — die weite Welt uns offen. — Wie draußen aufgeht Korn und Saat — im linden Frühlingswehen, — so soll die Lust zu neuer That — im Herzen auferstehen, — zu neuer und zu guter -That, — daß immer wir den rechten Pfad — im Frühlings-Auferstehen — durch's Erdenleben gehen. — Ein Auferstehn wär' an der Zeit — so tönt manch bange Klage, — denn auf der Welt tritt Haß und Streit — und Scheel sucht oft zu Tage. — O möchte aus dem Sturmeswehn — der Geist des Friedens auferstehn — und alles übertönen — und alle Welt versöhnen! — Ein Auferstehn wär' an der Zeit, (Verzeiht mir das ich's sage), — ein Auferstehn zur Einfachheit — der alten guten Tage, — man übertreibt ganz ohne Zweck —, manch Jüngling selbst macht sich zum Geck — im eidlen Modenwahne — und nennt sich stolz Germane. — Es branst ein mächtig Auferstehn — und sprengt des Winters Bande, — ein frischer Zug, ein neues Wehn — geht mahnend durch die Lande — fort mit dem Hader der Partei'n, — wir sind und wollen einig sein — ein einig Volk von Brüdern — so klingts in tansend Liedern! — Die Osterglocken klingen hell, — uns strahlt der Hoffnung Schimmer, — und alle Scrupel legt er schnell — mit einem Schlag in Trümmer. — Die Hoffnung die uns nie verläßt — sie führte uns zum Osterfest, — sie führt uns auch noch weiter. — Glück auf zum Fest! Ernst Heiter. Vermischtes * Die 200. Ballonfahrt des deutschen Vereins für Luftschifffahrt hat stattgefunden, die 26. in diesem Jahre. Der beflaggte Ballon flog um 9Vi Uhr vormittags lang sam über den Süden und Osten Berlins. Im Korbe befanden sich außer dem Führer drei zum Generalstabe kommandierte Offiziere. Um 1 Uhr nachmittags erfolgte nach Zurück legung von 100 Kilometern bei Schwedt a. O. die glatte Landung. Es wurde die Höhe von 1500 Metern erreicht und eine Luft temperatur von — 10 Grad gemeßen. In Schulz Verlag G. Schiller in Leipzig ist soeben von dem Dresdner Kanzelredner, jetzigen sm. Pastor O. vr. Sülze eine Schrift erschienen, betitelt: Der Fortschritt von der lehrge- schlichen Kirche zur Kirche der reli giösen Lebensgemeinschaft. EinBei- trag zur Begründung des Friedens in den evangelischen Landeskirchen und eine An regung zur Reform ihrer Verfassung mit besonderer Beziehung auf die evangelisch lutherische Landeskirche des Königreichs Sachsen, worin der geistreiche Kämpfer für den Frieden in den evangelischen Landes kirchen seine in einer langen kirchlichen Thätig- keit — in Osnabrück, Chemnitz und Dresden — gesammelten Erfahrungen niedergelegt hat und Gedanken und Anregungen zur Reform der Verfassung der Landeskirchen bietet, die in vollkommen parteiloser, nur in der Liebe zur Kirche wurzelnder Darlegung und Begrün dung der Kenntnis aller kirchlichen Kreise, insbesondere aber der Beachtung aller Syno dalen, der geistlichen und weltlichen Mitglieder der Kircheninspektionen, aller Geistlichen und Kirchenvorstände unterbreitet werden. Der Preis Kirchennachrichte«. I. heil. Osterfeiertag. Nau n Hof. Vorm. 1/, 10 Uhr: Festgott esdienst. — Herr l?. em. vr. Eisenschmidt. — Kirchenmusik. (Text: Marc- 16, 1—8). Nachm. 2 Uhr: Kindergottesdienst. — Herr Pfarrer Herbrig. II. heil Osterfeiertag. NaunHof: Vorm. ^10 Uhr: Festgottesdienst. — Herrn Psarrer Herbrig. — Kirchenmusik. (Text: Luc. 24. 13—35.) An den beiden Feiertagen nach allen Gottesdiensten Kollekte für den Zweck der Sächs. Hauptbibelgesellschaft. Bibel-Niederlage im Pfarrhause. Fahrplan ab 1. April 1901. Linie Leipzig-Döbeln-Dresden. Ab Bahnhos Naunhof: Nach Leipzig: Vormittags 5,57, 7,06, 9,18, 10,50*, 11,05 Nachmittags 1,50, 3,36, 6,05, 8,31*, 8,41, 9,23*, 10,42^. Nach Grimma-Döbeln-Dresden: Vor mittags 6,50, 8,15*, (bis Großbothen) 8,24, 10,04 (bis Großbothen), 10,35-j-. Nachmittags 12,06 (bis Grimma), 1,04, 3,20, 5,48, 9,21, 11,22 (dis Grimma). Die mit * bezeichneten Züge verkehren nur Sonn- und Festtags; die mit -j- bezeichneten Züge sühren nur 1.—3. Wagenklasse, alle übrigen 1.—4 Wagenklaffe. Oontobüebvr erhält man in der öuekkankUung von 6ünr L Lulo. Hi« edles Ira neu Herz. Roman von BiktorRbeinberg. 19 Er mußte schweigen, so viel stand fest; denn wenn er für seine Person auch den Zorn, die Verachtung seiner Eltern aus sich zu nehmen bereit war, daS Lebensglück seiner Schwester durfte und konnte er nicht so grausam zerstören. Bis Hedda ver heiratet war, durste er zum mindesten keine Silbe laut wer den lassen, am besten, jetzt und immer schweigen; wie aber sollte er dies bewerkstelligen? Wenige Tage später schenkte sein Vater ihm ein kostbares Pferd. „Ich habe drei Monate geprüft und erwogen, ob Sa- ladin auch gut genug für Dich sei, und darin liegt eine Lehre für Dich/ sprach der Graf scherzend; „wenn ich so wählerisch bin in Kleinigkeiten, um wie viel sorgsamer mußt Du -u Werke gehen, handelt e» sich nur erst einmal darum. Dir eine Frau zu suchen." Robert wurde e» sehr ängstlich zu Mute bei diesen Wor ten, doch ahnungslos fuhr der Graf fort: „Natürlich wirst Du früher oder später heiraten, ich hoffe und wünsche e» selbst, setze aber auch mein ganze» Vertrauen in Dich. Ich weiß, daß Deine Wahl uns Ehre machen wird; ich bin stolz ans meinen Sohn!" Der junge Mann schlug unwillkürlich die Augen nieder, und hätte nicht der Gedanke an seine Schwester ihn zurückgehalten, er würde in dieser Stunde die volle Wahrheit bekannt haben * * * Thea Gräfin Clark war eine umsichtige, kluge, berechnende Frau, eine vollendete Weltdame; in ihrer anmutigen, anschei nend idolenten Weise verstand sie e» doch, die Ihren mit eiser- ner Faust zu regieren. Sie hatte den Lharakter ihre» Sohne» mit Sorgfalt studiert, e» überraschte sie mithin gar nicht, eine gewaltige Dosis Eigensinn und Widerspruchsgeist in ihm zu ent- decken; sie verstand e», ihn dein entsprechend zu behandeln. Sie sagte sich, daß, wenn sie auch nur den Namen von Lady Gida Hedderwick nennen, nebenbei vielleicht bemerken würde, daß sie jung und schön sei, die» vollständig genügen würde, um Robert gegen die reiche Erbin elnzunehmen. „Er soll Gida zu erst sehen, dann wird sich zeigen, wa» die Folge sein wird," sprach die kluge Mutter zu sich selbst. Einige Tage nach der Ankunst de» Herzog» trat Lord Wil- cox in das Zimmer der Gräfin und fand dieselbe in einer rei chen, schwarzen Samtrobe vor ihrem Schreibtisch sitzen. Lächelnd blickte sie bei dem Eintritt des Sohnes empor. „Allein, Mama, ich dachte, Hedda sei bei Dir." „Hedda ist mit dem Herzog im Glashause, setz' Dich, mein Sohn, und laß uns plauder»; wir sind jetzt so selten allein; sag' nur, waS denkst Dn von Dillon?" „Ich halte ihn für einen edlen, ehrenwerten, geistreichen, guten Mann, aber auch für ungeheuer stolz." „Stolz, das habe ich nicht beachtet; inwiefern, Robert?" „Ich kann eigentlich nicht angeben, wodurch dieser Eindruck auf mich hervorgerufen wurde, Thatsache bleibt derselbe aber doch; hat er sich schon erklärt?" „Ich glaube, er thut es jetzt; reiche mir jenen Fächer von dort drüben, ich finde den Morgen so heiß." „Dn bist warm gekleidet, Mama!" Er erhob sich, um das Gewünschte zu holen; wie hätte er ahnen sollen, daß jener Fä- cher absichtlich, wenn auch anscheinend so harmlos drüben aus jenen Tisch gelegt worden war neben ein kleines Miniatur-Ge mälde, das Gida Hedderwick darstellte. Tranmbefangen, seiner Mutter, seiner Fran vergessend, starrte Robert auf das kleine Bildnis, daS ein so wunderbares Mäd chenantlitz darstellte Gräfin Llark blickte empor „Was siehst Dn an Robert, was treibst Du dort?" Mit dem Gemälde in der Hand trat er näher. „Mutter, wer ist die»?" forschte er leise. „Da» würde ich Dir lieber nicht Mitteilen; Du kennst jene Dame nicht; e» ist das Bildnis einer Freundin von mir." „Eine Freundin von Dir, die ich nicht kenne!" wiederholte er verwundert. „Ihre Mutter ist meine Freundin, sie sandte mir dieses Bild; Du kennst beide nicht!" „Das hat seine Richtigkeit, Maina, denn wenn ich das Origi- nal jenes Porträts gesehen hätte, würde ich eS nimmermehr ver- gessen haben." „Lege das Bild hin, Robert!" befahl die Gräfin anschei nend ärgerlich; anstatt ihr Folge zu leisten, trug er aber das kleine Gemälde nur noch näher zum Licht und betrachtete es sehr aufmerksam. „Sie hat einen göttlichen Mund und welch' unvergleichlich herrliche, glänzende, dnukle Augen." „Bitte, lege das Bild wieder hin, woher Du es geuommeu," sprach die Gräfin, diesmal mit noch größerer Bestimmtheit, „und bringe mir „reinen Fächer !" Innerlich aber frohlockte sie ; „hätte ich ihn aufgefvrdert, das Mädchen schön zu finden, erwürbe mir widersprochen haben," dachte sie, „aber so hält er sie für eine verbotene Frucht, und das reizt ihu, fordert ihn heraus." „Mama, Du bist grausam," sprach er, das Bild noch immer fest in Händen haltend und an sie herantretend, „sag' mir, weu dies vorstellt?" „Weshalb wünschest Du e» zu wissen?" „Weil jene» Antlitz so schon ist, weil e» mich so innig an lächelt, al» «b irgend ein geheimes Verständnis zwischen uns bestehe." „Welcher Unsinn! Gehorche mir, Robert, gieb das Bild weg, vergiß es." „Warum?" „Weil die Schönheit jener Züge verderblich wirken kann, man lernt sich nach dein Original sehnen, und das wäre ebenso nutzlos als vergeblich." „Weshalb?" „Ich würde Deine zahllosen Fragen wirklich viel lieber nicht beantworten, mein Sohn." Er beugte sich nieder und küßte sie. „Als ich noch ein Knabe war, Mama," sprach er lächelnd, „da erreichte ich durch einen Kuß alles! Quäle mich nicht, Mama, und sage mir, warum ich leneS Bild nicht betrachten soll!" „Weil das Mädchen schön ist, aber Dir nicht angehöreu kann!" „Woher weißt Du daS, Mutter?" fragte er, im Augenblick nicht einmal daran denkend, daß er selbst ja verheiratet sei. „Wo her weißt Du, daß ich ihre Liebe uicht zu erringe» im stände wäre?" „DaS Original jenes Bildes ist die Tochter eine« der Vor- nehmsten des Reiches; ihre Eltern würden das Mädchen nn- einem Fürsten oder gar einem Prinze» auS königlichem Hanse geben; denke nicht weiter an sie, Robert, es wäre nutzlos!" „Wer weiß, Mama!" „Ich weiße», mein Sohn! Stähle Dein Herz gegen diese Schöne." 86,20