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"97 "98 Freude hatten. Und weißt du nicht, daß sich das Gute weder durch Befehle, noch durch Anstalten herbeyführen läßt, sondern, daß eö fich aus sich selbst entwickelt, und von jenen nur die Form erhält? Schon dieses hätte dich bescheidner in deinen Vor schlägen, und mißtrauisch gegen deine Ein sichten machen sollen. Du willst Dresden zum Sitz der Handlung und der akademi schen Musen machen. Wer wird vernünf tiger Weise an der Möglichkeit eines sol chen Wunsches zweifeln können, da er, von der Erfahrung unterstützt, mehrere Resi denzen ansühren kann, die den Musen und der Handlung zugleich nicht Llos ein schäz- zrnd-s Asyl, sondern eine nährende Mut ter sind, die ihre Kinder, bey aller sich darbtetenden Gelegenheit zur Verführung, dennoch so rein und unschuldig aus ihren mütterlichen Armen entlassen, das sie aus der stillen Hütte der Unschuld nicht reiner Zommen können. Aber wie kam eS wohl, daß man nicht schon längst jene Erfahrung auch hier wirtlich gemacht sah? Die leidi- digen Festungswerke können zwar den Schleichhandel, aber nicht den Handel hin derlich seyn; hinderten sie ihn doch in Magdeburg auch nicht. Sie können zwar das Terrain, aber nicht die Geister beschrän ken , die gewiß nirgends mehr sich heben, als wo man sie beschränken will, und die oft nicht einmal die Schranken der Ver nunft anerkennen wollen, wenn sie die Ein bildung ausbläht. Doch der Mensch sucht ja gewöhnlich die Hindernisse alles dessen, 4vas nicht möglich zu machen ist, lieber in den Umgebungen und Umständen, als tu der Sache selbst, und ist daher auch immer 'geneigter, dem Gott des Zufalls ftcygebtgen Weihrauch zu streuen, als einer höhern Weisheit. Er sey also richtig je ner Blick, der unter günstiger» Umständen, Dresden, auch seiner innern Natur nach verschönern soll: wird wohl die Mensch heit dadurch in der That etwas gewinnen, daß sie nicht, mehr bey Bärtheln, son dern bey Nickeln Most hohlt? Auch dort wird gute Seife gesotten; und die Ver änderung des Orts hat noch nie weder zur wahren Zufriedenheit, noch zur Vered lung irgend eines einzelnen Menschen, ge schweige der Menschheit im Ganzen etwas beygetragen. Und sollten die, deren Pflicht es ist, auf solche Dinge zu sehen, dem Guteu aufzuhelfen, wo eS der Hülfe be darf, es herbeyzusührcn, wo es sich ankün- dlget, und es dahin zu verpflanzen, wo es am besten gedeihen kann, —- sollten diese erst der Winke solcher bedürfen, die mit vom Schauplatze des Krieges entfernt, i» Kinderschwärmen, für die gute Sache zu fechten wähnen, und sich für das allge meine Beste aufgeopsert zu haben glauben, wenn sie ihren kleinlichen Vorstellungen, ihren gallsüchtigen Leidenschaften und ihrer anmasungsvollen Selbstsucht haben eine Gnüge thun können? Sie gleichen dem Arzte, der in einem dicken Buche die Sorge für den weiblichen Dusen empfiehlt, für den doch gewiß, weder ein Mädchen, noch eine Frau ängstlich zu sorgen hat, die in einem keuschen Leibe, eine reine, unschuldi ge Seeie bewahrt. So wird Dresden schön werden und sich heben, ohne dog es untergeschobener Wülste bedürfte, so wird es auch tu Zukunft Klücklich seyn, wie eS